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Warten auf den Goldenen Gral: CMC Bartoletti-Renntransporter

Bartoletti in Potenz

Der Fiat 642 RN2 Renntransporters mit Bartoletti-Aufbau von 1957 von CMC steht kurz vor der Auslieferung – wohlgemerkt: die zweite, verbesserte Auflage. Caramini-online wird sich ausgiebig damit beschäftigen, sobald uns das Modell erreicht haben wird. Quasi als Appetithappen ein Blick auf die anderen Hersteller, die sich dieses Typs quer durch die Maßstäbe angenommen haben, und gleichzeitig eine Marktbeobachtung.

Die CMC-Neuauflage wirbelt das Angebot durcheinander. Der Bartoletti garantierte Gebrauchtwagenverkäufern stets einen guten Gewinn. Ganz klar, dass eine verbesserte Neuauflage Auswirkungen auf gebrauchte Modelle der ersten Auflage hat. Auf Ebay reagierten die Ersten auf die angekündigte Neuauflage bereits im Frühsommer. Die üblichen 1700 bis 2000 Euro (im Neuzustand mit Verpackung) unterbot ein kluger Anbieter mit 1000 Euro, und jener, der nach wie vor 3600 Euro für seinen Bartoletti im Maserati-Trimm haben möchte, dürfte seinen Optimismus wohl noch lange genießen. Interessant ist jedenfalls, dass deutlich mehr Bartolettis in Ferrari-Lackierung im Angebot sind als die gelb/blauen Maserati-Versionen – womöglich deshalb, weil die Maseratis vermehrt von Liebhabern erworben wurden, die ihre Modelle behalten, während die Ferrari-Bartolettis auch von Spekulanten auf Vorrat gekauft wurden.

Das CMC-Modell ist nicht der einzige Bartoletti dieses Typs in 1:18. Seit 2020 gibt es das Modell auch von CMR, der gemeinsamen Marke der beiden Modellautohändler Modelissimo und CK. Das Kürzel CMR steht für Classic Model Replicars. Im großen Maßstab ist das 2012/13 erschienene CMC-Modell, sowohl im Ferrari- als auch im Maserati-Livrée, das Maß aller Dinge, der Heilige Gral, das Erstrebenswerte. Der Preis mag so manchen Sammler abschrecken. Da ist das CMR-Modell eine feine Alternative.

Natürlich hat das CMR-Modell weniger Funktionen als das CMC-Highlight, aber doch genügend, um einerseits den Spieltrieb zu befriedigen und andererseits eine gute Figur in der Vitrine zu machen. Die Türen gehen auf, die Rampen lassen sich individuell einhängen, der Formenbau ist gut, die Machart auch. Würde es keinen CMC geben, so wäre die CMR-Interpretation spitze. Da es aber CMC gibt, ist CMR logischerweise zweite Wahl. Oder eben erste Wahl für jenen, für den die CMC-Miniatur in unerreichbarer Ferne liegt oder der nicht gar so viel Wert auf einen Renntransporter legt. Mit anderen Worten: In der CMC-Fraktion ist der Transporter Selbstzweck, und für jene, die sich für CMR entscheiden, ist er Staffage für ihre Rennwagenmodelle.

Die CMR-Modelle kosten auf Ebay im Sofortkauf zwischen 350 und 700 Euro, Ausrutscher nach oben kommen von US-Anbietern, die dann auch noch an die 300 Euro für den Versand kalkulieren. Interessant: Das CMR-Modell ist nicht limitiert und deshalb nach Ausverkauf der ersten Serie auch nicht für immer verschwunden. Bei Modelissimo ist es zwar derzeit ausverkauft, soll aber laut Inhaber Martin Kosmann noch dieses Jahr erneut lieferbar sein. Und bei CK kann man das Modell laut deren Internetseite für 500 Euro neu kaufen. Der seinerzeitige Neupreis Anfang 2020 betrug 300 Euro. Also selbst schuld, wer für Gebrauchtware mehr als den Neupreis zahlt!

Die Brianza-43er kratzen preislich am CMC-Niveau

Eine parallele Situation ebenso in 1:43: In den 90er Jahren fertigte ABC-Brianza herrliche Miniaturen des 1957er Fiat 642 RN2 Renntransporters mit Bartoletti-Aufbau, in Italien handgebaute Kleinserienmodelle aus Resine, ebenfalls sowohl Ferrari als auch Maserati. Ihre heutigen Preise kratzen bereits an denselben Sphären wie jene des CMC-Modells. Und die Brianza-Modelle werden überdies weit seltener offeriert. Während zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Zeilen etliche CMC-Modelle auf Ebay angeboten werden, so findet der Suchende gerade mal ein Brianza-Modell (in den USA, die Ferrari-Version, 1130 Dollar). Carlo und Ella Brianza gründeten das Kleinserienlabel ABC Brianza 1973, gehören also zu den Urgesteinen der Modellautoszene. Nach Carlo Brianzas Tod 1994 führten seine Kinder Andrea und Laura die Firma in seinem Sinne weiter, und nach wie vor ist die Produktion hundertprozentig italienisch. Der Brianza-Bartoletti, hergestellt in einer 500er-Auflage pro Farbvariante, ist eine modellbauerische Offenbarung, gefertigt in einer kaum zu überbietenden Filigranität und mit einem Detailreichtum, der seinesgleichen sucht. Es ist kein Wunder, dass kaum ein Exemplar im Angebot ist. Wer ein solches Modell besitzt, gibt es ohne Not nicht her.

Die Alternative zur Brianza-Interpretation in 1:43 schuf die Firma Old Cars, die, von der Machart abgesehen, vieles mit ABC Brianza gemein hat: ebenfalls italienisch, ebenfalls ein Familienbetrieb, ebenfalls sehr lange im Geschäft. 1975 gegründet (wohl aus der Asche der ehemaligen Firma Dugu), noch immer existent, aber offenbar nicht mehr sonderlich aktiv. Die Homepage wurde 2022 das letzte Mal gepflegt, und für die Anzahl lieferbarer Modelle hat eine Hand einen Finger zu viel. Ganze vier Modelle werden als „Items in stock“ gelistet. Der Old-Cars-Bartoletti ist ein sauber gemachtes Diecast-Modell, nicht unbedingt ein Highlight der Modellbau- und Lackierkunst (das ist von Old Cars auch nicht zu erwarten), aber eine schöne Staffage für die Vitrine, um die passenden Rennautos in Szene zu setzen. Das Old-Cars-Modell ist „out of production“, heutiger Preis je nach Anbieter zwischen 150 und 200 Euro, auch lieferbar im Set mit zwei passenden Rennern von Brumm und zwei Mechaniker-Figuren. Dafür darf man einen Brianza-Bartoletti nicht mal anschauen, geschweige denn anfassen.

Auch Kleinvieh macht Mist

Quasi außerhalb jeglicher Konkurrenz sprechen wir noch das Schuco-Piccolo-Modell an, erschienen im Sommer 2006 in der üblichen Machart: Ein hübsch lackierter und dekorierter Vollguss-Metallklumpen in ganz eigener Herstellungsmethode, der zwar im angenäherten H0-Maßstab gefertigt ist, aber aufgrund seiner generellen Ausführung eben nur zu seinen Piccolo-Artgenossen passt, nicht aber in eine 1:87-Sammlung. Immerhin: Es gibt ihn und wir erwähnen ihn. Und wir erwähnen auch (und verbergen darob unsere Überraschung nicht), dass dieser kleine Zinkdruckgussklumpen gar nicht häufig angeboten wird und erstaunliche Preise dafür gefordert werden.

afs

Seine ersten Unikate fertigte Carlo Brianza bereits 1963, Messing-Modelle in 1:10 und 1:13, zunächst hauptsächlich im Auftrag für Automobil-Werksmuseen. 1973 begann er mit 1:43-Kleinserienmodellen aus Resine unter der Marke ABC-Brianza, zunächst Kits, später auch Fertigmodelle. Jedes Brianza-Modell ist ein Traum, aber der Bartoletti ist eine Offenbarung.
Modellfotos: bat
Unser Brianza-Bartoletti im Maserati-Livrée ist mit zwei Modellen unterschiedlicher Herkunft beladen: unten ein Maserati Tipo 61 Birdcage 1959 von Progetto K, der zwischen 1977 und 2011 existenten italienischen Firma von Fabrizio Petrucci, aufgewertet mit Tron-Felgen als Nachrüstteile, oben ein gebauter Resine-Kit von Provence Moulage aus Frankreich, ein Maserati 2000 Gran Turismo Tipo A6G54 (Zagato) von 1954. Die beiden passen zwar nicht unbedingt auf den Bartoletti, sehen aber als Beladung schön aus.
Modellfotos: bat
Das CMR-Modell des Bartoletti-Fiat: ein wunderschönes Modell mit vielen Funktionen, durchaus erstrebenswert, aber eben nicht eine solche Pretiose wie die CMC-Interpretation. Für viele Sammler allerdings alternativlos. Es gibt ja den schönen Terminus vom „bezahlbaren Modellauto“…

Modellfotos: Modelissimo/Kosmann

Wer einen Bartoletti dieses Typs macht, setzt nahezu gezwungenermaßen beide Varianten um, Ferrari und Maserati. CMR tat das auch. Im Original verhält es sich so, dass es drei Ferrari-Bartolettis gab, Maserati leistete sich einen.
Modellfotos: Modelissimo/Kosmann
Autobücher können Modellautotrends auslösen – vor allem, wenn sie sich mit Nischenthemen wie Bestattungswagen oder Renntransportern befassen und diese Themen ins Bewusstsein der Sammler rücken. So auch geschehen mit dem 2005 beim Motorbuch-Verlag erschienenen Buch „Renntransporter“. In der Folge kamen vermehrt Miniaturen in allen Maßstäben, auch Schuco widmete sich in der Piccolo-Serie dem Thema (1934er Büssing-NAG „Auto-Union“ 2006, Fiat Bartoletti „Maserati“ und „Ferrari“ 2006, MAN Pausbacke „Porsche“ 2007).
Modellfoto: bat
Auch wenn er nicht ins Thema dieses Artikels passt: Der Corgi-Renntransporter ist eine Ikone, ist erstrebenswert und wunderschön. Und deshalb darf er sich hier exponieren: Commer TS3 Rennransporter „Ecurie Ecosse“ mit Karosserie von Walter Alexander aus dem Jahre 1960, als Corgi Toys Nr. 1126 im Jahre 1961 erschienen und bis heute eines der begehrtesten Corgi-Modelle. Zu recht!
Modellfoto: bat