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News 1:18 Norev Chevrolet Corvette C3 Stingray Cabriolet 1969

Der Name versöhnt mit dem Weiß

Die großartigste Kreation vom GM-Designer David R. Holls ist die Corvette C3, bis heute ein Designvorbild. Dass die offene Corvette C3 selbst in Weiß mit schwarzem Interieur, also der denkbar langweiligsten Farbkombination, gut aussieht, beweist Norev.

Mitte der 60er bis Mitte der 70er war das Wort “Can-Am” in aller Munde. Aber nicht jeder wusste, was genau das ist (der Autor wusste dies als Kind nicht). Wir hatten in unseren Spielzeugkisten Can-Am-Rennwagen von Porsche, Lola, Chaparral, Shadow oder McLaren; amerikanische Autos mit sportlichem Appeal trugen die Ausstattungsversion Can-Am (zum Beispiel der Pontiac Can-Am von 1977). Can-Am heißt Canadian-American Challenge Cup, wurde 1966 geboren und war so ziemlich die verrückteste Rennserie jemals. Es gab kaum Regeln, freie Technik, spannende Autos, hohe Preisgelder und Formel-1-Ikonen hatten ihre helle Freude daran, hier mitzufahren. Die Serie existierte neun Jahre und 71 Rennen lang, und sie verkörperte nicht nur automobile Freiheit, sondern auch den puren Amerikanismus in Zeiten, als dieser das absolut erstrebenswerte Ideal war, und eine große Rolle spielten auch die damaligen US-Strömungen Hippies, Flower-Power, nonkonformistische Anarchie und Sex and Drugs and Rock’n’Roll. Unvergessen sind Versuche und Experimente wie bewegliche Flügel bei Chaparral. In den 70ern mischte dann Porsche mit, trat mit Turbomotoren den alten Saugern in den Hintern, räumte ab, Can-Am wurde zur One-Man-Show, und den Teams galoppierten die Kosten davon, um mit Porsche halbwegs mithalten zu können. Ein schönes Schlusswort im August 1974 ist vom Formel-1- und Can-Am-Piloten Mario Andretti überliefert: „Die Can-Am wurde in die richtige Zeit hineingeboren, aber es war eine Serie ohne Zukunft.“ Wer während dieser zehn Can-Am-Jahre Kind war, hatte mit großer Sicherheit einen Porsche 917/30 Spyder in der Spielzeugkiste und wunderte sich über dessen Aufschrift „Porsche/Audi“ – was damit erklärt wird, dass Porsche und Audi damals in den USA ein gemeinsames Vertriebssystem hatten.

Wer unter den US-Herstellern kein Sportmodell Can-Am nannte oder schlichtweg nichts Sportliches zu bieten hatte, bediente sich dennoch des Namens, nannte einen Felgentyp so, oder eine Farbe. Letzteres tat General Motors, da gab es Can-Am White 972 exklusiv für die Chevrolet Corvette. Warum erhielt ausgerechnet Weiß diese Bezeichnung? Weil Weiß seit den 30er Jahren die Rennfarbe der USA darstellt, gepaart mit zwei blauen Längsstreifen (zuvor war Weiß die deutsche Autorennfarbe, wechselte dann aber zu Silber).

Weil heute sehr viele und sehr unterschiedliche Autos in ziemlich reinem Weiß lackiert sind, ist Weiß nichts Besonderes. In den späten 60ern war die Farbe auch nichts Besonderes, da war sie in all ihren Schattierungen eine Alltagsfarbe. Aber an einem Sportwagen hatte Weiß dann doch eine andere Qualität. Ein Corvette-Eigner hätte sich auch Monza Red 974 aussuchen können, oder edles Riverside Gold Poly 980. Norev taucht seine schöne, offene ’69er Corvette in ein weißes Farbkleid, kombiniert mit schwarzem Interieur. Die langweiligste Kombination, sollte man denken, aber sie steht der Corvette. Sie ist eben ein besonders gestaltetes Fahrzeug, nahezu eine Skulptur, mit ihrer Wespentaille und ihren betonten Kotflügeln, schlichtweg eine Idealfigur, schlank, wo sie schlank sein soll, muskulös, wo Muskeln gefragt sind, sinnliche Linien. Gerade Weiß spielt mit diesen Flächen sehr gut, betont sie und lässt sie zur Entfaltung kommen.

Ansonsten ist das Modell bekannt. Norev entschied sich für das 1969er Modell, also den Folgejahrgang nach der Einführung der Corvette C3. Ein Wort, nicht zwei Worte – das charakterisiert die ’69er ’Vette: „Stingray“ steht statt „Sting Ray“ auf den vorderen Kotflügeln. Sonst gab es kaum erwähnenswerte Änderungen gegenüber dem Vorjahresmodell, die Rotringreifen gingen in ihr letztes Modelljahr. Der Grill wurde einfarbig schwarz, die Türgriffe änderten ihre Form – lauter Marginalien, und dennoch für den Corvettisten wichtig.

afs

Außen sexy, innen auch: super Dreispeichenlenkrad, viele Armaturen, befriedigende Bedruckung, Handbrems- und Schalthebel separat eingesetzt (nein, keine Turbo-Hydra-Matic im Norev-Modell).
Modellfotos: bat

Steckbrief:

Norev 189038 Chevrolet Corvette C3 Stingray Cabriolet 1969 weiß. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP 69,90 Euro.