Faszination Modellautos

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News 1:18 Almost Real Daimler XJ40 4.0 1990

Der Gipfel der Eleganz

In betörendem Famenco Red Metallic bringt Almost Real den distinguierten Daimler 4.0, die Luxusversion des 1990er Jaguar XJ40. Ein Modell der Alten Schule, ein Luxusobjekt für die Vitrine, ganz so, wie es der Sammler liebt. Wer ihn sich kauft, gönnt sich etwas und bekommt etwas für sein Geld: ein fehlerfreies Miniaturauto auf sehr hohem Qualitätsniveau, ein Kleinod im Maßstab 1:18.

Weiß ist so britisch. Natürlich ist Weiß mittlerweile Mainstream, überall, eine Modefarbe. Aber jenseits aller Moden ist Weiß britisch, egal, wie es heißt. Das britischste Weiß heißt Old English White, und weil darin „English“ steckt, weckt es bei den Briten Nationalgefühle (wie British Racing Green). Zu Zeiten, als überall nur Lieferwagen, Flottenfahrzeuge, Kleinwagen und Mietwagen für Hochzeiten weiß lackiert waren, kaufte ein Brite sein Executive Car (also: gehobene Mittelklasse) oder sogar seinen Rolls-Royce in Weiß: in den Sechzigern, in den Siebzigern, in den Achtzigern. Der Almost Real Daimler XJ40 in Glacier White wurde als erster des avisierten XJ40-Trios ausgeliefert und dürfte dem Geschmack britischer Sammler, also der Hauptklientel für dieses Modell, am nächsten kommen. Nun erscheint er in Flamenco Red Metallic, eher kontinentaler Gusto – zumal ein Fahrzeug dieser Klasse, von speziellen Farbtönen wie British Racing Green mal abgesehen, in Kontinentaleuropa schlichtweg einen Metalliclack tragen muss. Wie der Weiße, wird der Rote 1008 Mal gefertigt. Der Dritte im Bunde wird in staatstragendem Ebony Black in selber Auflage erscheinen. Dem puren Modellautoästheten dürfte Flamenco Red die liebste Farbe sein. Denn sie rückt die modellbauerische Linienführung in den Vordergrund, durch Licht- und Schatteneffekte kommen die Linien des Miniatur-Jaguar am besten zur Geltung. Beim Schwarzen saufen die Lichtkanten ab, beim Weißen werden sie zum amorphen Brei.

Die Faszination dieser Miniatur geht von zwei völlig unterschiedlichen Gesichtspunkten aus, und jeder für sich alleine würde reichen, um sie als Ausnahmemodell zu bezeichnen. Zum einen vom Vorbild, vom Jaguar selbst, der das Potenzial hat, seinen Betrachter zu verzaubern. Zum anderen vom Modellhersteller Almost Real, der momentan wohl die besten 1:18-Modelle für jene Sammlerschar herstellt, die old school liebt. Almost Real macht das, was 15 Jahre lang AUTOart lieferte, nämlich 1:18-Modelle all open in best möglicher Machart und aus Zinkdruckguss. Bis auf letzteres Attribut blieb sich AUTOart treu, aber aus Metall wurde nun einmal Plastik. Almost Real ist das, was AUTOart war.

Der Jaguar heißt Daimler

Der Jaguar heißt Daimler. Aber er ist ein Jaguar. Seitdem Jaguar im Jahre 1960 die die Daimler Motor Company of Coventry übernahm, heißen die Jaguar-Topversionen Daimler und verfügen über den traditionellen, geriffelten Daimler-Grill. Bis auf eine Ausnahme: Jaguar baute die stocksteife und erzbritische Repräsentationslimousine Daimler DS420 bis 1992 ohne Parallele im Jaguar-Programm weiter – man sagt, auf Wunsch der Queen, die ihn sehr schätzte. Seit 2009 nutzt Jaguar den Markennamen Daimler nicht mehr, zu Jaguar XJ40-Zeiten hingegen war der Daimler 3.6 und 4.0 das Topmodell, über den Typen Jaguar XJ6 und Jaguar Sovereign situiert.

1986 ersetzte die Jaguar-Generation XJ40 den sechszylindrigen Jaguar XJ6 Series III. Sieben Entwicklungsjahre später, 1993, erst den XJ12 Series III, weil Jaguar den kompletten Vorbau neu konstruieren musste, damit der Zwölfzylinder unter die Haube passte. Zu Lebzeiten war der XJ40 umstritten. Er wurde am XJ der Serie III gemessen, einer absoluten Ikone, der letzten Designleistung von Sir William Lyons himself (wenngleich die Evolution von der Serie II zur Serie III von Pininfarina stammte, Sir William starb 1985). Positiv angerechnet wurde ihm von Technikern, dass er sehr fortschrittlich war, vor allem in Bezug auf Fahrzeugelektronik, und die Ästheten schätzten zwar, dass sich der XJ40 stilistisch am Vorgänger orientierte, bekrittelten aber alles, was von ihm abwich. Und die Breitbandscheinwerfer der höherwertigen Versionen Sovereign und Daimler konnte prinzipiell niemand leiden.

Almost Real arbeitet almost real

Almost Real macht einen frühen XJ40, und zwar die Edelversion Daimler 4.0, aus Zeiten, als der XJ40 ein reiner Sechszylinderwagen und Jaguar kurzfristig eine selbständige Firma war. Damals hatte sich Jaguar aus dem Schoße von British Leyland gelöst und war noch nicht Bestandteil des Ford-Konzerns. Es gab die drei Ausstattungsvarianten Jaguar XJ6 mit Doppelrundscheinwerfern sowie Jaguar Sovereign und Daimler mit Breitbandleuchten, letzterer mit typischem, geriffeltem Daimler-Grill, was sich am Kofferraumgriff fortsetzte. Der einzige Motor damals war der 3,6-Liter-Reihensechszylinder mit 203 PS, für den XJ-S konstruiert, modern mit zwei obenliegenden Nockenwellen und komplett aus Aluminium, die 2,9-Liter-Variante blieb dem Heimatmarkt vorbehalten. 1990, Ford war nunmehr Konzernherr, wurden elektronische Unzulänglichkeiten beseitigt, aus 3,6 wurden 4 Liter Hubraum mit 226 PS und die viel gescholtenen Digitalinstrumente wichen konventionellen Uhren. Hier sind wir beim Almost-Real-Modell angelangt, ein 4-Liter-Daimler des Modelljahrs 1990, ganz fein ausgestattet mit hinteren Einzelsitzen, Picknick-Tables an der Vordersitzrückseite, elektrisches Schiebedach, Alufelgen, dunkel gefärbte Rücklichtgläser, die Miniatur weist ein Automatikgetriebe und Linkssteuerung auf.

Es ist selbstverständlich, dass ein Almost-Real-Modell formal und konstruktiv fehlerfrei ist. Das bedarf eigentlich keiner Erwähnung. Aus Höflichkeit erwähnen wir es dennoch. Und wir müssen auch nicht in jede Ecke des Daimler genannten Jaguar kriechen, um seine modellbauerischen Vorzüge zu suchen und zu finden. Pars pro toto, das Einzelne steht für das Ganze. Die Almost-Real-Produktmanager hatten aber auch das Glück, ein dankbares Vorbild zu haben, ein Auto, das seinen Motor nicht unter Plastikabdeckungen zur Geräuschisolierung und zur Loslösung seines Eigentümers von der Technik verbirgt. Die von innen mit mattschwarzem Dämmschutz versehene Motorhaube klappt nach vorne, geführt an Teleskopdämpfern und gehalten an ultrafeinen Scharnieren. Sie offenbart ein exhibitionistisches Motorwunder, und dieses Ensemble ist feinst möglich dekoriert (Lack, Drucke), nicht nur der Motor selbst, sondern auch all seine Anbauteile. Der durchbrochene Kühlergrill gibt auch von Außen den Blick auf den separaten Kühler frei, und natürlich ist der Motor selbst ein separat eingesetztes Bauteil – was man von unten leider nicht sehen kann, denn dort trägt der Daimler tatsächlich eine Plastikabdeckung. Das hat nichts mit Geräuschdämmung zu tun, sondern mit Umweltschutz, was Mitte der 80er durchaus ein Thema war. Das Plastik sollte verhindern, dass ein Tröpfchen Öl aus der Ölwanne in die britische Muttererde sickert (die Auffahrten zu englischen Herrenhäusern sind meist nicht asphaltiert, sondern geschottert). Das ist ein minutiös ziselierter Alu-Reihensechszylinder, der silberne Kopf fein gerillt und schwarz ausgelegt, voll verkabelt, man sieht die Einspritzanlage, alle Anbauteile, die farblich dem Original entsprechen, man liest aufgedruckte Wartungshinweise und Instruktionen. Almost real eben, ganz wie in echt. Und so geht es rundum weiter, mit einzeln eingesetzten Chromzierleisten, mit einem Rollo hinter der mit Heizdrähten versehenen Heckscheibe, mit verstellbaren Vordersitzen, mit einem mehrteilig gefertigten Antennensockel, mit hervorragend nachgemachter Holzdekoration im Inneren, einem voll verkleideten Kofferraum – einfach eine kaum zu überbietende Perfektion. Das muss man auf sich wirken lassen. Der Daimler will nicht nur betrachtet, sondern genossen werden. Und manchmal, wenn man über den Teppichboden streicht, will er sogar gefühlt werden. afs

Steckbrief:

Almost Real 810541 Daimler XJ40 Flamenco Red Metallic. Fertigmodell Zinkdruckguss, Maßstab 1:18. Auflage 1008 Exemplare. UVP des Importeurs Minichamps 249,95 Euro. afs