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News 1:18 KK-Scale Mercedes 300 SEL 6.3 W109 1968

Der Olymp der Mercedes-Limousinen

Sie wurde im Laufe der Jahrzehnte immer größer, immer stärker, schwerer und nicht immer schöner. KK-Scale macht die S-Klasse von Mercedes Benz in ihrer wohl stimmigsten Variante, als W 109 in Topform, als 300 SEL 6.3.

Auf der IAA in Frankfurt 1965 wurde der neue große Mercedes der Baureihen 108 und 109 vorgestellt, der, als Nachfolger des W111, der für seine Heckflossen berühmt war, eine neue Ära bei Mercedes einläutete. Während der Vorgänger aufgrund einiger formaler Details wie dem Fieberthermometertacho und Ansätzen von Heckflossen, die nebenbei bemerkt ursprünglich noch wesentlich größer hatten ausfallen sollen, nie ganz unumstritten und weniger seriös war als es einem Mercedes anstand, strahlte das neue Modell eine leichtfüßig gelassene Eleganz aus, die für eine siebenjährige Bauzeit und ein entsprechendes Renommee sorgen sollte. Stilistisch knüpfte sie an die Coupé- und Cabriobaureihe an, die ihr vorausgegangen war.

Die Handschrift des Designers

Der Daimler-Benz-Designer jener Epoche war seit 1957 der Franzose Paul Bracq, der bereits den 230 SL, wegen der konkaven Dachfläche seines Hardtops „Pagode“ genannt, sowie den majestätischen 600er gezeichnet hatte und stets filigrane Entwürfe mit französischer Vèrve favorisierte. Er wechselte später erst zu BMW, dann zu Peugeot und hinterließ hier wie dort weitere Designklassiker. Im Ruhestand widmet er sich, mittlerweile 90jährig, erfolgreich der Malerei und Illustration, wobei er dem automobilen Thema und seiner Formensprache treu blieb.

Die Baureihe 108 startete mit 2 ½ Liter großen Sechszylindermotoren, abgelöst 1968 vom 2,8er, und stets nach oben durch 3 Liter-Varianten begrenzt, diese mit Luftfederung versehen und der Baureihe 109 angehörig. den W108 gab es mit kurzem oder langem Radstand, den W109 nur mit langem, was der Typenbezeichnung jeweils ein L hinzufügte. Die sehr ruhig und ausgeglichen gezeichneten Limousinen gönnten sich als Extravaganz lediglich die markanten, senkrecht stehenden Scheinwerfer, die mit ihrer großen Glasabdeckung sehr modern wirkten. Für den amerikanischen Markt wurden diese gesetzeskonform durch übereinander angeordnete Doppelscheinwerfer ersetzt.

Diese zierten auch den topmotorisierten 300 SEL, dem zur eindeutigen Identifizierung noch die Ziffer 6.3 auf den Kofferraumdeckel gesteckt wurde. Sie stand für den Hubraum dieser ultimativen Reiselimousine und verriet dem Kenner, dass hier der V8-Motor einer der prestigeträchtigsten Limousinen der Welt am Werk war, des Mercedes 600. Der exorbitante Motor, die verlängerte Karosserie und die Luft- statt Stahlfederung adelten den 300 SEL zum wohl außergewöhnlichsten deutschen Automobil seiner Zeit. Denn diese Kombination suchte in den späten 60ern ihresgleichen, und ihre Fahrleistungen ließen auch ausgewiesene Supersportwagen alt aussehen.

Als die Haute Volée noch so hieß und zumindest nach außen seriöser erschien als heute

Entsprechend exklusiv war denn auch die Kundschaft dieses extravaganten Autos. Ottomar Domnick zum Beispiel, ein bekannter Psychiater, Filmproduzent und Kunstmäzen, der in unmittelbarer Nähe der schwäbischen Autobauer lebte und dessen Hobby Sportwagen waren, besaß einen Mercedes 300 SEL 6.3, der seinerzeit in der Zeitschrift Auto Motor und Sport vorgestellt wurde und sich durch kleinere individuelle Modifikationen von der eh nicht großen Serie (6526 Exemplare 1968 bis 1972) unterschied. Neben speziellen Felgen war dies vor allem der bewusste Verzicht auf den freistehenden Stern auf der Kühlerverkleidung, was dem damals noch recht jungen Autor dieser Zeilen als durchaus bemerkenswert im Gedächtnis geblieben ist. Alle vierzehn Tage wurde nämlich die neueste Auto Motor und Sport auf dem Heimweg von der Schule am Kiosk erworben. Start war die Nummer 9 von 1968, also ziemlich kurz vor dem Bericht über den 6.3. Dass Herr Domnick zwar nicht seinen noblen fahrbaren Untersatz hinterließ, dafür aber ein Museum für moderne Kunst in Nürtingen bei Stuttgart, spricht dafür, dass die Autoliebhaber vergangener Zeiten von anderem kulturellen Kaliber waren, als so manche Supersportwagenheizer heutiger Prägung.

Länger als Norev und mit verdächtig hohem Schweller

W108 und W109 in 1:18: Zwei Hersteller, zwei Modelle – Norev macht den 280 SE W108, also mit kurzem Radstand und Stahlfederung, immer mal wieder in neuen Farben für den Fachhandel und für Daimler-Benz. AUTOart hatte den 300 SEL 6.3 im Programm zu seligen Diecast-Zeiten, ein heute äußerst begehrtes Modell, für das geradezu astronomische Summen gefordert und gezahlt werden, seinerzeit lieferbar in Schwarz oder Weiß mit jeweils rotem Interieur.

KK-Scale hat sich nun dieser großen W109-Limousine angenommen und sie auch gleich in der nobelsten Variante als Sechs-Dreier realisiert (bis auf den Heckschriftzug identisch ist der 300 SEL 3.5 und in den USA gab es auch einen 300 SEL 4.5). Das ist auch weitgehend gut gelungen und ein imposantes Modell steht vor uns auf dem „Asphalt“ des Esstischparkplatzes. Bei genauer Betrachtung der Details fällt auf, dass sich die ein oder andere Ungenauigkeit eingeschlichen hat. So fehlen zwischen der Kühlermaske und den Scheinwerfern die zusätzlichen Nebelscheinwerfer. Diese auch im Original wie aus dem Zubehör nachgerüstet wirkenden Bauteile waren aber aufgrund der in den senkrechten Doppelscheinwerfern entfallenen, integrierten Nebelleuchten die einzige Lösung – ein Dilemma, auch wenn zur damaligen Zeit Zusatzscheinwerfer aller Art ein angesagtes Feature waren. Hier würde sich eine weitere Variante des KK-Scale-Modells aufdrängen mit den ursprünglichen einteiligen Leuchten und virtuell etwas weniger stark motorisiert (also ein 300 SEL, vielleicht sogar ein 280 SEL). Des Weiteren sind die verchromten seitlichen Scheibenrahmen ein wenig zu fett geraten, was speziell bei der schwarzen Lackierung auffällt. Ebenfalls etwas zu dominant ist die Höhe der Türschweller – das einzige Manko, das auch die AUTOart-Interpretation aufweist. Honny soit qui mal y pense.

Neben dieser und der von uns gezeigten silbergrauen Ausführung gibt es inzwischen weitere Buntfarben, die dem Modell sehr gut stehen. Wie eigentlich immer bei KK-Scale, ist der verschlossene Innenraum ohne Fehl und Tadel, Holz und Chrom sind hier dezent und originalgetreu vorhanden. Dies betrifft auch den Unterboden mit den angedeuteten und federnden Fahrwerksteilen. Hier scheitert die ultimative Originalität der Hinterradaufhängung an der auch in der Realität nicht ganz unproblematischen Pendelachse. Das ist verzeihlich.

Eine große Limousine ist zwangsläufig auch ein großes und etwas schwereres Modell. Die Wertigkeit liegt buchstäblich auf und in der Hand. Das Modell füllt eine Lücke in jeder Sammlung, der das AUTOart-Modell fehlt, und bietet Raum für sinnvolle Varianten. Genauigkeitsfanatiker werden nunmehr zumindest ihre Grabbelkiste durchforsten auf der Suche nach geeigneten Zusatzscheinwerfern, und vielleicht gibt es nach KK-Scale-Manier noch einen Satz alternativer Leichtmetallfelgen, wie sie zum Beispiel beim 500 SEC zum Einsatz kommen. Die „Barock-Alus“ waren ab 1969 als Extra lieferbar, aber selbst bei diesem Ausnahmeautomobil nie serienmäßig.

mh

Der verbogene, filigrane Stern auf dem Kühler des großen Schwarzen zog es vor, beim Korrekturversuch lieber gleich abzubrechen. So entstand die auch bei Originalfahrzeugen nicht unbekannte Domnick-Variante ohne Stern. Der große Mercedes hieß noch nicht offiziell S-Klasse, war es aber mit Fug und Recht, wie man sieht. Und er war teuer: 39.160 D-Mark bei seiner Präsentation und der Preis kletterte auf zuletzt 47.400 DM.
Modellfotos: bat
Der erste Mercedes mit zweigeteiltem Heckschriftzug: 300 SEL links, 6.3 rechts. Das machte gehörig Eindruck. Mercedes entwertete dieses Merkmal später selber, als ein Strich-Achter-Diesel das ebenfalls trug: 240 D links, 3.0 rechts.
Zwischen Grill und aufrecht stehenden Doppelscheinwerfren (getrenntes Abblend- und fernlicht) ist bei KK-Scale nichts. Hier müssten aber frei stehende Jod-Nebelscheinwerfer beheimatet sein.
Eindrucksvoll, begehrenswert, all open und aus der Zeit, als die 1:18-Welt noch in Ordnung war, dem ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends: AUTOart 300 SEL 6.3. Interessant, deass sich dessen einzige formale Schwäche, der etwas zu hohe Schweller, an der neuen KK-Scale-Miniatur wiederholt.
Eine Wohlstandsidylle: Apfelschimmel und 300 SEL 6.3. Diesen Menschen geht es gut. Weil sie einen Apfelschimmel haben. Und weil sie einen Sechs-Dreier haben.
Foto: Archiv Daimler-Benz

Steckbrief:

KK-Scale KKDC 181 211 Mercedes 300 SEL 6.3 1968 schwarz und KKDC 181 213 dito silbergrau. Fertigmodelle Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP je 79,95 €.