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News 1:18 Norev Lancia Fulvia Coupé 1975

Ein Fulvia Coupé und Kindheitserinnerungen

Kaum ein Innenraum war so Licht durchflutet, kaum ein Armaturenbrett so schön: Nach ersten Ausführungen für einen Spezialkunden, das Ravenberger Handelskontor, bringt Norev sein Lancia Fulvia Coupé nun erstmals in den allgemeinen Fachhandel: Dublin Grün und ein Vertreter der letzten Bauserie vor der Ablösung.

Es war 1965, als der damals neunjährige Autor dieses Artikels und sein großer Bruder ihre schmalen Taschengelder zusammen warfen und den aktuellen Jahreskatalog der Auto Motor Sport erwarben. Dieser eröffnete den beiden die große Welt des Automobils mit vielen kleinen Schwarzweiß-Abbildungen, nach Ländern und Marken sortiert. Darunter in der Italienabteilung eine Abbildung des Lancia Fulvia Coupé in seiner ersten Ausführung, erkennbar am trapezförmigen Kühlergrill und vor allem an den riesigen verchromten Radkappen, die für Lancia so typisch waren und so bei keinem anderen Hersteller zu finden waren. Das filigrane, sehr schlichte und doch auffällig originelle Design des kleinen Coupés wurde sofort in die ewige Bestenliste des jungen Mannes aufgenommen und hat diese bis heute, sechzig Jahre später, nie verlassen.

Der Wunsch, dieses Auto einmal zu besitzen, sollte sich nicht erfüllen. Es wurde ein anderes. Es wurde ein Alfa GT Junior, bekannt als „der Bertone“. Auch er ein kleines Coupé, wie es zur damaligen Zeit viele gab, egal ob italienischer, englischer, französischer oder deutscher Herkunft und alle ähnlich begehrenswert. Warum diese kleinen Coupés und nicht unbedingt Cabrios, Spider oder Limousinen? Es hängt vielleicht damit zusammen, dass der automobile Anspruch ein anderer war. Zunächst hatte der Mensch den Wunsch nach dem Erlebnis der Bewegung, ähnlich minimalistisch und direkt wie beim Ski- oder Motorradfahren. Diesen erfüllten die kleinen und wie ein Handschuh passenden Coupés auf sehr direkte und dienstbare Weise. Sie waren kompromisslos um das beglückende Fahrerlebnis herum – und für nichts anderes gebaut. Heutige Sportwagen nehmen den Fahrer eher mit auf ihre Fahrt und berauben ihn so, in Watte gepackt, der ursprünglichen Direktheit seines Fahrvergnügens.

Das Fulvia Coupé ist die nahezu ideale Umsetzung menschlichen Fort-Bewegungsdranges in automobiler Form. Es erfüllt die Philosophie des aktiven Fahrens in hohem Maße. Leicht und mit mindestens 90 PS auch gut motorisiert, war es mit seinem Frontantriebsfahrwerk schnell und wendig. Im Centro Stile gestaltete der ansonsten eher unbekannt gebliebene Designer Piero Castagnero die hübsche, sehr leicht und luftig wirkende Karosserie, die im Laufe der elfjährigen, bis 1976 währenden Bauzeit in der so genannten dritten Serie lediglich eine Reduzierung ihrer Blechstärke erfuhr und ansonsten durch die üblichen Details wie Grill und Scheinwerfer upgedatet wurde. Ähnliches geschah im Innenraum. Es ist natürlich, dass man das Erscheinungsbild am Ende nicht mehr als modern empfand und dass anschließend das bereits unter Fiat Regie entstandene Beta Coupé die lang erwartete Nachfolge antrat. Dennoch ist das Fulvia Coupé aus heutiger Sicht kein guter Kandidat für automobile Nostalgie. Dafür ist es in seinen Qualitäten einfach zu dauerhaft aktuell geblieben.

Norev zirkelt die Filigranität 18 mal hinab

Norev, der inzwischen seit Jahren zuverlässige Lieferant hervorragend authentischer Nachbildungen klassischer und aktueller Modellvorbilder, liefert hier wieder einen Beweis seines hohen Niveaus. Nach einer dunkelblauen und einer roten Version, letztere netterweise mit dem Nummernschild des seinerzeitigen Testwagens von Auto Motor Sport versehen, kommt nunmehr ein grünes Exemplar der letzten Ausführung in Dublin Grün zur Auslieferung. Es zeichnet sich durch einen schwarzen Kühlergrill und im Inneren durch das originale, mehr gewollt modern als schön wirkende Zweispeichenkunststofflenkrad sowie Sitze mit integrierten Kopfstützen aus. Auch die verspielten, hellen Instrumente sind vorhanden. All open heißt, dass wir eine schöne Motornachbildung mit zufriedenstellender Prägetiefe und hohem Detailreichtum erblicken sowie einen Kofferraum, bei dem auch die Gummidichtung nicht weggelassen wurde. Für das Erspähen des Innenraums wären zu öffnende Türen aufgrund der großen Fenster gar nicht unbedingt notwendig gewesen. Wir genießen sie trotzdem, auch weil wir so die Nachbildung eines der schönsten Armaturenbretter seiner Zeit im Detail betrachten können. Das Fahrgestell ist ebenfalls detailliert ausgeführt. Die Federung und Radaufhängung hinten besteht aus separat eingesetzten Blattfedern. Da Kunststoffe im Laufe der Zeit „fließen“, sich unter Spannung also dauerhaft verformen, übernehmen beim Modell zusätzliche Schraubenfedern die Federung und verhindern den unschönen Effekt. Eine praktikable Lösung, zumindest solange, bis Norev sich den Einbau von metallenen Blattfedern zutraut.

Ein tolles Auto bekommt ein tolles Modell gewidmet. So ist es recht! Und was wünscht sich nun noch der nimmersatte Sammler? Die Antwort kann nur eine sein: Das Lancia Fulvia Zagato Coupé, bitte bitte!

mh

Die markante, umlaufende Fase ist das Hauptdesignmerkmal der Coupé-Karosserie. Das Design ist viel markanter und langlebiger als dasjenige der Limousine. Sehr schön ausgeführt sind die zierlichen Chromleisten rundum. Der filigrane Dachaufbau mit den großen Fensterflächen lädt geradezu dazu ein, entspannt durch schöne Landschaften zu flanieren und das, obwohl wir wissen, zu welch sportlich aggressiven Taten die Rallyeversionen der Fulvia fähig waren.
Modellfotos: bat
Das Armaturenbrett der Fulvia ist eines der schönsten und ausgereiftesten Exemplare seiner Zeit, eine Tatsache, die in Anbetracht der ansonsten oft unterirdischen Qualitäten in jener Epoche mehr als eine Erwähnung wert ist.
Im Rahmen der Vorgaben – Motorplatte statt separatem Bauteil – tat Norev das best Mögliche und sparte nicht an Zusatzaggregaten. Die Farbe der Zündkabel harmoniert mit dem Außenlack. Einen V4-Motor hatten damals nicht viele Anbieter, neben Lancia auch Ford und der sowjetische Zaproshez.
Auch ein kleines Coupé kann einen Kofferraum haben – auch wenn statt eines Koffers nur ein Reserverad hineinpasst. Hübsch ist der mattschwarze Dichtgummi.

Steckbrief:

Norev 187983 Lancia Fulvia Coupé Serie 3 1975. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. VP 89,90 €.