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News 1:18 Ottomobile Renault 16 TX 1974

Die Metallicpflaume

In einer sehr edlen und sehr ungewöhnlichen Farbe lässt Ottomobile seinen Renault 16 TX wieder aufleben. Zwischen der ersten und der zweiten Farbvariante lag gerade mal ein Jahr und zwischen der zweiten und der nun aktuellen dritten liegen immerhin elf Jahre. Umso mehr macht es Spaß, dem R16 TX wieder zu begegnen, und dann auch noch im umwerfenden Prun Métal.

Die Farbe ist der Hammer. Aber warum Ottomobile einen Renault 16 TX als Resinemodell bringt, nachdem Norev im Herbst 2021 das gleiche Auto als Diecast-Modell mit Öffnungsfunktionen für weniger Geld lanciert hat, erschließt sich einem nicht. Natürlich: In diesem genialen Farbton hat ihn Norev noch nicht gebracht. Für Ottomobile ist es nur eine Wiederauflage, der R16 TX gehörte zu den ersten Otto-Mobilen überhaupt und erschien bereits im Sommer 2012 (OT075, damals in Hellgrünmetallic, 1500 Stück) und kam im Herbst 2013 erneut (OT587, Stahlblaumetallic, 999 Exemplare). Somit war Ottomobile früher dran als Norev und greift auf seinen Werkzeugbestand zurück.

Und, wir wiederholen uns: Die Farbe ist der Hammer. Sie heißt Prune Métal 708, la prune ist auf Französisch die Pflaume, also dunkelstes Violettmetallic. Bei Renault war es die Farbe der Spitzenmodelle Mitte der 70er Jahre, für den R16 TX, aber auch die Coupés R15 und R17 waren in Metallicpflaume lieferbar. Für den R16 war Prune Métal nur 1974 erhältlich, damals ein unerhörter Farbton. Andere, wie Volkswagen, benötigten noch Jahre, um einen Aubergine-Käfer zu bringen, und da war es dann nur die mutige Farbe eines mutigen Sondermodells.

In R16-Modellautokreisen hat diese Farbe sowieso einen hohen Stellenwert.  Nachdem die französische Dinky-Toys-Filiale nach einigen Jahren der Abstinenz 1974 wieder Spielzeugautos vertrieb, nunmehr bei Pilen in Spanien hergestellt, wurden einige Bestandsformen modernisiert. So wurde aus dem 1965er Renault 16 der Renault 16 TX mit doppelten, quadratischen Scheinwerfern, schwarzem Grill und modernisierter Heckpartie. Dinky France bot dieses Modell in zwei Farben an, einem dunklen Uni-Rot (das niemanden vom Hocker riss) und eben Prune Métal. Der Dunkelviolette überflügelte den Dunkelroten in der Käufergunst dermaßen, dass auf dem heutigen Sammlermarkt fast nur noch Dinky R16 TX in Prune Métal zu bekommen sind. Die weniger attraktive Farbe ist somit heute die weit seltenere.

Die Pflaume war also nur während des ersten R16-TX-Jahres erhältlich, denn das R16-Topmodell erschien im Herbst 1973, von außen erkennbar am speziellen Grill (schwarz mit verchromten Lamellenkanten), den quadratischen Doppelscheinwerfen, länger gezogenen Blinker-Standlicht-Einheiten, hoch gezogenen Känguru-Stoßstangenhörnern, dem Heckscheibenwischer, dem Dachkantenspoiler aus poliertem Nirosta-Stahl (die Franzosen nennen diesen Edelstahl „Inox“) und den Fergat-Sportstahlfelgen. Nicht zu sehen war der stärkere Motor, 93 PS aus 1647 cm³, der den TX zu einem 170-km/h-Reisewagen machte. Während die anderen R16 nach wie vor über einen Breitbandtacho und ein altmodisches Lenkrad verfügten, blickte der TX-Pilot auf immerhin vier Rundinstrumente plus Zeituhr und hatte die Fahrt mit einem umschäumten Zweispeichenlenkrad mit gelochten Speichen im Griff. Innen elektrische Fensterheber vorne und eine neue Mittelkonsole für das Radio. Auf Wunsch gab es sogar eine Lederausstattung. In Deutschland ausgelieferte R16 TX mussten auf den Dachspoiler verzichten, der TÜV hatte sein Veto eingelegt. Der TX  war der best ausgestattete und motorisierte R16 aller Zeiten und blieb bis zur Einstellung der Baureihe im Januar 1980 im Programm.

Fergat-Felgen sorgen für Alpine-Flair

Der Formenbau bei Ottomobile war 2012 so gut wie heute, der R16 TX ist bombig getroffen. Er lebt natürlich am meisten von seiner Farbe, die den mannigfachen Chrom ganz hervorragend zur Geltung bringt und zusammen mit dem hellbraunen Interieur sehr edel wirkt. Der Dachhimmel ist strukturiert mit Haltegriffen und Sonnenblenden und weiß lackiert. Dazu kommen die schicken, zweifarbig ausgelegten Stahlsportfelgen, die dem TX ein bisschen Alpine-Flair verleihen. Dieser R16 TX ist ein richtiges Schmuckstückchen!

Auch wenn das Otto-Mobil nichts kann als gut aussehen und somit dem Norev mit all seinen Funktionen um Meilen unterlegen ist, so ist Otto bei einer Sache ganz vorne: Der Norev-Fehler, einem Auto mit serienmäßig elektrischen Fensterhebern vorne zusätzliche Fensterkurbeln zu verpassen, ist Ottomobile nicht unterlaufen. afs

Ottomobile schuf einen rundum schönen R16 TX, und das einzige, was man ihm ankreiden kann (sofern man möchte) ist systemimmanent: Die Zellonscheiben mit den lediglich silbern bedruckten Fensterrahmen.
Modellfotos: bat
Zwei Mal Pflaumenmetallic: Der neue Ottomobile R16 TX zusammen mit seinem Ahn, dem 1974 erschienenen, bei Pilen produzierten Dinky-France-Modell in 1:43.
Ausstellungsstück: R16 TX jenseits des Eisernen Zaunes, auf der polnischen Messe in Posen 1978. Links streckt ein R20 seine Front ins Bild, hinten Berliet-Lastwagen, die ebenfalls Renault-Produkte waren.
Foto: Archiv afs

Steckbrief:

Ottomobile OT1066 Renault 16 TX 1974 dunkelviolettmetallic. Fertigmodell Resine, Maßstab 1:18. Auflage 999 Exemplare. Preis ca. 100 Euro.