Schattensprung
Ottomobile kann nicht nur Topmodelle, sondern beherrscht, wenn’s sein muss, auch ein Einsteigermodell: Neu ist der Peugeot 205 Junior, ein neckisches Sondermodell der 205-Basisversion. Wer einsteigt, sitzt auf Jeans-Bezügen, und wer reinschaut, sieht blau.
Es gab Zeiten, noch nicht allzu lang ist’s her, da waren automobile Ausstattungsbezeichnungen fast schon genormt, jedenfalls für jeden verständlich. Das Grundmodell hatte keine Zusatzbezeichnung, und dann ging es Schritt für Schritt nach oben weiter mit L, GL oder XL, GXL, Ghia (um das Beispiel Ford zu wählen, bei den anderen Marken kein gravierender Unterschied). GL steht für Grand Luxe, das L steht generell für Luxus und das X wählten die Marketingstrategen aus, um den Luxus zu steigern. Wenn es ansatzweise sportlich wurde, kam noch ein S hinzu, und aus dem L wurde der LS. Was unter Vereinsamung und Verproletarisierung litt, war das Grundmodell. Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre wandelte sich das und Autos bekamen eine Zweitbezeichnung, zunächst Sondermodelle, später weitete sich das auf Serienfahrzeuge aus. Und so manches Grundmodell war plötzlich kein solches mehr, sondern ein stets wechselndes Sondermodell, ohne zeitliche oder stückzahlmäßige Limitierung.
So wurde aus dem schnöden Peugeot 205 ohne alles, den es fortan nicht mehr gab, der Peugeot 205 Junior. „Junior“ ist marketingstrategisch super gewählt. Es steht für Jung (daher kommt es auch, lateinische Herkunft), aber es wird auch mit Warmherzigkeit und Zuneigung verbunden, denn viele Väter nennen ihren Sohn liebevoll „Junior“. Niemand assoziiert „Junior“ mit „billig“, aber der 205 Junior war der billigste 205. Ottomobile macht ihn nun. Das ist schon alleine deshalb ungewöhnlich, weil Ottomobile normalerweise eher Topmodelle miniaturisiert. Aber der 205 Junior ist eben eine in Frankreich ungemein populäre Variante, vieler Leute erstes Auto, und daran hat man stets wohlwollend-gütige Erinnerungen – auch wenn es noch so eine üble Kröte war. Cat Stevens brachte es auf den Punkt: „The first Cut is the Deepest“, sein Song von 1967, richtig bekannt geworden durch die Version von Rod Stewart 1976. Und deshalb springt Ottomobile über seinen Schatten und macht nicht nur den 205 GTI, sondern auch den Junior, sogar fünftürig.
Was hat Grün mit Jeans zu tun?
Der 205 Junior wurde zwischen 1986 und 1993 gebaut, als Drei- und Fünftürer, zwei Motoren zur Auswahl (954 cm³ mit 45 oder 1124 cm³ mit 55 PS). Sein Clou (?) waren die Sitzbezüge in Jeansstoff (sonderlich neu war diese Idee nicht, aber immer wieder ein Verkaufsschlager unter jungen Leuten). Sein äußeres Markenzeichen war ein Dreifachstrich in grün/blau/gelb, was nicht unbedingt mit Jeans in Verbindung gebracht wird. Das Blau schon, der Jeansstoff, das Gelb vielleicht auch (die Kupfernieten), aber Grün? Jedenfalls sah das nett aus, und die meisten 205 Junior waren in Blanc Meije lackiert, also reinem Weiß. Dafür entschied sich Ottomobile auch. Nicht nur die Sitze sind jeansblau, im Original ist es auch der Teppichboden. Bei Ottomobile nicht, da ist der Fußboden so grau wie die Türinnenverkleidungen und das Armaturenbrett, und sehr nett ist, dass der Oberteil der Türen in Karosseriefarbe lackiert ist, weil die Verkleidung beim Grundmodell nicht bis zur Fensterunterkante reicht. Der Junior ist Radioträger und Antennenträger, typisch französisch eine schräg nach hinten gerichtete Dachantenne. Seine grün/blau/gelben Striche zieren nicht nur das Heck, sondern auch die komplette Flanke, wie mit dem Lineal gezogen, hauchfein, im vorderen Bereich ein „Junior“-Schriftzug. Dazu hat der kleine Peugeot Plastikradkappen in Karosseriefarbe, wie sie damals Mode waren. Ein sympathisches Autochen aus der Endphase einer Zeit, in der die Welt noch überschaubar und geordnet war – ob sie deshalb besser war, sei dahingestellt.
afs
Steckbrief:
Ottomobile OT463 Peugeot 205 Junior 1988. Fertigmodell Resine, Maßstab 1:18. Auflage 1500 Exemplare, Preis ca. 100 Euro