Dunkelbunt
Porsche war mit seiner Farbpalette spätestens seit Ende der 60er Jahre äußerst innovativ und progressiv. Ein dunkles Violett, so dunkel, dass es fast Schwarz wirkt, war 1971 eine unerhörte Farbe! So lackiert Norev nun seinen 911 E Targa, ein 1972er Modell, und er beweist, dass bunt nicht hell sein muss.
Was assoziiert man gemeinhin mit dem Adjektiv „bunt“? Farbe natürlich, aber doch vor allem helle Farbe. Und dann kommt einer um die Ecke, natürlich ein Künstler, und klärt uns auf, dass „bunt“ wahrlich nicht nur hell sein soll. Weil ihm dies eine Mission ist und er ein Künstler ist, gibt er sich gleich noch, in Anlehnung an seinen Geburtsnamen, einen Künstlernamen. So nämlich nannte sich der gebürtige Friedrich Stowasser, als er ein berühmter Künstler wurde, Friedensreich Dunkelbunt Regentag Hundertwasser. Und da war es in die Welt gesetzt, das Dunkelbunte! Heute wird mit „Dunkelbunt“ allerdings weniger Friedensreich Hundertwasser in Verbindung gebracht, als vielmehr die Farberscheinung von Tätowierungen.
Dunkelbunt gab es auch von Porsche. Dunkelbunt in Zeiten, als bunt noch eher hellbunt war. Auch heute wieder, etliche Violetttöne, aber momentan ist Violett ja in Mode in Supercarkreisen. Damals nicht, in den 70ern, als Porsche den Farbton Aubergine mit unterschiedlichen Farbcodes im Programm hatte, 1971 bis 1974, und dann gab es zwischen 1972 und 1975 auch Flieder, das im Englischen Royal Purple genannt wurde. Den Ur-Elfer macht Norev als 1971er 911 E Targa, und damals war Aubergine ganz neu im Programm, sicherlich Gesprächsstoff in Porsche-Kreisen.
Ursprünglich gab es nur einen Porsche 911. Als unterschiedliche Versionen kamen (911 S, 911 R), wurde der Standard-Elfer zum 911 L (= Luxus) befördert, aus dem 1969 der 911 E wurde, denn er bekam sein Benzin fortan von einer Boschpumpe eingespritzt. Norev kann mit seinen Werkzeugen den Ur-Elfer ab 1969 baujahrspezifisch variieren, längerer Radstand, ausgestellte Kotflügel. Der 1971er Targa, das deklarierte Norev-Vorbild beim Dunkelbunten, hatte es auf 2,2 Liter mit 155 PS gebracht. Den Ur-Elfer als Targa kennen wir in diversen Graden der Buntheit, das dunkle Violett, fast schon Schwarz, macht ihn edel, lässt den Chrom blitzen (und dessen erfreut sich ein alter Elfer durchaus, vor allem die Schwellerverkleidung!), die Füchse geben sich zweifarbig silbern und mattschwarz die Ehre, der schwarze Innenraum wird durch Sitzflächen in kleinem schwarz-weiß-Muster aufgelockert, und obgleich nichts am Modell aufgeht, geht doch etwas auf, nämlich das Dach: Das Dachmittelteil ist abnehmbar, und als weiteres Funktionsdetail gibt es eine mit dem Lenkrad gekoppelte Lenkung. Kritik? Ja, eine Kleinigkeit, nämlich die Hubraumangabe auf dem hinteren Lüftungsgitter. Dort steht „2,4“. Aber 1971 hatte der Elfer noch 2,2 Liter. Hubraumvergrößerung von 2195 auf 2341 cm³ erst bei der E-Serie, also Modelljahr 1972. Was soll’s! Dann lassen wir ihn eben, entgegen der Norev-Ankündigung, als 1972er-Modell durchgehen. Ein klasse Porsche in Dunkelbunt!
afs



Modellfotos: bat


Steckbrief:
Norev 187644 Porsche 911 E Targa 1972 dunkelviolett. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP 69,90 Euro.