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News 1:18 Norev Porsche 963 9RD 4.6L Turbo V8 2024

Renner mit Kondition

Für Ausdauerrennen konzipiert, Langstrecke, stundenlang: Norev macht den aktuellen Le-Mans-Prototypen von Porsche, der Le Mans nicht gewann. Im edlen, güld’nen Outfit vom Hertz Team Jota debütiert der Porsche 963. So filigran wie an ihm haben wir noch keine Türscharniere gesehen.

Für den Außenstehenden, also für den Betrachter, Eigentümer oder, bei Rennwagen, Zuschauer des Rennens, ist die Optik eines Fahrzeugs das erste Kriterium, wie er sich dem Auto nähert. Das Design sticht ins Auge. Darum ist es aller Ehre wert, den Designer (oder das Designteam) zu ehren. Dazu muss das Design mit einem konkreten Namen, dem des Formenschöpfers, verbunden werden. Bei ikonischen Fahrzeugen existiert fast immer ein Name. Bei einer Ikone, dem Porsche 911, ist dieser Name ein wenig umstritten, denn es gibt ein offizielles Porsche-Narrativ, das im Gegensatz zum historischen Wissen der Fachleute steht. Rennwagen haben auch einen Designer, logischerweise, aber fast nie ist er bekannt. Wer hat den Porsche 963 gezeichnet? Wer weiß es, wer hebt den Arm?

Wer hat überhaupt die ikonischen Porsche-Rennwagen gezeichnet? Eugen Kolb war’s! Ein Name, den man kennen sollte, aber selten kennt ihn jemand. Eugen Kolb unter seinem Chef Gerhard Schröder (nein, nicht der ex-Bundeskanzler!) zeichnete sie alle, den 906, 907, 908, 910, 917, 935, 936, 956 und den 962. Es war stets die Porsche-Rennabteilung, die für das Rennwagenstyling verantwortlich war. Die Style-Abteilung ließ man nicht ran. Doch Eugen Kolb ließ man, umgekehrt, einmal an ein Serienfahrzeug ran: Er war es, der aus dem 911 SC Targa das 1983 erschienene Cabriolet schuf, sozusagen seine letzte Tat vor der Rente.

Nun ist Kolb nicht nur in Rente, sondern auch tot, und mittlerweile darf die Style-Abteilung unter Grant Larson (Director of Special Projects Style Porsche) ran, und unter ihm zeichnete Stéphane Lenglin den Porsche 963. Anleihen nahm er sich von eben jenen von Kolb gezeichneten 956 und 962, die in den 80ern rannten. Es ist der erste Langstrecken-Rennporsche seit dem 911 GT1 von 1998, gezeichnet von Norbert Singer, den das Porsche-Stylingzentrum zusammen mit der Motorsportabteilung kreierte. Wenn ein Rennwagen also nicht nur „Ingenieurskunst“ unter Zuhilfenahme des Windkanals ist, sondern das Ergebnis einer professionellen Designarbeit, dann ist das nicht nur ein Grund, um siegreich zu sein, sondern auch einer, um schön zu sein. Und wenn er siegreich und schön ist, so ist das ein Grund, ein Norev-Modell werden zu dürfen. Da wir den Schöpfer der Außenhaut des Porsche 963 benannt haben, wollen wir auch den Product-Manager bei Norev beim Namen nennen, der ihn achtzehnfach verkleinerte. Es ist Ben Schumacher.

Erfolgreich – aber nicht in Le Mans

Präsentiert wurde der Porsche 963 beim Goodwood Festival of Speed 2022 – ein regelkonformer Prototyp für die Langstrecken-Westmeisterschaft, vulgo also ein Le-Mans-Renner. Antrieb ist ein 4,6-Liter-V8-Biturbo mit rund 680 PS, basierend auf dem Aggregat des RS Spyder und 918. Als Kundenfahrzeug kam der 963 erstmals in der Saison 2023 zum Einsatz, relativ erfolgreich in den USA, nicht erwartungsgemäß in Europa (Rang 9 in Le Mans). 2024 lief besser: Sieg beim 24-Stunden-Rennen in Daytona, obendrein Plätze 4 bis 6, Sieg bei den 1812 Kilometern von Katar, aber wieder keiner in Le Mans. In der aktuellen Saison 2025 siegte ein Penske-963 bisher beim 6-Stunden-Rennen im australischen Austin. Le Mans? Wieder nicht, 14,084 Sekunden hinter den siegreichen Ferrari. Neben der FIA-Langstreckenmeisterschaft wird der Porsche 963 auch in der IMSA Sports Car Championship eingesetzt, einer rein US-amerikanischen und kanadischen Sportwagen-Rennserie. Dort sind ebenfalls Penske und das deutsche Privatteam Proton zu Gange, darüber hinaus auch JDC Miller Motorsports. Für Penske lief es dort 2023 und 2024 recht gut, etliche Podestplätze, und die Saison 2025 war, zumindest jenseits des Großen Teiches, für das Werksteam Porsche-Penske prima: elf Siege, zwölf Titel, der Porsche 963 ist das erfolgreichste Fahrzeug in der IMSA-Serie. Doch nun, nach drei Jahren, endet das Porsche-Engagement in der Sportwagen-Weltmeisterschaft. Grund: Die Porsche-Krise, die schlechten China-Verkäufe, die US-Zölle, die dummen und bösen Kunden, die keine Elektroautos wollen, der Porsche-Gewinneinbruch um 91 Prozent im zweiten Quartal 2025. Obendrein hadert Porsche damit, Sebastian Vettel nicht für Le Mans verpflichtet haben zu können.

Mittlerweile gibt es auch einen Porsche 963 mit Straßenzulassung, den Typ 963 RSP, der aber nur eine Fingerübung der Ingenieure ist, ohne Ambitionen auf Verkauf und Einsatz. RSP steht für Roger Searle Penske, den Eigentümer des US-amerikanischen Rennstalls Team Penske, mit dem Porsche eng zusammenarbeitet und das den 963 bei Langstreckenrennen einsetzt – neben dem Hertz Team Jota (nicht mehr 2025) und Proton Competition.

Goldstücke mit Akzenten in Mattschwarz oder Weiß

Norev hat sich bei seinen Erstlingen für die edel lackierten Fahrzeuge vom Hertz Team Jota entschieden, goldmetallic mit mattschwarz beziehungsweise mit weiß lackiert, der Schriftzug „Singer“ auf der Finne beidseitig in Goldchrombedampfung. Die beiden Fahrzeuge sind weitgehend gleich, minimale (aber äußert korrekt dargestellte) Unterschiede in der Dekoration – immerhin groß genug, um das Duo als unterschiedliche Fahrzeuge wahrzunehmen. 2023 startete das Team mit einem Fahrzeug, der # 38 (Fahrer: António Félix da Costa, Will Stevens und Ye Yifel), 2024 zusätzlich mit der # 12. Norev macht die beiden 2024er-Renner, # 12 mit Will Stevens, Callum Benjamin Ilott und Norman Nato sowie # 38 mit Jenson Button, Philip Hanson und Oliver Rasmussen. Generell sahen die Autos während der kompletten Saison gleich aus, aber winzige Details unterscheiden sich doch manchmal von Rennen zu Rennen – und sei es nur ein Aufkleber mehr oder weniger. Konkret miniaturisiert hat Norev die # 12 als Siegerauto des 6-Stunden-Rennens in Spa am 11. Mai 2024 und die # 38 als Teilnehmer des 5-Stunden-Rennens in Austin/Australien (Lone Star Le Mans auf dem Circuit of the Americanas) am 1. September 2024 (Rang 6).

Das Norev-Modell konkurriert (natürlich!) mit demjenigen von Spark aus Resine, ist aber (natürlich!) ein Metallauto und kann im Gegensatz zum Resinebomber einiges, so lenken und rollen, vor allem aber die Türen aufmachen. Diese sind aus Kunststoff gefertigt, um leicht genug zu sein für hauchzarte Scharniere, von denen wir meinen, besser geht es in Großserie wohl nicht. Überdies lenkt das Modell, wenngleich der Lenkeinschlag nicht gerade rückwärts einparken in einem Zug auf der Düsseldorfer Kö zulässt. Aber das muss ein Porsche 963 auch nicht können. Ein Norev-963 besteht aus rund 80 Einzelteilen und weist 160 Dekorationen auf. Das sind beeindruckende Zahlen, die uns Product-Manager Ben Schumacher verraten hat. Wir haben das Modell nicht zerlegt und die Einzelteile nachgezählt. Wir glauben ihm. Schumacher bewies mit diesem Modell, dass er Rennwagen kann und mit Begeisterung zur Sache geht. Es sind nicht nur die Türscharniere, die begeistern, sondern auch viele kleine Details wie das glänzende Porsche-Logo vorne, die leicht reliefartig angebrachte, goldene „Singer“-Beschriftung und die vorbildlich unterschiedlich gestalteten Warn- und Hinweismarkierungen: Bei der # 12 sind die Pfeile und die Umrandungen von Tankeinfüllstutzen sowie Wagenheberaufnahme in Tagesleuchtorange gehalten, bei der # 38 in Neongelb.

Die Modelle, die wir zeigen können und dürfen, sind Vorserienmuster, nicht auf dem letzten Stand. Es werden noch Kleinigkeiten geändert, auch formaler Natur. Das „Mobil 1“-Logo auf der vorderen Haube ist beim Muster weiß, in Serie wird es golden sein; Tankstutzen und Luftdruckheberanschluss wandern auf die andere Seite. Ein paar Dekorationen werden bei beiden Modellen noch angepasst. Die Nuancenungleichkeit des Goldtons auf den Metall- und den Kunststoffflächen ist ebenfalls nicht definitiv, der Goldton wird angeglichen. Nach diesen beiden Erstlingen wird das Weltmeisterauto der Saison 2024 kommen.

Norev ist nicht gerade für Wettbewerbsfahrzeuge bekannt. Straßenautos sind eher deren Kernkompetenz. Mit dem Porsche 963 beweist Norev, auch Rennsport zu können. Und zwar gut zu können.

afs

Norev kann nicht nur Porsche, Norev kann auch Porsche-Motorsport, und nicht nur historischen, sondern topaktuellen. Im Porsche-Shop kostet ein 963 von Spark satte 300 Euro, im Fachhandel ein 963 von Norev schlappe 100 Euro – und er kann mehr! Noch Fragen, Kienzle? Nein, Hauser.
Modellfotos: bat
Details: goldener, erhabener „Singer“-Schriftzug auf der Finne, Tankeinfüllstutzenumrandung und Pfeile in Neongelb bei der # 38, Blick in die Rohre aus der Fluchtpunktperspektive.
Scharnier, hauchzart, sehr fein. Feiner ist kaum denkbar. Jedoch müssen sie auch „nur“ eine leichte Plastiktüre halten.
Das Vorbild für das Norev-Modell, der Porsche 963 vom Hertz Team Jota mit der # 38 beim freien Training vor dem 6-Stunden-Rennen in Spa-Francorchamps 2023: António Félix da Costa/Will Stevens/Ye Yifei kamen auf Rang 6.
Foto: MarcelIX42
Der Designer des Porsche 963, Stépahne Lenglin (li.) und sein Kollege Tobias Benedini (re.) bekommen von Krithin Paul Pereira (mi) aus Malaysia dessen Bild des Porsche Vision Gran Turismo überreicht. Porsche erfüllte dem jungen Mann, der unter der Gehirnstörung Zerebralparese leidet, den Traum, das Designzentrum besuchen zu dürfen.
Foto: Porsche

Steckbrief:

Norev 187160 Porsche 963 9RD 4.6L Turbo V8 Hertz Team Jota Sieger 6h Spa 2024 (# 12 Will Stevens/Callum Ilott/ Norman Nato) und 187161 dito 4h Austin/Australien 2024 (# 38 Jenson Button/Phil Hanson/Oliver Rasmussen). Fertigmodelle Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP je 99,95 Euro.