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News 1:18 Norev Simca 1000 LS 1972 und 1000 Rallye 2 1976

Das Kistchen aus Frankreich

Im absoluten Schuhkartondesign präsentiert sich der ewig lang gebaute Simca 1000, 17 Jahre lang in Produktion und eine Selbstverständlichkeit auf Europas Straßen. Norev bringt ihn als 70er-Jahre-Mobil in der Einstiegsversion LS und parallel dazu den 1000 Rallye 2 in giftigstem Giftgrün – also die Einstiegsversion in die Baureihe und deren sportlichsten Vertreter.

Wenn ein Auto von 1961 bis 1977 nahezu unverändert gebaut wurde, so zeigt es unwillkürlich Präsenz. Das Auto, ein sympathisches Kistchen, der Simca 1000, ist ein Franzose, aber er war auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz allgegenwärtig. Egal, wie alt wir sind, der Simca 1000 war in unserer Kindheit schlichtweg Bestandteil des Straßenverkehrs. Und als Simca 1000 Rallye war er eine hitzige Kanone, und zusammen mit Kalibern wie NSU TT, Mini Cooper oder Renault 8 Gordini eine Art Golf-GTI-Vorgänger.

Der Simca 1000 von Norev in 1:18 ist keine Neuheit. Gut so. Deshalb ist er ein Achtzehner von altem Schrot und Korn, der fast alles kann, was der Sammler erwartet: Motorklappe auf (die ist hinten), Kofferraumdeckel auf (der ist dann logischerweise vorne), Vordertüren auf und lenkbar. Nur die Hintertüren bleiben zu. In Frankreich war jedes Auto, das kein dezidierter Sportwagen ist, ein Viertürer. Frankreichs Autos waren familienfreundlicher als deutsche. Der Norev Simca ist ein rundum gelungenes Exemplar seiner Spezies, und es gab ihn schon in diversen Ausführungen, auch als heißen Rallye verschiedener Jahrgänge und Ausbaustufen. Der 1000 LS hingegen ist brav. LS klingt zwar nach Luxus-Sport, ist aber letztlich nur die Basisausstattung.

Der 1961 erschienene Simca 1000 erlebte sein erstes Facelift 1968 und bekam ein freundlicheres Gesicht und rechteckige Rückleuchten. 1971 erschien die Ausstattungsversion LS, die nicht keine, aber wenig Ausstattung hatte. Aus 944 cm³ werkelten 44 PS im Heck, in der LS-Variante war er der einzige Simca 1000, den es mit Halbautomatik gab (das heißt: Der Fahrer musste zwar schalten, aber nicht kuppeln). Immerhin trug er Stoßstangenhörner, und vom heißen Simca 1000 Rallye erbte die ganze Modellfamilie 1973 Fahrwerkverbesserungen inklusive negativem Sturz der Hinterräder. Norev apostrophiert das Modell als Jahrgang 1974, richtig ist 1972/73, denn 1971 trug der Simca noch seinen Namen in großen, verchromten Lettern an der Front und ab 1974 keine Stoßstangenhörner mehr, die das Modell aufweist. Aber das ist nur eine Formalie. Alles andere ist korrekt recherchiert: keine Seitenzierleiste, keine Dreiecksfenster, keine Radzierringe und die Felgen lackierte Simca damals tatsächlich hellgrau, nicht silbern. Kleiner Detailfehler: An der Front befanden sich zwei Embleme übereinander, auf dem oberen steht „Simca“, auf dem unteren „1000 LS“, und das untere fehlt am Modell. Lackiert ist der kleine Simca in Jaune Maya, also ein typisches 70er-Jahre-Gelb, kombiniert mit schwarzer Innenraumfarbe. Sehr schön ist, dass Norev dem Simca einen weißen Dachhimmel und ein wenig Holzfurnier am Armaturenbrett spendiert. Der Blick unter die vordere Haube offenbart das Reserverad und einen Wagenheber, aber nicht viel Platz fürs Gepäck, und hinten sehen wir den recht modernen Motor mit fünffach gelagerter Kurbelwelle und Querstromkopf, von Norev sehr hübsch miniaturisiert. Nicht vergessen wurden auch die Luftleitschächte auf der Innenseite des Motordeckels, und lobend erwähnen wir, dass dessen Öffnungswinkel ausreichend groß ist, um den hübschen Motor zu sehen.

Kampfbereiter Giftzwerg in Kriegsbemalung

So brav der 1000er LS ist, solch eine angriffslustige Krawallbüchse ist der 1000 Rallye 2. 870 Kilo Kampfgewicht, 86 PS belasten die hinteren Antriebsräder, dazu eine aggressive Kriegsbemalung: Seiner Endausführung, dem Modell 1976 bis 1978, setzt Norev ein giftgrün-mattschwarzes Denkmal. Dieses automobile Genre gibt es heute nicht mehr: Diese Dinger machten Spaß auf der Straße, waren Künstler beim Slalom, waren die Könige beim Bergrennen, Amateursportler, teilweise unbegrenzt tunbar. Sie erforderten fahrerisches Können wegen des Heckmotors, es waren abenteuerliche Driftwinkel, und die Karre brach stets unvermittelt, aber gewaltig und kaum beherrschbar aus. Gleichsam beschwerte der Motor die Antriebsachse, die Simca 1000 wogen nahezu nichts und hatten Vortrieb ohne Ende.

Zum Simca 1000 im Schuhkartondesign gesellte sich bald ein hübsch gezeichnetes Coupé mit Bertone-Karosserie, 1967 zum 1200 S geadelt, 1204 cm³, Doppelvergaser, rundum Scheibenbremsen. Mit genau diesem 60-PS-Motor erschien im Februar 1970 der Simca 1000 Rallye mit quer über das Heck gezogenen, doppelten Zebrastreifen (Bumble Bee Stripes, ein typisches Chrysler-Charakteristikum à la Plymouth Barracuda) und einer mattschwarzen Fronthaube, innen sportlich mit entsprechender Instrumentierung und Schalensitzen, außen Stahlsportfelgen, Zusatzscheinwerfer – eben alles, was die jungen Wilden brauchten. Im Herbst 1972 folgte der Simca 1000 Rallye 2, äußerlich gleich aber wesentlich potenter: 82 PS aus 1294 cm³, Solex-Doppelvergaseranlage, vorne weithin sichtbar der Wasserkühler unter der Stoßstange. Mit dem Rallye 2 bestritt der Nachwuchs die damalige Gruppe 1 bis 1300 cm³, der kleine Simca war ein echter Siegertyp. 1976 erfolgte eine Überarbeitung, jene Version erschien, für die sich Norev entschied: Statt der beiden Doppelstreifen quer über die Motorhaube waren beide Hauben nunmehr komplett schwarz, und ein schwarzer Rallyestreifen verlief vom Motordeckel über die Flanke in die Hintertüren hinein. Ein monströser Heckspoiler thronte auf dem hinteren Deckel, 86 statt 82 PS, noch mehr Mattschwarz statt Chrom. Der Rallye 2 war meist in Vert Acide lackiert, einem giftigen Viperngrün, auf der deutschen Simca-Farbkarte hieß es Racinggrün.

Norev hat all die Unterschiede zwischen dem kleinbürgerlichem LS und dem Rallye-Jungdynamiker herausgearbeitet, dank intelligentem Formenbau (vorderes Abschlussblech als Extrateil) trägt der Rallye auch einen Ölkühler unter der Stoßstange. Anderes Armaturenbrett mit Zusatzinstrumenten, Sportlenkrad, Schalensitze, gelochte Sportfelgen, Heckspoiler, die typischen vorderen Cibié-Weitstrahler, Sportaußenspiegel und keinerlei Chrom – am Rallye ist alles richtig.

Sehr authentisch sind die kaum verkleideten Türinnenseiten, an denen nacktes Blech dominiert. Besonders gut gefällt uns ein winziges Detail, das Norev nicht vergessen hat: An der Heckscheibe prangen zwei Aufkleber, die jeder Simca nach der Simca-Übernahme durch Chrysler trug: In der Mitte das Simca-Logo mit dem Chrysler-Pentastar und rechts der Kleber mit der Shell-Muschel und der Schrift „Simca aime Shell“. Diese beiden kleinen Simca machen durchweg Spaß, sind eine Zeitreise in die Kindheit, und Norev hat ein richtiges Kleinod geschaffen.

afs

Mit Kriegsbemalung für den Angriff gerüstet: Zeitgenössisch dekorierter Norev Simca 1000 Rallye 2 mit sehr viel 70er-Jahre-Charme.
Modellfotos: bat
Kleines Lenkrad mit durchbrochenen Speichen, viele Uhren von Veglia: Sportives Rallye-2-Interieur mit vorderen Schalensitzen. Norev spendete dem Simca 1000 Rallye sogar einen beflockten Teppichboden. Hatte er das im Original überhaupt?
Seinen Namen kennt man kaum, seine Schöpfungen schon. Der Designer des Simca 1000 ist der piemontesische Adelige Mario Revelli di Beaumont (1907-1985), seines Zeichens auch erfolgreicher Motorradrennfahrer. Vor dem Krieg zeichnete er für Farina, Ghia und Viotti, dann für Fiat und ab Mitte der 50er für Simca. Seiner Hand entstammen der Simca 1000 und der Simca 1300/1500. In den 60ern ging Revelli di Beaumont zurück zu Pininfarina.
Ein besonders giftiger, giftgrüner Simca 1000 Rallye 2, der dadurch noch besonderer wird, dass er aus dem spanischen Simca-Werk in Villaverde bei Madrid stammt und deshalb typisch spanische Felgen trägt.
Foto: Spanish Coches
Charmante Straßenszene mit zwei Simca in den Niederlanden anno 1976: Polizeiverkehrskontrolle zur Untersuchung der Fahrzeugsicherheit. Opfer der Beamten ist ein Simca 1000 GLS, und einer nimmt seinen Job ernst genug, um sogar unter den Wagen zu kriechen. Am Straßenrand halb auf dem Bürgersteig ein Simca 1100, hinten ein Daf F1600/F2000 Kofferlastwagen der Firma Lips in Dordrecht, die Schlösser und Tresore herstellte.
Foto: Rob Mieremet/Anefo

Steckbrief:

Norev 185714 Simca 1000 LS 1972 Mayagelb und 185715 Simca 1000 Rallye 2 1976 Racinggrün. Fertigmodelle Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP je 69,95 Euro.