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News 1:18 Norev Mercedes 190 SL W121 1957

Nichts Neues über Rosis SL. Oder doch?

Ein attraktives Vorbild, ein attraktives Modell: Norev bringt seinen Mercedes 190 SL in neuer Farbe, in jungfräulichem Weiß mit dunkelroter Innenausstattung. Dergestalt gibt es ihn nicht im Fachhandel, sondern exklusiv bei Mercedes.

Wer vom Mercedes 190 SL spricht, kommt nicht umhin, Rosemarie Nitribitt zu erwähnen. So abgedroschen das sein mag und so wenig die Dame symptomatisch für den 190 SL ist – es geht nicht ohne. Kaum ein in halbwegs großer Serie hergestelltes Automobil ist so sehr mit dem Namen eines einzelnen und konkreten Menschen verbunden, der es gefahren hat. Also müssen wir auch. Neues zu Rosi, in Bezug auf den 190 SL? Schwierig, schwierig. Alles schon gesagt. Aber wir können einen fast schon kalauerartigen Bezug herstellen zwischen der Farbe des neuen Norev 190 SL und demjenigen von Rosemarie Nitribitt. Norev macht ihn in Weiß, und diese Farbe wird gemeinhin mit Reinheit und Jungfräulichkeit in Verbindung gebracht. Der Dame Nitribitts Mercedes war schwarz, und sie ein „gefallenes Mädchen“ (wie man in den 50ern so schön sagte). Wenn also der 190 SL mit der Frankfurter Nobelprostituierten in Verbindung gebracht wird, so dürfte er nie weiß sein. War das jetzt gut in Bezug auf „Neues vom 190 SL und der Dame Nitribitt“? Etwas Besseres fällt uns bei aller Liebe nicht ein. Oder doch?

Was ist eigentlich aus Rosemarie Nitribitts 190 SL, Lackfarbe Schwarz 040 mit dunkelroten Ledersitzen und einem elfenbeinfarbenen Hardtop, Besatzungskennzeichen H70-6425, Erstzulassung 18. Mai 1956, geworden? In Wikipedia steht, er sei verschollen. Aber in Wikipedia steht so vieles… Nach Nitribitts Tod am 29. Oktober 1957 fand die Polizei in ihrer Wohnung keinen Autoschlüssel, der Wagen selbst war ebenfalls unauffindbar. Mittlerweile ist bekannt, dass Rosi ihren 190 SL am Vormittag eben jenes 29. Oktober in die Frankfurter Mercedes-Niederlassung zur Reparatur brachte. Das erklärt das Fehlen von Schlüssel und Auto. Sie konnte den Wagen nie wieder abholen. Rosemarie Nitribitts Mutter war Alleinerbin, bekam den Wagen aus der Werkstatt zurück und verkaufte ihn, sobald sie den Erbschein hatte, an einen Frankfurter Gebrauchtwagenhändler. Dort erwarb ihn ein Hamburger Reedereikaufmann. Er verunfallte damit, der Unfallwagen wurde durch einen Gebrauchtwagenhändler repariert, und in diesem Zuge wurde der schwarze 190 SL in Silbermetallic umlackiert. Dann verliert sich seine Spur, doch 1970 wurde der Wagen mit Verweis auf seine prominente Vorbesitzerin im Kleinanzeigenteil der Auto Motor Sport angeboten. Weiterhin munkelt man in der SL-Szene, der Wagen sei 1975 in München verschrottet worden. All diese Erkenntnisse verdanken wir einem Artikel von Norbert Schneider, veröffentlicht in der 190-SL-Clubzeitschrift „190 SL Revue“ vom ersten Quartal 2005, der die Spur von Rosis SL mit großem Aufwand nachverfolgte. Somit sind diese Erkenntnisse nun zwar auch schon wieder 20 Jahre alt, aber weil nicht jeder die „190 SL Revue“ liest, dürften sie für so manchen Leser neu sein. Somit also: zwar nichts Neues, aber Spannendes über Rosemarie Nitribitts schwarzen 190 SL.

Weißes Auto mit weißen Reifenflanken

Der Norev-190er ist ein altbekanntes Modell und wurde zurecht schon vielfach gelobt, es ist eine schöne Miniatur und stellt einen 190 SL ab Juli 1957 dar, ersichtlich an der in den hinteren Stoßstangenhörnern integrierten Kennzeichenbeleuchtung – dagegen sprechen allerdings die dreifarbigen Rückleuchten, die es nur bis Mai 1956 gab. Womöglich ist er aber auch noch jünger, denn orangefarbene Vorderblinker kamen erst im Juni 1961.

Formal ist alles bestens, die Konstruktion erfolgte nach allen Regeln der Kunst, all open, lenkbar, sämtliche Chromteile separat eingesetzt (das Modell trägt nicht einen silbernen Druck!), auch von unten sehenswert mit vorderer Aufhängung und hinterer Eingelenk-Pendelachse. Der Motor (silberner Block in schwarzem Motorraum) ist ordentlich, aber die Haube hat einen viel zu geringen Öffnungswinkel. Dafür gibt es für sie eine bewegliche Haltestange. Im Kofferraum findet sich ein schönes, fünftes Rad im Kofferraum, ebenso mit weißer Flanke wie die anderen vier, aber vorbildkonform ohne Radkappe. Innen ist der Wagen sehr fein gemacht, Teppichboden, elfenbeinfarbenes Lenkrad mit Hupring, die Blechsektion des Armaturenbretts in Wagenfarbe nuancengleich bedruckt, verborgene Scharniere für die Türen. Das aufgeklappte Verdeck kann gegen ein beigelegtes geschlossenes Stoffdach ausgetauscht werden. Die Lackierung ist Weißgrau 158, bei Daimler-Benz bis 1971 auf der Farbpalette, innen dunkelrot. Das Modell wird bei Mercedes über den Accessoireshop Anfang Oktober lieferbar sein.

afs

Für viele Enthusiasten ist ein 190 SL in 1:echt ein zu teurer Traum. Gute Exemplare sind sechsstellig. 100 Euro hingegen für ein Norev-Modell sind durchaus bezahlbar. Unterhaltskosten: null, sofern man nicht seinetwegen eine Vitrine kaufen muss. Auch das unterscheidet das Modell vom großen Auto. Also spricht mehr für das Modell als für den Echten.
Modellfotos: bat
Träumen erlaubt: Wie wäre es, wenn dies kein Modell wäre, sondern ein echter 190 SL? Die Frage aller Fragen für die kurze Zeit vor dem Einschlafen, wenn man seinen Gedanken freien Lauf lässt, sie aber noch im Griff hat: Wie würde ich hinter diesem Lenkrad aussehen?
Es gibt Fotos von Rosemarie Nitribitt mit ihrem schwarzen 190 SL und ihrem weißen Pudel. Das Veröffentlichungshonorar ist hoch. Zu hoch für Caramini. Also zeigen wir keinen schwarzen, sondern einen roten 190 SL, und nicht Rosemarie Nitribitt, sondern eine unbekannte Schönheit ungefähr gleichen Alters (und sicherlich mit tadellosem Leumund). Zeitgenössisch ist das Foto allemal. Obendrein sehenswert. Und kostenlos für uns, weil uns das Negativ gehört.
Foto: Archiv afs

Steckbrief:

Norev B6 604 0710 (Mercedes-Bestellnummer) Mercedes 190 SL W121 1957 weiß. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18, geschlossenes, schwarzes Verdeck beiliegend. UVP bei Mercedes 100 Euro.