Faszination Modellautos

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News 1:18 Norev Mercedes 500 E W124 1990 Bornit

Zwölf Uhr mittags

Hype um den Hyper-Benz: Bei Norev stürzte der Server ab, als der bornitfarbene Mercedes 500 E im Webshop bestellbar war. Für manche Fans wurde der Karfreitag deshalb zum Schwarzen Freitag. Wer einen ergatterte, ist glücklich: Die außergewöhnliche Farbe macht den außergewöhnlichen Mercedes noch schöner.

Karfreitag um 12 Uhr mittags. Der letzte Freitag im Monat. Traditionell der Tag des Norev Webshops. Da werden neue, limitierte Sondermodelle angeboten, teilweise sehr interessante Versionen. Die Fanboys liegen am letzten Freitag im Monat ab 12 Uhr auf der Lauer. Manche Modelle, wie beispielsweise jüngst der oakgrüne Porsche 911 Typ 964, waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. Karfreitag um 12 Uhr, der Verkaufsstart des Mercedes 500 E W124 in Bornit 481. Es war abzusehen, der Run war riesig. In Deutschland ist Karfreitag ein Feiertag, im sehr säkularen Frankreich nicht. Der Norev-Server brach zusammen. Bestellen konnten die 500 E-Afficionados, aber der Weg zur Kasse scheiterte. Großer Unmut! Manche blieben am Computer kleben, andere gaben genervt auf – immerhin in der Hoffnung, dass das, was ihnen widerfuhr, auch andere erlebten: Warenkorb ja, Kasse nein. Dadurch reduziert sich zumindest nicht der Bestand, sollte man meinen, die Chance bleibt bestehen. Wer Ausdauer bewies, hatte ab 13 Uhr Glück, konnte zahlen und sicherte sich einen bornitfarbenen 500 E. Wer aufgab und sich später am Tag erneut einloggte, hatte das Nachsehen. Kurz vor 15 Uhr waren die 300 Exemplare weg. Aber eben nicht nur an die Sammler (nur ein Modell pro Person!), sondern auch an die professionellen „Ebay-Scalper“, wie man jene so nett nennt, die sich mit Besonderem eindecken und es dann mit hoher Gewinnspanne auf Ebay anbieten (momentan versucht es ein Glücksritter mit einem Angebot für knackige 379 Euro).

Bislang gibt es vom 500 E noch kein Fachhandelsmodell (das wie das Web-Exklusiv-Modell in Bornit 100 Euro kosten wird), sondern ausschließlich die erste Version im Mercedes-Accessoire-Shop (in Almandinrot, 110 Euro, dortige Bestellnummer B6 604 9699). Weiterhin angekündigt in Nautikblau exklusiv für Modelissimo. In Bornit sieht er schon verdammt gut aus, der 500 E. Man kennt ihn fast ausschließlich in den damaligen Modefarben Silber, Champagnermetallic und Schwarz, aber lieferbar war der 500 E in vielen Farben, natürlich auch in Bornit. Das Modell ist reine Nische, ist etwas für die Fans der unscheinbaren Hochleistungslimousinen der 90er. Norev tat viel, tat alles Nötige, um ihn vom normalen W124 zu unterscheiden. Eine komplett neue Karosserie mit den ausgestellten Vorderkotflügeln, die Achtloch-Alus bleiben dem 500 E vorbehalten, er trägt schnuckelige acht Zylinder unter der Haube, der Innenraum ist vorbildgerecht, und wie fast alle Originale verzichtet er auf den Heckschriftzug.

Der Mercedes von Porsche

Er ist schon ein ganz besonderer Mercedes. Nicht nur, weil er ein besonderer Mercedes ist, sondern auch, weil er ein bei Porsche gebauter Mercedes ist. In Sachen Sportlimousinen war Daimler-Benz damals im Hintertreffen. Seit 1972 agiert die BMW Motorsport GmbH, ein BMW-Tochterunternehmen. Sie betreibt nicht nur das Motorsportengagement von BMW, sondern modifizierte die 5er Reihe – zunächst den M535i, ab der zweiten 5er-Generation hieß der Hochleistungssportler M5 und blieb ein fester Bestandteil des BMW-Programms. Ihm hatte Daimler-Benz zunächst nichts entgegenzusetzen, zumal der heutige Haustuner AMG damals noch ein eigenständiges Unternehmen war. Durch die 80er-Jahre-Mode, selbst hochseriöse Limousinen sportiv zu verpacken und mit Leistungen zu segnen, die einem hochkarätigen Sportwagen gut zu Gesichte stünden, war Daimler-Benz geradezu zur Reaktion auf den BMW M3 und M5 gezwungen. Dem M3 begegnete der hoch gezüchtete 190 E 2.3-16 mit von Cosworth entwickeltem 16-Ventil-Zylinderkopf, dem M5 der 500 E.

Cosworth war bereits eine gute Adresse gewesen, eine reinrassige Rennwagenschmiede. Porsche ist auch eine gute Adresse, und um von Haus zu Haus zu telefonieren, bedarf es lediglich eines Stadtgespräches. Im Lohnauftrag montierte Porsche den Mercedes 500 E, die Entwicklung oblag gänzlich Daimler-Benz. Das Rezept war einfach: Man implantiere den 326 PS starken 5-Liter-V8-32-Ventil-Motor aus dem Mercedes 500 SL in den W 124 und passe all seine technischen Komponenten der gestiegenen Leistung an; so entsteht ein Wolf im Schafspelz, dem niemand seine Leistung (zumindest auf den ersten Blick) ansieht.

Vorne breit ausgestellte Kotflügel verliehen dem 500 E einen aggressiven Look, ansonsten sah er aus, wie eine sportiv aufgemachte, normale W-124-Limousine mit werksseitigem Sportpaket. Der Vierventiler beschleunigte das Kraftpaket trotz Vierstufen-Automatik in unglaublichen 6,3 Sekunden auf Tempo 100, bei 250 km/h hörte der Vortrieb wegen der Abregelung auf. Das Fahrwerk unterscheidet sich in wesentlichen Punkten von den zahmeren Versionen. Lenkgestänge und Querlenker sind wegen der gestiegenen Achslast verstärkt. 16-Zoll-Räder. ASR und Niveauregulierung hinten serienmäßig, ausschließlich mit der Sportsitzanlage lieferbar.

Die Alternative zur ungeliebten S-Klasse

Die Präsentation erfolgte auf dem Pariser Salon im Oktober 1990. Dieser Wagen rief Begeisterungsstürme hervor, war edel und exklusiv, teuer und begehrt. Porsche fertigte in einer handwerklichen Kleinserie 18 Exemplare pro Tag, und wer einen haben wollte, musste geduldig sein und anfangs 132.200 D-Mark, zuletzt 1993 sogar 145.590 D-Mark dafür bezahlen. Porsche war dankbar für diesen Auftrag, und die Produktion der kommenden drei Jahre war quasi am ersten Tag ausverkauft. Zum Modelljahr 1994 erfuhr der 500 E das übliche Facelift und bekam den neuen Namen E 500. Daimler-Benz hätte nie mit einem so großen Ansturm gerechnet und Porsche war nicht in der Lage, seine Kapazitäten zu erweitern. Die Kunden gierten nach dem ultimativen Sport-Mercedes – auch deshalb, weil die S-Klasse W140 nicht allgemein akzeptiert wurde. Für viele potenzielle S-Klasse-Kunden war der 500 E eine Alternative. So entschloss sich Daimler-Benz zum 400 E, der im eigenen Hause, in Sindelfingen, gefertigt wurde.

Seit 1991 gab es den 400 E in den USA und in Japan, ab Herbst 1992 auch in Europa. Er war noch unauffälliger als der 500 E, denn er verzichtete auf die breiten vorderen Kotflügel. Er sah absolut gleich aus wie ein 200 Diesel, dem optisch ein wenig auf die Sprünge geholfen worden war. Das machte ihn für einen noch distinguierteren Kundenkreis interessant, dem der ohnehin schon dezente 500 E immer noch zu auffällig war. Sie bekamen im W124 den 4,2-Liter-V8, ebenfalls aus der S-Klasse, leicht modifiziert und mit 279 PS. Aus dem 400 E wurde, anlässlich der Einführung der E-Klasse zum Modelljahr 1994, der E 420, was dem tatsächlichen Hubraum entsprach. 500 E und 400 E gab es nur als Viertürer-Limousinen. Der 500 E wurde 10.479mal, der 400 E gut doppelt so häufig, nämlich 22.602mal produziert.

afs

Neben Petrol mag Bornit zu den ungewöhnlichsten Mercedes-Lackfarben gehören, ein Anthrazitmetallic mit einem Schuss Violett. Eine sehr polarisierende Farbe, die zum individuellsten und außergewöhnlichsten W124 bestens passt. Norev entschied richtig, das Webshop-Exklusivmodell gerade in dieser Farbe zu lackieren.
Modellfotos: bat
Das einzige Merkmal, das den 500 E auch für Uneingeweihte vom normalen 200 Diesel unterschied, sind die ausgestellten Vorderkotflügel, von Norev formgerecht umgesetzt.
Das sieht man nicht. Das hört man nur. Und man erlebt es: Der V8 im Motorraum des W124.
Über 600.000 D-Mark stehen auf diesem Foto: Fünf fertig gestellte 500 E auf dem Porsche-Werkshof.
Vorbildfotos: Archiv Porsche
Der 500 E entstand im Zuffenhausener „Rössle-Bau“, dort, wo zuvor der legendäre Porsche 959 gebaut worden war. Ein Fließband ist nicht zu sehen. Diese Art der Herstellung nennt man manuelle Kleinserienfertigung.
Die fertigen Karosserien werden von magnetisch anhaftenden Abdeckschablonen während der weiteren Verarbeitung geschützt, damit kein Kratzerchen den Glanz trübt.
Herz trifft Körper: 326 PS werden von schwäbischer Hand sorgfältig in den W-124-Motorraum dirigiert.

Steckbrief:

Norev 183948 Mercedes 500 E W124 1990 Bornit. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. Auflage 300 Exemplare. Exklusiv im Norev-Webshop, jedoch dort ausverkauft. UVP 99,90 Euro.