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News 1:18 Norev Porsche 718 Spyder RS (Typ 982) mit Weissach-Paket 2024

Die Tanne gibt’s zu Weihnachten

Wenn man nicht besprechen kann, was neu am Markt ist, muss man besprechen, was kommendes Weihnachten auf den Markt kommen wird: einen tannengrünen Porsche 718 Spyder RS von Norev, obgleich die ausgelieferten Neuheiten rot und silbern sind. Macht nichts. Der künftige Grüne kann alles, was die aktuellen beiden auch können. Und das ist ganz schön viel.

Die ersten Porsche 718 von Norev sind in der Auslieferung. Und wieder hat Norev zu wenige produziert um die Nachfrage zu befriedigen: restlos ausverkauft ist die gesamte Auflage (deren Höhe bekanntlich nicht kommuniziert wird). Caramini-online kann also die beiden nun erhältlichen Versionen, rot ohne und silbern mit Weissach-Paket, nicht zeigen. Das ist bei Porsche-Modellen von Norev häufig der Fall. Wir fragen uns, warum Norev nicht einfach mal mehr Modelle produziert. Man wird es ja wohl wissen, bei Norev, denn leer ausgegangene Händler pflegen den Hersteller auf solche Missstände aufmerksam zu machen.

Wenn wir schon keine Serienmodelle zeigen können, so immerhin ein Vorserienmodell, den 718 Spyder RS mit Weissach-Paket in Tannengrün Metallic. Passend zu Weihnachten und rechtzeitig zu Weihnachten, verspricht der für Porsche-Modelle zuständige Norev-Product Manager Ben Schumacher das Modell fürs Jahresende. Freundlicherweise ließ er uns ein Vorserienmodell zukommen, das formenbauerisch natürlich endgültig ist (weil identisch zu den nun ausgelieferten Neuheiten), aber im Detail noch die ein oder andere Imperfektion aufweist. Als da wären: Die „Spyder RS“-Schriftzüge auf den Türen und dem Heckdeckel sollten in Speedgelb gehalten sein, sind aber orange. Lakonisch meint Schumacher: „Wie es der Zufall will, hat Speedgelb die gleiche Norev-interne Nummer wie ein RAL-Orange, und die Kollegen haben sich beim Muster für den (falschen) RAL-Ton entschieden.“ Des weiteren: Sitzschalen und Überrollbügel sind beim Tannengrünen noch nicht final dekoriert. Das Muster verfügt über im Wassertransferverfahren hergestellte Decals, die Serienmodelle werden mit Tampondrucken versehen. Sodann wird der am Vorserienfahrzeug schwarze Streifen in der Mitte des Kofferraumdeckels beim Produktionsmodell in Karosseriefarbe gehalten sein. Es gibt drei konfigurierbare Varianten der Carbon-Haube beim Weissach-Paket, nämlich komplett Sichtcarbon, Streifen in Wagenfarbe oder die komplette Haube in Wagenfarbe lackiert. Alles andere am Modell entspricht der künftigen Serie.

Großes Kino dank Kinematik

So haben wir also ein Vorserienmodell, bestimmt für eine kommende Auslieferung, als Substitut für die Serienmodelle auf dem schwarzen Schreibtisch stehen. Weil es den mittelmotorigen Oh Tannenbaum erst in einem Dreivierteljahr zu kaufen geben wird und wir uns vorher noch über Frühling, Sommer und Herbst freuen, lassen wir uns nicht über Farbästhetik aus. Wir tun auch nicht so, als sei der Tannengrüne in GT-Silber Metallic lackiert (man könnte kalauern, dieser verkörpere das Lametta am Weihnachtsbaum). Wir betrachten ihn schlichtweg unabhängig von seiner Farbe als Porsche 918 Spyder RS mit Weissach-Paket.

Die bisherigen, aktuellen Porsche-Modelle von Norev starteten auf einem hohen Niveau und überflügelten sich in Folge mit jedem neuen Porsche. Und mit dem 718 legt Norev gegenüber dem jüngst erschienenen 911 S/T (siehe Caramini-online vom 22. April 2025) nochmals eine Schippe drauf. Diese Schippe hat eine Bezeichnung: Kinematik. Schönes Wort, kommt aus dem Griechischen, „kineo“ heißt „ich bewege“, „kinema“ ist die „Bewegung“ (und spätestens jetzt wissen wir, warum das Lichtspielhaus auf Englisch Cinema und auf Deutsch Kino heißt). Darunter versteht man, wie sich ein Ding im Raum, in der Zeit und der Beschleunigung bewegt. Kinetisch ist der hintere Deckel am 718 Spyder, und wenn er ein Meisterstück für den Fortgang seiner Karriere bräuchte, so hätte sich Ben Schumacher diesen mit dem kinetischen Porsche-Deckel erarbeitet. Denn das ist schlichtweg genial, lässt den Betrachter staunen und verführt den neugierigen Sammler immer wieder, damit zu spielen. Und das geht auch, immer wieder. Da macht man nichts kaputt, da verkantet nichts, da verbiegt sich nichts (sofern man nicht mutwillig und stumpfsinnig vorgeht – theoretisch kann man alles kaputt machen, wenn man will oder muss).

Die Liste der aktuellen Kardinaltugenden schraubte Norev schon bei den jüngsten Porsche nach oben: Alle Grills sind fotogeätzt, somit also durchsichtig, und der Betrachter kann das Dahinter sehen. Alle Karosserie- und Innenraumbereiche, die mit Carbontextur versehen werden können und müssen, sind damit versorgt – und zwar nicht mit billig wirkendem Prägecarbon (zu dem sogar AUTOart und Almost Real dann und wann greifen), sondern sehr hochwertig mit Drucken, schön glänzend. Das sind entweder kleinste Flächen, die gebogen sind, wie die Überrollbügel oder Innenraumdetails, oder riesige Flächen wie der vordere Deckel. Porsche verbaut unterschiedliche Bremsen. Die Keramikbremse (Porsche Ceramic Composite Brake = PCCB) beinhaltet gelochte Bremsscheiben aus Keramikverbund, genauer aus kohlefaserverstärktem Siliciumkarbid. Porsche macht dies optisch durch gelbe Bremssättel kenntlich. Sie sind leichter, hitzebeständiger, haltbarer, wesentlich teurer (auch, weil sie 72 Stunden in Hochtemperaturöfen verbringen müssen) und höchst renommeebehaftet. Diese Bremsen haben Fahrzeuge mit Weissach-Paket, so wie der tannengrüne 718. Die Bremsscheiben anderer Porsche sind aus Stahl. Norev differenziert hier ebenfalls und bildet die Stahlbremsscheiben aus fotogeätzten Teilen nach, damit sie schön glänzen. Die Keramikbremsscheiben glänzen nicht, weder bei Porsche noch bei Norev. Ein weiterer Punkt am konkreten 718: Alle Scharniere sind so genannte Hardware-Scharniere, also keine an die Hauben oder an die Türen formintegriert angegossene „Doglegs“.

Das alles ist nicht unbedingt Pflicht, verglichen mit anderen Herstellern. Das geht schon in Richtung Kür. Aber der doppelte Rittberger ist der Heckdeckel. Der führt eine akrobatische Glanzleistung auf, eine bemerkenswerte Choreographie, eben jene eingangs angesprochene Kinematik, die dem Original entspricht und für Ben Schumacher eine konstruktive Herausforderung darstellte, die bewältigt zu haben er zurecht stolz ist. Nun muss man, der Ehrlichkeit halber, sagen, dass derartige kinematische Wunderwerke keine Norev-Erfindung sind und dies im 1:18-Sektor auch nicht disruptiv (Achtung: Modewort!) ist. Man denke nur an den Minichamps Mercedes SL R230, an dem sich das Stahlhardtop („Variodach“) ganz dem Vorbild entsprechend mit ungemein vielen Scharnieren zusammenfalten ließ und sich im Kofferraum versteckte. Das ist nunmehr 25 Jahre her, und der Mechanismus besticht noch heute. Auch Norev selbst konstruierte bereits Derartiges am 1937er Peugeot 402 Éclipse, auch eine Altheit, die Caramini-online jüngst in neuer Farbe vorstellte (8. März 2025). Doch mit dem 718-Heckdeckel ging Norev tatsächlich in die Vollen. Dieses „Event“ muss man genießen, den Deckel zu öffnen und zu schließen.

Porsche mit roten Hitzeschutzschlaufen

Boxster heißt der Spyder nicht mehr, und gebaut wird er auch nicht mehr – bis auf den Spyder RS. Der „normale“ Boxster in seiner dritten und facegelifteten Generation (manch einer spricht von der vierten Generation, denn alles ist relativ) mit internem Kürzel 982 ab dem Jahre 2016 wurde im vergangenen Jahr vorzeitig vom Markt genommen. Grund dafür ist die EU-Vorschrift zur Cybersicherheit und Softwareupdates, die seit Juli 2024 gilt. Der Boxster teilt sein Schicksal beispielsweise mit dem Porsche Cayman und Macan, dem VW Bulli T6.1 und dem VW Up. Der Aufwand, diese schon älteren Fahrzeuge fit für die neuen Vorschriften und somit Hacker-resisitent zu machen, wäre zu groß gewesen. Keine Regel ohne Ausnahmen, davon profitiert der Spyder RS (und sein baugleicher Coupé-Bruder 718 Cayman GT4 RS): zu geringe Stückzahlen, als dass die Vorschrift greifen würde. Darum lebt der Porsche 718 Spyder RS weiter, obgleich sein Basismodell Boxster in all seinen Varianten sterben musste. Der Spyder RS ist kein Vierzylinder-Turbo-Boxer wie die anderen Boxster, sondern ein Sechszylinder-Boxer, knackige 500 Mittelmotor-PS aus 4 Litern Hubraum, 308 km/h schnell und damit der schnellste Boxster aller Zeiten. 2021 bekamen die Mittelmotor-Porsche erstmals die Bezeichnung RS zugebilligt, die zuvor dem 911 reserviert gewesen war, der Sechszylinder-Boxer als Ableitung des Motors aus dem 911 GT3, Preis ab 158.700 Euro, und die Krönung ist das unvermeidliche Weissach-Paket.

Beim Porsche und beim Norev-Modell finden sich das Weissach-RS-Logo auf der Kopfstütze, rattenscharfes Sicht-Carbon allüberall (Deckel, Spiegelschalen, Sideblades, Lufteinlässe hinter den Türen, Blende an den Überrollbügeln, Gurney Flap und Gehäuseoberteil der dritten Bremsleuchte), Norev miniaturisiert auch die Titan-Auspuffendrohrblenden, und auf den spezifischen Magnesium-Schmiedrädern findet sich das RS-Logo auf dem Zentralverschluss. Die Dekoration, sogar im kleinsten Detail, begeistert, vor allem im Innenraum, wo kein Piktogramm vergessen wurde, die 12-Uhr-Markierung auf dem Lenkrad gelb leuchtet und sogar die Plakette auf dem Handschuhfachdeckel verchromt blitzt. Aber auch so Winzigkeiten wie ein Aufkleber auf der Heckdeckelinnenseite sind spitze. Besonders hübsch gemacht sind die roten Schlaufen auf dem hinteren Deckel. Ihre Bewandtnis: Das sind Hitzeschutzschlaufen und sie dienen dazu, die vom Motor ausgehende Hitze zu lenken und zu verteilen. So kann keine Hitze auf empfindliche Teile des Innenraums übertragen werden.

Der Tannengrüne wird also bis Weihnachten auf sich warten lassen und sein großes Vorbild wird dann bereits ein Auslaufmodell sein. Ende 2025 endet die Produktion des 718 Spyder RS und des Cayman GT4 RS mit Verbrennungsmotor endgültig. Und das ist so endgültig, wie momentan eben alles endgültig ist, was mit dem Verbrenner-Aus zu tun hat. Denn so manches endgültige Aus wird verschoben und verschoben und verschoben.

afs

Der letzte Überlebende einer Modellreihe, die 2025 wohl endgültig sterben wird. Der Spyder RS profitiert von einer Ausnahmeregelung, er muss nicht Hacker-resistent sein. Auf geht’s, let’s häck the Spyder!
Modellfotos: bat
Einsteigen und losfahren. Wo hat dieses Auto eigentlich seinen Aschenbecher? Hat es einen? Ziemt es sich für einen Porsche-Fahrer, heute noch zu rauchen?
Blow-up der Carbonisierung und zwei knallrote Hitzeschlaufen. Das umweltpolitische Schlagwort der Decarbonisierung stößt Sportwagenliebhabern sehr übel auf.
Stationen der Heckdeckel-Choreographie.
Schnappschuss auf der Spielwarenmesse Ende Januar 2025: Spyder RS in Indischrot und Weissach-paketierter in GT-Silber Metallic (und so manch anderes Spannendes) nebst zwei Tassen Kaffee auf dem Norev-Stand in Nürnberg.
Foto: afs
In Dubai findet regelmäßig das „Icons of Porsche“-Festival statt, eine Kombination aus Porsche, Kunst und Kultur. Zu den Highlights 2023 zählte der 718 Spyder RS in Sternrubin Neo.
Foto: Porsche

Steckbrief der ausgelieferten Serienmodelle:

Norev 187271 Porsche 718 Spyder RS (Typ 982) 2024 Indisch Rot und 182720 dito mit Weissach-Paket GT-Silber Metallic. Fertigmodelle Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP je 115 Euro.