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News 1:18 NZG Mercedes-AMG One C298 2023

Hyper-Hybris-Sportwagen

1063 PS und ein Mercedes-Stern: Noch nie war Mercedes dem Bugatti so nah wie mit dem AMG One. Mercedes ließ das 1:18-Industriemodell von NZG fertigen, und NZG gab den Job an Keng-Fai weiter. Jetzt kommt der AMG One in Straßen- und in Track-Version in den Fachhandel.

So manch wohl gewählte Fahrzeugbezeichnung drückt aus, dass der Wagen unübertrefflich ist. Symbolisch weist er die Konkurrenz in die Schranken und bedeutet dem Käufer, das best mögliche Auto zu besitzen. „One“ heißt der aktuelle Mercedes-AMG-Supersportwagen, in Eigenschreibweise sogar in lautstarken Versalien geschrieben: ONE. Klug ist das. Solange der Mercedes-AMG One aktuell ist. Aber wie soll sein Nachfolger heißen? Was ist besser als One, also der Erste und somit Unübertreffliche zu sein? Allenfalls Zero (also: ZERO), aber landläufig wird Zero eben mit einer Nullwertigkeit gleichgesetzt (auch wenn jeder Mathematiker zu recht vehement widerspricht. Für ihn ist Null nicht nichts). Opel hatte das gleiche Problem mit dem Omega, was dem letzten griechischen Buchstaben entspricht. Was hätte nach Omega noch kommen können? Glück im Unglück hatte Opel, dass nach dem Omega in der Omega-Klasse gar kein Opel mehr kam, und somit war der Omega bei Opel das gleiche wie im griechischen Alphabet, nämlich der Endpunkt. Allerdings wusste das Opel nicht, als der Omega erschien.

Wer ist Keng-Fai?

Daimler-Benz schrieb den AMG One aus und NZG gewann das Rennen. NZG ist seit einiger Zeit gut dabei im Bereich der 1:18-Industriemodelle, gerade für Mercedes. Die Nürnberger fertigen nicht selbst; was in 1:18 das NZG-Label trägt, ist in Wahrheit ein Keng-Fai-Produkt. Als Spielzeugautohersteller wurde Keng-Fai 1991 im chinesischen Dong Guan gegründet und mauserte sich zum Highend-Produzenten in 1:18, unter eigenem Namen und als Zulieferer, wie für NZG oder Schuco, auch Autohersteller sind Kunde bei Keng-Fai (so Mercedes, Audi, BMW, Liebherr, Renault, in der Vergangenheit auch Hummer). Es sind nicht nur 1:18-Supersportler, die Keng-Fai für die Industrie macht. Wer früher beim Renault-Händler einen Dacia Logan in 1:43 erwarb, bekam kein Norev-Modell, wie heute, sondern ein Keng-Fai-Produkt, und das galt auch für die älteren Renault-3-Inches-Spielzeugautos. Auf einigen Märkten werden Keng-Fai-Modelle auch unter dem Namen Kiloworks angeboten. Zudem werden Keng-Fai auch „namenlose“ Modelle zugeschrieben, für die der Auftraggeber keine offizielle Lizenz bekommen hat. Aktuelles Beispiel hierfür ist der Rolls-Royce Phantom VIII (kurios: der Cullinan von Keng-Fai ist ein offizielles Produkt und wird von Rolls-Royce im Accessoire-Shop angeboten).

Zwei Marken: NZG und Kiloworks

Der AMG One von Keng-Fai wird in seiner Heimat auch unter der Marke Kiloworks vertrieben, ist dann teurer als die NZG-Version, kann aber auch mehr. Bei ihm kann die von Magneten gehaltene Motorabdeckung entfernt werden, darunter ist eine detailliertere Motornachbildung zu sehen als beim NZG-Modell, dessen Motorabdeckung nicht abnehmbar ist, sondern dank heißverklebter Pins dauerhaft hält. Außerdem sind beim Kiloworks der Heckspoiler und die Luftschlitze über den Radhäusern beweglich gestaltet, beim NZG starr. Es gibt das konstruktiv gleiche Modell also in zwei Ausbaustufen: die NZG-Version auf dem von Mercedes vorgegebenen Industriemodell-Niveau sowie die Kiloworks-Version, die etwas mehr kann.

NZG hat zwei Varianten im Angebot, das Street Car in Brillantblau und die Rennversion in Patagonienrot, die sich in Details unterscheiden. Beim Straßenfahrzeug sind die unbeweglichen Louvres über den Vorderrädern geschlossen, die Rennversion trägt sie geöffnet. Bei ihr ist die in den Heckflügel mündende Luftfinne beidseitig mit „AMG Performance“ bedruckt, beim Straßenauto nicht (aber das Logo ist graviert). Dafür trägt es einen „Performance“-Schriftzug auf den vorderen Blades auf den Türen. Und dann natürlich der GT3-Heckflügel bei der Trackversion, ziemlich beeindruckend. Alle weiteren Attribute teilen sich die Beiden: Wenn Schmetterlingstüren nach oben schwingen, ist das jedes Mal aufs Neue ein Erlebnis, und wenn sie den Blick auf Stoffgurte frei geben, freut sich der Supersportwagen-Sammler. Innen viel geprägtes Carbon, das gegenüber Drucken oder Decals nicht nur den Vorteil hat, nicht zu glänzen, sondern auch, dass die Oberflächenhaptik dem Originalwerkstoff nahe kommt. Auch die eher umstrittenen Aerodynamik-Felgenabdeckungen (wehe, wenn jemand „Radkappen“ sagt!) sind prägecarbonisiert, die Reifen tragen keine Flankenbeschriftung. Sämtliche Luftgitter sind durchbrochen dargestellt, das vordere sogar mit weißem AMG-Schriftzug versehen, die Scheinwerfer sind sehr schön umgesetzt, dafür die Rückleuchten etwas einfach gehalten (nicht gerade ein 3D-Effekt, obendrein keine roten Reflektoren). An beiden Modellen ist die Lackierung einwandfrei und das Ofenrohr am Heck, vulgo das Auspuffendrohr, hat sehr viel Tiefe. Keng.Fai hat für NZG respektive Daimler einen filigranen und sehr schön detaillierten AMG One geschaffen, eine positive Umsetzung, ein begehrenswertes Modell.

Neben den Fachhandelsversionen in Brillantblau und Patagonienrot gibt es noch die offiziellen Versionen im Mercedes-Accessoire-Programm: Track-Version in Hyperblack mit vielen Sternchen bedruckt, Street-Version in Hightechsilber, Preis jeweils 140 Euro, die NZG-Fachhandelsversionen sind mit 153,50 Euro etwas teurer kalkuliert. Und dann existiert noch ein reines Eventmodell, nie käuflich zu haben, nur für VIPs: Es wurde ausgegeben anlässlich „55 Jahre AMG“, die Track-Version in weiß/schwarz mit roten Akzenten, sehr spektakulär gestaltet, auf Ebay zu unanständig hohen Preisen angeboten.

afs

2017 präsentierte Daimler den AMG One auf der IAA in Frankfurt, Model stehen durfte/musste Lewis Hamilton, Redner war Dieter Zetsche. Chefdesigner Gorden Wagener schuf ein etwas generisches Design, wirkt etwas beliebig, aber hochprofessionell ausgeführt – jedenfalls nicht typisch Mercedes, aber mit Formel-1-Technik garniert – ein Oberliga-Exot mit 1063 PS.
Foto: Mercedes

Steckbrief:

NZG 1067/11 Mercedes-AMG One C298 2023 Rennversion patagonienrot und 1032/21 dito Straßenversion brillantblau. Fertigmodelle Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. UVP je 153,50 Euro.