Faszination Modellautos

1/18

News 1:18 Norev Renault 12 TS 1973

Leiden unter der Laterne

Vom heißen Gordini-Image profitierte auch der brave Basis-R12, und Renault schob 1972 eine sportliche Version nach, den R12 TS mit 64 statt 54 Pferdchen. Sehr gute Umsetzung von Norev in der typischen Farbe Vert 946, die Laternenparker-Sonnenschein so gar nicht mochte.

Der Renault 12 war eines der ersten Weltautos, dies- und jenseits des Eisernen Vorhangs, in Südamerika, Ozeanien, in Spanien, in der Türkei: Dieser Wagen wurde von vorne herein dafür konzipiert, die Welt zu erobern. Ja, natürlich, der VW Käfer, der hatte viel mehr Produktionsstandorte. Aber dafür wurde er nicht geboren. Er ist in diese Rolle hineingewachsen. Der R12 war kein spektakuläres Auto im Vergleich zum größeren R16 mit seinem variablen Innenraum und seinem schrägen Heck, Designer Robert Broyer zeichnete eher Hausmannskost, es gab keine Drehstabfederung und keine hintere Einzelradaufhängung. Aber er schickte die letzten Heckmotor-Renault in Rente, den R8 und R10 und er war dank seines eher robusten Fahrwerks das richtige Auto für die ländlichen Gebiete. Nicht der Pariser fuhr R12. Der Bauer fuhr R12. 54 PS waren genau das Richtige für das rustikale Frankreich, der Wagen war gut ausgestattet und ebenso verarbeitet. Frech gekleidet mit weißen Streifen auf Bleu France war der Gordini mit 115 PS aus 1,6 Litern dank zwei Weber-Doppelvergasern, 185 km/h schnell, Attacke auf das Sechszylinder-Establishment und quasi der französische BMW 02er. Der Gordini war gut fürs Image, aber nicht für die Kasse.

Im August 1972 debütierte der 150 km/h schnelle R12 TS, der abgespeckte Gordini, quasi der Gordini für die Massen, die Ausstattung aufgewertet (Zusatzarmaturen und integrierte Kopfstützen in den Sitzen, von Norev berücksichtigt), Halogenscheinwerfer und gelbe Zusatzlampen, seitliche Zierleiste, die Renault-typischen Fergat-Sportstahlfelgen und 64 Pferdchen dank Weber-Doppelvergaser unter der Haube. 1975 erfolgt ein Facelift, das Norev-Modell stellt die Ursprungsversion dar. 1978 erschien der designierte Nachfolger R18, 1979 Importstopp nach Deutschland, 1980 Produktionsende im Heimatland. Im Ausland war der R12 nach wie vor aktuell, bis 2003 in der Türkei, bis 2006 als Dacia in Rumänien (zuletzt nur noch als Pickup).

Sportstahlfelgen und gelbe Streuscheiben

Vert 346, also ein etwas grelles Hellgrün, ist ein authentischer Renault-Farbton, so sind die 70er-Jahre-Renault in Erinnerung geblieben. Das war eine Farbe, die beständige Umweltreinflüsse und vor allem Sonneneinstrahlung nicht mochte und ausblich. Gleichsam waren die Renaults in den 70ern aber auch nicht dauerpolierte, bürgerliche Garagenfahrzeuge, sondern häufig ungepflegte Laternenparker, denen man ihr Schicksal ansah und die rasch alterten. Der Norev R12 TS besticht durch seinen sportlichen Nimbus, dem ihm, neben der Farbe, vor allem die Sportstahlfelgen vermitteln. In den 70ern hatte das jeder Hersteller im Angebot. Es war die Zeit, als nicht jeder jämmerliche Kleinstwagen mit Alufelgen ausgestattet war, als Alufelgen noch etwas Besonderes waren. Damals ging der Trend zu Sportstahlfelgen in speziellem Design, meist zweifarbig (silbern und schwarz ausgelegte Inletts). Fergat ist ein italienischer Felgenhersteller aus Turin, Erstausrüster bei Renault, Fiat, Alfa Romeo, auch bei Saab, und die für Renault in den 70ern produzierten Fergat-Felgen haben sich aufgrund ihres ansprechenden Designs aber auch ihrer häufigen Präsenz ganz einfach eingeprägt. Der R12 ist schon ein älteres Norev-Modell, somit fast all open, Vordertüren und vorne angeschlagene Motorhaube gehen auf. Der Motor ganz fein verkabelt (rote Zündkabel!), schön detaillierter Innenraum, halb geöffnete vordere Seitenscheiben, lecker umgesetzte Nebelscheinwerfer mit gelben Streuscheiben, Schriftzüge heiß geprägt, tadellose Umsetzung – ein Modell, das man sofort ins Herz schließt, sofern man Autos wie dem R12 gewogen ist. Wir sind’s!

afs

Steckbrief:

Norev 185247 Renault 12 TS 1973 hellgrün. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP 69,90 Euro.