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News 1:18 Laudoracing Fiat 124 Sport Spider (AS) 1968

Dolce Vita

Ein Auto, das 19 Jahre lang gebaut wurde, prägt mehr als eine Generation an autobegeisterten Jugendlichen. Umso mehr, wenn es italienisch, vorwiegend offen, sportlich, bezahlbar und meistens rot war. Der Fiat 124 Sport Spider, eine Ikone, die Neuheit von Laudoracing in bekannter Machart aus Resine.

Ein mittelgroßer, agiler, offener Sportler hatte bei Fiat Tradition. Kein Grand Routier, kein exklusiver Wagen, sondern auf technischer Basis der unteren Mittelklasse, aufgepeppt mit Motoren aus dem nächst größeren Modell und ausgestattet mit Karosseriebauer-Kleidern. So gab es zunächst den 1100 TV Trasformabile ab 1955, dessen hübscher Aufbau noch hausintern entworfen wurde und der mit größerem Motor 1957 zum 1200 Spider wurde. 1963 kam sein Nachfolger mit Pininfarina-Karosserie, der 1500 und 1600 S Spider. Danach hatte Fiat ein neues Kaliber im Köcher, das sich zum Dauerbrenner entwickeln sollte, zum wahren Weltauto mit Lizenzen, die das Original um Jahrzehnte überdauerten: den Fiat 124, eine völlige Neukonstruktion ab Frühjahr 1966. Anfänglich kam der sachlich-modern gezeichnete Wagen mit konservativem Layout und Stufenheck mit 60 PS aus 1,2 Litern aus, bald 1438 cm³ mit 70 PS im 124 Special, 1971 sogar der Special T mit „Twin-Cam“-Motor, also mit zwei obenliegenden Nockenwellen, auf der 1438-cm³-Maschine beruhend, aber mit neuem Zylinderkopf vom ex-Ferrari-Ingenieur Aurelio Lampredi versehen, nunmehr 80 PS stark. Diesen Motor erbte die flinke Limousine von ihren sportlichen Geschwistern, dem 124 Sport Spider und Coupé, dort nochmals ein paar Pferde stärker. Das Coupé mit Werkkarosserie (Design: Felice Mario Boano im Centro Stile Fiat) erschien im März 1967, für den schon im November 1966 präsentierten Spider zeichnete Pininfarina verantwortlich, namentlich Tom Tjaarda unter dem Chefdesigner Franco Martinengo, der wiederum Battista Pininfarina unterstand, der alles dirigierte und schlussendlich absegnete.

Pininfarina ist Pininfarina, ist Ferrari. Aber vor allem ist er Italiener. Niemand, auch nicht die Briten und Franzosen (und schon gar nicht die Deutschen), schaffte es in den Goldenen Zeiten, den 50er bis Anfang der 70er Jahren, so herausragende stilistische Leuchtfeuer zu zeichnen wie die Italiener – nicht nur hoch elegante Coupés, sondern auch grazile und dennoch sportliche Cabriolets, Roadster, Spider. Daran musste sich die Welt, die Welt der Designer, messen lassen. Lag es am Klima, an der italienischen Lebensart, an der Mentalität? Lag es am dolce Vita? Jedenfalls lag es nicht am dolce far niente. Denn niente machten sie nicht. Die Schöpfungen aus wenigen Häusern, Bertone, Pininfarina und Giugiaro, übertreffen nicht nur qualitativ alles andere, sondern auch quantitativ.

Vom Fiat 124 Sport Spider zum Pininfarina Spider Europa

Ein viel längeres Leben als prognostiziert und antizipiert hatte der Fiat 124 Spider, der mit der Limousine neben der Technik nur die verkürzte Bodenplatte und die runden Scheinwerfer teilte. Natürlich überlebte er die 124 Limousine nicht, deren spätestes Derivat erst im nachsowjetischen Russland des Jahres 2012 zu Grabe getragen wurde (als Lada VAZ-2107). Aber selbst dann war noch nicht Schluss: Die Produktionsanlagen wurden nach Ägypten verschifft wo dieser Lada noch bis August 2017 produziert wurde – und er hätte dort noch eine längere Zukunft gehabt, wenn das Produktionswerk nicht abgebrannt wäre. Der Spider lebte, unter wechselnden Modellbezeichnungen, immerhin 19 Jahre lang bis Juli 1985, fast 200.000 Exemplare wurden gebaut. Zuletzt war er optisch völlig „out of date“, aber gerade das machte seinen Charme aus, und sein ewiger Rivale von Alfa Romeo war schließlich nicht jünger als er, sondern auf den Tag genau gleich alt. Als Duetto erschien auch er im Frühjahr 1966.

Der Antrieb war, wie bereits erwähnt, das modifizierte 1438-cm³-Aggregat mit zwei zahnriemengetriebenen, obenliegenden Nockenwellen und Alu-Zylinderkopf. In der Limousine brachte es der Motor auf 80, im Spider und Coupé gar auf 90 Cavalli Vapore. Vom Sondermodell 124 Abarth abgesehen, machte der Spider eine technisch bescheidene Evolution durch, bis 1979 mit 1,6-Liter-Aggregaten bis zu 110 PS statt dem 1438-cm³-Motor, ab 1972 auch ein 1800er mit 114 PS mit Viergang- und 118 PS mit Fünfganggetriebe. Zuletzt, ab Anfang 1978 wurde der Spider zum 2-Liter-Auto mit 100 Pferden. Das alles betrifft die Produktion, nicht den Verkauf. Verkauft wurde der 124 Spider in Europa nur bis 1975 und dann wieder ab 1981. In der Zwischenzeit ging die komplette Fertigung in die USA.

Während das Coupé seine Optik mehrfach änderte, blieb der Spider, solange er ein Fiat war und bei Fiat gebaut wurde, weitgehend gleich. Im Oktober 1981 beendete Fiat die Eigenproduktion, Pininfarina selbst übernahm sie im Fiat-Auftrag in seinem Karosseriewerk, nachdem er zuvor schon die Fahrzeuge für den USA-Export hergestellt hatte. Ab Juli 1982 wurde aus dem Fiat 124 Spider (bzw. dem Fiat 2000 Spider) der Pininfarina Spidereuropa (in den USA: Pininfarina Spider Azzurra) ohne Fiat-Logos, dafür mit Pininfarina-Schriftzügen auf Kühlergrill, Lenkrad, Schaltknauf und Kofferraumdeckel. Die Fahrzeuge wurden weiterhin bis Sommer 1985 über das Fiat-Händlernetz verkauft, nunmehr der 2 Liter mit Bosch-Einspritzung aufgepeppt (105 PS), und in seinen letzten Monaten musste er sogar noch einen Katalysator mit Bosch L-Jetronic über sich ergehen lassen.

Der Typ AS mit Chromleisten im Grill

Kleine optische Änderungen definieren die einzelnen Bauserien. Das Laudoracing-Modell gehört der Serie AS an, dem Ursprungsmodell, Kühlergrill mit verchromten Querstreifen, kleine Rückleuchten, chromumrandete Armaturen. Im Herbst 1969 folgte bis Sommer 1971 die Serie BS, etwas vergrößerte Rückleuchten, Grill mit Wabenöffnungen ohne Chrom. schwarz umrundete Instrumente. 1970 kam dann der BS1 mit zwei Ausbuchtungen auf der Motorhaube.

Laudoracing macht den Zweisitzer-Roadster in vier Farben, Bianco und Azzurro Perfinca (hellblau) werden mit einem roten Interieur kombiniert, Verde Scuro (dunkelgrün), Giallo Positano (gelb) und Rosso Corsa mit einem schwarzen. Jedem Modell liegt ein zurück geklapptes Verdeck bei, und offen dürften wohl die meisten ihr Dasein in der Vitrine fristen. Dezidiert hinweisen wollen wir aber auf das ebenfalls beiliegende, geschlossene Verdeck. Denn das ist hervorragend gemacht und gibt den windigen, fetzenartigen Charakter eines Roadsterverdecks bestens wieder. Der 124 Spider AS ist bei Laudoracing eine komplette Neuheit, nicht nur eine Form- oder Ausstattungsvariante eines existenten Spider. Er stellt die Ur-Version dar, das seit langem nicht mehr erhältliche AUTOart-Modell (noch aus deren Zinkdruckguss-Zeiten, 2005 erschienen) die Letztversion mit US-Stoßstangen, und von Sun Star gab es dann noch einen all-open-Metall-Spider, ebenso ein AS wie der Laudoracing, und zusätzlich einen 124 Abarth Rally. Die Sunstar-Modelle waren nicht schlecht, aber Detail- und vor allem Verarbeitungsmängel.

Vor uns steht ein Laudoracing-Modell in typischer Laudoracing-Textur, wie wir es kennen und schätzen, ein Resine-Modell der gehobenen Klasse. Formal, proportional und dimensional stimmt alles, der Lack ist einwandfrei, der Chrom blitzt, sämtliche Details entsprechen dem 1968er AS. Sehr gut gefallen uns die mit vielen Löchern versehenen, silberfarbenen Stahlfelgen mit Chromradkappen, geschmückt mit mittigem „Fiat“-Schriftzug, die fotogeätzten Logos auf Motorhaube und Kofferraumdeckel, die geprägt dargestellten Kennzeichen, also mit erhabenen Buchstaben und Ziffern versehen, die perfekt eingepasste, gewölbte Windschutzscheibe (mit einem Aufkleber dekoriert) und die filigranen Scheibenwischer. Der schwarze Innenraum wird durch Holz am Armaturenbrett und auf der Konsole aufgelockert. Klasse Lenkrad mit durchbrochenen Speichen und Holzkranz, wobei dieses Holz einen anderen Farbton einnimmt als jenes der Decals (das ist unsere einzige Kritik an diesem Modellauto!). Die Armaturen mit korrekten silbernen Einfassungen sind Bestandteil des großflächigen Holzdecals. Die Türinnenverkleidungen tragen unten einen breiten Chromstreifen, die Garnituren sind separat und verchromt. Dieser Spider von Laudoracing atmet die Luft seiner Zeit, ist beschwingt, leicht, agil, er passt ins Laudoracing-Programm und er passt neben den Spätgeborenen von AUTOart. Der Große ist eine typische Pininfarina-Kreation und der Kleine eine typische Laudoracing-Kreation.

afs

John Tjaarda gestaltete 1936 den stromlinienförmigen Lincoln Zephyr und 1934 seinen Sohn Tom. Dieser trat in des Vaters Fußstapfen und die Fußabdrücke sind heute noch weithin bekannt und sichtbar: De Tomaso Pantera, erster Ford Fiesta, Autobianchi/Lancia Y10, diverse Ferrari – und unsterblich wurde er durch seinen Fiat 124 Sport Spider.
Modellfotos: bat
Ein Auto, in das man einsteigt und losfährt, ohne eine Bedienungsanleitung lesen zu müssen. Ein Auto, bei dem man auf Holz blickt, wie daheim im Wohnzimmer. Und eines, in dem man im Freien sitzt, wie daheim auf dem Balkon. Und eines, in dem man nie lange alleine bleibt.
Geprägtes Logo, dreidimensional dargestelltes Kennzeichen (wir kennen niemanden außer Laudoracing, der das so macht!), gute Leuchten, blitzender Chrom.
Ausstellungsstück jenseits des Eisernen Vorhangs: Fiat 124 Sport Spider der Serie BS1 mit zwei Ausbuchtungen auf der Motorhaube, präsentiert 1970 auf der Leipziger Messe.
Foto: Matthias Schmidt
Wenn einer eine Reise tut…: Schnappschuss aus Campocologno, das nicht in Italien, sondern in der italienischen Schweiz liegt, der Blick aus der Rhätischen Bahn zwischen Pontresina und Tirano im April 2012: Fiat 850 Spider mit Hardtop vor Fiat 124 Spider Typ BS1, beide in Rosso Corsa, also beide ebenso klassisch wie klischeehaft.
Foto: Hans-Joachim Gilbert

Steckbrief:

Laudoracing LM172A Fiat 124 Sport Spider (AS) 1968 rosso corsa. Fertigmodell Resine, Maßstab 1:18. Auflage 350 Exemplare. UVP bei Laudoracing 116,90 Euro, im Fachhandel etwas mehr.