Seulement pour la France
Ein Golf-II-Sondermodell, das hierzulande kaum jemand kennt: Golf II GTI 16V Match. Den baute VW nur für den französischen Markt. Norev nimmt sich seiner an, und so wird ein französischer Golf auch in Deutschland bekannt – wenngleich nur im Vitrinenmaßstab.
Zehn Millionen Gölfe im Jahre 1988, das musste Volkswagen mit einem speziellen Golf II GTI feiern. Im Mai 1988 erschien für den französischen Markt in 1200er-Auflage der Golf GTI 16V Match mit schönen BBS-Felgen und einem digitalen Instrumentenbord (was an sich bei einem sportlichen Wagen durchaus diskutierbar ist). VW stattete ihn ganz fein aus: Schwarz als einzige Farbe, 15-Zoll-BBS-Alus mit 185/15 VR 15-Reifen, teilgetönten Heckleuchten (oberer Teil rauchschwarz), das „Match“-Emblem an den C-Säulen, dreifarbigen Streifen (rot/blau/grün) an Grill, Vorderkotflügeln und Heckblech, konkret durchnummeriert vor dem hinteren Radlauf (rechts und links), spezielle Türinnenverkleidungen sowie Sitzbezüge mit dreifarbigen Querstreifen, Schiebedach, Lenkrad und Schaltknauf beledert, Digitalarmaturen, Servolenkung und „Match“-Emblem auf der Konsole. Der Motor war Serie, der 1781-cm³-GTI-Motor mit 16 Ventilen, 139 PS. Extras waren für den GTI Match nicht vorgesehen.
Das englische Substantiv „Match“ hat bekanntlich zwei Bedeutungen, zum einen „Streichholz“ (daher kommen die Matchbox-Miniaturen), zum anderen, in der Sportsprache, den Wettkampf im Tennis. Nun waren die 80er Jahre die Hochphase des Tennissports in Europa und besonders in Westdeutschland (Stichwort Boris und Steffi) und reduzierten die Sportart vom Freizeitvertrieb elitärer Schnuckelchen zum demokratischen Trend. Jeder spielte Tennis, auch der Volkswagen-Käufer zog weiße Socken an (diese waren in den 80ern ebenfalls an jedem Fuß), konnte das englische Wort „Wimbledon“ unfallfrei aussprechen. Opel verschaffte sich das Privileg, Steffi Graf als Markenbotschafterin zu haben, nahezu alle Automobilhersteller sponserten dies oder jenes Turnier, Europa war in den 80ern schlichtweg im Tennisfieber. Ein Golf-Sondermodell namens „Match“ war also alles andere als verwunderlich. Volkswagen verwendete den Namen für gleich zwei Golf-Sondermodelle. 1985 erschien der Golf Match auf Basis des Golf C, hauptsächlich Schneeweiß mit weißen Felgen, weißen Sitzen, Innenverkleidungen und Teppichen ausgeliefert, auch in Tornadorot und Vesuvgraumetallic erhältlich, dann silberne Felgen und schwarzer Teppich. Und 1988 folgte dann ausschließlich in Frankreich der Golf GTI 16V Match anlässlich des zehnmillionsten Golf, die Norev-Neuheit.
Zunächst gab es in Kennerkreisen wieder den reflexhaft-ultimativen „Alles-falsch“-Aufschrei, weil im Modell der falsche Motor verbaut ist – nämlich das 8V-G60-Aggregat. Da man dieses Defizit nur bei geöffneter Haube sieht und ein Modellauto gewöhnlicherweise mit geschlossener Haube in der Vitrine steht, kann man damit ganz gut leben. Bedauerlicher finden wir, dass Norev die teilgetönten Rücklichtgläser nicht realisiert hat. Wer nun allerdings einen solchen Golf kauft, kann durchaus auf ein Exemplar mit dem richtigen Motor und teilgeschwärzten Heckleuchten stoßen. Das liegt am Erfolg des Modells, der so groß ist, dass Norev eine zweite Charge nachproduzieren musste. Und diese verfügt über den richtigen Motor und die getönten Rücklichtgläser. Unser Muster stammt aus der ersten Serie, und darum lassen wir ganz einfach die Motorhaube zu.
Weil dieser Sonder-Golf ein französischer ist, trägt er auch französische Besonderheiten, so die Zulassung im Département 73 (Savoyen) an der Grenze zu Italien und Zusatzscheinwerfer mit gelben Gläsern. Die Streifen auf den Sitzflächen sehen sehr gut aus, auch die digitalen Instrumente sind prima miniaturisiert, die BBS-Alus werten den Golf zusätzlich auf. Ein aus deutscher Sicht spannendes, französisches Sondermodell, also ein bei uns nahezu unbekannter Golf – das macht Freude.
afs
Steckbrief:
Norev 188559 Volkswagen Golf II GTI 16V Match 1988 schwarz. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP 79,90 Euro.