Skål! Auf den fliegenden Ziegelstein!
„Flying Brickstones“, also fliegende Ziegelsteine, nannten die Fans die eckigen Volvos, die Mitte der 80er die internationalen Tourenwagenmeisterschaften aufmischten. Sie schafften es, die dicken Jaguar XJ-S, Rover V8 und die ganzen anderen etablierten Turnschuhträger ganz schön zu ärgern. Ixo erinnert daran mit einem ganzen Bündel schöner Volvo 240 Turbo Gruppe A.
Vom Rentier zum Renn-Tier: Volvo sprang über seinen Schatten und tat, was der Firma niemand so recht zugetraut hatte. Aus dem Volvo 240 machte Göteborg einen Renner und hängte die Latte gleich mal recht hoch: Teilnahme an internationalen Tourenwagenmeisterschaften, auch an der DTM. Die Betrachter, Journalisten, Konkurrenten, Fachleute und das interessierte Publikum, grinsten wissend verschmitzt: „Das wird nix!“, war die einhellige Meinung. Doch das wurde was, bewiesen die Skandinavier auf der Ziellinie. Wer zuletzt lacht, lacht bekanntlich am Besten und am Lautesten. Skandinavier lachen, singen und trinken gerne. Sie sind ein fröhliches Volk.
1984 ließen die Volvo die etablierten Jaguar XJ-S und BMW 635 CSi vor Angst beben (Sieg in Zolder), 1985 gewann das Team Eggenberger mit VMS-Unterstützung (VMS = Volvo Motorsport Division) die ETC gegen die Rover V8. Im gleichen Jahr DTM-Sieg (Per Stureson) und ETCC-Sieg (Gianfranco Brancatelli und Thomas Lindström). 1986 schaffte der Volvo 240 noch die australische Meisterschaft (Robbie Francevic), doch es war das Jahr des Eklats. Das Team RAS Sport sorgte für Skandale, Diskqualifikation, aberkannte Siege, die an sich sichere Meisterschaft war verloren. Volvo zog die Reißleine und sich beleidigt zurück. Ein letztes Aufbäumen des Renn-Elches: In den USA beim Pikes Peak Hill Climb 1988 machte ein 240 Turbo von sich reden. Was bleibt: Mitte der 80er Jahre war der „fliegende Ziegelstein“ das erfolgreichste Rennauto auf der Rundstrecke.
Klassische Limos im Renntrimm haben Konjunktur
Volvo machte aus seinem gediegenen Familien- und Altherrenauto einen siegfähigen und -reifen Boliden. Der erste Streich war, dass die Schweden 1981 ihrem alt gedienten 244er einen Turbo implantierten, und aus 106 wurden ganz plötzlich 155 PS, ein 200-km/h-Autobahnstürmer mit einer Beschleunigungszeit für den klassischen Spurt von 9,4 Sekunden. Den zweiten Streich erledigte nicht Volvo selbst, sondern das private, schwedische TL-Racing-AB-Team. Erster Start 1983 in England, Donington Park (Thomas Lindström Racing), und gleich ein bemerkenswerter siebter Platz. Dies ließ das Werk erkennen, dass es sich nicht hinter Privatiers verstecken konnten, es kam 1984/85 zum Werksteam VMS, das die Privatiers vor Ort unterstützte.
Ixo macht in 1:18 den 1985er und 1986er Racing-Volvo. Das B21-ET-Aggregat produzierte 345 PS mit Wasser-Einspritzung, manche Maschinen gingen bis 375 PS, Getrag-Fünfgang-Getriebe, Bilstein-Fahrwerk, Dana-Hinterachse, Felgen von BBS, Compomotive oder Speedline. Ixo hat zwei der möglichen drei Felgen miniaturisiert, BBS und Compomotive. Den Volvo 240 Turbo als Renner in 1:18 kennen wir als traumhaftes und längst vergriffenes sowie ziemlich teures Modell von AUTOart, das auf vieler Sammler Wunschliste steht. Für Ixo ist es eine Formneuheit und von Ixo ist es eine kluge Entscheidung. Skandinavier-Autos sind nicht nur bei Skandinaviern begehrt, und klassische Limousinen im Renn-Trimm haben ohnehin Konjunktur.
Fünf von sechs Renn-Volvos sind lieferbar
Ixo geht mit sechs Versionen an den Start, fünf davon bereits lieferbar, der Wagen aus der Australian Touring Car Championship (ATTC) steht noch aus. Lieferbar ist eine DTM-Version und vier Fahrzeuge aus der European Touring Car Championship (ETCC). Wir haben als Muster zwei ETCC-Modelle, Team Luna/Sportpromotion mit Hauptsponsor Beckers (schwedischer Farbenhersteller, Logo Halbkreis in Regenbogenfarben) und Volvo Dealer Europe Team mit Hauptsponsor Nordica (Ski und Zubehör seit 1939; vier unterschiedlich blaue Streifen repräsentieren die verschiedenen Tiefen des Ozeans, die weiße Grundfarbe steht für den Schnee). Ixo hat, wie bei Rennsport üblich, gut recherchiert und trägt die Unterschiede der einzelnen Versionen nach außen: Der Nordica rollt auf BBS-Alus, schwarz mit poliertem Ring, der Beckers auf silbernen Compomotive-Felgen, der eine trägt das Volvo-Zeichen und die schräge Zierlinie im Grill, der andere nicht. Ansonsten sind die Zweitürer formal identisch. Der Innenraum ausgeräumt bis auf Käfig und Schalensitz, die Gurte als Druckwerk (wie überhaupt die komplette Außendekoration auch), roter Feuerlöscher und ein hinreichend dekoriertes Armaturenbrett, außen farbenfroh und mit allem Rundstreckengedöns versehen, das ein Renntourenwagen benötigt. Dass die Schnelltankverschlüsse auf dem Kofferraumdeckel und die vorderen Haubenschnellverschlüsse bloße Druckwerke sind, stört gewaltig, ist aber dem Preis geschuldet. Und das Preis-Leistungsverhältnis ist sehr gut.
afs
Steckbrief:
Volvo 240 Turbo Gruppe A ETCC Zolder 1985 # 33 (Andersson/Petersson/Linden), dito ETCC Brünn 1986 # 1 (Cecotto/Olofsson), dito ETCC Brünn 1986 # 2 (Granberg/Lindström), dito DPM Nürburgring 1985 # 24 (Andersson), dito DTM Bergischer Löwe Zolder 1986 # 1 (Stureson), dito ATCC 1986 # 10 (später erhältlich!). Fertigmodelle Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP je 69,95 Euro.