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News 1:18 AUTOart Nissan GT-R (R35) Nismo Special Edition 2022

Aus dem Schatten getreten

Die Fanboys feiern den R34, den Nissan GT-R der Jahrtausendwende. Sein Nachfolger, die Generation R35, stand lange in seinem Schatten. Eigentlich zu Unrecht, aber die Fußstapfen des R34 sind eben sehr groß. AUTOart reagiert auf die neue Gunst der Nippon-Nissan-Nismo-Fans und bringt den R35 gleich in seiner schärfsten Variante.

Nismo ist wie AMG-Mercedes, ist wie BMW-Motorsport, wie Toyota-Gazoo, Honda-Mugen, Chrysler-Mopar. Nismo ist die Nissan-Motorsportabteilung und gleichzeitig für das Werkstuning zuständig. Von Nismo kommen die heißesten und die offiziellen heißen Nissan. Diejenigen mit Werksabsegnung und -garantie. Im Gegensatz zu den externen Tunern, von Profi bis Hinterhof. RWB und Rau-Welt genießen so wenig Werksunterstützung, – absegnung und -garantie wie Brabus, Ruf, Hamann, Abt oder Prior, Nismo ist also nicht nur Tuning für Nissan, sondern offizielles Tuning.

Von 1999 bis 2002 wurde der legendäre R34 produziert, eine japanische Ikone, der Tuning-König, das beliebteste Gerät der Drifter, der Star von Auto-Mangas und aus The Fast and the Furious. Womöglich ist er dasjenige japanische Fahrzeug, das während des vergangenen Vierteljahrhunderts am meisten miniaturisiert wurde. Einen offiziellen Nachfolger hatte er nicht. Drei Jahre nach Produktionsende legte Nissan nach, kaufte zwei Hände voll guter Gebrauchter auf, zerlegte sie, modifizierte sie und schuf den unvergesslichen (und heute unbezahlbaren) GT-R Z-Tune mit über 500 PS. Aber auf Basis des Nissan-Skyline-Nachfolgers V35, der auf dem Coupé 350 Z basierte, gab es zunächst keinen GT-R. Die GT-R-Boys darbten. Sie darbten bis zum Jahresende 2007, bis es einen neuen Godzilla gab, einen König der Monstren, den GT-R R35. Seit 17 Jahren wird er gebaut, bis 2022 auch in Europa angeboten (aber warum sollte ein Europäer einen Nissan statt eines Elfers kaufen?), zuerst mit 485 PS, dann ab 2010 sogar 530, zwei Jahre später 550, zuletzt ab 2017 sogar 570 PS. Nochmals deren 30 mehr leistet die werksgetunte Nismo-Version ab August 2014: satte 600 Pferde, 2,8 Sekunden bis Tempo 100, 315 km/h schnell, beim Track Day schlägt er die Corvette Z06, den Ford GT, den Porsche Carrera GT und den Lambo Murcielago und seine Rundenzeiten auf der Nürburgring-Nordschleife treiben der Konkurrenz die Tränen in die Augen. Der GT-R R34 bekam im GT-R R35 einen würdigen Nachfolger! Ob er den GT-R-Enthusiasten auch optisch gefällt und ob die rundliche Schrägheck-Karosserie (Design: Hirohisa Ono unter Chefdesigner Shiro Nakamura) akzeptiert wird, ist eine ganz andere Frage – zumal sich der GT-R nicht entscheiden kann, ob er ein Sportwagen oder ein Grand Turismo sein möchte. Sein Frontmotor ist hinter der Vorderachse situiert („Front-Mittelmotor“), kombiniert mit Allradantrieb und der Transaxle-Bauweise. Nissan jedenfalls propagiert sein Konzeptfahrzeug namens Hyper Force als Blick auf einen legitimen Nachfolger. Einen Benzinmotor wird es nicht mehr haben. Dafür einen Batterieantrieb.

Was blieb, ist der Spitzname Godzilla

Das ist Zukunft, und die Evolution des GT-R ist Herkunft: Er lebte seine Motorsport-DNA aus, als er jung war, FIA GT1-Weltmeisterschaft, Super GT und diverse GT3-Serien, Enthusiasten sind ihm gewogen, Top Gear in England nannte ihn „one of the most incredible cars of any kind ever built“, und mit einigen Updates und Sonderserien hielt ihn Nissan „forever young“ – was aber nicht die grundsätzliche Diskrepanz zwischen den bisherigen GT-R-Typen und dem aktuellen GT-R R35 wegwischt: Die bisherigen GT-R basierten allesamt auf einer bestehenden Limousine, dem Nissan Skyline, nutzten dessen Coupé-Karosserie, waren top motorisiert und hatten den Antrieb an der richtigen Stelle. Dieses attraktive Konzept warf der R35 über Bord und ist eine eigene Schöpfung, allenfalls mit dem Nissan-Sportwagen Z350 verwandt. Außer der Bezeichnung „GT-R“ (unter Entfall von „Skyline“) eint den R35 mit seinen Ahnen nur sein Spitzname „Godzilla“, den ursprünglich die australische Presse 1989 der damals aktuellen Generation R32 gab.

Seit 17 Jahren wird der R35 nun gebaut und erfuhr seither vier Updates und drei Facelifts (2010, 2016, 2023). AUTOart macht ein 2022er Modell, ein interessanter Jahrgang. Denn 2022 wurde der GT-R nicht in den USA verkauft, in Japan und sonstigen asiatischen Märkten schon, in Australien/Neuseeland durfte er nicht mehr angeboten werden, weil er die Seitenaufprallschutzbestimmungen nicht mehr erfüllte. In Europa gab es noch einen halben 2022er Jahrgang, im März ’22 war Importstopp, weil der GT-R die ab Juni gültigen Lärmpegelregulierungen nicht erfüllte. Dann gingen Spekulationen über einen generellen Produktionsstopp los, die Auto Motor Sport stimmte laut mit ein. Doch im Oktober 2022 gab Nissan lapidar bekannt, der GT-R des Modelljahrs ’23 sei nun lieferbar, wenngleich nur in Japan und Nordamerika, und verband dies gleich noch mit einem weiteren, dem dritten Facelift. Das AUTOart-Modell kann also kein Europa-GT-R sein, und das will er auch gar nicht, sondern ein Fahrzeug für den Heimatmarkt oder für Nordamerika.

Viel Carbon bedeutet fast schon Zweifarbigkeit

Unter den drei Ausstattungspaketen Premium, T-Spec und Nismo wählte AUTOart letztere aus, lieferbar seit 2014, für den Track Day gemacht, größere Turbolader, modifizierte Aerodynamik, mehr Carbon, Nismo-Fahrwerk (mit Bilstein-Komponenten), 600 PS stark. Und davon gab es dann eine Sonderserie namens Nismo Special Edition für den japanischen und australischen Markt, lieferbar in Stealth Grey und Vibrant Red, 300 Exemplare, optisch charakterisiert und erkennbar an der Carbon-Motorhaube und Ray-Alufelgen mit roten Felgenhörnern, dazu rote Akzente am unteren Karosserieabschluss. Der GT-R Nismo Special Edition war bis zum 6. August 2022 bestellbar. Genau das ist das Vorbild für die AUTOart-Miniatur.

AUTOart bringt den GT-R (R35) Nismo Special Edition in fünf Farben, Vibrant Red (unser Muster), Brilliant White Pearl, Ultimate Metal Silver, Meteor Flake Black Pearl und Nismo Stealth Gray. Die ersten drei sind ausgeliefert, Schwarz und Grau für Mai angekündigt, der Preis jeweils identisch. Eigentlich passen nur Stealth Grey und Vibrant Red, denn dies sind die einzigen Farben, in denen die Sonderserie Nismo Special Edition mit ihrer Carbon-Haube tatsächlich ausgeliefert wurden. Aber AUTOart pflegt während des Recherchierens bekanntlich nicht zu halluzinieren – womöglich gab es Einzelstücke in anderen Farben. Dies vom schwarzen Schreibtisch in Deutschlands Südwesten exakt zu bestimmen, ist schwierig – gab es die Originale doch nur in Japan und Australien. Und trotz Internet und guten Willens sind und bleiben Japan und Australien weit entfernt….

Jedenfalls ganz schön viel Carbon, das Auto fast zweifarbig: Aus Carbon ist die komplette Haube, aus Carbon ist das Dachmittelteil, aus Carbon ist der Heckflügel, dazu der komplette untere Karosserieabschluss und dann noch Petitessen wie Spiegelgehäuse. Der Kofferraumdeckel nicht. Konsequenterweise hätte ihn Nissan auch noch carbonisieren müssen. So viel Carbon gefällt vielleicht nicht jedem. AUTOart könnte sich überlegen, in Zukunft eine Version ohne Carbon-Motorhaube zu bringen. Das Modell ist wieder einmal spitzenmäßig, wie von AUTOart erhofft und erwartet. Die Carbon-Wiedergabe ist klasse, die Auspuffrohre fett und hohl, die Felgen mit Sätteln und Bremsen eine Offenbarung, sämtliche Grills der Lufteinlässe als Durchblick gewährende Fotoätzteile, die Shutlines so gering, dass sogar frisch gefeilte Fingernägel in ausreichender Länge nicht helfen, die Türen und Hauben zu öffnen, der Motorraum ein Wunder der Technik und Modellbaukunst und das typische Takumi-Emblem auf dem Motor ist, der Special Edition geschuldet, tatsächlich in Metallicrot wiedergegeben. Dekorierte Haubeninnenseiten und Teppichboden innen und im Kofferraum sind so selbstverständlich wie Osterglocken im April, also nicht erwähnenswert, und wenn AUTOart selbst den Türlautsprecher als Fotoätzteil nachbildet, spricht das für den Detaillierungsgrad im kompletten Inneren. Das ist, einmal wieder, ein AUTOart-Modell vom Feinsten. AUTOart gehört, neben Almost Real, zu den wenigen Herstellern, deren Produkte man unbesehen kaufen kann.

afs

Godzilla lebt noch. Auch wenn Brüsseler Vorschriften seine Verbreitung in Europa nunmehr verhindern. In seiner Heimat und in den USA kann man Godzilla noch kaufen. Nicht aber das von AUTOart miniaturisierte Sondermodell Nismo Special Edition. Am 6. August 2022 waren die 300 Exemplare verkauft und somit Bestellschluss. Bei AUTOart gehen die Bestellungen jetzt erst los.
Modellfotos: Hans-Joachim Gilbert
Rechtslenker, natürlich. Das Original wurde nur für den japanischen und australischen Markt gefertigt, 300 Mal im Jahre 2021 für das Modelljahr 2022.
Das Takumi-Emblem in Metallicrot und die Motorhaube auch auf der Innenseite mit Carbon dekoriert. Das sind die Kleinigkeiten…
Auf der Straße (vielmehr: auf der Wiese unter Bäumen) ein GT-R R32 nach dem 2010er Facelift, nunmehr 530 PS stark.
Foto: afs

Steckbrief:

AUTOart 77502 Nissan GT-R (R35) Nismo Special Edition 2022 Vibrant Red. Fertigmodell Kunststoff, Maßstab 1:18. UVP 244,95 Euro.