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News 1:18 Almost Real Pagani Zonda C12 F 2005

Keine Farbe. Aber Lack

Ein Modellauto ohne Farbe? Und das sieht auch noch phantastisch aus. Das liegt am Vorbild, ein Pagani Zonda fasziniert. Es liegt aber auch an Almost Real. Die schafften es, den Pagani komplett mit Carbonoberfläche zu versehen, ganz ohne Farbe. Natürlich mit Klarlack, damit das Carbon glänzt. Mit der Machart dieses Pagani ist Almost Real über sich selbst hinausgewachsen.

Der Huayra-Hype ist vorbei. Das heißt nicht, dass ein Pagani Huayra in irgendeiner Form Normalität erlangt hätte. Das heißt, dass nicht mehr jeder Modellautohersteller in 1:18 die Miniaturisierung eines Pagani als hauptsächliche Aufgabe ansieht, wie das noch vor sechs oder sieben Jahren der Fall war. Die damaligen Spielwarenmessen drehten sich quasi um den Huayra, jeder kündigte einen an, der Wettbewerb lautete: Wer ist als erster damit auf dem Markt und schöpft die Kaufkraft der Pagani-Verrückten am meisten ab? Im Modellautokosmos ist der Pagani Huayra also heute eher normal. Er gehört zum Liefer-, aber nicht mehr zum Neuheitenprogramm. Nach dem Huayra wollten die Sammler einen Zonda, den Huayra-Vorgänger. Den kündigten – im Wesentlichen – nur drei High-End-Hersteller an, AUTOart, LCD und Almost Real. Almost Real brauchte viele Jahre und viele Preiserhöhungen, um das Modell endlich zu bringen. Aber dann wurde er zum High-Endigsten aller High-Ender.

Die beiden Gs: Geduld und Geld

Als Modellautohersteller mit dem Label Almost Real gab sich Sum’s Models erstmals Anfang 2016 zu erkennen. Zuvor, so lernten wir, war Sum’s gut etabliert als chinesischer Hersteller von Minichamps, Kyosho, Ebbro, Tecnomodel, BBR Diecast und anderer bekannter Marken. Schon im zweiten Katalog von 2017 listete Almost Real Pagani-Modelle als Neuheiten, angekündigt für die zweite Jahreshälfte 2018 – was eine normale Vorlaufzeit für ein all-open-Diecastmodell war. Sum’s begründete seine Vorlaufzeiten sinngemäß damit, dass man das eigene Programm, also Almost Real, eher „nebenher“ erschaffe. Vorrang hätten die Auftragsarbeiten für die üblichen Verdächtigen. Verkaufspreise wurden parallel zu den Ankündigungen festgelegt, Händler konnten vorbestellen. Man sprach damals von 180 Euro, kurz darauf von 250 Euro Ladenpreis.

Das Publikum war euphorisiert, nachdem die ersten Almost-Real-Modelle am Markt waren und die zu erwartende Qualität des Pagani Zonda quasi ruchbar wurde. Von Jahr zu Jahr blieb er in den Neuheitenlisten und von Jahr zu Jahr stieg der avisierte Preis an. Im Sommer 2019 sollte ein Zonda bereits 400 Euro kosten, aber lieferbar war er nicht. Manche Händler stornierten ihre Vorbestellungen. Immerhin kursierten im Herbst 2019 erste Bilder von Zonda-Handmustern und hielten das Interesse am Köcheln respektive machten neuerlich Appetit. Genau zwei Jahre später, im Herbst 2021, wurden die ersten Zondas in Asien gesichtet und besprochen, allerdings Vorserienmuster. Einhellige Sammlermeinung: der schönste Zonda in 1:18, aber 400 Euro sind heftig. Anfang 2022 waren dann tatsächlich die ersten Pagani Zondas von Almost Real auf dem europäischen Markt lieferbar, nach fünf Jahren der Ankündigung. Kaum waren sie da, erfolgte eine erneute Preiserhöhung, je nach Variante bis zu 560 Euro. Gegenüber der ursprünglichen Ankündigung hat sich der Preis mehr als verdoppelt, was einige Sammler schwer verärgerte. Aber er ist eben auch für etliche Enthusiasten das absolute Lieblingsauto aller Zeiten, und deshalb muss er her – koste er, was er wolle. Es ging dann weiter, in der Folge erschienen der Zonda Cinque (als Rechts- und als Linkslenker) und der Zonda F. Der Zonda Tricolore, der Zonda Revolución und der Cinque Roadster stehen noch aus.

Marktwirtschaft statt Prestigeangelegenheit

Nun ist der Pagani Zonda F da, und der Preis ist gesalzen: 589 Euro lautet die UVP des Importeurs Minichamps für den bislang aufwändigsten Zonda von Almost Real, komplett mit Carbon überzogen. Dieser Preis, an CMC-Regionen kratzend, ist nicht nur mit den üblichen Argumenten erklärbar, die wir alle kennen (Materialkosten, Lieferwege, Inflation, Energiekosten, Frachtgebühren, Fachkräfte et cetera). Wahrscheinlich hat die seit Jahren vollzogene Preiserhöhung andere Ursachen. Almost Real ist, wie erwähnt, ein Nebenprodukt von Sum’s neben der Auftragsfertigung für andere Modellautohersteller. Ursprünglich war das Label Almost Real als Prestigeangelegenheit gedacht, eine Art Visitenkarte des Unternehmens. Offenbar hat sich die Position von Almost Real innerhalb des Sum’s-Unternehmens gewandelt und mit der Marke soll jetzt Geld verdient werden. Deshalb wird nun anders, rein marktwirtschaftlich, kalkuliert (und zwar hinterher, wenn das Modell bereits fertig ist, an dem der Produktmanager alles technisch Mögliche verwirklicht hat). Und es wird ausgetestet, was der Markt hergibt. Der europäische und vor allem der preisbewusste deutsche Markt sind da nur die kleinsten Abnehmer. Almost Real verkauft seine Produkte vorzüglich in Asien, Nordamerika – eben auf anderen Märkten, und dort sind Modellautosammler ganz andere Preise gewohnt und auch bereit, zu zahlen. Selbst innerhalb Europas ist das Preisgefüge unterschiedlich. Man braucht sich nur mal den Spaß zu machen und auf Ebay die Händlerpreise in Großbritannien mit jenen in Deutschland zu vergleichen. Die Briten müssen teilweise den doppelten Preis wie die Deutschen für das gleiche Produkt bezahlen. Offenbar tun sie das auch. Und die Japaner zahlen bisweilen sogar den dreifachen…

Eine Hommage an Juan Manuel Fangio

Horacio Pagani schaffte es als einer der wenigen, im neuen Jahrtausend mit einer neuen Marke eine Legende und einen Mythos zu schaffen. Mit dem Zonda, den er auch noch selbst gestylt hat. In ihm spürt man die autoversessene Leidenschaft eines Ferruccio Lamborghini oder Enzo Ferrari, nicht den sterilen Businessman im Neoprenanzug, der ein Produkt lediglich um des Verkaufens wegen erschaffen hat und sich von marktwirtschaftlichen Belangen leiten lässt. Und dann hat er auch noch den Coup geschafft, sich Mercedes-AMG als Motorenlieferanten zu sichern. Das muss man erst mal schaffen! In immer neuen Evolutionsstufen erschien der Pagani Zonda C12 mit diesem knapp vor der Hinterachse situierten 7,3-Liter-Zwölfzylinder-Sauger, befestigt in einem Chrommolybdänrahmen, der an die Kohlefaserzelle des Supersportwagens angeschraubt ist. 2005 erschien der Zonda F, die bis dato höchste Eskalationsstufe, als Coupé und kurz darauf als Spyder, nunmehr 602 PS stark. Das F steht für Fangio und ist eine Hommage an den legendären Rennfahrer, ein Landsmann des ebenfalls aus Argentinien stammenden Horacio Pagani. Nicht nur die Technik radikalisierte sich, auch die Optik wurde tiefgreifend modifiziert, Pagani spricht von 60 Prozent aller Teile, die neu seien, und baute 25 Exemplare. Es folgten noch stärkere Zonda, so der Cinque mit 678 PS (2008), der Zonda R mit 750 PS (2009), der Tricolore mit 678 PS (2010) und der Revolución mit 800 PS (2013). Das stilistische Grundkonzept blieb erhalten, strömungstechnisch tat sich viel beim Zonda F, noch mehr leichte und teure Carbon-Teile allüberall, auch viel Titan, andere Motorabdeckung, einteiliger Heckflügel, extra Scheinwerfer, neue Konfiguration der Nebellampen, generell modifizierte Frontpartie mit Blinkern in der Scheinwerfer-Einheit, aerodynamisch effizientere Rückspiegel, vergrößerter Heckdiffusor, der Zonda F wurde mit 2,05 Metern noch breiter und erinnert in seiner ganzen Erscheinung an die frühen Gruppe-C-Boliden auf der Rennstrecke. Der Preis im Jahre 2005: ab 575.000 Euro. Mit Leistungskit („Clubsport“-Version mit 650 PS) kam der Zonda F auf 640.000 Euro.

Almost Real macht seinem Namen alle Ehre

Nun sind Fahrerlebnis und -leistung bei einem Modellauto nur theoretische Werte, die der Besitzer des Modells zwar assoziiert und wegen dieser Assoziation hat er das Modell vielleicht erst gekauft. Aber das Modell ist und bleibt ein solches, eine miniaturisierte Skulptur für die Vitrine – und der Zonda ist wirklich ein künstlerisches Objekt, zumindest für jenen „Kunstexperten“, der eine Beziehung zum Thema Automobil aufzubauen in der Lage ist. Die Funktionalität beschränkt sich auf zu öffnende Teile und die Wiedergabe auch kleinster technischer Details en miniature. Und genau das ist Almost Real hundertprozentig gelungen. Der Hersteller macht seinem Namen einmal wieder alle Ehre.

Von den 25 Pagani Zonda F waren 20 lackiert und fünf kamen in „full Carbon“. O-Ton der Pagani-Webseite: „Zonda F is the first car ever to display, upon client’s request, an exclusive bodywork in natural surface carbon fibre,…“, also das erste Fahrzeug aller Zeiten, dessen Karosserie auf Kundenwunsch komplett in Sichtcarbon ausgeführt ist. Das ist natürlich etwas ganz Besonderes, und naheliegend ist, den Zonda F, der auch farbig lieferbar ist, in „full Carbon“ in die Sammlung zu stellen, was ihm ein zusätzliches Ausnahmemerkmal verleiht. Und eine Ausnahmeleistung ist eben auch, wie Almost Real dieses (mit Sicherheit große) Problem löste. Das Modell glänzt wie lackiert. Es ist auch lackiert, mit mindestens einer Klarlackschicht. Aber darunter ist eben nicht Farbe, sondern Carbon – realisiert entweder als vielteilige, großflächige Decals, die sich völlig faltenfrei über die Karosserieoberfläche schmiegen, oder als aufwändigstes Druckwerk, das selbst in den versteckten Ecken und auf Unterschneidungen ohne sichtbare Trennung aufgebracht ist. Wir können beim besten Willen nicht einschätzen, ob Druck oder Decal – aber was auch immer, die Machart flößt nicht nur Respekt ein, sondern ist handwerklich absolut bestechend.

So wie auch das rote Interieur. Das Leder arbeitet die Firma Dani je nach Wunsch in „old“, „shiny“ oder „technology“ auf, die Bedienelemente im Cockpit stammen von Aspa in Modena, das Holz/Lederlenkrad ist eine Nardi-Entwicklung speziell für den Zonda F – all diese Details arbeitete Almost Real heraus. Die Gurte sind aus Leder, der Auspuff aus Edelstahl. Die Ventile in den OZ-Felgen sind separate Bauteile aus Metall. Diese Kleinigkeiten stehen für die Machart des Ganzen. Wir haben vor nicht langer Zeit, am 21. Mai 2024, einen Almost Real Pagani Zonda Cinque in Caramini-online präsentiert, der strukturell das gleiche Fahrzeug ist. Wir sparen uns Wiederholungen und verweisen auf diesen Beitrag: https://caramini-online.de/news-118-almost-real-pagani-zonda-cinque-coupe-2009/

Darin wird jene Faszination beschrieben, die beim Zonda Cinque aufkam und vom Zonda F getoppt wird durch sein carbonisiertes Äußeres. Dass Almost Real sämtliche Charakteristiken, die den Zonda F vom Zonda Cinque und von anderen Zonda-Versionen unterscheiden, berücksichtigte, bedarf eigentlich keiner Erwähnung.

Ein exklusives Vergnügen

Und um nochmals auf den Preis zu sprechen zu kommen: Auch von AUTOart gibt es einen Zonda, 2011 erschienen, damals 250 Euro teuer und bis dato so ziemlich das teuerste AUTOart-Modell, mit 650 Einzelteilen auch eines der aufwändigsten. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt wird dieses Modell mittlerweile vierstellig gehandelt. Der preiswerteste AUTOart Zonda R im Carbonlook, den wir im Netz entdeckten, kostet 970 Euro (wird mit 50 Euro Versand plus Zoll auch satt vierstellig) und kommt aus Pakistan, wo wir nicht unbedingt ein Modellauto bestellen würden. Dagegen ist die Almost-Real-Neuheit noch preiswert. Und die LCD-Interpretation, die nicht mit dem AUTOart und schon gar nicht mit dem Almost Real mithalten kann, ist mit deutlich über 300 Euro auch nicht gerade billig.

Ja, der Almost Real Zonda F im Carbon-Look ist teuer. Aber er ist wunderschön. Was den Käufer mit dem Preis etwas versöhnen dürfte: Almost Real liefert das Auto zusammen mit einer aus Stoff gefertigten Abdeckplane, mit einem schwarzen Poliertüchlein, mit ziemlich hochwertigem Werkzeug aus Metall (Pinzette und Schraubendreher), mit einer Bedienungsanleitung und mit der Versicherung, dass er die Freude, dieses Modell zu besitzen, mit nur 1008 Menschen weltweit teilt. Diese dürften dem Käufer nur zum geringsten Teil persönlich bekannt sein. Es ist doch ein ziemlich exklusives Vergnügen, dieses Modellauto zu besitzen. afs

Jede Kleinigkeit, von den Pagani-typischen Spiegeln über die OZ-Felgen, die Brembo-Bremsen mit vorne 380 und hinten 355 mm großen Scheiben, aus Carbon und Keramik gefertigt, bis hin zu den Ledergurten, strahlt eine wohl nicht zu übertreffende Detailliebe aus. Dieses Modellauto wurde um seiner selbst willen entwickelt. Der Produktmanager lebte seine Kunst aus, ohne in seinem Drang von einem Controller gehemmt worden zu sein.
Modellfotos: bat
Carbon allüberall, nicht nur auf den Karosserieflächen, sondern auch in den versteckten Winkeln, beispielsweise der Scheinwerfereinheit. Und alles mit versiegelndem Klarlack überzogen, ein Fest für die Sinne.
Ein auf Hochglanz polierter AMG-Motor präsentiert sich zur Freude der Betrachter durch ein Sichtfenster.
Farbe, Carbon, Leitungen, Kabel, meshed grills, Aufhängungen, schlichtweg Freude unter der hinteren Haube. Carbon selbst an der Haubeninnenseite. Man braucht nicht alle Bauteile dieses Artefaktes benennen zu können, um sich an ihnen zu erfreuen.
Köfferchen im Kofferräumchen, und auf der anderen Seite findet sich das Äquivalent. Man beachte die Scharniere und die Lederriemen mit Schnallen.
Letztlich auch nur ein Auto… Aber was für eines! Almost Real vermag es, die Innenraummaterialien haptisch korrekt darzustellen, vergisst keinen Prägeschriftzug auf der Fußmatte, bildet Holz hölzern nach und Stahl stählern.
Das Detailfeuerwerk setzt sich unter der vorderen Klappe fort, und gut sichtbar sind die aus Metall gefertigten Pagani-typischen Außenspiegel sowie die roten Lederriemchen zur Fixierung der Haube.
Nur Kohlefaser, kein Lack: Pagani Zonda F, auf dem Genfer Salon 2005 eine absolute Attraktion, Aufnahme 2007. Dies ist einer von fünf Zonda F im Carbon-Look.
Foto: LSDSL
Für Horacio Pagani ein großes Vorbild und obendrein sein Landsmann: Juan Manuel Fangio, aufgenommen auf der Rennstrecke Råbelövsbanan beim Großen Preis von Schweden 1955 in Kristianstad, wo er auf einem Mercedes W196 siegte.
Foto: Bjørn Fjørtoft, Nationalarchiv Norwegen, Archiv-Nr. RA/PA-0797/U/Ua/L0058/0902a

Steckbrief:

Almost Real ALM854001 Pagani Zonda C12 F 2005. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. Auflage 1008 Exemplare. UVP des Importeurs Minichamps 589,95 Euro.