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News 1:18 Norev Simca 1100 GLS 1968

Von wegen Mauerblümchen: Der Simca 1100 als Trendsetter

In Frankreich ist der Simca 1100 unvergessen, ein Wagen der unteren Mittelklasse, weit verbreitet, konstruktiv ingeniös. Norev erinnert an ihn, bringt einen 1967er 1100 GLS in schönem dunklem Grün in den Fachhandel und drei weitere Modelle als Online-Exklusivangebote. Der Simca 1100 ist automobilhistorisch zu wichtig, als dass die Erinnerung an ihn verschüttgehen sollte.

Nein, den modernen Kompaktwagen hat nicht Volkswagen mit dem Golf erfunden. Fast zehn Jahre zuvor war der Autobianchi Primula da mit genau demselben, viel beschworenen „Golf-Konzept“: Frontmotor quer eingebaut, Vorderradantrieb, drei- oder fünftürige Schrägheckkarosserie mit großer Klappe, umlegbare Rücksitzlehne. Der Autobianchi führte ein Nischendasein. Man kann sagen: Mit ihm wurde das Golf-Konzept nur geübt. Aber 1967, als Simca den 1100er brachte, kam es in Großserie. Der Simca 1100 war „der erste Golf“, und er führte alles andere als ein Mauerblümchendasein. In Frankreich war er 1972 das meist verkaufte Fahrzeug, in Deutschland ein Importschlager, er machte die Marke Simca im Ausland so richtig bekannt, sogar in den USA, wo er als Simca 1204 vermarktet wurde. Mit seiner Sportversion 1100 Ti war er sogar der erste „Hot Hatch“, denn dieser erschien zwei Jahre vor dem Golf GTI. Auf seiner Basis gab es nicht nur den Lieferwagen City-Laster, sondern auch den Matra Rancho, der eine Art frühes SUV war. 14 Jahre lang, bis 1981, lebte der Simca 1100 als Limousine, der Rancho bis 1983, und als City-Laster erreichte er sogar das Jahr 1985. Obendrein erlebte und überlebte er den Namenswirrwarr seines Elternhauses: geboren als Simca, dann hieß er Chrysler/Simca, ab 1979 Talbot-Simca und zu guter letzt nur noch Talbot.

Ein konkreter Designer ist nicht überliefert. Die Front orientiert sich am Styling des Simca 1300/1500, geschaffen vom Grafen Mario Revelli di Beaumont, und unter Beibehaltung der Familienähnlichkeit schuf ein namentlich nicht überlieferter Simca-Designer ein Styling, das immerhin 2,2 Millionen Mal stahlgeworden das Fließband verließ. Wenn man die so genannte Künstliche Intelligenz mit der Frage nach dem Designer des Simca 1100 bemüht, spuckt sie den Namen Michel Boué aus. Absoluter Unfug! Boué arbeitete nie für Simca, sondern war bei Renault angestellt und ist der Schöpfer des Renault 5.

Dass der Simca in Deutschland weitgehend vergessen ist, ganz so wie die Marke Simca generell, ist schade. In seiner Heimat Frankreich sind beide, Marke und Modell, durchaus noch gegenwärtig. Dort rennt Norev mit dem Simca 1100 GLS in Vert Borodine also offene Türen ein, und in Deutschland sorgt die Neuheit dafür, dass die Marke Simca und der geniale 1100er wieder in Erinnerung kommt. Neben dem grünen Fachhandelsmodell bietet Norev spezielle 1100er exklusiv und limitiert in seinem Online-Shop an: in 200er-Auflage einen 1100 GLS in Antheor Beige, zusätzlich den jüngeren und sportlichen 1100 Ti von 1975 in Vert Adriatique Métallisé und in Blanc Tacoma, jeweils 300 Stück, alle zum selben Preis, 70 Euro. Als Formneuheit feierte dieser Simca (ausschließlich als Fünftürer) sein Debüt im Herbst 2022, und schon damals erschien er sowohl als 1967er GLS (hellblaumetallic und als französischer Polizei-Streifenwagen in schwarz/weiß) und als 1975er Ti in Sandalwood Metallic sowie in Gelb.

Der Simca ist sealed, es geht also nichts auf, er lenkt, aber ist ungefedert. Formal ist die Miniatur einwandfrei getroffen, schön ist auch, dass die eingeschlagenen Räder eingeschlagen bleiben. Immer häufiger sehen wir lenkbare Modelle, deren Vorderräder sich quasi automatisch nach Loslassen wieder in die Geradeausstellung bewegen. Was nützt also die Fähigkeit, zu lenken, wenn das Modell in der Vitrine nicht mit eingeschlagenen Rädern stehen will? Der Simca tut, was er soll.

Den meisten Chrom hatte die Topversion GLS, und Norev hat kein einziges Leistchen vergessen: Schwellerchrom, Radlaufchrom, Chromradkappen mit Zierringen, welche die gesamte Felge abdecken, Seitenzierleiste, die sich am Heck fortsetzt, Chromgrill, Stoßstangen mit Chromhörnern, alles blitzt und blinkt und wirkt noch edler durch die Kombination mit ganz heller Innenausstattung. Es mag hellstes Grau sein, wirkt aber fast wie weiß. Schön gemacht ist, dass Norev die Türen innen nicht voll verkleidet hat, sondern vorbildentsprechend etwas Blech in Karosseriefarbe stehen ließ, und lobenswert ist auch der sowohl strukturierte als auch mattbeige lackierte Dachhimmel. Sogar über Sicherheitsgurte vorne verfügt der Simca. Wie immer, wenn Norev unterschiedliche Jahrgänge eines Typs macht, sind auch die inneren Werte anders: Der frühe GLS trägt Sitze ohne Kopfstützen, das Armaturenbrett mit Breitbandtacho, das ältere Lenkrad, auch außen sind Schriftzüge und Details absolut baujahrkonform. An diesem Norev Simca stimmt schlichtweg alles, en gros und en détail.

afs

Mit viel Akribie und guter Recherche hat Norev die Besonderheiten des 1967er Simca 1100 GLS herausgearbeitet, Proportionen, Dimensionen und Gravuren passen, der Lack glänzt mit dem Chrom um die Wette – ein rundum schöner Simca!
Modellfotos: bat
Zweikammerleuchten unter den Scheinwerfern, Standlicht und Blinker. Beide Gläser sind weiß, ein französisches Fahrzeug. Vorbildlich die frühen Simca-Stoßstangenhörner aus verchromtem Stahl mit Gummiauflage (später komplett aus Gummi), sehr nett der kleine GLS-Schriftzug im Grill.
Sehr übersichtlich: Simca 1100-Farbpalette von 1969 mit neun Tönen zur Auswahl, und es gab nicht jede Ausstattungsversion in jeder Farbe. Den einfachen 1100 LS offerierte Simca in drei Farben, den GLS in fünf. Die Norev-Farbe Vert Borodine ist nicht enthalten, sie war nur im Premierenjahr 1967/68 erhältlich.
Foto: Archiv afs

Steckbrief:

Norev 185754 Simca 1100 GLS 1968 grün. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP 69,90 Euro.