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News 1:18 Minichamps BMW XM (G09) 2023

Der Koloss aus Spartanburg

Zwei Autos, die “XM” heißen, können unterschiedlicher nicht sein. BMW übernahm die Citroën-Typbezeichnung für ein Radikal-SUV, das komplett von der M GmbH konstruiert wurde und ob seines Designs umstritten ist. Minichamps macht den BMW XM als all-open-Achtzehner. Erneut ein aktueller Minichamps-BMW, erneut ein schön konstruiertes Auto. Denn auch nicht schöne Modellautos können schön konstruiert sein.

Das Design aller moderner BMW ist in der Alten Welt umstritten. Am meisten umstritten jenes des BMW XM. Für ihn gibt es kaum nette Worte, und seine eindrucksvolle Größe sowie sein martialisches Auftreten sind ziemlich aus der Welt gefallen – aus unserer Sicht der Welt zumindest. Der irakische Designer Hussein Al-Attar hat zwar in Pforzheim studiert, aber er ist nicht im Münchner BMW-Designzentrum tätig, sondern in jenem in Kalifornien. Sein Chef Marcus Syring leitet seit 2016 die BMW-M-Designstudios. BMW hat sich also entschlossen, ein weiteres Supersport-SUV zu bauen und weiß, es wird Käufer finden, und an der überdimensionierten Niere mit ihren sinnentstellten Horizontalstreben wollen wir uns nicht abarbeiten. Das tun schon genügend andere. Und womöglich wird sich das BMW-Design in Zukunft ändern, nachdem China als Hauptmarkt seit 2024 wahrlich nicht mehr funktioniert. Dann brauchen deutsche Autos auch keine Karaoke-Funktion mehr in ihrer Software.

Interessant ist hingegen, warum dieser Wagen „XM“ heißen darf, wie bekanntlich der Citroën-CX-Nachfolger und -C6-Vorgänger zwischen 1989 und 2000 hieß. Es gab Gespräche zwischen der heutigen Citroën-Mutter Stellantis und BMW. Beide wollen etwas voneinander. BMW wollte das Kürzel „XM“ von Citroën, und Citroën seinerseits plant ein Modell mit der Bezeichnung „CS X“. Und weil das „X“ als Typbezeichnung von BMW geschützt und „XM“ als solche von Citroën vereinnahmt ist, gab es eine Vereinbarung, dass jeder des anderen Kürzel verwenden dürfe. Gentlemen’s Agreement nennt man das, eine friedliche Einigung.

Minichamps macht den XM als Industriemodell für BMW und als Fachhandelsmodell in mehreren Farben. Wir haben uns für ein etwas giftiges Gelbgrün (Sao Paulo Gelb) mit schwarzen Zierstreifen (BMW-Duktus: „Akzentlinie“) entschieden, weil uns das an den BMW 3.0 CSi aus den frühen 70ern und somit aus glorreichen BMW-Tagen erinnert und weil sich Leuchtmarkergelb vor dem obligatorisch-weißen Caramini-Hintergrund gut fotografieren lässt. Bei BMW selbst gibt es das Modell in Frozen Techno Violet, Anglesey Grün Metallic, Mattschwarz, Saphirschwarz und Sao Paulo Gelb zum gleichen Preis wie die Minichamps-Fachhandelsmodelle, und diese drei decken sich auch mit den Industriemodellen (gelb, mattschwarz und grünmetallic). Allerdings ist die Umverpackung unterschiedlich.

Das Modell ist fraglos gut gemacht, rundum solide, aber ohne Höhepunkte. Dank CAD-Daten stimmt alles (man mag das Adverb „leider“ hinzufügen oder weglassen), es gibt die ganze, krasse Brutalität des Originals wieder. Es ist all open, gelenkt und gefedert, die Motorhaube schwingt sich, wie bei den anderen, neuen Minichamps-BMW, mit einer kinematischen Akrobatik in die Höhe, was sehr schön gemacht ist. Der Motor darunter, immerhin ein Biturbo-V8, ist an optischer Tristesse nicht zu überbieten (das Modell folgt hier dem Original), die Heckklappe öffnet an konventionellen Scharnieren, die Sichtschutzabdeckung ist so unbeweglich wie die Außenspiegel, die Minichamps beim jüngst erschienenen i7 klappbar gestaltete. Die vier sechseckigen Auspuffendrohre sind tatsächlich doppelt übereinander ausgeführt (eine „geniale“ Idee von BMW!), in den Ecken des Rückfensters je ein BMW-Logo, dafür keines auf der Heckklappe. Die hinteren Seitenscheiben und das Rückfenster sind schwarz getönt (selbstverständlich!), die Windschutzscheibe trägt einen schwarzen Rahmen, der Rückspiegel ist vorbildkonform an deren Innenseite befestigt. Innen- und Kofferraum sind mit Teppichboden ausgeschlagen, also beflockt. Innen ist das Modell völlig korrekt umgesetzt, alles bedruckt, was bedruckt werden muss, aber außer Schwarz findet sich kein Gramm Farbe, selbst der Dachhimmel ist schwarz. Ein Nissan Micra von „Essen auf Rädern“ ist nicht trostloser konfiguriert. Der Minichamps XM von unten: ziemlich glatt, sauber gemachte Hinterradaufhängung, die Abgasanlage als einziges separates Teil (mattsilbern), das Getriebe gerade mal angedeutet, und mangels gravierter Kardanwelle gibt es keinen Kraftfluss nach hinten, also erneut ein Frontantriebs-BMW, wie schon beim M2. Die Räder sind zweifarbige 23-Zoll M LMR Sternspeiche 923-Alus in Schwarz/Silber, Aufpreis 3300 Euro.

Die Chinesen, für die der BMW XM ursprünglich gemacht war, wollen ihn nicht, die US-Amerikaner waren von Anfang an skeptisch und sind es nun, wegen der Zölle, erst recht – auch wenn dieser BMW made in USA ist, er kommt aus dem Werk Spartanburg/South Carolina. Interessanterweise und zur Verwunderung von BMW verkauft sich der XM in Deutschland gar nicht so schlecht und hat den Lamborghini Urus vom Spitzenplatz der Hyper-SUV verdrängt. Es gibt also doch genügend Deutsche (oder vielleicht besser: in Deutschland lebende Käufer), die den XM cool finden. Er symbolisiert jedenfalls etwas. Und das tut er auch in der Vitrine. Endlich mal ein Statement für die und in der Vitrine!

afs

Der Koloss: Minichamps hat auch mal Panzer gemacht (sehr schöne übrigens!), der BMW-Klotz ist allerdings keine Wiederbelebung dieser Serie, obgleich das durchaus zeitgemäß wäre, sondern läuft unter „1:18 Street Cars“ im Minichamps-Katalog.
Modellfotos: bat
So schwarz können 687 PS aussehen: Ein 4,4-Liter-V8-Biturbo-Ottomotor mit 489 Pferden plus ein hier unsichtbarer Elektromotor mit 197 PS (also ein Plug-in-Hybrid) im XM, der Otto im XM Red Label leistet mehr, Systemleistung 748 PS. Dann gibt es noch seit März 2024 das sechszylindrige Basismodell XM 50e mit 3 Litern und 476 PS Systemleistung.
Das ist der Arbeitsplatz in einem 2,8-Tonner mit 686 PS. Der stärkste Volvo-Truck, der D16, ist gleich stark, hat aber 16 Liter Hubraum, einen Sechszylinder-Diesel, und er darf 40 Tonnen bewegen. Das hört sich effektiver an.
Wenn zwei den gleichen Namen tragen, vermutet man auch sonst Gemeinsamkeiten. Die sind aber nicht zu finden zwischen den Namensbrüdern Citroën XM und BMW XM. Der eine ist eine Meisterleistung aus Bertones Designbüro, der andere ist ein zum Automobil mutierter Wohlstands-Panzer aus der Feder von Hussein Al-Attar unter dem BMW-M-Designchef Marcus Syring. BMW XM von Minichamps, Citroën XM als zeitgenössisches Citroën-Industriemodell von Solido (1989/90). Dieser XM, 1990 beim Münchner Citroën-Händler Stotz in der Blutenburgstraße erworben, war übrigens das erste 1:18-Modellauto in des Verfassers Sammlung.
Modellfotos: bat

Steckbrief:

Minichamps 110023302 BMW XM (G09) 2023 hellgelbgrün. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP 239,95 Euro.