München gegen Grünheide: BMW als besserer Tesla
Nächster Schritt in der BMW-Offensive von Minichamps: der i4 M50, also die Elektroversion des 4er Gran Coupé. Wie zuvor der iX, ein superb gemachtes all-open-Modellauto, ein schlagender Beweis dafür, dass Minichamps nach wie vor High Tech liefern kann.
Es gibt genügend Leute, die keinen Tesla Model 3 mehr kaufen. Obgleich sie Batterieautos schätzen, modern sind, die Umwelt im Sinne haben, von der neuen Mobilitätsmethode begeistert sind, die Marke Tesla als Synonym dafür sehen. Sie könnten sich locker einen neuen Tesla Model 3 leisten, aber sie wollen nicht mehr. Wegen Elon Musk. Weil er ihrer Meinung nach übergeschnappt ist. Weil er sich politisch engagiert in einer Richtung, die genau gegensätzlich zu derjenigen ist, welcher die meisten Käufer seiner Tesla-Autos anhängen. Wer ganz allgemein einem Batterieauto zugeneigt ist und im Speziellen einem Tesla Model 3, gehört zu den wohlmeinenden Optimisten, ist wohlhabend, ist ein urbaner Mensch, ist häufig Akademiker und wählt gerne Grün: „Mein energieeffizientes Haus, meine Wärmepumpe, mein Tesla, meine Ladestation in meiner beheizten Einzelgarage, mein Lastenfahrrad.“ Genau diese Klientel identifiziert sich überhaupt nicht mit Elon Musks politischen Statements, die sogar bis nach Deutschland reichen, wenn er empfiehlt, die AfD zu wählen. Das Image des Batterieautos Tesla ist nicht nur nicht deckungsgleich, sondern 180 Grad konträr zum Verhalten des Mannes, der hinter der Marke Tesla steht und der mit der Marke identifiziert wird.
Hier kommt der BMW i4 ins Spiel, dies- und jenseits des Atlantiks. Er zielt auf genau dieselbe Klientel wie der Tesla Model 3, hat aber keinen Musk-Malus. Er sieht aus, wie er aussieht, und über das BMW-Design wird munter und wortreich debattiert. Aber ein BMW hat kein politisches Image und sein Renommee wird auch nicht von bedachten oder unbedachten Äußerungen eines hedonistisch-manischen One-Man-Entscheidungsträgers beeinflusst, der offen auf einen Ministerposten hinarbeitet, nachdem Donald Trump die US-Präsidentenwahl gewonnen hat. Der i4 hat gute Chancen, den Tesla Model 3 zu beerben und so eine Art Volumen-Executive-Car seiner Klasse zu werden – seine Lieferfristen sind elend lang, was ein Indikator dafür ist, wie gut er sich verkauft. Somit hat Minichamps also ein gutes Marketinggespür bewiesen, den i4 zu achtzehnisieren, und zwar in der feinsten Version M50 mit zwei Elektromotoren und xDrive-Allradantrieb, ein 2,3-Tonner mit insgesamt 544 PS, nullhundert in 3,9 Sekunden und abgeregelter Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h.
Getarntes 4er Gran Coupé unter Strom
Das Design stammt vom gebürtigen Koreaner Seung-mo Lim, der zwar viel BMW-Formensprache zeichnete, aber wenigstens keine elektrische Formensprache. Lim äußerte sich bei der Präsentation zum Grill, ikonisch, wie er ihn nennt, und sagte, er erwarte kontroverse Diskussionen. Die bekam er zuhauf, aber er schaffte es gleichsam, die „Biberzähne“ durch die überwiegend schwarze Front zu entschärfen. Für ihn bedeutet das Andere, also die Veränderung des Erwarteten und Althergebrachten, schlichtweg „the power of design“. Seine Absicht, so Lim, sei es, den nunmehr vertikalen Grill in seiner Präsenz zu maximieren und neu zu proportionieren. Für ihn wäre es „more dangerous“, innerhalb der Komfortzone zu bleiben und nichts zu ändern. Außerdem wollte er den Vierer vom Dreier optisch absetzen. Und er betont, dass der breite Grill auch technisch nötig sei, weil man dahinter mehr Sensoren, Kameras und andere Technologie verstecken könne. Deshalb sei dieser Grill am Vierer „the most intelligent one ever“. Jedenfalls hat der Grill im elektrischen i4 weniger die Aufgabe, einen Motor und sein Kühlwasser zu kühlen als in seinem Verbrenner-Pendant, dem 4er Gran Coupé.
Jüngst im Beitrag über den neuen Minichamps BMW iX (Caramini-online vom 10. Oktober 2024) stellten wir fest und lobten, wie eindrucksvoll Minichamps die elektrischen Gewerke unter der vorderen Haube nachgebildet hat. Am Modell kann man sie öffnen, auch am i4 wieder mit vorbildlicher Kinematik an herrlichen Scharnieren. Aber auch beim i4 gilt wie beim iX, dass der Kunde die Vorderhaube nicht öffnen darf und kann, das ist Privileg der Werkstatt. Aber darunter sehen wir beim i4 nicht das Erwartete, für uns undefinierbare Elektrische, sondern nur die Plastikwüste, wie man sie von modernen Verbrennern gewohnt ist, die sich unter Abdeckungen verstecken müssen. Ein paar kleine Druckwerke über den Lampen und mittig, das „BMW i“ im Blickfeld des Mechanikers. Schön ist ein Druckwerk an der Haubeninnenseite und deren mattschwarze Antidröhnmasse.
Innen ist der wehrmachtsgraumetallic lackierte BMW mit Teppichboden ausgeschlagen, der Kofferraum ebenso, alles hoch detailliert, aber rabenschwarz (Alcantara-Nachbildung), kein Piktogramm wurde vergessen, sogar die Bedienhebel zur Sitzverstellung sind beschriftet, sehr schön die glänzenden Einstiegsleisten mit Dekor in BMW-Motorsportfarben. Diese finden sich auch am Heckschriftzug und den winzigen „M“-Logos an den Vorderkotflügeln, ein weiteres im Grill. An ihm vermissen wir die typische Klarsichtblende. Weitere, wenige Farbkleckse finden sich hinten, weil Teile der Rückleuchten tatsächlich auch heute noch rot eingefärbt sind. Mehr Rot als an den Rücklichtern scheint zwischen den Speichen der Alufelgen, denn rote Bremssättel sind heute ein Muss. Als Füße trägt die Minichamps-Interpretation die 19-Zoll M Y-Speichenfelgen 859 M Bicolor. Auch das Chassis kann sich sehen lassen. Die vordere Radaufhängung ist mehr oder weniger verborgen, sehr schön gemacht ist die Multilink-Hinterachse. Das Modell lenkt und federt.
Unser Fotomuster ist in M Brooklyn Grau Metallic lackiert, bald folgen Dunkelblaumetallic (also das in BMW-M-Kreisen unvermeidliche M Portimao Blau Metallic) mit hellem und Mineralweiß Metallic mit rotem Interieur. In 1:43 und in 1:87 wird Minichamps den i4 M50 ebenfalls bringen. Das werden alles 2022er Modelle sein, ebenso wie der Achtzehner. Zur gleichen Zeit, da Minichamps seinen i4 M50 auf den Markt bringt, lanciert BMW das modifizierte Original des Modelljahrs 2024, neue Scheinwerfer und Rückleuchten, neue Niere und Außenspiegel, optional in Carbon. Der i4 M50 ist ein weiterer Schritt innerhalb der Minichamps-BMW-Offensive. Ein klasse gemachtes Modell, ganz in der alten Minichamps-Tradition, die in den vergangenen Jahren etwas ins Hintertreffen zugunsten von sealed-Modellen geriet. Minichamps belegt mit den neuen BMW-Modellen: Wir können es noch immer und wir sind wild entschlossen, dies Euch zu beweisen. Es gelang. afs
Steckbrief:
Minichamps 110023010 BMW i4 M50 xDrive Gran Coupé (G26) 2022 hellgraumetallic. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP 209,95 Euro.