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News 1:18 Laudoracing Lancia Thema 8.32 (Y9) 1986

Der Ferrari-Thema: Geboren, den M5 zu schlagen

Herztransplantation: Lancia setzte auf Ferrari, um die Platzhirsche unter den Sportlimousinen in den 80ern zu ärgern. Enzo Ferrari verweigerte seinen Namen, aber lieferte seinen Motor. Mit dem Thema 8.32 schuf Lancia die optisch zurückhaltendste aller Hochleistungslimousinen, doch das Herz war von edlem Geblüt. Laudoracing widmet sich des Themas Thema 8.32 mit der gebotenen und bekannten Virtuosität.

Die Sportlimousinen der 80er Jahre: mehr sein als Schein, dezentes Understatement und dabei Motorsport-Performance. Das war in Mode, so schlug der Zeitgeist. Mehrere Möglichkeiten zur Realisierung der Nische: Mercedes hatte seinen Haus- und Hofftuner AMG, nunmehr Konzernbestandteil, und ließ überdies den E500 bei Porsche im Lohnauftrag bauen. BMW hatte seine Motorsport-GmbH und kooperierte mit Alpina, Audi entwickelte seine S-Modelle im Hause. Opel ließ seinen Mega-Omega bei Lotus bauen. Der Fiat-Konzern hatte den entscheidenden Vorteil, eine Filiale in Maranello namens Ferrari zu unterhalten, die nicht nur einen guten Klang in entsprechenden Kreisen zu bieten hatte, sondern auch ein paar wunderschön konstruierte Motörchen. Das Modewort „Synergie“ steckte damals noch in seinen Anfängen, aber genau das war es, was Fiat nutze: Synergien. Der Motor aus dem Ferrari 308 GTB und Mondial Quattrovalvone passte unter die Thema-Haube.

Im Herzen ein Ferrari

Während der 70er Jahre hatte Lancia schwer zu kämpfen, in den 80ern folgte durch den Delta und Prisma ein Aufschwung. Unter dem Projektnamen Y9 begann 1979 die Arbeit am Beta-Nachfolger, einer Limousine der gehobenen Mittelklasse. Dann wurden Lancia und Saab in Schweden plötzlich Freunde und dachten über einen gemeinsamen Wagen nach. Diese Aussicht auf Synergien (schon wieder dieses Wort!) gefiel der Konzernmutter Fiat so gut, dass sie selbst ihr heckgetriebenes Konzept zum Ersatz des Fiat 132 strich und sich einbrachte. Daraus wurde das Trio Lancia Thema, Fiat Croma und Saab 9000, alle auf derselben Plattform und alle mit einem Design von Giorgetto Giugiaro. Lancia hatte die Freiheit, den Thema als konventionelle Stufenhecklimousine oberhalb des Croma mit seinem praktischen Schrägheck zu positionieren. Alfa Romeo klinkte sich auch noch ein, der Alfa 164 entstammt derselben Familie, doch seine Karosserie stammt von Pininfarina. 1984 erschien der Lancia Thema, zunächst mit dem im Beta bewährten Zweiliter-Einspritzmotor und 120 PS, eine Konstruktion von Aurelio Lampredi (ehemaliger Ferrari-Konstrukteur). Potenter war der Thema Turbo mit 169 PS, dann kam der PRV-V6-Motor, ein Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen Peugeot, Renault und Volvo, zuletzt sogar ein Diesel. Der Thema verkaufte sich gut, und Lancia suchte nach einem Topmodell für sein Programm. Ein exklusives Coupé wie früher stand nicht bereit, so entstand die Idee zum Thema Ferrari.

Auf dem Turiner Salon 1986 stand er dann, der Thema mit dem 2997 cm³ großen V8 aus dem Ferrari 308 GTB und Mondial Quattrovalvole, aber von 240 auf 215 PS entschärft. Die Kurbelwelle mit 90-Grad-Kröpfungswinkel und damit die Zündfolge waren anders als beim 308 (180-Grad-Kröpfung). Den V8 aus Maranello verwandte Lancia bereits im LC2, dem Gruppe C-Prototyp, und dennoch verweigerte Enzo Ferrari die Typenbezeichnung Thema Ferrari. So wurde der BMW M5-Killer auf den Namen Thema 8.32 getauft (8 Zylinder, 32 Ventile) und machte dem halb so teuren aber fast genauso potenten Thema Turbo Konkurrenz im eigenen Hause. Letzterer hatte nur 165 PS, beide stemmten satte 290 Nm Drehmoment auf die Kurbelwelle, der 8.32 war mit 6,8 Sekunden für den Spurt auf Tempo 100 eine knappe halbe Sekunde flinker als der Turbo und mit einer Topspeed von Tempo 240 um 22 km/h schneller. Der Innenraum war eine Mischung aus Sportlichkeit und Luxus. Seine Stückzahl war auf sechs bis sieben Autos am Tag limitiert, die nicht auf Halde, sondern nur nach individueller Bestellung gebaut wurden. Ein wirtschaftlicher Erfolg war der Thema 8.32 nicht, zumal ihm im Alfa Romeo 164 Quadrifoglio ein weiterer Konkurrent mit nahezu identischen Fahrleistungen, aber weit preiswerter, aus dem eigenen Konzern erwuchs.

Es gibt Thema 8.32 vor und nach dem Facelift 1988: zuvor saßen die Vorderblinker neben den Breitbandscheinwerfern, danach darunter, der Kühlergrill wirkte akzentuierter, durch den Kat leistete der Ferrari-V8 zehn Pferde weniger (205 PS). Auf einen Karosseriekit verzichtete der Thema 8.32, keine Verspoilerung rundum, keine dicken Backen, lediglich ein elektrisch ausfahrbarer Heckspoiler, den der Fahrer durch einen Drehknopf am Scheibenwischerhebel kommandierte. Der Grill, eine Komposition aus Edelstahl und Alu, war 8.32-spezifisch, dazu Fünfspeichen-Campagnolo-Alus im Ferrari-Look (205/55 VR 15-Goodyerar-Reifen) sowie ein seitlicher handlackierter, dünner Doppelstreifen. Ansonsten sah der Thema 8.32 wie ein gewöhnlicher Thema aus, was einige Käufer zu schätzen wussten, anderen aber zu undifferenziert und zu wenig offensiv war. So dezent er von außen war, so sehr setzte der 8.32 auf innere Werte, so fein wie möglich: Basierend auf der Ausstattung des Thema LX gab es Alcantara oder Leder für das gesamte Interieur inklusive Armaturenbrett, das damals angesagte Wurzelholz, auf Wunsch hintere Einzelsitze anstelle der Bank, und obendrein konnte der Pilot das elektronische Fahrwerk verstellen. Wegen des dümpelnden Verkaufs (auch mangels Automatik-Version) musste der Ferrari-Thema auf den ursprünglich geplanten Steyr-Vierradantrieb verzichten, auch der 3,2-Liter-Ferrari-Motor kam nicht zum Einsatz. Der Thema 8.32 entschlief 1992 sanft, lediglich 3971 Exemplare entstanden, darunter 2370 Modelle der ersten Serie bis 1988 und 1601 der zweiten. Heute ist der Thema 8.32 ein hoch spannender Klassiker, aber furchtbar teuer im Unterhalt. Alle 20.000 km muss der Zahnriemen des Motor gewechselt werden. Und dafür muss der Motor raus!

Zwei Heckspoiler zur Wahl

Lancia offerierte fünf serienmäßige Außenfarben, alle Metallic: Blu Blizzard, Rosso Winner, Grigio Quarzo, Nero Ebano und Verde Reflex (unser Fotomuster mit innen dattelbraunem Alcantara). Es gab zum Ende der Bauzeit eine 32-Stück-Sonderserie namens Rosso Corsa in eben diesem Ferrari-Farbton. Innen wahlweise Leder oder Alcantara in hellem Beige, in Braun oder in Schwarz. In all diesen sechs Farbtönen bietet Laudoracing seinen neuen Thema 8.32 an, jeweils 299 Exemplare. Ein nicht-ferrarisierte Thema 2.0 i.e. Turbo 1984 in vier Farben wird folgen. Laudoracing schuf eine virtuose Leistung in Resine, eine formvollendete Miniatur, die in der Gesamtsicht ebenso begeistert wie im Detail und in der fehlerfreien Machart. Von den halb geöffneten vorderen Seitenscheiben scheint Laudoracing wieder abgerückt zu sein. Sie sehen zwar gut aus, aber dadurch kann der Innenraum, auch in halbwegs dichten Vitrinen, auf die Dauer einstauben. Da ein 80er-Jahre-Wagen wie der Lancia Thema keine verchromten Fensterrahmen aufweist, kann Laudoracing seine Zellonscheiben auch nicht mit Fotoätzteilen umfassen und verstärken. Statt ihrer gibt es eine Chromumrandung als Druck. Aber die Scheiben benötigen keine Unterstützung. Jede Fensteröffnung hat ihr eigenes „Glas“, und das Material ist dick genug, um stabil zu sein. Im Kofferraumdeckel befindet sich eine Vertiefung, die durch zwei beigelegte Teile ausgefüllt werden kann. Einmal der Heckspoiler in eingefahrenem Zustand, was durch Passgenauigkeit des Einlegeteils gut aussieht. Die meisten Sammler werden für den ausgefahrenen Heckspoiler votieren – zumal dieser neben den Felgen das Hauptkriterium ist, das den Thema 8.32 von seinen banaleren Gebrüdern unterscheidet. Auch die Felgen verdienen Lob, die fünf Muttern sind ebenso zu sehen wie ein Luftventil und die dekorierte Nabe, aber die Bremsanlage ist sehr diskret.

Mit Liebe bei der Arbeit

Wie das Original, so punktet die Miniatur durch ihr edles Interieur, im Falle des Reflexgrünen Außenlacks ist der Innenraum im Farbton Alcantara Dattel gehalten. Laudoracing ist für Detailversessenheit im Inneren bekannt, und der Thema 8.32 macht keine Ausnahme. Auch der Dachhimmel ist strukturiert und lackiert (in Dattel!), sehr schön die Holzapplikationen als Decal und die skalierten Armaturen des wohl bestückten Armaturenbretts. Hübsche Details sind der Blaukeil in der Windschutzscheibe und ebendort oben mittig eine angeklebte Parkscheibe. Die Coach Line, also der zweifarbige Doppelzierstreifen, ist akkurat aufgedruckt, bemerkenswert auch die mehrfarbigen Schriftzüge. Das „8.32“-Logo vorne und hinten ist nicht nur gelb unterlegt, sondern besticht auch durch Streifen in italienischen Nationalfarben, hinten vertikal, vorne horizontal. Solche Finessen zeigen, dass die Produktmanager mit Liebe bei der Arbeit sind. afs

Steckbrief:

Laudoracing LM159A Lancia Thema 8.32 1986 Verde Reflex. Fertigmodell Resine, Maßstab 1:18. Auflage 299 Exemplare. Preis bei Laudoracing direkt 119,90 Euro, im Fachhandel etwas teurer.