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News 1:18 Ottomobile Renault Kangoo 1,4 RT Van 1997

Wärme statt Faszination

Der Freund der Jungfamilie hieß vor einem Vierteljahrhundert Renault Kangoo. Alle hatten ihn lieb, Vatermutterkind und der Hund auch. Modellautosammler hatten bislang keine Gelegenheit zum Liebhaben, denn es gab keinen in 1:18. Jetzt schon. Ein Otto-Mobil in Zitronengelb.

Es gibt viele positive Gefühle, die der Mensch mit einem Autotyp verbindet, weiche und harte Gefühle, von warmer Kindheitserinnerung bis hin zu verstörender Faszination. Es ist klug von Ottomobile, nicht nur an die harten Gefühle beim Modellautokauf zu appellieren, unerreichbare Traumwagen zu miniaturisieren. Der heute 30jährige saß als blond gelockter, holder Knabe im Fond des Renault Kangoo, und an ihn erinnert er sich mit warmem Herzen. Ihn will er als erwachsener Modellautosammler in die Vitrine stellen, im selben Jaune Citroen 396, wie ihn sein Vater fuhr (nachdem er als Kind einen 43er von Solido hatte, auch gelb, ihn aber kaputtliebte und -spielte). Das geht jetzt, dank Ottomobile. Von diesem Auto geht keinerlei Faszination aus, aber ganz viel Wärme.

Der Name „Kangoo“ sei ein Kunstbegriff, in dem Cargo, Twingo und Känguruh stecke, erläuterte dereinst ein Renault-Pressesprecher, und das harmoniere mit dem knuffigen Design, das dem Wagen die Anmutung eines „sympathischen Tieres“ gebe. Und dass wir behaupten, vom Renault Kangoo gehe keine Faszination aus, ist natürlich äußerst subjektiv. In Japan, bekannt für seine kleinen Kei-Cars mit großem Innenraum, ist der Kangoo ein Phänomen. Jedes Jahr feiern die japanischen Kangoo-Fans sich und ihr Auto beim Kangoo Jamboree Festival am Fuße des Mount Fuji, beim jüngsten Treffen waren 1800 (!) Kangoos zu Gast. Vor allem die bunten Farben und die vielen Sondereditionen (über alle Kangoo-Generationen hinweg waren es bislang 57) begeistern die Japaner. Besonders das Zitronengelb ist die absolute Kultfarbe für den ersten Kangoo, eben jene, die sich Ottomobile ausgesucht hat.

Seine schlimmsten Jahre waren in Algerien

Dabei ist der Kangoo ein äußerst pragmatisches Fahrzeug, ein Hochdach-Kombi eben. Er trat die Nachfolge des auf dem Renault Supercinq basierenden Express an (in Deutschland: Renault Rapid), ebenfalls jüngst als Otto-Mobil erschienen (Carmini-online vom 15. Januar 2025). Heute gibt es ihn seit 2021 in vierter Generation. Das Original, intern Typ X76, wurde von August 1997 bis Dezember 2009 gebaut, es gab ihn auch als Nissan Kubistar, und in Lateinamerika hielt er sich viel länger, bis 2018. Renault musste auf die erfolgreichen Hochdachkombis von Citroën und Peugeot reagieren, und der Renault-Designer Patrick Lecharpy zeichnete ein knuffiges, freundliches Design und versah den Wagen mit einer sehr praktischen seitlichen Schiebetüre (später sogar deren zwei). Die technische Basis bildete der Clio. Ottomobile macht die Ursprungsversion, im April 2003 und Oktober 2005 erfolgten zwei Facelifts; in seinen letzten beiden Jahren kam der Kangoo nicht mehr aus Frankreich, sondern wurde in Algerien gebaut. Das waren seine qualitativ schlechtesten Jahre, Renault verlagerte die Produktion des Nachfolgers wieder in die Heimat. Renault offerierte unzählige Versionen und Sondermodelle, in jedem Land gab es andere, es gab auch einen Kangoo mit verlängertem Radstand und neben dem familientauglichen Hochdachkombi natürlich auch diverse Lieferwagentypen für Handwerker, obendrein die Allradversion Kangoo Trekka. Und nicht zuletzt war der Kangoo auch ein sehr beliebter Transportwagen für Rollstuhlfahrer. Er war hoch genug und die Seitenfenster waren bis fast an die Dachunterkante gezogen, sodass es keines Karosserieumbaus bedurfte, um einem Rollstuhlfahrer bequem einsteigen zu lassen und ihn zu transportieren.

Das Jaune Citron 396 am Modell wirkt auch heute noch sehr familiär. Wenn man sich an den ersten Kangoo erinnert, kommt er einem in zitronigem Gelb in den Sinn. Ottomobile schuf ein schönes Otto-Mobil, wie wir es gewohnt sind, mit ein paar süßen Details wie die mittige Dachantenne und die hübschen Stoffbezüge der Sitzflächen. Innen ist an den Türen und rund um die Fenster viel gelbes Blech zu sehen, aber Ottomobile vergaß nicht, den Dachhimmel ergrauen zu lassen. Wie mittlerweile üblich bei Otto, trägt der Kangoo an der Windschutzscheibe eine Steuerplakette und an der Heckscheibe die originale Renault-Eigenwerbung, und erneut eine Schau sind die Alus mit den dahinter liegenden Scheibenbremsen. Ja, der Kangoo hat auch hinten Scheiben. Und er hat eine hintere Drehstabfederung, was zu seiner Zeit gar nicht mehr üblich war. Ferdinand Porsche war großer Fan der Torsionsfederung, alle Heckmotor-VW hatten eine, auch der Porsche 356 und der frühe Elfer. Und der Barkas übrigens auch. Der Renault Kangoo ist damit also in guter Gesellschaft.

afs

Ein knuffiges Zitronenbärchen, einst allgegenwärtig auf der Straße, heute ziemlich ausgestorben. Hat man mal eine Begegnung mit einem Ur-Kangoo, so löst das ein wohlwollendes Lächeln aus. Man dreht sich nicht nach ihm um, aber man erinnert sich, und die Erinnerung ist gut.
Modellfotos: bat
Ein zitronengelber Renault Kangoo der ersten Generation auf der Straße, heute kein allgegenwärtiger Anblick mehr.
Foto: Rudolf Stricker

Steckbrief:

Ottomobile OT474 Renault Kangoo 1,4 RT Van 1997 gelb. Fertigmodell Resine, Maßstab 1:18. Auflage 999 Exemplare. Preis ca. 100 Euro.