Faszination Modellautos

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News 1:18 Norev Renault Estafette Fourgon 1968

Schiebetüren, Schiebefenster, Schiebeauto

Der typische französische Transporter der 60er und 70er Jahre, obendrein eine schnuffige und knuffige Erscheinung: Norev legt seine Renault Estafette wieder auf, auch in einer farbenfrohen Hochdach-Version in Diensten des Renault-Werksteams. Nach wie vor faszinierend: die Kombination aus Schiebe-, Schrank-, Klapp- und konventionellen Türen. Und alle funktionieren bei Norev!

Der Renault-Rhombus ist ein Wiedererkennungszeichen, schon seit sehr langer Zeit. Seit 1925 existiert der Diamant in seiner heute noch gebräuchlichen Form, anfangs mit der Signatur versehen „L’Automobile de France“. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Diamant mehrmals leicht geschliffen und bekam seine Farbe Gelb, blieb aber im Großen und Ganzen bis 1972 unverändert. Bis 1958 waren die Worte „Regie Nationale“ (= Staatsbetrieb) im gelben Emblem zu lesen, dann war es bis 1967, zumindest als Markenkennzeichen auf den Autos, nicht mehr gelb, sondern grau. Die große Änderung in der Stilrichtung Op-Art erfolgte zum Modelljahr 1973: Der „Renault“-Schriftzug nicht mehr mittig, sondern unter dem Rhombus, die Farbe wieder gelb, die nunmehr abstrakte Graphik durch jeweils vier Außenkantenstriche dargestellt, und der Graphiker dieses neuen Renault-Logos war der bekannte französische Maler Victor Vasarely.

Nach dem R4 ist der Transporter Estafette der längst gebaute Renault, nahezu unverändert zwischen 1959 und 1980. Wegen der Kontinuität ist es schwierig, eine Estafette dem richtigen Jahrgang zuzuordnen. Aber sie trug im Laufe ihres Lebens mehrere Renault-Logos, und das erleichtert die Chronologie. Das Norev-Modell trägt das konservativ gestaltete Renault-Logo, also nicht die Op-Art-Version, und als Markenemblem ist es grau. Damit ist die Estafette schon mal als Baujahr bis 1967 identifiziert. Frühe Estafetten ab 1959 hatten den Dauphine-Motor (850 Kubik, 32 PS), 1962 Umstellung auf den R8-Motor (1100 Kubik, 45 PS, die Norev-Version), ab 1969 die R12-Maschine (1,3 Liter, 43 PS) und modifizierte Stoßstangen. 1973 veränderten der Kühlergrill und die Vorderblinker ihr Aussehen, Produktion bis 1980, Ablösung durch den Renault Trafic (in Mexiko wurde die Estafette bis 1986 weitergebaut).

Norev bringt seine Estafette in zwei neuen Versionen, drei Transporter mit Normaldach und einer mit Hochdach. Exklusiv im Norev-Online-Shop und auf je 200 Exemplare limitiert in hellem Blau und in Orange, für den Fachhandel in Saviemblau, das ist ein intensives, mittleres Blau, in welchem die Renault-Lastwagensparte Saviem ihre Fahrzeuge typischerweise lackierte. Das Norev-Modell ist mit einem separat ausgeführten Dach konstruiert (was eine eventuelle Zweifarblackierung vereinfacht). Dies ermöglicht auch, ein Hochdach aufzusetzen, wie wir es vom VW Bulli kennen und das im Original aus Kunststoff besteht, meist weiß lackiert. Das Hochdach ermöglicht innen Stehhöhe und ist für den Transport spezieller Waren geeignet, aber auch für einen Verkaufswagen oder einen Werkstattwagen, in dessen Innerem sich Menschen aufhalten. Die Polizei verwendet Hochdach-Estafetten, wenn darin Unfallprotokolle aufgenommen werden, die Post liebt sie sowieso und bei einem Camping-Ausbau ist das Hochdach fast schon unausweichlich.

Bei Norev ist die Hochdach-Estafette in Diensten von Renault selbst, ein Véhicule Assistance Course, also ein Rennbegleitwagen. Der übliche R8-Motor in Diensten des Rennteams war selten original, meist verpassten ihm die Rennmechaniker so ganz nebenbei eine Wellnesskur, sodass er mindestens auf Gordini-Niveau war (1100 Kubik mit 86 PS oder gar 1250 Kubik und 88 PS), und gerne implantierten sie dem Transporter ein Fünfganggetriebe. Dann machte es wahrscheinlich richtig Spaß, in einer unscheinbaren Estafette unterwegs zu sein.

Die Farbgebung von Renault-Rennservicefahrzeugen kann sehr unterschiedlich sein. Ist die Estafette in Diensten von Alpine unterwegs, so ist sie blau oder später blau/weiß/rot, 70er-Jahre-Renndienstfarzeuge sind gelb/weiß/schwarz. Und dann gab es noch die End-60er-Jahre-Epoche, in welche die Renault-Servicewagen die Rennfarbe orange/weiß trugen, so an der aktuellen Estafette dargestellt. Eine sehr aufwändige Dekoration mit schablonierter Lackierung und vielen Druckwerken, das Hochdach ist, wie erwähnt, ein separates Bauteil.

Hoher Spielfaktor serienmäßig

Das Modell selber besticht durch die konstruktive Finesse, dass vier Karosserieöffnungen nach drei unterschiedlichen Konzepten funktionieren – die Norev allesamt funktionsfähig dargestellt hat: Der Fahrereinstieg und die seitliche Laderaumöffnung haben Schiebetüren. Der Beifahrer steigt konventionell durch eine vorne angeschlagene Türe ein. Die hintere Laderaumöffnung ist dreiteilig: der obere Bereich hat eine oben angeschlagene Heckklappe, der untere zwei schrankförmig sich öffnende Halbklappen, allesamt an sehr feinen und akkurat arbeitenden Scharnieren à la Schmuckschatulle befestigt. Das ist vielfältig, sicherlich gut durchdacht seitens Renault, und Norev beschert uns eine Renault Estafette mit Spielmöglichkeiten. Zumal das Auto gut rollt, lenkt und sogar federt. Passend zu den Schiebetüren sind die vorderen Seitenscheiben als Schiebefenster ausgebildet, von Norev geöffnet, aber starr dargestellt. Der austere und nahezu nicht verkleidete Transporter-Innenraum ist bestens wiedergegeben, Fahrer und Beifahrer sitzen fast auf dem Motor – man will sich gar nicht ausdenken, wie es im Inneren beim Fahren gedröhnt und vibriert haben muss! Das anatomisch völlig verkehrte Lenkrad steht, konstruktionsbedingt wegen der starren Lenksäule, so flach, dass jeder Ergotherapeut die Hände über dem Kopf zusammenschlägt. Aber das war damals, als die Estafette konstruiert wurde, normal. Die Effektivität wurde rein technisch gesehen. Wie sich der Mensch damit fühlt, war zweitrangig. Es galt sozusagen der Grundsatz: Wem das Fahren in einem Transporter nicht angenehm genug war, der hätte sich eben einen anderen Beruf aussuchen müssen, in dem er nicht Transporter fahren muss. So einfach war das!

afs

Schiebeauto: Mit den vielfältigen Türkonzepten, darunter zwei Schiebetüren, kann man gut spielen, und hin- und herschieben kann man die Norev Estafette auch, denn sie rollt gut. Und sie sieht gut aus.
Modellfotos: bat
Unverkleideter Laderaum mit viel Höhe und glattem Boden, hübsch das links angebrachte Reserverad.
Kann als Miniatur das gleiche wie die Hochdach-Estafette, hat aber weniger Ladevolumen: Estafette in Saviemblau mit normaler Transporterhöhe.

Steckbrief:

Norev 185123 Renault Estafette Fourgon mit Hochdach Assistance Course Renault 1968 orange/weiß und 185122 Fourgon mit Normaldach blau. Fertigmodelle Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP je 69,90 Euro.