Ein GTO aus USA
Das magische Kürzel GTO stammt aus dem Rennsport der 60er Jahre und ist seitdem fest verbunden mit dem Ferrari 250 GTO aus dem Jahr 1962. Die Marketingabteilung von Pontiac entdeckt das Kürzel für ihre Zwecke und schuf einen Pontiac GTO. Und den entdeckte nun KK-Scale für seine Zwecke und für diejenigen der Sammler.
Ausgeschrieben steht GTO für „Gran Turismo Omologato“ und bezeichnet Fahrzeuge, die für den Rennsport entwickelt worden waren, aber auch in einer für den Straßenverkehr zugelassenen Version existieren. Vor dem Hintergrund der siegreichen Rennwagen eignete sich das Signet auch als imagefördernde Typenbezeichnung für leistungsstarke Varianten sportlicher Serienfahrzeuge. So startete Pontiac, eine GM-Division mit eher sportlicher Ausrichtung, 1964 mit der GTO-Ausführung seines Modells Tempest als erster in das Zeitalter der Musclecars. Der Tempest war ein Mittelklassewagen und wurde auf betreiben des damaligen Managers John De Lorean zum ersten Musclecar mit mehr als 350 PS statt deren knapp 200 in der familiären Serienausführung.
Dieser Vertreter der Nachheckflossenära ist auch heute noch ein richtig schönes Auto. Der zivile GTO war ein klassischer Vertreter jener Zeit, die nach den Auswüchsen der 50er Jahre mit ihren wilden Zitaten von Düsenjägerelementen und Heckflossen wieder eher geradlinige und ruhige Formen favorisierte, aber immer noch ziemlich große Autos hervorbrachte, auf deren Motorhauben die Kinder der amerikanischen Suburban-Gesellschaft in der Grundstücksauffahrt Tischtennis spielen konnten. Ein typisches Gestaltungselement war die seitliche Bananenkante, die sich auch beim deutschen Opel Rekord A und KAD A wiederfand. Später wurde über den Hinterrädern der Hüftschwung hinzugefügt und wir waren beim Cke-Bottle-Style angelangt – bei vielen Fahrzeugen ein gern verwendetes Styling-Element, das den angetriebenen Hinterrädern eine Art Powermuskel zuordnete. Auch sie fand sich bei den deutschen Ablegern der amerikanischen Hersteller wieder.
Ein weitaus größerer Schritt war dann die Auflösung der optischen Trennung zwischen Fahrzeugkörper und Greenhouse, der Dach- und Fensterpartie, zugunsten eines komplett modellierten Fahrzeugkörpers, der ein viel skulpturaleres Erscheinungsbild ermöglichte. Dieses Design bestimmte auch die nächsten drei Generationen des GTO ab 1969, wobei die Front- und Heckgestaltung nahezu jährlich relativ starke Unterschiede aufwies. Während zunächst der Stoßfänger in die Grillumrandung integriert war, gönnte GM dem von KK-Scale nunmehr realisierten Le Mans GTO aus dem Jahr 1972 zumindest optisch wieder zwei konventionelle Stoßstangenecken, die aber immer noch mit der Kühlermaske in einem Teil gefertigt und in Wagenfarbe gehalten waren. Der für Pontiac typische zweigeteilte Grill schnüffelte nunmehr etwas tiefer über der Fahrbahn und erlaubte im weiteren Verlauf der Motorhaube zusätzliche Schlitze und kräftige Ausformungen, die dem Fahrzeug eine Optik verlieh, die zumindest GTO-gemäße Leistung suggerierte. Warum die hintere Stoßstange weiterhin verchromtes Blech aufwies, bleibt ein Geheimnis der Designer unter Chief Designer Bill Porter, der für diese GTO-Generation verantwortlich zeichnete. Insgesamt vermag das Erscheinungsbild dieses Vertreters der Musclecar-Generation auch denjenigen Autointeressierten zu überzeugen, der es eigentlich nicht so mit den so genannten Amischlitten hat, wobei festzuhalten ist, dass ein solches Auto in natura auf einem amerikanischen Highway wesentlich weniger protzig daher kommt, als auf unseren eher engen europäischen Straßen.
In 1:18 fast schon filigran
Das betrifft den Modellautosammler natürlich weniger und er freut sich, einen solchen Exoten in die Vitrine einsortieren zu dürfen. Zumal das hier gezeigte Exemplar von KK-Scale seine Qualitäten hat. Gute Proportionen, gepaart mit sauber und filigran ausgeführten Details inklusive sehr präzise gelungenen Bedruckungen der Chromelemente an Fenstern und Radläufen machen Spaß, insbesondere bei unserem schwarzen „Vorführwagen“. Das Modell gibt es auch in Rot, Gelb und Blaumetallic. Die Innenausstattung ist in Hellgrau eher zurückhaltend koloriert, lässt aber alle Details gut erkennen, denn wie bei diesem Hersteller üblich dringen wir nicht weiter als bis zur Seitenscheibe vor. Der Fahrer hat wohl abgeschlossen und den Schlüssel mitgenommen. Wie zu erkennen, ist aber alles am rechten Platz und auch das Lenkrad befindet sich dort im Raum, wo es hin gehört. Am Armaturenbrett findet sich dann der einzige Farbklecks, die Holzimitation des Instrumentenpanels. Am Unterboden sehen wir eine für amerikanische Verhältnisse sauber geführte Starrachse mit Längslenkern, die auf funktionierenden Schraubenfedern ruht. Eindrucksvoller sind hier nur die links und rechts hinter den Hinterrädern seitlich herausragenden Doppelauspuffenden, denen man den brabbelnden Klang förmlich ansieht. Ein schönes Modell aus einer interessanten Epoche, das man gern gelegentlich zur Hand nimmt.
The Judge von Siku
Déjà vu? Die Generation 50+ unter den Modellautosammlern kennt The Judge aus ihrer Kindheit. Zwischen 1972 und 1974 gab es von Siku die Nummer V 328, Pontiac GTO The Judge in Dunkelrotmetallic mit zwei breiten gelben Streifen über Motorhaube, Dach und Kofferraumdeckel, auch über den Heckflügel. Auch die Innenausstattung ist gelb, Türen zum Öffnen. Zuerst Plastikfelgen mit Gummireifen, die letzten Modell mit einteiligen, schnell laufenden Plastikfelgen. Letztere sind weit weniger schön, aber viel seltener. Unser Fotomodell ist stolz auf seine Räder der ersten Generation. Für die Spezialisten: Das Siku-Gusswerkzeug ging später an die brasilianische Firma Brinquedos Rei in Manaus, und aus deren Produktion gibt es The Judge in diversen Silber-Tönen und in Rot, mit und ohne Heckflügel, ausschließlich mit den Ganzplastikrädern, extrem selten. Wir können leider keinen Brasilianer zeigen.
mh



Modellfotos: bat


Steckbrief:
KK-Scale KKDC 181351 Pontiac Le Mans GTO 1972 schwarz. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP 79,95 €.