Auspuff zeigen – oder zeigen lassen?
Laudoracing machte mit seinem Fiat Ritmo vielen Sammlern eine Freude, nicht nur in Italien. Ein frisches Design, das vom golfigen Allerlei abwich, frische Farben und dazu eine stinknormale Basisversion, die damals allerorten unterwegs war – das schreit nach mehr. Diesen Ruf hat nun MCG erhört und ergänzt den Ritmo 60 CL durch eine heiße Abarth-Version.
Nun hatte Laudoracing zwar auch schon einen Fiat Ritmo Abarth, sowohl die Ur- als auch die etwas konventionellere Faceliftversion ab Oktober 1982. Beide sind zwischenzeitlich ausverkauft, und es sind eben Resine-Modelle, die nicht jedermanns Sache sind. MCG macht Metall, und MCG ist dank großer Serie weitaus günstiger als Laudoracing, rund halber Preis. Der Ritmo demonstriert seine Abweichung vom üblichen Golf-Stil in typisch italienischen Styling-Details: die großen Kunststoffstoßfänger, die außergewöhnlich gestylten Felgen, die kreisrunden Türgriffe. So allgegenwärtig er in Italien war, so sehr markiert er in Golfland Individualität. Natürlich gab es einen „hot Hatch“, eine GTI-Antwort, und auch diese bestach gegenüber der Wolfsburger Allmacht durch außergewöhnliches Design – übrigens kein externer Maestro, sondern eine Arbeit von Sergio Sartorelli im Fiat-Stylingstudio, der zuvor bei Osi und Ghia wirkte und von dem der „große Karmann Ghia“, also der VW Typ 34, ebenso stammt wie das Fiat 2300 S Coupé, der Ford/Osi 20m TS und der winzige Fiat 126.
Von Anfang an gab es die „GTI-Version“, genannt Ritmo TC Abarth, und weil zwei Leistungsstufen mit 105 und 125 PS zur Verfügung standen, bekamen diese auch noch einen Platz in der Modellbezeichnung: 105 TC Abarth und 125 TC Abarth, der kleine mit 1,6 Litern, der große mit 2 Litern (der nach dem Facelift als 130 TC Abarth sogar 131 PS leistete). MCG widmet sich der ersten Varianten mit dem großen Motor, dem 125 TC Abarth, gebaut zwischen November 1981 und September 1982. Drei Farben sind lieferbar, Rot, Schwarz und Silber, zwei Felgenvarianten erhältlich. Der 125 TC hatte nicht nur mehr Pferde unter der Haube, sondern auch vorne belüftete Scheibenbremsen, ein neues ZF-Fünfganggetriebe, lag etwas tiefer und war hier und da verstärkt. Neben dem üblichen GTI-Gedöns trug er schicke Vierspeichen-14-Zoll-Alus, die später auch das Ritmo Bertone-Cabriolet schmücken sollten, und natürlich den legendären Abarth-Skorpion, der (nicht nur) in Italien ein Statussymbol darstellt. Abarth war zu diesem Zeitpunkt bereits hundertprozentig in Fiat integriert. Und dennoch war der Ritmo Abarth der letzte Fiat, der noch auf einem separaten Abarth-Band im Werk vom Stapel lief. Ganz der Zeit entsprechend warb Fiat offensiv: Der Abarth 125 TC sei „die Antwort auf die Frage: Auspuff zeigen – oder zeigen lassen?“ und es sei „ein unvergleichlicher Hochgenuss, mit diesem Wagen an renommierten Marken vorbeizuziehen“ – der Wolfsburger Konkurrent durfte sich angesprochen fühlen, denn der hatte 15 Pferde weniger unter der Haube und war 10 km/h langsamer.
MCG hat ein richtig schönes Modell auf die Räder gestellt. Formal passt alles, die Detailrecherche stimmt, die Verarbeitung ist fehlerfrei. Der Lack glänzt herrlich und ist völlig glatt aufgetragen, die schwarzen „go-faster-Streifen“ sind akkurat bedruckt, der Formenbau lässt nichts zu wünschen übrig. Auch Kleinigkeiten wie Spritzwasserdüsen sind berücksichtigt, selbst der Seitenblinker ist ein separat eingesetztes Teil. Einen strukturierten, weiß lackierten Dachhimmel oder ein „Dahinter“ der Felgen kann man eben für 65 Euro nicht erwarten. Das muss auch nicht immer sein. Wer sich den Ritmo Abarth von MCG kauft, wird damit glücklich. Und er passt wunderbar neben den Stino von Laudoracing.
afs
Foto: Archiv Fiat
Modellfotos: bat
Steckbrief:
MCG 18416 Fiat Ritmo 125 TC Abarth 1981 Abarthrot. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP 64,95 Euro.
