Andere Maßstäbe

News 1:24 Whitebox Chaika GAS-13 1958 und Tatra T 613 1975

Insignien der Macht

Sie verkörpern die Staatsmacht im ehemaligen Ostblock. Sie sind Vertreter eines untergegangenen Systems, sind schwarz und repräsentativ. Whitebox bringt den Tatra T 613 und den Chaika in 1:24.

Mehr als nur alte Autos. Autos als Repräsentanten eines untergegangenen Systems, mithin Vertreter der menschlichen Vergangenheit. Ob diese das alte System nun gutheißen oder nicht, spielt für die Fans dieser Fahrzeuge keine Rolle. Sie sind Teil ihres Lebens, vielleicht ihrer Kindheit, und deshalb wollen sie diese Autos en miniature haben. Sonic/Ixo macht mittlerweile Kioskserien in 1:24 und ist damit in den ehemaligen Ostblock-Staaten besonders aktiv. Die Tschechen wollen ihre Škodas und Tatras, die Russen sowieso alles ehedem Sowjetische, das verkauft sich im Osten ganz prima. Und, quasi als Nebenprodukt, lässt Model Car World einen Teil dieser Serien peu-à-peu im Rahmen seiner 1:24-Hausmarke Whitebox auflegen. Nun also zwei Ostblock-Schwarzlinge, den tschechischen Tatra T 613 in seiner Urversion 1975 bis 1980 und den sowjetischen Chaika GAS-13, ebenfalls Urversion von 1958 bis 1961, dann erhielt er Doppelscheinwerfer und wurde so bis 1977 gebaut. Beide Modelle sind formal bestens getroffen. Zunächst fällt auf, wenn man sie anfasst, wie leicht sie sind. Die Zinkdruckgusskarosserien scheinen aus ziemlich dünnwandigem Material gemacht zu sein, der Rest ist ohnehin Kunststoff. So mancher 43er liegt schwerer in der Hand. Das tut aber der Qualität keinen Abbruch (wie überhaupt die Qualität eines Modellautos nichts mit seinem Gewicht zu tun hat). Die Lackierung ist schön glänzend, die Chromteile blinken dank einwandfreier Oberfläche, die Silberungen sind kantengenau bedruckt. Am Chaika besticht das elfenbeinfarbene Lenkrad mit verchromtem Hupring, ansonsten sieht man von der schwarzen Innenausstattung wenig. Beim Tatra ist sie dunkelrot und er hat bedruckte Armaturen. Beide Modelle sind größer als 1:43, aber der Größe wird keine zusätzliche Detaillierung zugebilligt: Sie sind auf dem Niveau der bekannten Ixo-Dreiundvierziger.

Liebling des Apparatschik

Die beiden Wagen gehören nicht derselben Klasse an: Chaika weit oben, aber nicht ganz oben, Tatra ganz oben. Den Chaika fuhr nicht der Obersowjet, sondern der Apparatschik, der Funktionär, der gehobene Bürokrat, oftmals auch der Parteibonze. Diese Herren fuhren Chaika – vielmehr: Sie ließen sich im Chaika fahren. Über dem Chaika stand der ZIL. Das war die absolute sowjetische Staatslimousine, der Wagen des Generalsekretärs des Zentralkomitees der KPdSU und anderer Staaten des Warschauer Paktes, auch weiterer autoritärer Systeme kommunistischer Prägung. Subalterne Organisationseliten hingegen bekamen den Chaika und konnten sich seiner rühmen. Die Ministerpräsidenten der Tschechischen Sozialistischen Republik fuhren Tatra (erst 603, dann 613, zuletzt 700), alleine schon aus Gründen des Nationalstolzes, denn die ČSSR setzte wider jegliches sowjetische Dekret durch, an seinem nationalen Luxuswagen, dem Tatra, festzuhalten.

afs

Chaika heißt Möwe auf russisch, und bei der Möwenkonstruktion orientierten sich die sowjetischen Ingenieure am Klassenfeind: Der Chaika ist mehr oder weniger eine Kopie des amerikanischen Packard Clipper von 1956 und mit 5,60 Metern Länge ein beeindruckender Wagen.
Modellfotos: bat
Staatstragende Limousine: Chaika in der Aserbaidschanischen Hauptstadt Baku.
Foto: Interfase
Der Tatra kopiert nichts und niemanden. Er ist eine originäre Konstruktion und letztlich auf die Ur-Tatras aus der Vorkriegszeit zurückzuführen, die Hans Ledwinka konstruiert hatte. Von ihnen übernahm er den luftgekühlten V8-Heckmotor, im T-613 immerhin 3,5 Liter groß und circa 170 PS stark. Die Karosserielinie stammt von der italienischen Carrozzeria Vignale.
Im Doppelpack bei einem Treffen: früher Tatra T 613, im Hintergrund ein spätes Modell mit Kunststoffstoßfängern.
Foto: Jiří Sedláček

Steckbrief:

Whitebox 124080 Chaika GAS-13 1958 und 124166 Tatra T 613 1975. Fertigmodelle Zinkdruckguss, Maßstab 1:24. UVP je 27,95 Euro.