Wieder herrschaftlich
Ein Grand Routier der alten Schule und das Resultat der besten Phase Bruno Saccos: Maxichamps lässt den Mercedes C126 wieder aufleben, die Coupéversion des W126 in seiner 1986er Facelift-Version mit Gullideckel-Alus und Kunststoffbeplankungen in seidenmatter Lackierung.
Das große Coupé zu W-116-Zeiten hieß aus gutem Grunde SLC und nicht SEC. Der SLC der Baureihe W 107 war ein gestreckter SL mit festem Dach, ein auf Teufel komm’ raus zum Viersitzer aufgeblasener SL. Von einem großen Mercedes-Coupé erwartete die zumeist grau melierte Kundschaft aber etwas anderes: einen vollwertigen Viersitzer, weniger sportlich, dafür sehr elegant, eben das, was man in südlichen Gefilden „Gran Turismo“ nennt und was einen großen, zweitürigen, viersitzigen, eleganten und auch teuren Reisewagen für die Upper Classes bezeichnet. Diesem Bild entsprachen die SE Coupés der 60er Jahre voll und ganz, der SLC aber nur teilweise, was Daimler-Benz sehr wohl zur Kenntnis nahm und zu ändern gedachte.
Basis war die S-Klasse W 126, Bruno Sacco spitzte seinen Zeichenstift. Heraus kam ein Coupé von hinreißender Eleganz trotz aller Massivität, von zeitloser Schönheit trotz aller notwendigen Zeiteinflüsse. Ein Wagen, dessen Form richtiggehend betört, und der teuer und selten genug blieb, um bald zur Rarität zu werden. Die Entwicklung des Coupés verlief parallel zu derjenigen der Limousine. Beide sprechen ganz offensichtlich dieselbe Formensprache, dabei ist kein einziges Karosserieteil identisch. Zwei Jahre nach der Limousine feierte das Coupé auf der IAA im Herbst 1981 sein Debüt. Umgeben von all den vernünftigen, verbrauchsoptimierten und im aerodynamischen Leberwurst-Einheitsstil gehaltenen Zweckautomobilen dieser IAA war das Sacco-Coupé wie ein Fels in der Brandung. Dem Daimler-Benz-Chefstilisten gelang es, ein ebenso repräsentatives wie formvollendetes Automobil zu schaffen, dessen harmonische Linienführung ihm schon zu Lebzeiten einen Platz im Klassiker-Himmel bescherte.
Das Coupé basierte auf der um 8,5 Zentimeter verkürzten Limousinen-Bodengruppe, war wegen längerer Karosserieüberhänge aber nur 4,5 Zentimeter kürzer, überdies fast 4 Zentimeter breiter und, dem Wesen eines Coupés entsprechend, um 3 Zentimeter niedriger. Gepaart mit dem Grill im SL-Stil verliehen diese Dimensionen dem SEC einen würdigen Charakter. Wenngleich es mit der Limousine weitgehend die Technik und die Bodengruppe teilte, war das Coupé doch ein sehr eigenständiges Fahrzeug. Dies und seine verhältnismäßig kleinen Stückzahlen waren gleichsam Garant für Exklusivität und der Grund des ziemlichen hohen Preises.
Auf die B-Säule verzichtete das Coupé und entsprach demnach der Hardtop- oder Faux-Cabriolet-Bauweise. Vermehrte Verwendung von Aluminium im Karosseriebau kompensierte das theoretische Mehrgewicht durch die hochwertige Ausstattung und die besondere Stabilität der Dachkonstruktion ohne B-Säule. Der SEC war ein vollwertiger Viersitzer mit einem der Limousine fast gleichen Kofferraumvolumen, also ein richtiger Reisewagen. Durch die extrem langen Türen gestaltete sich der Einstieg auf die hinteren Plätze angenehm, auch weniger sportliche Naturen mussten sich nicht unelegant verbiegen. In engen Garagen hingegen waren die großen Türen von Nachteil. Schon in Basisausstattung gab Daimler-Benz dem Coupé mit auf den Weg, was gut und teuer war, viele elektrische Helferlein, und etliche Komponenten der Limousine wurden nicht eins zu eins, sondern verfeinert übernommen oder gar neu konstruiert. MB-Tex gab es nicht im SEC, Velours oder Leder hießen die Alternativen. Mehr als ein Gag waren die Gurtbringer. Wegen der fehlenden B-Säule und den weit nach hinten reichenden Türen hätten sich die vorne Sitzenden arg verbiegen müssen, um einen hinter der Tür angebrachten Sicherheitsgurt in die Hand zu bekommen. Wie mit Geisterhand reicht ein Plastikarm den Gurt in Höhe der Schulter, von wo Fahrer und Beifahrer ihn bequem greifen können. Das Armaturenbrett entsprach weitgehend demjenigen der Limousine, Drehzahlmesser statt Zeituhr an prominenter Stelle, und weil die Konkurrenz einen Bordcomputer zur absoluten Notwendigkeit stilisiert hatte, musste der Mercedes nolens volens nachziehen. Airbag und Gurtstraffer waren ab Serienbeginn an Bord, wenn auch aufpreispflichtig. Apropos Aufpreis: Selbst ein teures S-Klasse-Coupé lieferte Daimler-Benz serienmäßig mit Plastikradkappen auf Stahlfelgen aus, und kaum ein SEC kam ohne Extras aus. Die beliebtesten waren Alufelgen, Schiebedach, Tempomat, Klimaanlage und natürlich ein feines Becker-Mexico-Radio mit Kassettenteil. Sechszylindermaschinen waren tabu im Coupé. Alle anderen Motorisierungen und weitgehend alle technischen Merkmale teilte der SEC mit den Limousinen, vor und nach der Modellpflege.
Es gab genügend Menschen, die sich ein rund 70.000 D-Mark teures Mercedes-Coupé wünschten und Daimler-Benz auf dem Stand der 1981er IAA mit Bestellungen überhäuften. Weil von Anfang an eine bescheidene, mit viel Handarbeit verbundene Produktion beschlossen war, kam es anfangs zu Lieferfristen von bis zu anderthalb Jahren. Der Exportanteil war hoch: Bis zu zwei Drittel der Produktion gingen in die USA und den Nahen Osten.
Minichamps machte das C126 Coupé in seiner 1986er Facelift-Version als Industriemodell für die Daimler-Benz-Classicabteilung, erstmals 2006 erschienen, es folgten einige Fachhandelsfarben und im März 2023 das erste Duo unter dem Label Maxichamps (Weiß und Schwarzmetallic), nun kommt die nächste Zweiergruppe in mittleren Graumetallic und hochedlem, dunklem Rotmetallic, laut Heckschriftzug ein 560 SEC. Weil zweite Serie, trägt der C126 keine Barock-, sondern Gullideckelalus (1985 ganz neu und nur für die S-Klasse erhältlich), die seitlichen „Sacco-Bretter“ und die Schürzen sind, harmonierend mit der Karosseriefarbe, in seidenmatten Metallictönen lackiert. Perfekte Modellautos von einem nahezu perfekten Vorbild, die neuen beiden maxichamps-Farben viel edler als die bisherigen.
afs


Modellfotos: bat
Steckbrief:
Maxichamps 940035122 Mercedes 560 SEC C126 1985 graumetallic und 940035124 dito dunkelrotmetallic. Fertigmodelle Zinkdruckguss, Maßstab 1:43. UVP je 37,95 Euro.