Innerbritische Angelegenheit
Escort RS 1800: Eine rein britische Angelegenheit, bei Ford in Köln nie im Angebot. Das ist die Basis für den Rallye-Weltmeister 1979 und 1981. Ixo bringt den heißen Escort II in 1:43 mit ganz fetten Kotflügelverbreiterungen, als „Street Car“ und als Teilnehmer der belgischen Haspengouw-Rallye 1981.
Das Dasein des zweiten Ford Escort in Westdeutschland ist nicht sonderlich spannend gewesen, seine Geschichte wenig interessant. Ein braves, äußerst konservatives Auto der unteren Mittelklasse, völlig unambitioniert. Das Grundmodell war Symbol für Armut, das L-Modell passend für junge Familien, den GL fuhr der Deutschlehrer, den Ghia gönnte sich ein spießiger Rentner. Wer sich sportlich dünkte, bestellte das S-Paket und bekam Alus und Mattschwarz statt Chrom. Der RS 2000 war zwar in Deutschland lieferbar, spielte aber eine Nebenrolle und überdies war er eine englische Entwicklung. Englisch, ja: In England spielte der Escort eine ganz andere Rolle als hier, hatte Tradition. Er folgte auf den beliebten Anglia, zuerst als Hundeknochen (die erste Generation 1968 bis 1974), dann als Escort II 1975 bis 1980. Er war in seiner Klasse Bestseller, er war ein Rallyebolide, und die Straßenversionen profitierten von den Siegen. Ford brachte unzählige Sportversionen heraus, teils mit hochgezüchteten Klassemotoren. Dagegen war unser westdeutscher RS 2000 ein Garnichts, auch wenn er mit seiner schräg gestellten Polyurethan-Front mächtig angab.
Das neue Ixo-Modell ist ein RS 1800 mit breiten Kotflügeln, Frontspoiler, Hecklippe, vier Schmutzfängern und breiten Reifen, innen Scheel-Schalensitze. Natürlich rechts gelenkt, nur auf der Insel verfügbar, auf dem Kontinent nahezu unbekannt. Die zivile Version ist in sehr hellem Beige (fast Weiß) gehalten mit knackigen braunen Seitenstreifen und braunem Interieur, vier Zusatzscheinwerfern, schwarzer Hecklippe und Alufelgen aus dem Ford-RS-Programm. Das Auto ist das Basisfahrzeug für die zahlreichen Rallyevarianten. Mit diesem Auto wurde die Rallye-Weltmeisterschaft gleich mehrmals gewonnen. Es war der englische RS 1800 mit Cosworth-BDE-Vierventil-Motor, mit dem Björn Waldegaard 1979 und Ari Vatanen 1981 Rallye-Weltmeister wurden, Cosworth kitzelte aus den Aggregaten je nach Anforderungen 250 oder 270 PS bei Rallyes und noch mehr bei Rundstreckeneinsätzen (in der Straßenversion: 117 PS), ZF-Fünfgang-Getriebe, verstärkte Karosserie. Der Hauptkonkurrent, der Fiat Abarth 131 Rallye, hatte weit weniger Leistung, allerdings ein besseres Fahrwerk, und so setzte Ford auf Durchhaltevermögen bei schlamm- und schneelastigen Rallyes – mit großem Erfolg.
Der RS 1800 ist nicht zu verwechseln mit dem Escort Mexico. Er hatte einen echten Ford-Motor unter der Haube, ohne Cosworth-Hilfe, den Motor aus dem US-Ford Pinto (OHC-Vierzylinder), fast identisch zum Antrieb des deutschen Escort RS 2000, 110 PS stark, 177 km/h schnell. Der Mexico hatte aber nie die Polyurethan-Frontverkleidung des RS 2000, ebenso wenig wie der RS 1800. Der musste ja auch nicht den jungen Wilden auf der Straße gefallen, sondern er war ein ernst zu nehmender Rallyewagen, ein Arbeitsgerät, kein Poser.
Einen echten Rallyewagen hat Ixo natürlich auch im Neuheitenangebot: Bei 5. „Omloop van Haspengouw“ in der belgischen Provinz Brabant im Mai 1981 starteten Austin Frazer und Bertie Fisher mit einem Escort RS 1800, hergerichtet von David Sutton Cars Ltd und gesponsert von Fischer Engineering. Er ist nicht nur eine umlackierte Version des zivilen Escort, sondern trägt vorbildgerecht keine Zusatzscheinwerfer, dafür Minilite-ähnlichen Alus (so genannte Superlite-Felgen, eine modernere Version der Minilites aus den 60ern), die Hecklippe ist weiß statt schwarz, der Innenraum schwarz statt gemütlichem Braun, überdies mit Überrollbügel. Beim Rallyewagen ist Ixo ein Fehler unterlaufen. An der Fahrertüre ist zusätzlich zum korrekten Scheibenrahmen auf das transparente Plastik, das die Seitenscheibe darstellt, ein weiterer, weißer Rahmen gedruckt. Das verkleinert die Seitenscheibe optisch und verfälscht den gewohnten Anblick eines Escort II im Profil. Völlig unverständlich, das! Vor allem vor dem Hintergrund, dass der zivile RS 1800 diesen überflüssigen Zusatzrahmen nicht aufweist. Und dann ist uns, beim gewohnten „Nachrecherchieren“ noch aufgefallen, dass Frazer/Fisher mitnichten bei der Haspengouw-Rallye 1976 mit diesem Auto teilnahmen, wie Ixo es auf der Verpackung suggeriert, sondern es war 1981. Wir recherchieren aber nicht nach, um festzustellen, ob Ixo Angabefehler macht. Wir tun es, um zu sehen, auf welchen Rang das jeweilige Fahrerteam kam (das gibt Ixo nämlich nie an). Die Herren Frazer/Fisher schafften Platz 7, und vor ihnen waren immerhin drei weitere Escort RS 1800, auch der Sieger (Patrick Snijers/Eric Symens). Das waren einfach die besten Jahre des Escort II im Rallyesport. Da ging gar nichts, wo er nicht mitspielte!
afs


Modellfotos: bat


Steckbrief:
Ixo CLC538 Ford Escort II RS 1800 1976 weißbeige mit braunen Streifen und RAC441 dito Haspengouw-Rallye 1981. Fertigmodelle Zinkdruckguss, Maßstab 1:43. UVP 24,95 Euro (zivil) und 39,95 Euro (Rallye).