Verdammt lang her
Verdammt lang her, dass wir einen neuen Minichamps-Klassiker in 1:43 in Händen hielten. Verdammt lang her, dass Minichamps dieser seiner Tradition frönte. Verdammt schön, dass der BMW 2500 E3 endlich da ist.
Das BMW E9 Coupé war die bislang vorletzte Minichamps-Klassiker-Neuheit in 1:43, ab März 2021 peu-à-peu in verschiedenen Farben erschienen. Verdammt lang her! Und die dazu passende Limousine, der E3, erschien als Art Car vor ziemlich genau zwei Jahren im November 2022. Auch verdammt lang her. Und seither mussten wir warten, um ihn als „normales“ Straßenauto zu erhalten. Verdammt lang! Nun sind die ersten beiden Farbvarianten erschienen, Karminrot Uni in 384 sowie Polarissilbermetallic in 432 Exemplaren. Weitere sind zwar momentan nicht angekündigt, werden aber mit Sicherheit kommen. Das ist die Urversion des BMW E3, und wer schon länger sammelt, hat wahrscheinlich das Doorkey-Modell aus den 90er Jahren, dessen Formwerkzeuge seinerzeit Schuco aufgekauft hat, um es danach unter eigenem Namen zu vermarkten. Der Doorkey, damals das Industriemodell von BMW, trägt Alufelgen und ist ebenfalls eine gute Wiedergabe, hinkt aber der Minichamps-Neuheit weit hinterher. Der Dritte im Bunde der 43er ist das zeitgenössische Märklin-Modell mit seinen schnell laufenden Rädern, das tatsächlich all open ist: vier Türen, Motorhaube, Kofferraumdeckel.
Innenraum: Wir fordern Farbe!
Die Werkzeuge für den BMW E3 wurden damals für das Art Car namens „New Horizon“ von Minichamps geschaffen. Da dies ein Automatikwagen ist, hat auch das Minichamps-Modell einen Automatikwählhebel und nur zwei Pedale. Das Modell profitiert von einem routinierten Formenbau ohne Ausrutscher, die Anmutung stimmt ebenso wie die Proportionen, genügend separate Teile vermitteln das Gefühl der Wertigkeit, und wo silberne Druckwerke zur Gestaltung der Chromzierde verwendet wurden, ist die Arbeit sehr akkurat ausgeführt. Die BMW-Logos sind erhabenen umgesetzt, sehr schön nachgebildet die Radkappen (mittlere Radkappe verchromt mit BMW-Logo, Felgenzierringe in mattem Alu-Look, prima recherchiert!), die Lampen ohne Pins. Die Rücklichtgläser sind vorbildlich dreifarbig, rot, orange die Blinkersektion und transparent die Rückfahrscheinwerfer.
Der Innenraum ist bei beiden Farbvarianten in Schwarz gehalten, lässt also nur reduzierten Einblick zu, doch was man sieht, das sieht man gerne. Jedoch stellt sich uns die Frage, warum Modelle, die in der Minichamps-Produktlinie erscheinen, nun auch schwarze Innenräume haben müssen, ebenso wie die Modelle der preiswerteren Maxichamps-Serie. Zwischen beiden liegen rund 20 Euro. Für diesen Aufpreis wünschen wir uns farbige und reichhaltig dekorierte Innenräume in guter, alter Minichamps-Tradition.
Wie üblich, bringt Minichamps seine Modelle im Neuwagen-Auslieferungszustand ohne Kennzeichen. Ein zeitgenössisches Kennzeichen wäre natürlich schön. Vorschlag für eine künftige Variante: M-MV 2445. Die Zulassung des Wagens von TV-Kommissar Keller. Die Farbe des Wagens: Das allerdings ist eine Herausforderung. Denn „Der Kommissar“ wurde zwischen 1969 und 1976 ausschließlich Schwarzweiß gedreht.
Einordnung in der Hierarchie
Wo in der automobilen Rangordnung, speziell hinsichtlich des Erzkonkurrenten Mercedes, ist der BMW E3 einzuordnen? Mit dem heutigen Programm ist das einfach zu beantworten, der Fünfer-BMW zielt auf die Mercedes E-Klasse, der Siebener auf die S-Klasse, und letztlich hat diese hierarchische Abstufung Gültigkeit, seit 1972 der erste Fünfer E12 und 1977 der erste Siebener E23 eingeführt wurden. Aber der BMW E3 gehört der Generation zuvor an. Da war das noch anders. Die Mercedes E-Klasse gab es damals noch nicht, man sprach von der Mercedes-Mittelklasse, die gleichzeitig die Einstiegsklasse war, der Strich-Achter seit 1968, Vier- und Sechszylinder zwischen 2 und 2,5 Litern Hubraum, später sogar 2,8 Liter. Ihm gegenüber stand die „Neue Klasse“ von BMW, 1962 als 1500er geboren, zu Strich-Achter-Zeiten ein 2-Liter-Wagen, vier Zylinder. Der konkurrierte allenfalls mit den kleinvolumigen Strich-Achter-Versionen, nicht aber mit den Sechszylindern. Gegen sie positionierte BMW 1968 den E3, 2,5 und 2,8 Liter, später knackige 3 und sogar 3,3 Liter, ausschließlich sechszylindrig. Aber als Herausforderer der Mercedes S-Klasse kann man ihn kaum ansehen, dazu war er zu schwach. Die S-Klasse begann bei 2,8 Litern mit sechs Zylindern und bediente die Kundschaft, die achtzylindrig unterwegs war. Noch zu Lebzeiten des BMW E3, kurz vor seiner Ablösung, war die S-Klasse mit einem 6,9 Liter großen V8 zu haben. Das ist mehr als doppelt so viel Hubraum wie die stärkste BMW-Limousine mit 3,3 Litern – und auch der erste 7er tat sich sehr schwer gegen die S-Klasse W116, erst bei der zweiten 7er-Generation E32 kann man von einem Dasein auf Augenhöhe und einer Einordnung beider in die gleiche automobile Kategorie sprechen.
afs
Steckbrief:
Minichamps 029200 BMW 2500 E9 1968 dunkelrot und 029201 dito silbermetallic. Fertigmodelle Zinkdruckguss, Maßstab 1:43. Auflage 384 (rot) und 432 (silber) Exemplare. UVP je 57,50 Euro.