Wie Sand am Meer
Sympathieträger Buggy – lustig ist er, und in ihm steckt das Potenzial für ein charmantes Modell. Sympathieträger Bud Spencer und Terence Hill – ihre Hau-drauf-Klamaukfilme aus den 70ern sind in guter Erinnerung. Laudoracing kombiniert beide Themen zu einem Puma Buggy in 1:43 mit den beiden Herren am Steuer.

Modellfotos: bat
In der amerikanischen Automobilwelt war das Verb “downsizing” das Schlagwort der späten 70er und frühen 80er Jahre. In Folge des Ölpreisschocks reduzierten die US-Autobauer die Außenmaße ihrer Straßenkreuzer, ohne deren Design zu verändern. Heraus kamen Karikaturen ihrer selbst. Wenn Laudoracing „Downsizing“ betreibt, also anhand vorhandener Konstruktionsdaten aus einem Puma Buggy in 1:18 das gleiche Modell in 1:43 macht, gelingt ihnen das gut. Er sieht nicht downgesized aus, sondern wie eine originäre Konstruktion. Er sieht einfach klasse aus!
Buggys für den Sand am Meer gab es wie Sand am Meer. Einer davon hieß Puma. Längst wäre er wegen Unwichtigkeit aus dem automobilen Geschichtsbewusstsein getilgt, hätte er nicht eine Hauptrolle im Film „Zwei wie Pech und Schwefel“ gespielt. Bud Spencer und Terence Hill zankten sich 90 lange Minuten um ihn. Laudoracing macht uns mit ihm hingegen uneingeschränkte Freude. Die Hau-drauf-Klamauk-Filme mit Bud Spencer und Terence Hill aus den 70er Jahren blieben in Erinnerung, und gerade Bud Spencer hatte mehr drauf als draufzuhauen. Er war Olympionike im Wasserballspiel und hatte ein abgeschlossenes Jurastudium, komponierte neapolitanische Lieder für Rita Ravone und drehte Tierdokumentationen. Außerdem erfand er ein Jagdgewehr mit drei Läufen. Terence Hill, ebenso wie Spencer Italiener, aber mit deutscher Mutter und deutscher Muttersprache, war sein langjähriger Filmpartner und bester Freund.
Eine ihrer bekannten Komödien ist „Zwei wie Pech und Schwefel“ von 1974, eine typische Prügelkomödie, über die man damals lachte. Doch hier wird weniger mit Fäusten, als mit Autos geprügelt, denn es geht darum, dass die beiden Protagonisten mit je einem Ford Escort an einem Rallyecross-Rennen teilnehmen, dessen Hauptgewinn ein attraktiver Buggy ist. Weil beide exakt gleichzeitig über die Ziellinie fahren, müssen sie sich am Ende den Buggy teilen. Das Ganze eingebaut in eine Pseudo-Krimihandlung mit Verfolgungsjagden, viel haudrauf und pengpeng und fessfress und „coolen Sprüchen“ – das Übliche halt. Aber der Buggy ist spannend.
Der Film wird immer wieder angeschaut – somit auch der Buggy
Einen Dünenbuggy zu konstruieren war kein Hexenwerk, ihn zu vermarkten auch nicht, und so entstanden unzählige Buggy-Bausätze, fast alle auf VW-Käfer-Chassis, und nur wenige haben es geschafft, dass man sich ihrer erinnert. Der Meyers Manx natürlich, weil er Genrebegründer war, der HAZ-Buggy der Hamburger Firma Rudolf Kühn war der erste deutsche, bei Karmann in Osnabrück entstanden jene Buggys, die das Volkswagen-Werk selbst vertrieb, sowie der von der VW-Zeitschrift „Gute Fahrt“ 1969 entwickelte Karmann GF. Vom italienischen Puma wüsste heute niemand mehr etwas. Doch er genießt deshalb ewiges Leben, weil er eine herausragende Rolle im kultigen Ulkfilm „Zwei wie Pech und Schwefel“ spielt. Da dieser Film immer wieder angeschaut wird, wird die Erinnerung an den Puma Buggy jedes mal erneuert und dadurch gefestigt.
Der Puma Buggy entstammt der Kit-Car-Manufaktur von Adriano Gatto in Settecamini bei Rom, die zwischen 1972 und 1990 existierte und GfK-Karosserien auf Käfer-Rückgrat baute. Der erste Buggy hieß Gatto Spider Spiaggia und basierte auf einem unveränderten Käfer-Fahrgestell, ihm folgte 1973 der Puma im selben, typischen Buggy-Stil, aber auf verkürztem VW-Chassis, auf Wunsch auch mit Hardtop mit Flügeltüren. Es folgten weitere Kit-Cars, sowohl futuristische Sportwagen als auch Jeep-ähnliche Fahrzeuge, und Gattos Ingenieur Domenico Lombardi tunte den VW-Boxer, später baute Puma den Boxermotor des Alfasud ein. 1993 brannte die Fabrik ab.
2021 nahm sich Laudoracing des Themas an, hatte sich Terence Hill und Bud Spencer verschrieben, brachte den Puma Buggy in 1:18, zusammen mit glorios gemachten Figuren der beiden Protagonisten. Der Puma kommt nun in 1:43, einem für Laudoracing unüblichen Maßstab und vielleicht der Beginn einer wunderbaren Freundschaft zwischen Laudoracing und eben diesem Maßstab. Denn obgleich Laudoracing eine französische Firma ist, so hat sie doch den italienischen Markt hauptsächlich im Visier, und Italiener lieben nun mal 1:43.
Fetziges Styling, poppige Lackierung
Obgleich an einem echten Buggy eigentlich recht wenig dran ist, mussten die Laudoracing-Formenbauer mehr beachten als sonst. Denn die GfK-Karosserie eines derartigen Strandspielzeugs bedeckt das Käfer-Chassis eben weit weniger als ein originales Käfer-Häuschen, und so stand Laudoracing vor der Herausforderung, etwas mehr Technik als üblich zu modellieren. Das gelang gut. Von der Vorder- und Hinterachse sieht man wenig bis nichts, aber mit dem frei stehenden 34-PS-Boxer gab sich Laudoracing Mühe. Er ist gut erkennbar, und geschützt wird er nach hinten von einer massiven, verchromten Bullbar, aufgesetzt je eine Nebelrückleuchte und ein Rückfahrscheinwerfer. Sehr hübsch gemacht sind die verchromten Felgen, vorne ein VW-Serienrad, die hinteren tief geschüsselt und ungemein breit, darauf Firestone-Reifen mit gelber Flankenbeschriftung und gelber Rundumlinie. Innen trägt der Puma weiße Sportsitze, ein mittiges, rudimentäres Armaturenbrett mit ein paar Knöpfen und dem üblichen Käfer-Kombiinstrument, dazu ein eher unscheinbares, schwarzes Lenkrad. Der unverglaste Windschutzscheibenrahmen mit aufgepflanzten Zusatz-Weitstrahlern ist verchromt.
Die Buggy-Karosserie, recht fetzig gestylt und ein wenig eckiger als bei anderen Buggys üblich, besticht durch einen der Form angepassten weißen Rundumstreifen plus dem aus drei Linien bestehenden Flankenstreifen mit „Puma“-Schriftzug. Vorne, wo „normale“ Autos die Motorhaube haben, weist der Puma einen verchromten Tankeinfüllstutzen auf, denn hier liegt beim Käfer der Tank. Dann hat er noch zwei aufgesetzte, rechteckige Scheinwerfer sowie zwei ebenfalls eckige Nebelscheinwerfer, wobei die eckige Form nicht unbedingt mit der Buggy-Charakteristik harmoniert. Ganz dem Vorbild im Film entsprechend trägt der Puma ein gelbes Verdeck mit Paroramaheckscheibe, im Gegensatz zum vorderen Rahmen verglast.
Die beiden Figuren von Bud Spencer und Terence Hill sind modellbauerische Highlights. Sie bestechen durch eine absolut vorbildliche Körperhaltung und sitzen wie angegossen in den Sitzschalen des Buggys. Das ist ein äußerst sympathisches Modellauto, etwas teurer als andere Resine-1:43er, aber die beiden aufwändig gemachten Figuren erklären den Mehrpreis. Nicht nur Sammler von TV-Autos dürften sich über Terence Hill und Bud Spencer freuen. Auch Liebhaber von Buggys und sonstigen Fun-Fahrzeugen stellen ihn gerne in die Vitrine, denn Buggys sind, obgleich eine wichtige Zeiterscheinung, nicht gerade häufig miniaturisiert wurden.
afs







Foto: Marcello Fondato
Steckbrief:
Laudoracing LM128-43 Puma Dune Buggy 1973 mit Figuren von Bud Spencer und Terence Hill. Fertigmodell Resine, Maßstab 1:43. Auflage
1000 Exemplare. Preis bei Laudoracing 105 Euro.