Andere Maßstäbe

News 1:12 KK-Scale Ford Mustang Shelby GT 500 Eleanor 1967

Auto mit Persönlichkeit

Wer einen Namen hat, hat auch eine Persönlichkeit. Dass dieser weiblich ist, sollte nicht von der eher machohaften Erscheinung des Kandidaten ablenken. Das ist der erste Amerikaner im zügig größer werdenden Lineup der Alltimeclassics im Großmaßstab 1:12, den KK-Scale zurzeit auf den Markt anspruchsvoller Autominiaturen wirft.

Ältere Sammler erinnern sich daran, dass einmal im Jahr neue Kataloge der am heißesten geliebten Modellautomarken beim Spielwarenhändler des Herzens auslagen. Mit der Ankündigung vieler sukzessive erscheinender Neuheiten bestimmten sie den Wunschfahrplan für die kommenden Monate. Der ernsthaft sammelnde junge Modellautofan besorgte sich gern mindestens zwei Exemplare – eines, das sorgfältig aufbewahrt wurde und eines für den ständigen Gebrauch, das sehr viel häufiger konsultiert wurde, denn aus ihm ließen sich letzte Informationen herauskitzeln und es wurde hineingekritzelt. Es litt entsprechend, aber Träume wollen am Leben erhalten werden. Später warteten wir genauso gespannt auf die Nürnberger Spielwarenmesse, auf der die Hersteller meistens umfassend über die Neuheitenpläne des eben angebrochenen Jahres informierten. Fachzeitschriften wie die damalige Print-Caramini und andere informierten umfänglich. Heute halten sich die Produzenten eher zurück und rücken erst kurz vor der Präsentation der Modelle mit den Überraschungen heraus. Genau so macht es auch KK-Scale. Um aber trotzdem permanente Aufmerksamkeit zu erzielen, bedarf es einer recht kontinuierlichen Präsenz von Neuheiten, und da ist auf den Hersteller Verlass.

Eleanor als Restomod

Diesmal ist es also wieder ein klassischer Sportwagen, einer der Allzeithelden des Traditionsherstellers Ford, und zudem in einer getunten Version, die als eines von zwei berühmten auf dem Ford Mustang basierenden Filmautos gilt. Er heißt Eleanor, eine erstaunlich zarte und weiblich klingende Namensgebung für eine doch eher machohaft daher kommende Tuningversion aus dem Hause Shelby – der allerersten Tuningadresse für das doch recht simple Massenprodukt, das der 1964 erschienene Pseudosportler darstellt. Immerhin 544 PS drückt das in seriös wirkendem Pepper Grey gefinishte Original an die einzeln aufgehängten Hinterräder. Im Gegensatz zum zweiten Filmstar, dem namenlosen, schlichten und dunkelgrünen Fastback aus dem Kultfilm Bullit, ist Eleanor ein Auto, das heute in der Kategorie Restomod geführt würde, denn unter dem Blech ist es doch ein ziemlich modernes Vehikel. Nach der im Jahre 1974 erschienenen Erstausgabe von Nur noch 60 Sekunden (Gone in 60 Seconds) gab es anno 2000 eine Neuauflage mit Nicolas Cage und Angelina Jolie in den neben dem Mustang eher unbedeutenden Hauptrollen. Entsprechend den Autos aus der ersten Verfilmung waren die für die Neuauflage angefertigten elf Fahrzeuge getunte Original-Mustangs und wurden für die verschieden Einsätze ge- bzw. verbraucht. Drei Fahrzeuge wurden jedoch für die Hauptfilmszenen verwendet und das sind heute die eigentlichen Stars. Sie befinden sich in wohlbehütetem Privatbesitz. Bei ihnen kamen tiefgreifende Modifikationen zum Einsatz, die sie inzwischen nach immerhin 25 Jahren selbst zu originalen Klassikern von hohem Wert machen. Im übrigen führte der Hype um Eleanor zu einigen mehr oder weniger hochwertigen Repliken, zu deren Erwerb heute durchaus nicht immer geraten wird.

Das wiederum kann bei der zwölffachen Verkleinerung gern getan werden. Sauber gefertigt wird die Ausführung dort als hoch detailliert empfunden, wo sie Eindruck machen soll, und das auch tut. Die geöffnete Motorhaube hängt an zurückhaltend dimensionierten, filigranen Scharnieren, der dann sichtbare getunte V8 Motor wirkt aufwendiger als seine relativ wenigen Bauteile vermuten lassen würden. Gleiches gilt für die Darstellung der für die Wirkung wichtigsten Elemente der Innenausstattung. Das Erforschen bei geöffneten Türen macht Spaß, es wird nichts wirklich vermisst, außer vielleicht einem kleinen bunten Decal im Drehzahlmesser, der so schön separat auf der Lenksäule thront. Hat da wohl beim Finishen jemand nicht aufgepasst? Das Modell ist semi-all-open, der Kofferraumdeckel bleibt dauerhaft geschlossen.

Im Übrigen zeigt sich die Karosserie Shelby-typisch mit vielen durchbrochenen Hutzen vorne und seitlich, langen seitlichen Auspuffrohren mit verchromten Auslässen, tatsächlich spiegelnden Außenspiegeln und mit einer ebenso wie die Heckpartie sehr plastisch ausgeformten Frontpartie modellbautechnisch auf der Höhe der Zeit. Der für Shelby-Autos typische längs über die Karosserie laufende Doppelstreifen in dezentem Schwarz ist ein Muster an Präzision. Das gilt auch für die Unterseite, denn hier ist der erwähnte moderne Komplettumbau gut erkennbar umgesetzt und der Betrachter kann die Fahrwerksstruktur angemessen studieren. Auch hier wird mit wenigen Teilen eindrucksvoll viel gezeigt und erst die genaue Betrachtung aus Sicht der rationalen Fertigung lässt den Eindruck entstehen, die Modellentwickler hätten sich bei der Konzeption ihres Produktes von der alten Bburago-Tugend leiten lassen, dass weniger, mit Geschick angewendet, auch nach wesentlich mehr aussehen kann. Kombiniert mit den heute deutlich höheren Erwartungen bezüglich Originalität und Detailtreue ist das eine Taktik, die den Kunden mit erfreulich moderaten Endpreisen erfreut, ohne ihn beim Betrachten des Modells zu allzu großen Kompromissen zu zwingen.

mh

Den für ihre schnellen Automoden berüchtigten amerikanischen Herstellern gelangen zugegebenermaßen nicht nur skurrile, von Science-Fiction-Vorstellungen inspirierte Alltagsraumschiffe, mit denen biedere amerikanische Familienväter wie selbstverständlich den täglichen Heimweg aus den Büros der Wolkenkratzer in die Auffahrten ihrer Bungalows in den weitläufigen Suburbs der Großstädte bewältigten. Auch nach wirklichen Sportwagen aussehende Coupés vom Schlage eines Ford Mustang, Chevrolet Camaro oder Pontiac Firebird zählten zu ihrem Designrepertoire, und die haben bis heute ihren Platz in der Welt der ernsthaften Sportwagenklassiker behauptet.
Modellfotos: bat
Farbe macht Laune, Druckwerk auch. Man sieht, dass sich die Modellkonstrukteure im Rahmen der Vorgaben bemühten. Kabel müssen nicht immer aus Gummi sein. Hartplastik tut’s auch.
Der messerartige Schalthebel war seinerzeit scher angesagt und war eine eigenwillige Interpretation des Begriffes „schnittig“. Der Eierbecher über der Lenksäule, vulgo der Zubehör-Drehzahlmesser, hätte gerne ein Decal erhalten dürfen.
Was die heutigen Poser verkrampft per Klappenauspuff und künstlichem Bollersound zu imitieren versuchen, hier ist er echt, der tief grummelnde Sound der amerikanischen V8 Motoren. Leider enthält uns KK-Scale den passenden Soundchip vor. Wie lange noch? Immerhin: Eine blaue Ölwanne ist immer schön.

Steckbrief

KK-Scale KKDC120171 Ford Mustang Shelby GT 500 Eleanor 1967 graumetallic/schwarz. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:12. UVP 199,95 €. KK-Scale KKFIG014 Figur Randall (i.e. Randall Memphis Raines aka Nicolas Cage). UVP 39,95 Euro.