Können Farbnamen der pure Hohn sein?
Machte sich Citroën über die Menschen lustig, indem die Firma einem dunklen Blau den Namen Bleu d’Orient gab, also Orientblau? Gibt es eine Sache, die blau ist und den Orient repräsentiert? Etwas, das es nur im Orient in Blau gibt? Oder meinte Citroën das Meer vor der Hafenstadt Lorient? Das allerdings würde Sinn ergeben. Aber dann müsste man den Namen der Farbe anders schreiben, nämlich Bleu Lorient. Der Sinn der Farbbezeichnung Orientblau ist und bleibt dunkel. Bei Citroën sind Farbbezeichnungen oftmals ein Mysterium – nicht nur für den Verfasser dieser Zeilen. In französischen Citroën-Kreisen wird darob wild spekuliert und diskutiert, seit Jahren. Das ist fast schon ein „Running Gag“ unter Citroënisten.
Die Farbe Bleu d’Orient AC616 war während der Modelljahre 1972 und 1973 auf der Citroën-Farbpalette, zuvor schon einmal 1965 bis 1967. Sie ist wunderschön und steht der DS, sie ist tief und so dunkel, dass sie aus den meisten Blickwinkeln schwarz erscheint. Sie war für alle DS-Versionen lieferbar und ließ sich mit Kunst- oder Echtleder in Braun sowie mit Stoffsitzbezügen in Blau kombinieren. Letzteres tut Norev bei seiner aktuellen Farbvariante der DS23 Pallas von 1973. Das Modell selbst ist sattsam bekannt, eine fehlerlose DS der letzten Bauserie, optisch erkennbar an den versenkten Türgriffen, lenkbar, gefedert, zu öffnen sind die Vordertüren und die Motorhaube (und nach wie vor ist ihr Öffnungswinkel viel zu klein, was aber das einzige Defizit dieses Modellautos ist). Eine einfarbige Innenausstattung ist bei Citroën nie einfarbig. Das Blau wird durch weiße Flächen an den Türinnenverkleidungen und den Hinterseiten der Vordersitzrücklehnen aufgelockert, dazu ein schwarzes Armaturenbrett, auch die Gummimatte auf dem blauen Fußboden gestaltet Norev in Schwarz. Der Dachhimmel ist grau gehalten – somit alles andere als ein monochromes Interieur.
Und was hat nun „L’Orient“ mit der eingangs erwähnten Hafenstadt Lorient zu tun? Dieser Hafen in der Bretagne und die in seinem Umfeld gegründete Stadt heißt so, weil er früher der Heimathafen der französischen Ostindien-Kompanie war. Hier legten die Schiffe ab, die aus China, Indien oder von Madagaskar Seide, Gold und Gewürze importierten. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt nahezu komplett zerstört und danach wieder aufgebaut. Es handelt sich also mal wieder um ein typisch französisches Wortspiel: Aus „L’Orient“ (= der Orient, das Morgenland) wurde der Hafen- und spätere Städtename „Lorient“, was man absolut gleich ausspricht. Aber das bringt uns dem Sinn der Citroën-Farbbezeichnung „Bleu d’Orient“ auch nur bedingt näher…
afs
Steckbrief:
Norev 181723 Citroën DS23 Pallas 1973 dunkelblau. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP 69,90 Euro.