Klein + giftig = Giftzwerg
Klein, knackig und sportlich: der Fiat 127 Sport 70 HP. Laudoracing legt seinen 127 Sport nicht nur neu auf, sondern setzt ein anderes Baujahr um, 1981 statt zuvor 1978, geänderte Dekoration, somit neues Modell und nicht nur Farbvariante. Ein früher Vertreter der GTI-Welle unterhalb des klassischen GTI.
“Kleinwagen” sagt alles: ein kleiner Wagen. Kein Kleinstwagen, kein Micromobil, kein motorisierter Rollator. Aber eben auch kein Kompaktwagen, keine untere Mittelklasse. Klein eben. Klein bedeutet nicht billig, aber zumindest bedeutet es preiswert. Und wer es preiswert braucht, hat meist nicht das Geld für zusätzlichen Komfort oder zusätzliche Leistung. So schließen sich Komfort und Leistung einerseits und Kleinwagen andererseits gegenseitig aus. Und doch nicht. Da gibt es eine Klientel, die mag die Kombination von Kleinwagen und Sportlichkeit samt Leistung. Das ist dann das, was man gemeinhin „Giftzwerg“ nennt. Der erste Giftzwerg war wohl der Mini Cooper, auch die Franzosen schenkten schon früh ihren Kleinen Hochoktaniges ein, Gordini schuf scharfe Renault 4CV, und in Italien war der Fiat 600 ein beliebtes Tuningobjekt. Aber das waren alles keine massentauglichen Straßenfahrzeuge, sondern eher Sportgeräte für die kleinste Motorsportklasse. Erst der Mini Cooper brachte ab 1961 die Kombination Kleinwagen und Sportlichkeit in den Alltagsverkehr.
Zunehmende gesetzliche Restriktionen, Umweltbewusstsein, der wohlhabende Wunsch nach einem innenstadttauglichen Zweitfahrzeug oder einem schicken Studentenflitzer und die Erkenntnis, dass der Straßenraum in Städten nicht unermesslich ist, führten Anfang der 70er Jahre zu einer Renaissance der Kleinwagen, die zunehmend zum Lifestile wurden und kein „arme-Leute-Image“ mehr hatten. Zu ihnen passte Leistung, denn sie wurden nicht aus prekär-pekuniären Gründen gefahren. Nachdem der Golf GTI ein neues automobiles Genre in der Kompaktklasse geschaffen hatte, wurden Mini-GTIs in der darunter angesiedelten Kleinwagenklasse Mode. VW schuf 1982 den Polo GT mit 75 PS, Ford 1981 den Fiesta XR2 mit 84 PS, den Renault 5 gab es schon 1976 als Alpine mit satten 93 PS, und Fiat schwamm mit dem 127 Sport ab Anfang 1978 mit, 70 PS stark.
Nicht nur Wiederauflage – neue Dekoration dank anderem Vorbildbaujahr
Diesen Fiat 127 Sport 70 HP brachte Laudoracing im Jahre 2020 in drei Farben und miniaturisierte das 1978er Modell, also erstes Produktionsjahr. Nun erscheinen fünf neue Versionen des Modells, als 1981er Baujahre gekennzeichnet, somit letztes Produktionsjahr der zweiten 127er-Serie. Aber es sind die formal gleichen Autos, an denen sich nur die werksseitige Dekoration etwas geändert hat – und genau diese Änderungen hat Laudoracing bei der Neuauflage berücksichtigt, weswegen es sich also eben nicht um identische Fahrzeuge handelt. Beim 1978er 127 Sport war der Grill gesilbert, nun ist er mattschwarz, der Ältere trug einen kleinen Schriftzug „127 Sport“ am seitlichen Bereich der Motorhaube, der 1981er hat statt dessen eine nach hinten auslaufende, schwarze Flankendekoration im unteren Karosseriebereich mit großem „Sport“-Schriftzug und keine Flankenschutzleiste aus Gummi. Änderungen auch im Heckbereich: Beim jüngeren 127 Sport ist der untere Bereich der Heckklappe, also unterhalb des Knicks, ebenfalls mattschwarz gehalten, die Schriftzüge änderten sich. Überdies spendierte Laudoracing seiner Neuauflage eine Dachantenne. Ansonsten sind die Attribute des 127 Sport gegenüber den zivilen Versionen identisch umgesetzt, nichts wurde vergessen: Sportstahlfelgen, Frontspoiler, Dachkantenspoiler mit Finnen hinten, zwei verchromte Auspuffendrohre (die einzigen Chromteile am Auto), die Lufthutze in der Motorhaube, stromlinienförmiger Sportaußenspiegel, innen Sportsitze mit integrierten Kopfstützen, Sportlenkrad, Zusatzarmaturen – eben das ganze Sportgedöns, das die zumeist jugendlichen Käufer von einem Mini-GTI erwarteten. Besonders hübsch und auch aufwändig gemacht ist die Dekoration des Innenraumes: Grundfarbe schwarz, wie sich das für einen Sportler gehört. Die Sitzflächen und Teile der Türinnenverkleidung sind mit „Stoff“ bezogen (natürlich in Form von Decals), hellgrau mit kleinen, knallroten Geflechtmustern – sehr passgenau aufgebracht, sieht hübsch aus. Das macht den 70 HP schon attraktiv und verleiht ihm einen ganz anderen Charakter als dem gleichzeitig bei Laudoracing erschienen Ur-127 in der Version mit großer Heckklappe.
Zumal die beiden eben auch unterschiedliche Bauserien darstellen. Der Ur-127 ist der Version 1971 bis zum ersten großen Facelift 1978, während es den 127 Sport erst ab der zweiten Serie gab. Und so lange diese vom Band lief, nämlich bis 1981, erfuhr er eben jene kleinen Modifikationen der Dekoration, die Laudoracing so feinsinnig nachbildet und somit zwischen den Baujahren jongliert. In fünf Farben bietet Laudoracing das Modell gleichzeitig und zum selben Preis an: Azzurro Ghiaccio Metallic (Silber mit einem Blaustich, LM090G), Nero (LM090H), Rosso Corsa (LM090F), Grigio Ghiaro Metalizzato (Silber, LM090E) und Rosso Metalizzato (LM090D). Schwarz und Orange sind werksseitig bereits ausverkauft, im Handel aber erhältlich.
Zum Modelljahr 1978 überarbeitete Fiat den von Pio Manzù gestalteten 127 gründlich, ohne in die Substanz einzugreifen. Dennoch wurde selbst die Rohkarosse geändert, die hinteren Seitenfenster verliefen anders, größere Rückleuchten, größere Scheinwerfer in der herabgezogenen Frontpartie mit breitem Grill, kein optionaler kleiner Kofferraumdeckel mehr. Der neue 127 Sport war der bis dato stärkste 127er, statt 903 cm³ hatte er 1049 cm³ Hubraum, 70 PS, Registervergaser, Abarth-Auspuff, 157 km/h schnell. Manche 127-Versionen, die in Europa angeboten wurden, waren spanische oder brasilianische Fahrzeuge (dort: Fiat 147), so der Kombi „Panorama“, der Fünftürer oder der Diesel. In dieser Serie 2 lebte der Fiat 127 (inklusive seiner Lieferwagenversion Fiorino) bis Ende 1981, dann kam mit erneutem Facelift die Serie 3. Im Frühjahr 1983 ersetzte der Uno den Fiat 127, dieser blieb aber in einigen Europamärkten weiterhin bis 1987 lieferbar. In Südamerika lief die 127-Serie bis 1996.
afs
Steckbrief:
Laudoracing LM090F Fiat 127 Sport 70 HP 1981 rot. Fertigmodell Resine, Maßstab 1:18. Auflage 350 Exemplare. Preis bei Laudoracing 114,90 Euro.