Faszination Modellautos

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News 1:18 Norev Mercedes 300 TD T-Modell S124 Bornitmetallic

Schöner als die Limousine

Der konventionellen Limousine und dem 500 E lässt Norev das T-Modell folgen und macht damit die Mercedes-W124-Familie komplett. Die Touring-Limousine, die unter Androhung von Höchststrafe niemals „Kombi“ genannt werden darf, schwebt in den Höhen des üblichen Norev-Mercedes-Niveaus und dürfte genauso begehrt sein wie ihre Stufenheck-Brüder. Und die gingen gleich nach ihrem Debüt ab wie Nachbars Lumpi.

Je keilförmiger die Autos ab dem Ende der 70er Jahre gezeichnet wurden, je mehr sie dem Diktat der Aerodynamik unterstanden und je höher die Heckpartie wurde – desto mehr setzte sich die Meinung durch, dass der Kombi innerhalb einer Modellfamilie ausgewogener aussah als die Limousine. Der fette Hintern störte das ästhetische Auge (nicht nur an Autos selbstverständlich, aber eben auch an Autos). Natürlich hatte das hohe Limousinenheck auch Vorteile: Das Kofferraumvolumen wuchs auf ungeahnte Größen an. Das Gesagte gilt auch für den Mercedes W124, die Limousine.

Mit einem Jahr Verspätung auf die Limousine präsentierte Daimler-Benz auf der IAA 1985 das T-Modell, Produktionsbeginn im Dezember 1985 im ehemaligen Borgward- und nunmehrigen Daimler-Benz-Werk Bremen-Sebaldsbrück. Je nach Motor kosteten die T-Modelle zwischen 4600 und 5200 D-Mark mehr als die jeweiligen Limousinen. Die Technik ist weitgehend identisch, die T-Modelle haben eine hintere Niveauregulierung serienmäßig, breitere Reifen, hinten stärkere Bremsen, kürzere Antriebsübersetzung. Motorische Besonderheiten: kein 260 TE, der 3-Liter-Diesel im Kombi nicht als Sauger, sondern nur als Turbodiesel. Wie aus einem Guss wirkt das T-Modell, leicht gezeichnet, harmonisch, hoch elegant. Dazu trägt bei, dass die Heckschräge, also der Bereich des hinteren Fensters, stark geneigt ist und dem Wagen fast schon coupéhafte Züge verleiht – und die serienmäßige Dachreling steht dem T-Modell ausgezeichnet. Niemandem fällt auf, dass die T-Modelle einen um 2,5 Zentimeter längeren Hecküberhang aufweisen als die Limousinen. Ladekünstler waren die die Mercedes T-Modelle bis dato nie, weder der W 123 noch der W 124, und im Normalzustand bei aufgeklappter Rücksitzlehne war das Gepäckvolumen beim Kombi sogar kleiner (!) als bei der Limousine. Das Schließen der Heckklappe bedeutet beim Mercedes kein schepperndes Zuschlagen, nein, das besorgt eine Servohilfe. Vom Aufpreis abgesehen, sprach also nichts gegen ein T-Modell im Alltagsbetrieb, außer vielleicht der Tatsache, dass der Innenraum aufgrund seiner Größe im Winter etwas länger zum Aufheizen braucht. Dafür ist beim T-Modell aber auch das Gepäckabteil gewärmt – was Vor- und Nachteile haben kann. Ein Vorteil ist es, wenn die Kaninchen der Tochter in der Transportbox zum Tierarzt gefahren werden, ein Nachteil ist es, wenn eine halbe Sau vom Schlachthof in den Kühlraum der Metzgerei unterwegs ist, weil dann die Kühlkette unterbrochen wird. Dem Urlaubsgepäck und dem Reserverad ist die Innenraumtemperatur ziemlich egal.

Die Modellfamilie wird komplett

Norev miniaturisiert nicht den Ur-W124, weder die Limousine noch das T-Modell, sondern die Mopf-1-Version, also die erste Modellpflege zum Modelljahr 1990. Die Flankenschutzleiste fiel weg. Statt ihrer montierte Daimler-Benz glatte Seitenverkleidungen, die farblich mit der Lackierung harmonierten und seidenmatt schienen, ebenso wie die modifizierten Bug- und Heckschürzen mit spoilerartigem unterem Abschluss. Das gab dem Wagen ein moderneres Erscheinungsbild. Zur Mopf 1 gehörten auch neu gestaltete Vordersitze, die nach wie vor nicht bequem für groß gewachsene Fahrer waren. In die Zeit der Mopf 1 fällt auch die Umstellung aller Benzinmotoren auf Vierventiltechnik im Jahre 1993. 1994 erfolgte dann die zweite Modellpflege (Mopf 2) mit Plakettengrill und der Umbenennung in E-Klasse.

Unser Muster ist ein 300 TD in Bornitmetallic. Mit dieser Version wird Daimler-Benz beliefert, und in den kommenden Tagen sollten die 1000 Exemplare in den Mercedes-Niederlassungen und bei den -Händlern verfügbar sein. Zusätzlich angekündigt sind folgende beide Versionen: Für den Norev-Webshop Rauchsilber Metallic und für Mercedes ein Taxi (mit Taxi-Spezifika im Inneren), und an verfügbaren Motoren kann Norev den 230 E und den 300 D mit Limousinen- und T-Modell-Karosserie kombinieren (der vorhandene 5-Liter-V8 aus dem 500 E ergibt im T-Modell keinen Sinn).

Die Limousine präsentierte Caramini-online im Januar, im April folgte der 500 E. Das T-Modell ist im Prinzip das gleiche Fahrzeug, eben mit veränderter Heckpartie, also mit anderer Karosserie. Somit soll es ausreichen, dem T-Modell keck ins Heck zu blicken. Die Karosserieform traf Norev, wie nicht anders zu erwarten war, perfekt. Das Dach ziert die Reling in mattem Schwarz. Die Rücksitzlehne ist nicht umklappbar, die hinteren Gurte sind T-Modell-gerecht an der C-Säule befestigt (hübsche schwarze Gurte mit Fotoätz-Schnallen). Den Laderaum legt Norev mit Teppichboden aus, die Formteile der Laderaumbegrenzung rechts und links (dahinter Reserverad respektive Verbandskasten) modellierte Norev vorbildgerecht, das rechte Formteil ist mit dem Hinweis auf das Verbandszeug beschriftet (Achtung-Zeichen und grünes Kreuz). Sehr schön gemacht ist das hochglänzende Riffelblech inklusive Schlossplatte, das den Laderaum zur Karosserie hin beendet. Die Heckklappe hängt an halbwegs diskreten Scharnieren und ist rückseitig in Innenraumfarbe verkleidet. Das Gegenstück zur Schlossplatte hingegen ist nicht berücksichtigt. Muss es aber auch nicht.

Neid von den Anhängern der bayerischen Konkurrenz

Mit dem eleganten Mercedes S124 komplettiert Norev die W124-Familie, erfüllt die Erwartungshaltung der Mercedes-Fans und liefert erneut einen Mercedes in typischer Norev-Mercedes-Qualität. Wir wundern uns ein wenig über die Schachtelbeschriftung, auf der die Rede ist vom „Mercedes-Benz 300 TD-Modell“. Ein „TD-Modell“ gab es unseres Wissens nicht. Die auf die Motorisierung bezogene Typbezeichnung lautet „300 TD“ (TD für Turbodiesel), und daran müsste „T-Modell“ als Karosseriebezeichnung angehängt werden. Also: „Mercedes-Benz 300 TD T-Modell“. Für die Schachtelbeschriftung ist nicht Norev, sondern Mercedes zuständig. Dort wird man schon wissen, wie das Auto heißt… Und eigentlich sind derartige Petitessen ja auch gleichgültig, in Anbetracht dieses wunderschönen Modells. Aber wir können einfach nicht anders.

Ach, wie werden die Mercedes-Sammler von den Fans der Mitbewerber aus München und Ingolstadt beneidet! Ein solches Abkommen zwischen Norev und „ihrer“ Marke, die komplette historische Modellpalette in einheitlicher Machart zu miniaturisieren, das hätten sie eben auch gerne. Aber dazu gehören immer zwei Partner: einmal Norev als ausführendes Organ, zum anderen der Automobilkonzern, der eben nicht nur Unterlagen zur Verfügung stellen, sondern auch die Abnahme einer nicht unerheblichen Stückzahl garantieren muss. Nota bene: Bei den historischen Mercedes-Modellen handelt es sich nicht um Industrieaufträge. Norev entwickelt sie auf eigene Rechnung, aber eben mit der Maßgabe, dass Mercedes kontinuierlich spezielle Farbvarianten abnimmt – und nicht nur abnimmt, sondern bei Lieferung auch zahlt! Wie wir hören, ist genau das heute bei einigen Autokonzernen nicht mehr selbstverständlich. Da wird bestellt, abverkauft, aber die Zahlung hinausgezögert, bis die Bestände fast verkauft sind. Was dann noch übrig ist, wird an den Modellhersteller zurückgeschickt und schlichtweg nicht bezahlt. So macht man sich natürlich keine Freunde in der Modellautobranche.

afs

Eine logische Variante, eine notwendige Variante, eine schöne Variante, die Vervollständigung der W124-Modellfamilie: Der Norev S124, wie das W124 T-Modell intern heißt, wurde sehnlich erwartet und erfüllt alle Wünsche, die daran gestellt werden.
Modellfotos: bat
Mit Teppichboden ausgelegter Transportraum. So gehört sich das für eine Touring-Limousine, die kein Kombi sein möchte. Sehr schön die kleinen Details von Norev, der Hinweis auf den Verbandkasten hinter der Seitenwandverkleidung. Prima auch der Riffelblechabschluss des Laderaums mit Schlossplatte.
Farblich passen die Holzapplikationen bestens. Aber das „Holz“ ist bei Norev ungemasert. Dafür ist der Türöffnungsgriff vorbildlich gestaltet und zweifarbig bedruckt. Schön gemacht auch die Türtaschen. Tatsächlich könnte man etwas sehr Kleines und Schmales darin verschwinden lassen.
Schneeweißer S124 der gleichen Bauserie wie Norev, also Mopf 1, jedoch mit Speedline- statt mit Gullideckel-Alus, aktuell aufgenommen in herrlichem Pflegezustand, wohl eine Mischung aus Liebhaber- und Alltagsfahrzeug und nicht mit H-Kennzeichen unterwegs. Womöglich befindet er sich in der pflegenden Hand seines mit ihm zusammen gealterten Erstbesitzers.
Foto: afs

Steckbrief:

Norev B6 604 0701 (Mercedes-Bestellnummer) Mercedes 300 TD T-Modell S124 Bornitmetallic. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. Auflage 1000 Exemplare. UVP bei Mercedes 110 Euro.