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News 1:18 Minichamps Porsche 911 Carrera 3,2 1984

Eine Glaubensfrage

Ein Auto in einer Farbe, die hervorragend passt – zum Auto und zu der Zeit, mit der das Auto verbunden wird. Und doch ein Auto in einer Farbe, die es im Original an diesem Auto nie gegeben hat. Minichamps bringt einen gelungenen Porsche 911 Carrera 3,2 von 1984 in knalligem Orange. Aber knalliges Orange gab es bei Porsche in den 80ern längst nicht mehr.

Porsche und BMW waren die Vorreiter. Sie brachten die bunten Farben bereits in der zweiten Hälfte der 60er Jahre und läuteten damit den Trend eines ganzen Jahrzehnts ein. Kräftige Farben lösten das einheitliche Weißbeigegrau der 60er ab, zunächst im sportlichen automobilen Sektor, dann schwappte die Mode auf Kleinwagen und zuletzt auch auf seriöse Mittelklasselimousinen mit Stufenheck über. Und sogar auf Transporter und Lastwagen, zumindest auf deren Planenstoff. Bei den einen war es ein richtiger Aufschrei, bei den anderen wenigstens ein erleichtertes Aufatmen, als das Bunt auf den Asphalt kam und die saturiert-miefige Farbtristesse der 60er Jahre ablöste. Der Farbwandel ging zeitlich anheim mit dem Wandel im Denken, als die Jungen im Jahre 1968 das Nachkriegsdenken radikal ablösten. Damals hießen die Orangetöne bei BMW Inka und bei Porsche Blutorange oder Gulf Orange, und dann kam noch Signalorange. Und es war nicht nur Orange. Es waren auch sonniges Gelb, giftiges Gelbgrün, Erdbeerrot, einfach Farbe, Farbe, Farbe.

Continentalorange hielt sich bei Porsche bis 1978, lieferbar für 911 und 928, also durchaus zu Zeiten des G-Modells. Und dies sollte für lange Zeit das letzte Orange sein. Die 80er waren Braunbeige, wieder gesetzt und gedeckt, hauptsächlich metallic waren sie, es begann die Zeit einer neuen Einheitslackierung wie schon in den 60ern, statt Weißbeigegrau nun in Metallictönen Silberanthrazitschwarz.

Als dritte der drei Farbvarianten des Porsche 911 Carrera 3,2 von 1984 bringt Minichamps ein orangefarbenes Coupé und einen Targa im selben Farbton, beide innen schwarz, ein schönes Paar im gleichen Anzug. Mit Vorbildfarben ist Minichamps firm und korrekt, im Normalfall. Hier nicht. So gut die Beiden aussehen und so sehr ein G-Modell in Continentalorange denkbar ist, so wenig gab es zu Zeiten des 911 Carrera 3,2 (also 1984 bis 1989) einen orangefarbenen Porsche. Das Modell ist ein 1984er Modelljahr, an dem sich bis zum Produktionsauslauf des G-Modells 1989 optisch nichts Markantes mehr änderte. Und in dieser Zeit gab es schlichtweg keinen orangefarbenen Porsche 911. Alles eine Glaubensfrage. Sie sehen einfach nur rattenscharf aus, die orangefarbenen Elfer! Noch rattenschärfer (lässt sich das Wort steigern?) wären sie vielleicht, wenn ihnen Minichamps zusätzlich noch die drei Streifen auf der Vorderhaube mit dem „911“-Logo verpasst hätte. Kriegsbemalung, eindeutig. Aber so nannte man das nicht, zumindest nicht offiziell. Denn „Kriegsbemalung“ klingt aggressiv, und welcher Autohersteller will schon Aggression mit seinen Produkten verbunden wissen?! Porsche sprach 1974/75 von „Sicherheitsstreifen auf der Fronthaube“.

Völlig eindeutig, verifizierbar und ohne Fallstricke mit der Realität verbunden sind die gleichzeitig erschienenen, weiteren Porsche 911 Carrera 3,2. Der Targa nach Indischrot und Orange ist Grandprixweiß 908 lackiert, eine Porsche-Ewigkeitsfarbe zwischen 1972 und 1996, und Minichamps kombiniert dies, damit’s nicht langweilig wird, mit einer schwarzen Innenausstattung und dunkelroten Sitzen. Das ist ein klassischer Porsche-Farbton, und weil Weiß derzeit ungemein in Mode ist, ist Grandprixweiß auf einem G-Modell heute gefragter denn je. Und dann noch ein schwarzes Cabriolet, ebenfalls mit dunkelroten Sitzen, ebenfalls die dritte Farbvariante nach Indischrot und Meteor Metallic (= Mittelgraumetallic).

Jede Karosserievariante, also Coupé, Targa und Cabriolet, ist nun in drei Farben erschienen, und dabei bleibt es, mehr ist nicht angekündigt. Alle drei gibt es in Indischrot, Coupé und Targa bilden ein orangefarbenes sowie ein weißes Paar. Farbliche Einzelstücke sind das Cabriolet in Meteor und in Schwarz. Die Modelle entsprechen den bereits präsentierten Farbvarianten dieses Typs, am 16. Oktober und 28. November 2024 auf Caramini-online vorgestellt: Reedition des Modells von 2007, einwandfreie Formgebung, schön detailliert mit optionalen Fuchs-Felgen, all open, lenkbar, gefedert, Kofferraummatte herausnehmbar, darunter Reserverad und automobile Infrastruktur.

afs

Jeder denkt, die Farbe passt, im kollektiven Gedächtnis passt sie. Aber in der Realität nicht. Wie soll man dieses Phänomen nennen? Es geht, kunstgeschichtlich betrachtet, in die Richtung des Eklektizismus’ (Vermischung mehrerer Stilrichtungen) oder gar des Simulacrums (eine Kopie von etwas, das es nie gegeben hat). Jedenfalls ist die Verbindung zwischen Porsche 911 G-Modell und der Farbe Orange ikonisch.
Modellfotos: bat
So sehen Sicherheitsstreifen auf der vorderen Haube eines Porsche 911 von 1974 aus. Das ist keine Kriegsbemalung, nein, nein. Das ist pure Sicherheit, vor allem in Kombination mit einer knalligen Farbe.
Foto: Archiv Porsche
In winterlichem, reinem, unschuldigem Weiß mit dunkelroten Sitzen im schwarzen Interieur präsentiert sich der aktuelle 911 Carrera Targa.
Typische 80er-Jahre-Farbe: schwarz, dazu rote Sitze. Hat etwas Diabolisches, fürwahr! Hat aber auch etwas Geheimnisvolles und Elegantes. Jedenfalls steht Schwarz dem offenen Minichamps Elfer ganz hervorragend.
Und nochmals Orange, diesmal am Targa.

Steckbrief:

Minichamps 100063025 Porsche 911 Carrera 3,2 Coupé 1984 orange, 100063062 dito Targa weiß (Targadach beiliegend), 100063064 dito Targa orange, 100063035 dito Cabriolet schwarz. Fertigmodelle Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP je 199,95 Euro.