Andere Maßstäbe

News 1:12 Norev Porsche 911 GT3 RS (Typ 992/I) 2022

Der weiße Riese

Die Großen von Norev ändern ihren Charakter. Der Porsche 911 GT3 RS hat seinen Fokus nicht darauf, reines Dekorationsobjekt zu sein. Er ist ein Modellauto für Sammler. Norev ging bei der Karosseriekonstruktion neue Wege und gönnte dem Modell obendrein eine Lenkung.

Zwölf folgt auf Achtzehn bei Norev. Der aktuelle Porsche 911 GT3 RS in 1:18 ist ein absoluter Erfolg. Das spüren auch die Sammler: Kaum ist eine neue Farbe am Markt, ist sie werksseitig ausverkauft. Norev-Produktmanager Ben Schumacher, für alles aus Zuffenhausen verantwortlich, bekam Schulterklopfen von seinem Chef und den Auftrag, den Porsche ein wenig hochzuzirkeln, auf 1:12. Gesagt, getan, und das Resultat steht in seiner Erstauflage und -farbe Weiß mit Pyrored vor uns: Eine eindrucksvolle Erscheinung. Norev ist mit seinem all-closed-Diecast schneller als GT Spirit mit seinem geplanten Resinemodell desselben Typs, das erst im Sommer auf den Markt kommen soll und weniger können wird: nicht rollen, nicht lenken. Denn ja, lenken kann der Porsche im Gegensatz zu den bisherigen Norev-Zwölfern, was eine Konzession an die Sammler ist, die ein Modell gerne mit eingeschlagenen Vorderrädern in die Vitrine stellen. Wer mit einem derartigen Riesen eher sein Büro oder sein Lokal dekorieren möchte, legt darauf weniger Wert, und dies ist laut Norev die Hauptklientel für diese Baugröße.

Neue Konstruktionswege in Sachen Karosserie

Schumacher ging neue Wege. Das Modell ist nicht zu öffnen, also sealed. Aber es sieht aus, als sei es zu öffnen. Die vordere Haube und die Türen sind perfekt eingepasste, extra Formteile, wodurch der Wagen nicht nur authentisch wirkt, sondern auch „wertiger“. Denn in 1:12 sind Türspalte, sofern sie tatsächlich maßstäblich korrekt nachgebildet werden, ziemlich tiefe Rillen, die im Lackierprozess mit Farbe voll laufen, was unrealistisch aussieht. Bei einem echten Auto sind Türspalte bekanntlich echte Spalte und nicht nur lackierte Vertiefungen. Zu den ästhetischen kommen aber, konstruktiv gesehen, auch formenbauerische Gründe: Separate Türen erlauben laut Ben Schumacher eine geringere Materialstärke an den Seitenwänden, und bei der Haube ging es darum, die Ätzteile von unten montieren zu können und die darunter liegenden Lufteinlässe in die Karosserie zu integrieren. Schumacher: „Den besseren Look nehmen wir als positive Nebenwirkung gerne mit.“

Die meshed grills in der Frontschürze und der vorderen Haube sind schon ganz feine Details, dazu ein sehr schön gravierter, erhabener Heckschriftzug, eine perfekte Nachbildung des Schwanenhalses, also der Aufhängung des Heckflügels, und eine wahre Schau sind die knallgelben und beschrifteten Bremssättel hinter den roten Alus. Gelochte Bremsscheiben, die sich mitdrehen, runden das Rund ab, über dessen beschriftete Reifenflanken man sich freut. Geätzt könnten die Bremsscheiben sein, sind sie aber nicht. Schumacher begründet das pragmatisch: „Das Original rollt ja auch stets auf Carbonbremsen.“

An den Kleinigkeiten merkt der Sammler die Recherchetiefe: Die Seitenscheibenleisten sind in seidigem Schwarz, die Außenspiegelschale ist in Karosseriefarbe, der Spiegelfuß schwarz, der Dachhimmel ist vorbildkonform ebenfalls in Schwarz gehalten. Insgesamt also ein eindrucksvoll ausgeführtes und eindrucksvoll umgesetztes Großmodell, dessen Proportionen und Detaillierung keine Wünsche offen lassen – außer allenfalls dem, dass das Modell zu öffnen wäre.

Der Konfigurator kommt auf mehr als eine Viertelmillion

Blicken wir auf den Konfigurator, was wir bei Porsche gerne tun, und auch ein wenig in die Preisliste schielen (das sind allerdings aktuelle 2025er-Preise). Die Farbe Weiß kostet keinen Aufpreis, die 20/21 Zoll GT3 RS Alu-Schmiederäder kommen auf 2808 und ihre Lackierung in Pyrored auf weitere 547 Euro. Das harmoniert mit dem „Akzentpaket Schriftzüge“ auch in Pyrored für 755 Euro, dazu die Keramik-Composite-Bremsen mit den gelben Zangen für 9186 Euro. Innen Leder/Racetex mit Kontrastfarbe dunkelrot. Das Vorbild des Norev-Modells kommt, so weit wir das erfassen können, auf 261.455 Euro, worin 13.300 Euro für Extras enthalten sind. Dagegen stehen 200 Euro für das Modell. Ein all-open-Achtzehner mit oder ohne Weissach-Paket kostet bei Norev 125 Euro. Das kann man aber nicht exakt vergleichen, weil all open versus sealed. Dennoch erscheint uns der Preis sehr angemessen, wenn wir ihn mit einem ebenfalls sealed-Resine-Modell von GT Spirit vergleichen. Das kostet genauso viel, kann aber nicht lenken, hat nicht das Privileg der einzeln eingesetzten Haube und Türen, es hat keine stabilen und wohl geformten Plastikscheiben, sondern dünnes Zellon, dafür einen aufwendiger (oder vielleicht auch nur: auffälliger) dekorierten Innenraum. Die aufwendigere Art des „Karosseriebaus“ und die Fähigkeit, lenken zu können, heben diesen Norev-Zwölfer auf ein neues Niveau und machen ihn umso sammelwürdiger. Und weil er so schön rollt, kann man damit sogar ein wenig spielen.

afs

525 PS, in 3,2 Sekunden auf Tempo 100, in 6,9 auf 160 und in 10,6 auf 200 km/h. So geht es weiter bis 296 km/h. Warum, zum Teufel, schafft die Karre nicht Tempo 300? Jedenfalls sieht man dem Norev-Modell die Geschwindigkeit bereits im Stand an.
Modellfotos: bat
Hinter jedem großen Norev-Porsche steht ein fähiger Product Manager: Ben Schumacher auf der Spielwarenmesse am Norev-Stand. Was hält er Spannendes in Händen? Einen malachitgrünen 911 S/T in 1:12, eine künftige Farbvariante. Vorbild ist das Fahrzeug des Ex-Porsche-Werksfahrers, dreimaligen Le-Mans-Siegers und Langstreckenweltmeisters 2024 André Lotterer, das Norev auch in 1:18 bringen wird.
Foto: afs

Steckbrief:

Norev 127530 Porsche 911 GT3 RS (Typ 992/I) 2022 weiß. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:12. UVP 199,80 Euro.