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News 1:18 AUTOart Porsche 918 Spyder 2013 mit Weissach-Paket

Auch ohne Hype: Der Mythos lebt

Der Hype ist vorüber. Doch der Mythos ungebrochen. Der Porsche 918 setzte Maßstäbe. Kaum ein Modellautohersteller leistete sich, keinen 918 zu miniaturisieren. Maßstäbe setzte auch AUTOart mit seiner 1:18-Interpretation. Nach neun Jahren ist eine weitere Charge da, vier neue Farbvarianten.

Wer auf der AUTOart-Webseite nach dem Porsche 918 sucht, findet 13 unterschiedliche Modelle (darunter drei in 1:12). Die meisten stammen aus dem Jahre 2015, als AUTOart den Wagen erstmals lancierte, ausschließlich mit Weissach-Paket. Sie sind größtenteils längst ausverkauft – interessanterweise bis auf einen, den wir für den Attraktivsten der ersten Lieferung hielten, nämlich die Version im Martini-Livery. Davon sind noch Restposten erhältlich. Auch das Modell in Rivierablau ist noch in geringen Stückzahlen am Lager. Neu sind Liquid Metal Chrome Blue (unser Fotomuster, werksseitig ausverkauft, aber im Fachhandel vorhanden), Acid Green (ein giftiges, heller Gelbgrün), Liquid Metal Silver sowie Weiß mit rotem Interieur.

Das Hybrid-Hypercar

Porsche baute offiziell 918 Stück (tatsächlich waren es 955 inklusive Prototypen und Vorserienfahrzeugen) zwischen 2013 und 2015. Damals war die automobile Welt noch in Ordnung. Man verbrannte, man fossilte, man röhrte, man gab Gas, war stolz auf Boxersound, man tankte Benzin, sogar Hochoktaniges. Dennoch war der Porsche 918 nicht nur ein Supersportwagen, sondern auch ein Innovationsträger. Sein Motor erhielt Unterstützung von zwei Elektromotoren. Ein V8, 4,6 Liter eingeschenkt, 608 PS stark (aufbauend auf dem 90 °-3,4-Liter-V8 mit 480 PS aus dem RS Spyder, einem Le-Mans-Prototypen von 2005). Zusätzliche Antriebskraft lieferten zwei Elektromotoren, 120 PS an der Vorder- und 156 PS an der Hinterachse – insgesamt 887 PS Systemleistung, wobei der Begriff „Systemleistung“ jüngeren Datums ist. 25 Kilometer weit kommt der 918 Spyder rein elektrisch. Das war damals, vor 15 Jahren, der grünste aller Porsche. Und der Schnellste mit 6:57 Minuten auf der Nordschleife. Diese beiden Extreme muss man erst mal zusammenbringen: ein Hybrid-Hypercar! Durch den Hybrid-Kit ist der Porsche 918 ein eher schwerer Brocken, 1642 Kilo. Das Weissach-Paket erleichtert ihn um 35 Kilo, 50 Einzelmaßnahmen beinhaltet es, 70.000 Euro kostete es – ein Klacks angesichts der 768.000 Euro, die der Porsche 918 damals kostete. Ein Klacks waren auch die 8.000 Euro, die Porsche für das 1:8-Resine-Modell verlangte, aus 165 Teilen bestehend, genau dem bestellten Exemplar des Kunden entsprechend, bis hin zum Kennzeichen und einer Plakette mit der individuellen Nummer des Fahrzeugs. Und eine Vitrine, in die das Einzelstück passte, gab’s obendrauf.

Damals, als der 918 Spyder die Automobilwelt auf den Kopf stellte und jedem Autoverrückten selbigen verdrehte, probierte sich auch AUTOart in Neuem aus. Das war die Zeit, als AUTOart von Zinkdruckguss bei Neuentwicklungen auf Composite umstellte und viel Überzeugungsarbeit bei den Sammlern leisten musste – es gibt welche, die sind heute, fast zehn Jahre später, noch nicht überzeugt und meinen, weil Kunststoff leichter sei als Metall, sei auch die Qualitätsanmutung schlechter. Wer das heute noch denkt, wird es wohl immer denken und ist nicht vom Gegenteil zu überzeugen. Mit seiner Kunststoff-Machart ist AUTOart nach kurzer Übergangs- und Erprobungszeit auf einem kaum zu überbietenden Niveau angelangt. Die Spaltmaße der zu öffnenden Teile ist so gut, dass sie in geschlossenem Zustand ihr Geheimnis nahezu nicht offenbaren: „Hallo, ich bin’s, die Autotüre. Mich kann man aufmachen!“ Nicht umsonst legte AUTOart damals schon Werkzeug zum Öffnen bei und setzte auch damit einen Trend.

Fummeln ist nicht vorgesehen

All open bedeutet beim AUTOart 918 Spyder nicht all open. Dass die Motorhaube nicht aufgeht – dafür kann AUTOart nichts. Bei keinem Porsche 918 Spyder geht sie auf. Porsche will das nicht. Unter der 918-Motorhaube ist etwas, dass kein Nicht-Eingeweihter sehen darf, sondern nur der autorisierte Monteur in der autorisierten Werkstatt mit seinem autorisierten Auge: der Hybridmotor. Wer das AUTOart-Modell ganz genau anschaut, sieht, dass die Motorhaube ein separates Formteil ist, das sich nicht öffnen lässt, aber eine Öffnungsfunktion wurde beim Formenbau berücksichtigt. Da steckt ein Potenzial dahinter. Wer will, kann fummeln: Die Haube lässt sich bei abgenommener Karosserie nach Öffnen zweier Schrauben lösen. Aber das ist so nicht vorgesehen. Alleine schon das Fummeln ist nicht vorgesehen. Der Hintergrund zur Erinnerung (bei der Lancierung 2015 wurde darüber ausgiebig diskutiert): AUTOart hatte das Modell mit zu öffnender Motorhaube entwickelt und unter der Haube steckt ein Motor. Beim Original geht sie nur in der Werkstatt auf. Porsche segnete die zu öffnende Haube en miniature nicht ab. AUTOart reagierte mit den beiden Schrauben, um Porsche ruhigzustellen und um das Modell überhaupt auf den Markt bringen zu dürfen.

Was man sieht vom Herzen des Spyder ist trotzdem nicht von schlechten Eltern: Alleine die Motorabdeckung, ein aufwendigst und akkurat gebogenes und angepasstes Fotoätzteil mit der Oberflächenstruktur eines Scherkopfes des Trockenrasierers ist eine absolute Schau, flankiert wird sie von den beiden ungewöhnlich platzierten Auspuffendrohren. Absolute Detaillierung innen und außen, beflockter Innenraum und Kofferraum, Passgenauigkeit, Felgen, Bremszangen, ja, ja, ja. Das ist alles super. Die beiden Dachhälften lassen sich, wie beim Vorbild, millimetergenau unter der vorderen Haube verstauen (aber richtig einlegen, sonst geht die Haube nicht zu, und niemals Gewalt anwenden – das mag ein AUTOart-Modell gar nicht). Der Heckspoiler ist beweglich und selbstverständlich sind die Aerodynamik-Teile, die das Weissach-Paket ausmachen, ebenso minutiös nachgebildet wie die ganzen Carbonteile – das kann zu diesem Preis erwartet werden.

Die Linienführung der Stabilität untergeordnet?

AUTOart-Modelle sind häufig, ja fast immer, die puren Lichtgestalten, also Galionsfiguren korrekter Formwiedergabe. Kein Schatten. Hier schon: Der seitliche Lufteinlass, also die Fuge parallel zur Hinterkante der Türe, ist falsch geführt. Er müsste im oberen Bereich, also in Höhe der Gürtellinie, offen sein (eben seiner Bestimmung entsprechend, Luft durchzulassen). Aber AUTOart hat ihn oben herum geschlossen dargestellt. Dieses Manko wurde schon 2015 moniert, und es ist verwunderlich, dass AUTOart das Defizit nicht abgestellt hat. Erklärbar ist dies tatsächlich nur dadurch, dass die Karosserie aus Stabilitätsgründen hier nicht offen sein darf. Aber das wiederum würde für einen strukturellen Konstruktionsmangel derselben sprechen, was wiederum überhaupt nicht AUTOart-üblich ist. Vielleicht ist dies aber auch zu weit gedacht. Der 718 gehört zu den frühen Kunststoffmodellen von AUTOart. Womöglich waren die Modellkonstrukteure damals noch im Lernprozess und wussten sich, eben aus Stabilitätsgründen, nicht anders zu helfen.

Alles andere ist AUTOart-üblich in Perfektion umgesetzt, die weitläufigen Carbon-Passagen, die phantastischen Schriftzüge auf den Kopfstützen und auf der Gummimatte im Kofferräumchen, natürlich die durchbrochenen Gitter, die absolute Druckgenauigkeit vor allem im Innenraum und die Oberflächengestaltung der Materialien, die Passgenauigkeit aller Klein(st)teile, der vernünftige Lenkeinschlag bei gleichzeitig seidensanfter Rollfähigkeit, die geprägte Schrift auf den Reifenflanken…

In der Welt der Supersportwagen wurde der Porsche 918 als Leitbild der Fans längst abgelöst. Sein direkter Nachfolger in der Gunst war der Pagani Huayra, aber auch der ist bereits wieder verblasst. In dieser Welt wird nur das Neue geliebt. Aber die Aura des 918 ist nach wie vor da, und er ist auf dem Weg zum Klassiker. Mit den neuen Farben begegnet AUTOart dem Porsche 918 in einer anderen Dimension wie 2015 und bedient nicht mehr jene, die das Neueste vom Neuen wollen – was AUTOart angesichts ihrer langen Entwicklungszeit ohnehin nur eingeschränkt gelingt und wofür die Resine-Skulpturierer eher prädestiniert sind. Heute versorgt AUTOart die wahren Kenner und Liebhaber dieses Porsche-Typs, für die er die unvergessene Sportwagen-Ikone ist.

afs

Vor gut zehn Jahren der absolute Überflieger, heute eine Ikone: Porsche 918 in 1:18 gibt es deren mehrere. Die AUTOart-Interpretation ist das eindeutig aufwendigste Modell. Seine Faszination ist auch eine Frage der Ästhetik. Michael Maurer heißt der Mann, der ihn zeichnete. Eher eine Beethoven-Symphonie als eine Wagner-Oper.
Modellfotos: Hans-Joachim Gilbert
110 Liter passen in den Kofferraum. Das ist weniger als das Durchschnitts-Fassvolumen einer Badewanne. Aber mehr als der Umfang eines Aktenkoffers. Mit vier Magneten stabilisiert AUTOart die Fronthaube.
Zum Weissach-Paket gehört auch, dass die Sitzbezüge aus Alcantara statt aus Leder gefertigt sind. Und, wie man sieht, der Windschutzscheibenrahmen und die Außenrückspiegel aus Carbon.
Für jene, die gerne spielen: Spoiler in Ruheposition und in Aktion.
Eines der letzten Exemplare: Porsche 918 Spyder in der Auslieferungshalle in Zuffenhausen im Juni 2015.
Foto: Archiv Porsche
Der Zeichner des Kunstwerks: Porsche-Chefdesigner Michael Maurer, hier anno 2008 in einem 911 Carrera 4 Targa.
Foto: Archiv Porsche

Steckbrief:

AUTOart 77923 Porsche 918 Spyder 2013 mit Weissach-Paket hellblaumetallic. Fertigmodell Kunststoff, Maßstab 1:18. UVP 244,95 Euro.