Größe! Schiere Größe! Eins zu Zwölf
Wer keinen Elfer will, will einen Mercedes-AMG GT, wenn er auf Sportwagen-Ikonen steht, auf die Inkarnation des Sportwagens. Eins zu Zwölf ist eine Ansage, 50 Prozent größer als Eins zu Achtzehn. NZG beschert dem AMG-GT-Fan einen Zwölfer der jüngsten Generation C192, und er kann sogar wählen, ob er das Aerodynamik-Paket mit Flügel möchte oder nicht. Sehr beeindruckend. Und sehr groß.
Ein Mords-Brocken! 39,5 Zentimeter lang. 3,1 Kilo schwer (oder, was nach noch mehr klingt: über 6 Pfund). Aus 349 Einzelteilen besteht der AMG-GT von NZG in 1:12, und mit Aerodynamik-Paket sind es sogar deren 359. Da hat man etwas in der Hand! Das macht Eindruck und das schafft Einblicke. In 1:12 ist so manches möglich, das in 1:18 nur mit Kompromissen zu bewerkstelligen ist. Es ist eben alles eine Schippe größer. All open ist all selbstverständlich. Zu all open gehört beim NZG-GT auch eine Tankklappe, die zu öffnen ist, mit einem Einfüllstutzen dahinter. Und ein beweglicher Heckspoiler bei der Version ohne Aerodynamik-Paket. Verstellbare Vordersitze hat er auch. Und einklappbare Außenspiegel. Da hat man also etwas zu zeigen, wenn man ihn den Freunden präsentiert.
NZG macht den aktuellen Mercedes-AMG GT 63 4Matic, also die Generation C192 seit 2023, für den Fachhandel und für Mercedes als Industriemodell, jeweils in zwei Farben und in zwei Ausführungen. Im Fachhandel gibt es ihn in Alpingrau, einem glänzenden Unilack, ohne Aerodynamik-Paket und in Manufactur Hyperblau Magno, einem matten Blau, mit demselben. Mercedes bietet ihn an in mattem Spektralblau Magno (dortige Artikelnummer B66960586) und in glänzendem Hightechsilber (B66960585), auch dort die Unterschiede mit und ohne Aerodynamik-Paket, was sich hauptsächlich im feststehenden Heckflügel manifestiert, aber auch in Flics an den Luftauslässen und Radhäusern. Jeweils handelt es sich um das Topmodell, die Achtzylinderversion mit 585 PS.
Paket-Träger
Die Unterschiede liegen nicht nur im Flügel. Gemeinsam ist beiden das Panoramadach und die AMG-Performance-Sitze. Die beiden Fachhandelsmodelle, also Grau (unser Fotomuster) und Mattblau, unterscheiden sich in etlichen Details. Der Blaue trägt mehr Carbon (beispielsweise die Außenspiegelkappen), also das AMG Carbon-Exterieur-Paket, außerdem das Night-Paket (schwarze Kühlerlamellen). Der Alpingraue hingegen erfreut sich des Chrom-Pakets, wobei „Chrom“ hier nicht glänzend wiedergegeben ist, sondern in mattem Glanz. Des Blauen 21-Zoll-Schmiederäder im Kreuzspeichendesign sind schwarz lackiert mit silbernem Felgenhorn, dahinter gelbe Bremszangen, beim Hellgrauen sind die Felgen in Manufaktur-Ausführung, also silbern lackiert, die Zangen in unauffälligem Schwarz (Keramik-Verbundbremsanlage). Der Preis ist ziemlich ähnlich. Mercedes ruft genau 500 Euro auf, für den Fachhandel beträgt die UVP 530 Euro – was aber nicht heißt, dass jeder Fachhändler dies verlangt, er kann auch knapper kalkulieren und den Mercedes-Preis unterbieten.
Mit 100 Prozent Wiedererkennungseffekt erschien der C192 Ende 2023 (Präsentation: Pebble Beach Concours d’Élégance im August 2023) als Nachfolger des C190 – automobile Ignoranten sehen keinen Unterschied. Aber er ist knackiger, markanter, sportlicher gestaltet (Design: Slavche Tanevski). Den Mercedes-Aficionados gefällt der Neue besser als der Vorgänger, was wahrlich nicht bei allen automobilen Kreationen der Fall ist. Der C192 ist eine gelungene Melange aus Attacke und Karacho mit fließender Eleganz ohne die vielfach verunstaltenden Sicken und Kanten – panta rhei! Dabei ist er größer und schwerer als sein Vorgänger, und er nutzt mit dem neuen SL R232 die gemeinsame Basis, beide sind AMG-Entwicklungen. Daher gibt es ihn auch nur als Coupé, die offene Variante ist der aktuelle SL.
Den Vorgänger, den AMG GT C190, gab es ebenfalls in 1:12, ein Resine-Modell von Premium Classixxs, zwar nur halb so teuer, aber eben eine Resine-Skulptur ohne Funktionen, nichts zu öffnen. Da ist das Zinkdruckguss-Modell von NZG schon ein anderes Kaliber!
TÜV 8/2027 und das bayerische Wappen
Der Nachteil der Größe ist, dass eventuell vorhandene Verarbeitungsfehler besser sichtbarer wären als in 1:18. Aber es gibt keine. Die Qualität ist einwandfrei, eine herrliche Lackierung und Dekoration, einwandfreie Passgenauigkeit der zu öffnenden Türen und Hauben, absolut akkurate Bedruckung. Alleine die mittlere Partie der Felgen zeigt, was 1:12 ermöglicht: mattschwarze Radmuttern in Vertiefungen, der Mercedes-Stern verchromt auf mattsilbernem Untergrund und von einem Chromring umrahmt. Hier steht der (kleine) Teil für das große Ganze, die superbe Umsetzung. Lediglich mit dem NZG-typischen, phantasielosen Kennzeichen können wir uns nicht anfreunden: N – ZG 1033, die Zahl entspricht der Seriennummer des Modells. Aber dafür kann man den TÜV-Stempel lesen und das bayerische Wappen auf der Zulassungsplakette ist präzise – auch das ist eben 1:12!
Die Akkuratesse setzt sich innen fort, und auch hier hat es der Produktmanager in 1:12 einfacher als in 1:18: Im Großmaßstab sind automobile Winzigkeiten vom Schalter bis zum bedruckten Piktogramm natürlich besser darstellbar. Aber die Größe bedeutet eben auch, dass das kritische Auge alles besser sieht und auch Fehlleistungen besser sehen würde. Aber auch innen entdecken wir nichts, das die gute Laune schmälert. Es wird mit wertig wirkenden Materialien gearbeitet, nicht nur die Optik passt, sondern auch die Haptik. Teppichboden im Innenfußraum und im Kofferraum bedürfen eigentlich keiner Erwähnung, so wenig wie Sicherheitsgurte aus Stoff mit Fotoätz-Schnallen, seien aber dennoch erwähnt.
Schwungvolle Öffnungskinematik
Die Motorhaube öffnet durch Druck auf ein Knöpfchen am Boden und hebt sich leicht an, kann dann mit dem Finger geöffnet werden. NZG verbaut filigrane Scharniere und Haubenlifter. Die Heckklappe hält gut auf. Mit der Motorhaube, ein doch recht schweres Zinkdruckgussteil, kommen die Lifter an ihre Grenzen. Sie halten die Haube zwar auf, aber nicht in höchster Position, sondern schwächeln etwas. Wir wollen nicht ausschließen, dass sie im Laufe der Zeit die Segel strecken. Aber was unter der AMG-GT-Haube zu sehen ist, ist ohnehin nicht sehenswert. Dafür kann NZG nichts. Dafür kann nur Mercedes etwas. Natürlich wäre es klasse, wenn, gerade in dieser Größenkategorie, die Plastikabdeckung des Motorblocks abnehmbar wäre und diesen offenbaren würde. Aber das ist eben nicht so. Die Plastikwüste ist, dem Original entsprechend, rudimentär dekoriert, und das einzig Erfreulich beim Öffnen der Haube sind tatsächlich die Scharniere und Lifter, welche die schwungvolle Öffnungskinematik des Originals wiedergeben, sowie die Teilschwärzung der Haubeninnenseite. Auch unten hatte NZG wenige Chancen, sich formenbauerisch auszutoben, denn der Boden des AMG-GT ist aerodynamisch verkleidet, von den Radaufhängungen sieht man nur wenig. Ausgespart wird nur ein kleiner Teil in Wagenbodenmitte, ein bisschen Auspuff, ein kleiner Teil der Kardanwelle, silbriges Wärmeschutzmaterial entlang der heißen Abgasanlage. Dafür sind die Bremsen super gemacht, unser graues Muster trägt schwarze Bremszangen mit weißer „AMG“-Beschriftung. Und es trägt Reifen ohne Flankenbeschriftung. Bei einem Zwölfer vermissen wir das doch ein wenig. Bei einem Achtzehner würden wir das nicht als Defizit werten, obgleich wir uns auch da über Reifeninfos freuen.
Ein 1:12-Modell ist in vielen Sammlungen eine Ausnahmeerscheinung – zumal etliche Hersteller, die in dieser Größenordnung unterwegs sind, reine Anschauungsobjekte ohne jegliche Funktion anbieten, die zwar repräsentativ sind, aber nicht gerade zum Erkunden einladen. NZG gehört zu jenen, die mit 1:12 nicht hinter der 1:18-Detaillierung bleiben, sondern diese zu überbieten wissen. Hier ist 1:12 also ein Fortschritt gegenüber 1:18. Natürlich hat das seinen Preis (der auch dem schieren Mehr an Material geschuldet ist). Aber von den wenigen Sammlern abgesehen, die nicht Großmodelle (1:18), sondern Größtmodelle (1:12 oder gar 1:8) sammeln, dürfte ein AMG-GT in 1:12 zwar kein Solitär, aber doch ein Sonderfall in der Vitrine bleiben. Und man gönnt sich ja sonst nichts…
afs
Steckbrief:
NZG 10331/52 Mercedes-AMG GT 63 4Matic C192 2023 Alpingrau und 1033/22 dito Hyperblue Magno. Fertigmodelle Zinkdruckguss, Maßstab 1:12. UVP je 530 Euro.