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News 1:18 Kyosho Rolls-Royce Phantom EWB 2005

Limousine mit Regenschirm

Er gehört zu den teuersten Limousinen der Welt. Im Original. Als Kyosho-Modell ist der Rolls-Royce Phantom auch teuer. Aber er ist wunderschön. Die Qualität des Originals färbt auf jene der Miniatur ab. Kyosho bringt seinen Phantom in drei neuen Farben. Nach wie vor mit integrierten Regenschirmen.

Letztlich spielen Regenschirme in zwei Modellautos eine Rolle. Stichwort John Steed, The Avengers, zu deutsch Mit Schirm, Charme und Melone. Steeds einzige Waffe war sein Regenschirm. Drei Regenschirme in 1:43 sind Bestandteil des Avengers Gift Set von Corgi Toys aus den 60ern, bestehend aus Steeds Blower Bentley von 1930 und Emma Peels Lotus Elan S2. Als erstes verloren die Kinder die drei kleinen Schirme, kaum ein Avangers-Set ist deshalb heute noch komplett. Es gibt sie als nachgefertigtes Zubehör. Das zweite Regenschirm-Modell ist der Kyosho-Rolls-Royce. Dort miniaturisierte Kyosho den Gimmick des Originals: in jeder hinteren Tür steckt ein herausnehmbarer Regenschirm, untergebracht zwischen Türaußenhaut und Innenverkleidung. Im Original ist sogar ein Gebläse vorhanden, das den feuchten Schirm trocknet. Das hat Kyosho nicht nachgebildet. Aber der Regenschirm ist der absolute Vorführ-Gag, wenn der Sammler die hintere Tür öffnen und mit spitzen Fingern den kleinen Schirm herauszieht. Das macht auf Sammlerkollegen Eindruck, und selbst die Ehefrau kann sich ein Lächeln nicht verkneifen.

Das Modell gibt es seit vielen Jahren, Kyosho legt immer wieder eine neue Marge in teils skurrilen Farben auf, sogar im knallroten Unilack, oder golden mit silbern oder in dunklem Violett mit Silber. In den vergangenen zehn Jahren gab es fünf Phantom-Auflagen, Ende 2013, Ende 2015, zum Jahreswechsel 2017/18, im Herbst 2019, im Sommer 2020. Dann kam eine längere Phantom-Pause bis zum April 2024, und diese drei Modelle (schwarz mit silber, einfarbig Diamond Black und einfarbig English White) sind nun beim Importeur Minichamps und somit in Europa angelangt. Die Modelle wurden formal nicht überarbeitet (haben sie auch nicht nötig!), es sind „nur“ Wiederauflagen. das meinen wir positiv. Es gab glücklicherweise keine Vereinfachungen, dem bösen Controller geschuldet, und keine Verschlimmbesserungen. Kyosho macht die verlängerte Version der Limousine (EWB für Extended Wheelbase) in ihrer Urversion, also Series I, zwischen 2003 und 2012, wobei die Langversion EWB (plus 25 cm) erst 2005 folgte.

Respekt für den Produktmanager

Respekt gebührt Personen, nicht Sachen. Einem Auto gebührt kein Respekt, auch keinem Modellauto. Aber den Personen, die dahinter stecken, den Konstrukteuren, durchaus. Und den zollen wir den Kyosho-Gestaltern für den Rolls-Royce Phantom Series 1 Extended Wheelbase von 2006. Wir kennen sie weder persönlich noch ihren Namen, hingegen kennen wir den Designer des Phantom, Ian Cameron, den wir jüngst in einem Nachruf ausgiebig würdigten (Caramini-online vom).

Der Spielwert der Kyosho-Miniatur ist hoch. Es gibt so viele Funktionen, dass Kyosho nebst einem schwarzen Poliertüchlein mit Rolls-Royce-Markenzeichen auch eine Bedienungsanleitung beilegt. Das ist hoch löblich, denn wir haben schon öfters erlebt, dass Modelle versteckte Funktionen haben, auf die der Hersteller nicht hinweist und auf die der Käufer teilweise nur durch Zufall stößt. Nicht hier. Der Rolls-Royce kann Folgendes, was über die normalen Öffnungsfunktionen eines lenkbaren und gefederten all-open-Modells hinausgeht: Die Außenrückspiegel sind einklappbar. Das Handschuhfach lässt sich öffnen, ebenso die zweiteilige Abdeckung der Box in der Mittelkonsole. Die Mittelarmlehne an der Rücksitzlehne ist ausklappbar. Die Vordersitze sind längsverstellbar. Die Picknicktische an ihrer Rückenlehne lassen sich in die Horizontale bewegen. Die Schalterkonsole in der hinteren Türverkleidung klappt aus. Der besondere Gag sind die eingangs erwähnten Schirme. Kaum erwähnenswert, aber auch ein Mechanismus, ist die Druckfunktion am Wagenboden, mittels derer die Motorhaube quasi entriegelt wird, und offen hält sie durch zwei parallele Haubenlifter. Wie beim Vorbild, drehen sich die Nabenabdeckungen nicht mit den Rädern, sodass das Rolls-Royce-Emblem stets aufrecht steht und lesbar ist. Alleine diese konstruktiven Besonderheiten begründen den vermeintlich hohen Preis, der bei näherem Hinsehen durchaus gerechtfertigt ist. Dazu kommen nämlich noch Teppichböden im Interieur und Kofferraum und herrlich gemasertes Holz im Inneren, dazu satter Chromauftrag, makelloser Lack, eine Verarbeitungsqualität erster Güte und eine güld’ne Kühlerfigur. Natürlich ist der Spirit of Ecstasy, der von Banausen „Emily“ genannt wird, aus Kunststoff und kein 585er-

Goldstückchen, aber eben golden verchromt (die Figur liegt zwei Mal lose bei und muss von hand eingesteckt werden, was kein Problem darstellt).

Der Innenraum verströmt all das, was die Briten so schön „Craftmanship“ nennen und was man mit Handwerkskunst übersetzen kann, ohne dem Begriffsinhalt wirklich gerecht zu werden. Denn in „Craftmanship“ steckt zusätzlich zum handwerklichen Können eine gehörige Portion Kunstfertigkeit und eben jene schöpferische Eigenleistung, die, um den Wiking-Gründer Friedrich Peltzer zu zitieren, über den „sklavischen Nachbau“ hinausgeht und dort eine Eigenleistung verlangt, wo dies der Größe des Modells, also dem Maßstab, geschuldet ist. Nur so wirkt ein Modell „wie in echt“, es hat also Wirkung und ist nicht nur eine tote Skulptur, mittels Computer achtzehnmal heruntergezirkelt. Genau das ist den Kyosho-Konstrukteuren beim Rolls-Royce Phantom EWB gelungen. Und dafür loben wir sie.

afs

Von all den Details abgesehen, auch von der Würde, die er ausstrahlt: Das Kyosho-Modell zeigt alleine durch seine schiere Länge von 33 cm absolute Präsenz. Ein Steinway-Flügel kann nicht tiefer glänzen als dieser Kyosho Rolls-Royce, und am Vorbild ist die golden lackierte Coachline nicht feiner angebracht.
Modellfotos: bat
Sieht aus wie ein Schmuckstückchen, ist auch eines, aber wirklich nur Talmi: Der Spirit of Ecstasy ist aus Kunststoff, jedoch golden verchromt.
Deeper into the Phantom: Wir tauchen ein und zeigen ein paar Nettigkeiten (nicht alle) im Inneren: herrliches Holz im Blickfeld des Herrenfahrers,…
… aufklappbares Handschuhfach und zweiteilig zu öffnende Box in der Mittelkonsole. Man beachte den aufwändigen Öffnungsmechanismus.
Blick ins Separée: natürlich feiner Teppichboden, natürlich reichhaltige Dekoration aller Details. Aber ungewöhnlich sind die ausklappbare Mittelarmlehne und die beweglichen Picknicktische.
Das darf nicht fehlen: Zwischen Türaußenhaut und Innenverkleidung steckt der Schirm.
Feine Auslegware hinten, glänzende und strukturierte Abschlusszierleiste. Aber die Scharniere („Doglegs“) bleiben hinter den Erwartungen zurück.
Ein Blick auf das Original. Und der ist originell. Selten sieht man eine Luxuslimousine im seichten Wasser parken. das würde auch kaum ein Eigentümer einer solchen tun. Der Blaue ist der normallange Phantom von 2003, nicht der um 25 cm verlängerte EWB von 2006.
Foto: Rolls-Royce
Das eingangs erwähnte Corgi Toys „Avengers“-Gift Set GS40 aus den Roaring Sixties soll nicht vorenthalten werden: Bentley ‚Blower‘ 4.5 litre (Vanden Plas) 1930 von John Steed und Lotus Elan S2 Roadster 1965 von Emma Peel, garniert mit drei roten Regenschirmen. Alles original am und im Set. Bis auf die Regenschirme! Die sind so genannte Replacement Parts.

Steckbrief:

Kyosho KY08841BS Rolls-Royce Phantom Series 1 EWB 2003 Diamantschwarz/Silber. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP des Importeurs Minichamps 338,50 Euro.