Mini ohne Vorhängeschloss
Mister Bean ist ohne seinen Mini nicht denkbar. Er und sein Auto passen perfekt zusammen. Mister Bean wird auf der Brexit-Insel kulthaft verehrt. Den kontinentalen Geschmack trifft er eher partiell. Die einen lieben ihn, die anderen können nichts mit ihm anfangen. Dennoch machte sich Herpa auf, aus seinem Mini einen Mr.-Bean-Mini zu machen. Aus seiner insularen Heimat kommen weitere Exemplare.
Mr. Bean ist eine gemeinsame Schöpfung des Drehbuchautors Richard Curtis und des Schauspielers Rowan Atkinson. 15 Episoden zwischen 1989 und 1995, zwei Kino-Specials, und Rowan Atkinson, der Darsteller des Mr. Bean, wird mit diesem gleichgesetzt. Der Humor ist very british, wenig Sprache, dafür viel Mimik, Gestik und Slapstick. Zu seinen Attributen gehören, neben der Körpersprache sowie der typischen und immer gleichen Kleidung, sein Teddybär namens Teddy und sein Mini namens my Car. Der Mini ist sogar mehr als nur Attribut. Er widerspiegelt Mr. Beans Persönlichkeit und ist somit Teil seiner selbst. Rowan Atkinson, seinerseits ein bekannter Autofan und Eigentümer einiger Supercars, wählte den Mini selbst aus, auch die Farbkombination Zitronengelb mit mattschwarzer Motorhaube. Er sagte einmal, er wollte, dass Mr. Beans Auto in einer Farbe lackiert sei, die er sich niemals selbst aussuchen würde.
Der Mini als Running Gag und Spiegel der Persönlichkeit
Es gibt nicht den einen Mr.-Bean-Mini. In den 15 Episoden traten mindestens sechs auf. In den ersten fuhr Mr. Bean einen orangefarbenen Mini, der Unfallopfer wurde. Denn zu den „Running Gags“ in den Episoden gehört, dass Mr. Bean immer wieder auf einen hellblauen Reliant Regal Supervan III trifft, mit dem er sich Verkehrsscharmützel liefert, bei denen sich Sieger und Märtyrer abwechseln. Der Mini, der zusammen mit Mr. Bean berühmt wurde, der Zitronengelbe, war erstmals in Episode 3 zu sehen, ein 1977er Leyland Mini 1000 Mk III in der Austin-Farbe Citroen Green, die Motorhaube mattschwarz, das Kennzeichen SLW 287 R. Mr. Bean hat eine unendliche Angst davor, dass ihm sein Mini gestohlen wird, weswegen er ihn unmäßig sichert. Manchmal nimmt er sogar das Lenkrad mit, wenn er das Auto verlässt. Überdies ist der Wagen mit mehreren Schlüsseln gesichert, wobei einer zum nächsten führt. Die offensichtlichste Besonderheit des Mr.-Bean-Minis ist jedoch, neben der charakteristischen Farbgebung, das riesige Vorhängeschloss an der Fahrertüre.
Ein vorletztes Mal trat Mr. Bean 2007 im Kinofilm „Mr. Bean’s Holiday“ auf, hierin wurde ein gebrauchter Mini in einer Nissan-Farbe lackiert, Amarillo Yellow. Den letzten Mr. Bean gab Rowan Atkinson in einem Charity-Sketch 2015, erneut ein gelber Mini mit mattschwarzer Haube. Manche der Film-Minis haben überlebt. Einer gehörte einem britischen Event-Unternehmen namens Kariker Kars, war eine Zweitlang eine Attraktion im Museum der Rover Group und stand dann bis 2011 im Cars of the Stars Motor Museum in Keswick/Cumbria. All dessen Exponate sind heute in den USA im Miami Auto Museum des Michael Dezer, einem israelisch-amerikanischen Immobilien-Tycoon, Milliardär sowie Auto- und Trump-Fan. Ein weiterer, echter Mr.-Bean-Mini ist in privater Hand und wird restauriert. Es gibt etliche Repliken, was nicht sonderlich schwierig ist (Lackierung, Vorhängeschloss, das war’s).
Der Mini, den Mr. Bean fährt, ist ein 1977er Modell, ein Mini Mk III. Der wurde ab 1969 gebaut, hatte Kurbel- statt Schiebefenster, wieder eine konventionelle Federung statt der kurzlebigen, angenehmen aber teuren Hydrolastik-Federung, und er unterscheidet sich vom Vorgänger hauptsächlich dadurch, dass er innen liegende und somit nicht mehr sichtbare Türscharniere aufweist. Damit befand sich der Mini optisch in seinem Endzustand. Bis zum Produktionsende im Jahre 2000 sollte sich nichts Wesentliches mehr tun, auch nicht während der letzten Jahre unter BMW-Ägide.
Mit oder ohne Lizenz: Herpa verzichtet darauf
Zwar macht Herpa einen jüngeren Mini, nämlich ein 1985er Modell mit 12-Zoll-Felgen und deswegen obligaten Kotflügelverbreiterungen. Aber das sieht man in Dietenhofen nicht allzu ernst. Das Mr.-Bean-Modell trägt diese Kotflügelverbreiterungen, es trägt auch Räder, welche die Plastikradkappen des 1985er Mini Mayfair nachbilden. Die Zusatzscheinwerfer vom Mini Cooper, die das Herpa-Modell stolz vor sich herfährt, sah man am Mr.-Bean-Mini auch nie. Und Herpa verzichtete darauf, an der Fahrertüre, die natürlich rechts ist, ein Vorhängeschloss anzubringen (nicht mal als Druckwerk). Warum? Weil Herpa gar nicht mit dem Namen „Mr. Bean“ agiert, denn dafür müssten Lizenzen gezahlt werden. Der Herpa-Mini ist also ein 1985er Mini mit Mayfair-Radkappen und Cooper-Zusatzscheinwerfern im charakteristischen Mr.-Bean-Look – immerhin wenigstens mit Rechtslenkung. Nicht mehr und nicht weniger.
Mit oder ohne Lizenz: Hornby Hobbies fährt gut damit
Wesentlich „beaniger“ sind die halbwegs aktuellen Interpretationen von Corgi Toys. Denn die Corgi-Mutterfirma Hornby Hobbies hat eine Mr.-Bean-Lizenz, darf mit der Figur werben, darf sie abbilden, darf sie beim Namen nennen. Corgi Toys hat seit den 60er Jahren eine große Tradition in Sachen Film- und TV-Autos, begonnen mit dem legendären James-Bond-Aston-Martin. Der Mr.-Bean-Mini wird immer wieder neu aufgelegt. Zumeist erscheint er im Maßstab 1:36, die Formwerkzeuge zu diesem Mini entstanden schon Mitte der 70er Jahre, als die ursprüngliche Firma Corgi Toys (damals noch eine Marke von Mettoy) vom Maßstab 1:43 zu 1:36 wechselte. Und dann gibt es im heutigen Hornby-Hobbies-Portfolio auch die Vanguards-Produktlinie, 1:43-Sammlermodelle historischer Fahrzeuge, vornehmlich Briten, und darunter ist auch ein Mini Mk III. Auch dieser wurde bereits gebeanisiert und wird dann nicht als „Vanguards“, sondern als „Corgi Toys“ verkauft. Hornby Hobbies hält den Mr.-Bean-Mini am Dauerköcheln, passt ihn an die verschiedenen TV-Episoden an (so trug die Miniatur auch mal ein Sofa auf dem Dach), wechselt das Design der Verpackung und die Seriennummer. Manchmal liegt eine Resinefigur von Mr. Bean bei. Aber letztlich ist es doch immer wieder das gleiche: Der 1:36 Corgi Mini in hellem Gelbgrün mit mattschwarzer Haube und formintegriertem, dreidimensionalen Vorhängeschloss an der Fahrertüre. Der Mr.-Bean-Mini eben. Weitere Mr.-Bean-Minis kommen oder kamen von Scalextric in 1:32 (Slot Car), Cararama in 1:43, von Matchbox, Mattel Hot Wheels, von Oxford in 1:76 und in 1:148 (typisch britische Maßstäbe!) und von Bub sowie Schuco Piccolo (beide circa 1:87 Metall, Schuco Vollguss). Alle sind misterbeanig lackiert, aber lizenzfrei und werden somit nicht als Mr.-Bean-Minis bezeichnet. Also ganz in der Herpa-Manier.
afs
Steckbrief:
Herpa 421140 Leyland Mini 1000 Mk III „Mr. Bean“. Fertigmodell Kunststoff, Maßstab 1:87. UVP 16,95 Euro.