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News 1:18 KK-Scale Volkswagen Scirocco I 1974

Das Auto der Zeitenwende

Gölfe gibt es wie Sand am Meer. Der Scirocco kommt erst langsam ins 1:18-Bewusstsein. Die Revell-Interpretation des Einser-Scirocco ist Geschichte, dessen Ottomobile-Version ist Zukunft. Hier, jetzt und heute kommt der Scirocco der ersten Generation von KK-Scale, sogar in verschiedenen Ausstattungsversionen.

Die Zeitenwende: Dieser heute fast ein wenig inflationär verwendete Begriff hat auch in der Vergangenheit immer wieder mal gut gepasst. Speziell in Bezug auf den Volkswagen-Konzern wird er in der Berichterstattung über die aktuelle, existenziell relevante Krise gern benutzt, um mit einem eingängigen Schlagwort die Dramatik der Situation zu umschreiben. Das Schlachtschiff der deutschen Industrie ist, verursacht durch grundsätzliche Veränderungsprozesse in der weltweiten Automobilindustrie, aber ebenso durch problematische interne Unternehmensentscheidungen, zurzeit in schweren Fahrwassern unterwegs.

Zum Straucheln ist ein Konzern nie zu groß. Auch wenn es gerade eine vorläufige Einigung zwischen Unternehmen und Arbeitnehmervertretung gegeben hat, ist die Zukunft doch mehr als ungewiss. Neben grundsätzlichen wirtschaftlichen Fragen hängt bei einem Automobilhersteller natürlich alles von der Modellpolitik ab, und die diesbezügliche Entwicklung von Volkswagen sieht eher diffus aus – und „Volkswagen“ im Wortsinn sind heutige Volkswagen schon lange nicht mehr.

Dejà vu, vor 50 Jahren

Aber noch nie dagewesen ist diese Situation nicht. Anfang der 70er Jahre haderte der Konzern schon einmal existentiell mit seiner Modellpolitik und wäre an der anstehenden Neuausrichtung beinahe zugrunde gegangen. Der verzweifelte Versuch, die Käfertechnologie fortzuschreiben, endete mit dem VW 411/412 im Fiasko, und erst die Einführung des auf dem damals nagelneuen Audi 80 basierenden Passat öffnete eine Tür zur Rettung. Der für dieses Projekt engagierte Meisterdesigner seiner Zeit, Giorgetto Giugiaro, zeichnete nicht nur das Heck des Passat, sondern daraufhin auch den Golf, aber vor allem das zuvor lancierte Sportcoupé Scirocco auf der gleichen technischen Basis, ebenfalls wie dieser nun mit Quermotor und Frontantrieb. Dieser kleine Sportwagen war für VW wie ein Ufo aus fernen Galaxien, für Kenner der italienischen Designszene aber die erfreulich konsequente Umsetzung aktuellster Gestaltungsthemen, die an verschiedenen Studien Giugiaros bereits erprobt worden und ein weiterer Beweis für die Sinnhaftigkeit von wirklich experimentellen Designstudien waren.

Das keilförmige Coupé war ein naher Verwandter des später erschienenen Alfasud Sprint Coupé mit ähnlichem Package und auch des Lotus Esprit, der in einer höheren Liga derselben Designsprache folgte. Leider kam das Wort Rostvorsorge, dessen Kenntnis man den italienischen Autobauern mit deutscher Arroganz so gerne süffisant absprach, auch im Wolfsburger Sprachgebrauch nicht vor, und so verschwanden die hübschen Sportler mit Hilfe der deutschen Winter ebenso schnell wieder von den Straßen, wie sie diese erobert hatten. Nach wenigen Jahren war der erste Scirocco Geschichte.

Was nie verschwand, war das Ausrufezeichen, das er in der Geschichte des VW-Konzerns setzte, und die Tatsache, dass er ein lupenrein kompromissloses Giugiaro-Design aufwies – im Gegensatz zum Golf, bei dessen Design der Meister zu einigen Konzessionen gezwungen war.

Die Augen: Breitband oder Doppelrund

Ein Modell von einem wichtigen Auto ist auch immer ein wichtiges Modell. Deshalb hätten wir es gern möglichst authentisch. Nachdem es vor vielen Jahren von Revell einen ersten all-open-Achtzehner gab, der für seine Zeit recht gut gelungen war, hat sich nun K-K Scale an eine Neukonstruktion gewagt. Wie für den Hersteller und auch den Markt nicht unüblich, gibt es nichts zu öffnen. Nur eine lange Antenne liegt dem Modell als Besonderheit separat bei (die wir für die Fotos nicht einsteckten). Es gibt zwei Varianten, die Basisversion Scirocco L mit seinerzeit 50 oder 70 PS und Breitbandscheinwerfern sowie die Topversion GTI mit deren 110 und Doppelrundleuchten. Später wird es auch noch einen TS geben, in anderen Farben und der Vollständigkeit halber. Während die einfachere Version mit Rechteckscheinwerfern, den bekannten Basisstahlfelgen ohne Radkappen und mit zwei Scheibenwischern daher kommt, zeichnet sich der GTI durch runde Doppelscheinwerfer, Leichtmetallfelgen und einen einzelnen Scheibenwischer aus, wie er in einem ersten zarten Facelift eingeführt wurde, Ehrlich gesagt, wirkt die Front des Basismodells aber moderner und konsequenter.

Im Interieur leistet sich KK-Scale zwei unterschiedliche Lenkräder, wobei im GTI die zweite Ausführung des Dreispeichen-Sportlenkrades mit dem aus dem Golf GTI bekannten Eistütenpralltopf Platz nimmt und im L das erste TS-Lenkrad mit drei Lochspeichen. Hier hatte das Original von Haus aus das Zweispeichenlenkrad des Golf zu bieten. Schön ist in beiden Fällen das mattsilberne Instrumentenpaneel, das wie im Golf einen für die Zeit sehr modernen Eindruck hinterließ.

Das KK-Scale filigrane Modelle in guter Verarbeitungsqualität machen kann, ist bekannt und auch Form und Proportionen sind erfreulich korrekt. Leider gibt es aber auch den berühmten Wermutstropfen, für dessen Vermeidung die Sammlerwelt beim günstigen Preis des Modells und weil es in vielen Sammlungen so hoch willkommen ist, vielleicht gern ein paar Euro mehr ausgeben würde. Die Entformung des Schwellers inklusive des Einzuges des unteren Seitenbereiches erfordert technische Kompromisse, wenn das Werkzeug nicht zu aufwendig werden oder ein separates Bauteil vermieden werden soll. Natürlich ist der Scirocco auch so ein gern gesehenes Modell und es gelingt ob der sonstigen Qualitäten, über dieses Manko hinweg zu schauen. Aber schade ist es doch. Für das Frühjahr 2025 hat Ottomobile ebenfalls einen Scirocco I angekündigt, auch er wird keine zu öffnenden Teile haben, aber Ottos Mobile sind aus Resine, KK-Scale arbeitet in Diecast.

mh

Unten in der Palette der L in Orange, ganz oben der GTI in Blau, durchaus unterschiedlich. War der Einzelscheibenwischer a) ein technischer Fortschritt, b) ein Designgag oder c) ein Trick zur Kostensenkung? Bitte die richtige Antwort ankreuzen!
Modellfotos: bat
Die Ansicht von schräg oben zeigt uns die Schokoladenseite des Modells. Der Scirocco MK1 ist auch heute noch ein gelungenes Design ohne nennenswerte Alterserscheinungen. Im Zeitalter der Restomods wäre er eine attraktive Basis. Wer traut sich?
Ob der Scirocco L in der Basisversion mit seinen strammen 50 PS bei wochenendlichen Trackdays zusammen mit ebenso „hoch gerüsteten“ 1,3-Liter-Capris antrat, ist nicht überliefert. Beschleunigungsrennen in Zeitlupe wären wohl eine eigene Kategorie gewesen.
Die VW-Leichtmetallfelgen waren originell und wurden von der Konkurrenz nicht kopiert. Für Modelle aus den 70er Jahren könnte KK-Scale eine Reihe markanter Leichtmetallfelgen aus der damaligen Tuningbibel, dem d&w-Katalog aus Essen, auflegen.
Das Brüderpaar, der Golf und sein sportlicher Bruder Scirocco. VW präsentierte den bei Karmann gebauten Scirocco einige Wochen vor dem Golf, quasi als Appetithappen. Das Foto zeigt, wie niedrig der Scirocco gegenüber dem Golf doch ist, mit 1310 mm immerhin zehn Zentimeter niedriger.
Foto: Archiv afs
Der Scirocco hatte die Aufgabe, den im rundlichen 50er-Jahre-Stil gehaltenen Karmann Ghia zu ersetzen. Er hatte damit dieselbe schwierige Aufgabe wie das Golf Cabrio als Ersatz für den offenen Käfer. Natürlich war der Scirocco als 2+2-Sitzer mit großer Heckklappe ein praktisches und vernünftiges Auto. Aber ein Sportcoupé kauft man eigentlich nicht aus praktischen und vernünftigen Gründen. Der Scirocco GT im Bild hatte den 1,6-Liter-Motor mit 85 PS und ersetzte den Scirocco TS.
Foto: Archiv afs

Steckbrief:

KK-Scale KKDC181376/31 VW Scirocco L 1975 orange und GTI 1976, blaumetallic. Fertigmodelle Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP je 79,95 € bei Modelissimo.