Andere Maßstäbe

News 1:12 KK-Scale Lamborghini Countach LP 5000 S QV 1985

Das Auto, das “Wow!” heißt

Eines der ungewöhnlichsten, der betörendsten Fahrzeuge aller Zeiten. Gezeichnet von einem, der gerne als einer der besten wenn nicht gar der beste Sportwagendesigner aller Zeiten bezeichnet wird. KK-Scale macht den Lambo Countach in 1:12. Erneut ein Countach, erneut in 1:12, wie schon Kyosho. Aber anders und vor allem in anderen Preisregionen.

„Wow!“ So hätte der Lamborghini Countach geheißen, wenn er aus dem Lande der vermeintlich unbegrenzten Möglichkeiten stammen würde und nicht aus dem Piemont, einer der schönsten Kulturlandschaften Italiens, die mit einem ebenso schönen Dialekt gesegnet ist. Seine Hauptstadt ist bekanntlich Turin und wer bis heute nicht weiß, was das mit unser aller Interessensgebiet, den unsterblich schönsten Autos der Welt zu tun hat, der hat seine Caramini nicht wirklich sorgfältig gelesen. „Countach“ heißt nämlich im piemontesischen Dialekt, salopp übersetzt, nichts anderes als „Wow!“ Es ließe sich auch wortreicher beschreiben, aber warum sollten wir das tun, wenn es mit drei Buchstaben genauso präzise geht. Und aussprechen tut es sich Kuntatsch, damit auch das einmal eindeutig geklärt ist.

Der Countach ist ein Lamborghini und stammt deshalb aus der Emilia-Romagna, wo der Hersteller zuhause ist. Den piemontesischen Namen trägt er, weil er als Designstudie geboren wurde, von Bertones Jahrhundertkünstler Marcello Gandini im hauseigenen Designstudie in Grugliasco bei Turin gezeichnet und zum Genfer Salon 1971 auf dem Bertone-Stand präsentiert. Da es zur damaligen Zeit einfacher als heute war, ein einmaliges Auto in kurzer Zeit zu einem verkaufbaren Serienfahrzeug zu entwickeln und der Hersteller die Chuzpe hatte, die Designstudie pragmatischerweise gleich für einen Crashtest zu verwenden (kein Scherz!), gelangte die erste Serienvariante dieses atemberaubenden Automobils trotz der bei einem Kleinserienhersteller üblichen Verzögerungen bereits 1973 auf den Markt.

Bis dahin hatte er nichts von seiner spektakulären Erscheinung eingebüßt und tat dies auch in den folgenden siebzehn Jahren seines langen Lebens nicht. Das war für Lamborghini ein Glück, weil das Auto immer weiter entwickelt werden konnte, ohne dass eine umfängliche Neukonstruktion nötig gewesen wäre. Die Modifikationen waren mal subtil und nahezu unsichtbar, wie eine Erhöhung der Dachlinie für eine bessere Kopffreiheit, mal auffälliger wie das Hinzufügen diverser Kühlerhauben und Spoiler, Kotflügelverbreiterungen et cetera. Dass die Karosserie all diese Eingriffe ohne größeren Schaden überstand, spricht für das charaktervolle Design. Auch heute noch ist ein Countach eine eindrucksvollere Erscheinung als die meisten neuen Supersportwagen und Hypercars, die mit spektakulären Gimmicks nur so um sich werfen, ohne einen ähnlich Grad an Einmaligkeit zu erreichen. Auch Lamborghini selbst scheiterte 50 Jahre später damit, den Countach wirklich neu zu entwerfen. Seine Kleinserie desselben Namens wurde vom Schöpfer des Originals mit den Worten kommentiert, warum man dasselbe Auto noch einmal entworfen habe, ein spektakulär innovativer Neuentwurf wäre doch viel angemessener gewesen. Recht hatte er.

Die 12er-Serie wächst

Dass die neue Serie von automobilen Klassikern im Maßstab 1:12 des deutschen Modellautoherstellers KK-Scale nun einen Countach enthält, ist also einerseits wegen seiner exponierten Position in der Automobilgeschichte logisch und andererseits auch deshalb, weil KK-Scale mit Geschick und Kenne umsatzträchtige Vorbilder auszumachen weiß. Das kann einerseits zu erwartbarer Modellauswahl führen, wird aber andererseits auch die eine oder andere Überraschung zeitigen. Hier steht also nun der Lamborghini Countach LP 5000 S QV von 1985 vor uns und es ist eine gute Wahl, denn die Additionen von Spoilern, Kotflügelverbreiterungen und Heckspoiler halten sich hier noch soweit in Grenzen, dass die tolle Originalform nicht komplett dahinter verschwindet. Wichtig ist, dass die Qualität stimmt und das tut sie.

Von der Schwierigkeit der Interpretation des scheinbar Einfachen: Der Countach macht da keine Ausnahme, wenngleich doch zwei Details auffallen, die uns nicht so gefallen haben. Das Erste ist die plastische Ausformung der vorderen Kotflügel. Das sind die Bereiche der flachen Front, in denen sich die Scheinwerfer befinden. Hier führt die etwas zu starke Überwölbung dazu, dass die rechteckige Kontur der Blinker- und Standlichtgehäuse aus mancher Sicht bogenförmiger aussehen als im Original. Das fällt hauptsächlich deswegen auf, weil die Flächen und Konturen des Countach im Original nur gerade so viel überwölbt sind, dass sie gespannt und plastisch aussehen, ohne dabei ihre strenge Geradlinigkeit zu verlieren. Schließlich stammt das Design von einer der renommiertesten Designschmieden Italiens und dort gehört der Umgang mit Flächen und ihren optischen  Eigenschaften zur DNA. Das führt uns einmal mehr vor Augen, wie delikat gerade das Miniaturisieren eher eckiger Vorbilder ist. Das Zweite ist eine etwas zu große Bodenfreiheit, die speziell bei der Betrachtung direkt von der Seite ins Auge fällt. Der Schweller sollte wohl ein wenig weiter nach unten reichen. Das ist schade, weil wir ansonsten wieder ein typisches KK-Scale-Modell vor uns haben, das durch eine hohe Fertigungsqualität zu einem fairen Preis zu gefallen weiß und der 1:12er-Philosophie des Hauses mit zu öffnenden Türen, einem sauber und detailliert gestalteten Innenraum und einem ebensolchen Motorraum Ehre macht – und weil auch der Rest des Erscheinungsbildes stimmig ist. Steht das Modell komplett geöffnet vor dem Betrachter, wirkt es schon sehr eindrucksvoll und „Value for Money“ geht da voll in Ordnung.

Vier Farben, davon eine mit dem Zeitgeist der Siebziger: Es gibt vier Farbvarianten. Neben dem klassischen Rot noch Gelb und Schwarz, beides auch im Original erhältlich gewesene Lackierungen. Unser Testwagen ist jedoch weiß lackiert, eine beim Countach nicht seltene Ausführung, die bis in die 80er Jahre hinein auch bei der Kundschaft sehr beliebt war, die sich zum Teil aus der so genannten Schickeria rekrutierte, die von dem in Düsseldorf (wo sonst?) ansässigen Rennfahrer Hubert Hahne als Alleinimporteur von Lamborghini versorgt wurde und sich gerne ebenfalls ganz in Weiß zu kleiden beliebte. Zusammen mit den kontrastreich schwarzen Grilldetails und der leuchtend roten Innenausstattung ist er ein sehr typischer Vertreter dieses Zeitgeschmacks.

mh

Nach dem Alfa Romeo Montreal, den Lamborghinis Miura, Uracco und Espada ist der Countach ein weiteres kühnes Design aus der Feder von Marcello Gandini, das nicht ein Showcar blieb, sondern über viele Jahre in Serie hergestellt wurde. Der große Heckspoiler wurde angeblich nicht im Werk montiert, sondern außerhalb. Die Höchstgeschwindigkeit sank seinetwegen um ein paar Kilometer. Die pfeilförmige Optik sieht sehr nach Flugzeug aus und passt nicht recht zum Design des Autos. Die Klappscheinwerfer werden wiederum mit einer Drucktaste von unten ausgefahren. Dieses Detail entspricht, Gott sei Dank, nicht dem Original!
Modellfotos: bat
Das helle Rot des Interieurs wirkt ein wenig spielzeughaft, im Modell wie in natura. Es lohnt sich also der Vergleich, um nicht voreilig zu urteilen. Hier jedenfalls fühlt sich Luden-Erich wohl, neben ihm seine Lieblings-Chantal.
Dreidimensional zwar, aber das Motorwunder ist hübsch dekoriert und rote Kabel machen sich immer gut. Sie harmonieren mit der Innenraumfarbe. Sicherlich lag das in der Absicht dessen, der die Farbkombination zusammenstellte.

Steckbrief:

KK-Scale KKDC120142 Lamborghini Countach LP 5000 S QV 1985 weiß. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:12. UVP 199,95 €.