Faszination Modellautos

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News 1:43 Norev Jet-Car Con-Ferr Meyers Manx Dune Buggy 1967

Vom Manx zum Con-Ferr

Thomas Crown war nicht zu fassen – in seinem Con-Ferr Buggy. Thomas Crown ist Steve McQueen und der ist nach wie vor in automobilen Kreisen eine Art Gottvater. Auch für Norev. In der preiswerten Jet-Car-Serie kommt nun ein bemerkenswert hübscher Con-Ferr Buggy zum unschlagbaren Preis.

Die Buggy-Mania in den USA begann mit Bruce Meyer und seinem Meyer Manx Buggy. Der Film „Thomas Crown ist nicht zu fassen“ mit Steve McQueen in der Hauptrolle und Faye Dunaway sowie einem Manx Buggy in den Nebenrollen sorgte sicherlich dafür, dass die Buggy-Welle über den Großen Teich und in die ganze Welt schwappte. Meyer baute in seiner kalifornischen Fabrik B. F. Meyers & Co. die Buggys in Serie: ein Käfer wird gestrippt, die Karosserie weggeworfen, das Chassis verkürzt und darauf eine einteilige, zweisitzige Fiberglass-Karosserie gesetzt, dazu breite Räder, und dann geht der Spaß los am kalifornischen Strand und in den Dünen. Das ist soweit Allgemeingut, aber kaum bekannt ist, warum der Meyer-Buggy den Namen „Manx“ trägt. Seine Erscheinung erinnerte Meyer an eine schwanzlose Katze, eben die Manx-Katzen, die auf der in der Irischen See liegenden Insel Man leben. Nur dort pflegen Katzen keinen Schwanz zu haben. Biologen sagen, dies sei eine Genmutation aufgrund extremer Inzucht, weil die Insel Man eben isoliert liege und die Zahl der Katzen dort begrenzt gewesen sei. So paarte Katz sich eben mit demjenigen, der gerade vorhanden und willig war – auch wenn Katz und Katz eng miteinander verwandt waren. Und noch etwas weiteres ist ähnlich: Manx-Katzen haben einen hoppelnden Gang wie Kaninchen, eben wegen ihrer Körperbau-Fehlbildung (kein Schwanz bedeutet auch verkrüppeltes Rückgrat). Das erinnerte Meyer an die Fortbewegung seines Buggys auf Bodenwellen im Sand und auf Dünenkuppen, wo der Buggy eben auch hoppelte und hüpfte und sprang.

230 PS im Buggy und der längste Kuss der Welt

Im Film „The Thomas Crown Affair“ von 1968 (deutsch: „Thomas Crown ist nicht zu fassen“, mit dem bis dato längsten Kuss in der Filmgeschichte, ein 55-Sekunden-Kuss) hätte eigentlich ein Jeep als Fortbewegungsmittel dienen sollen, aber der rennsportbegeisterte Steve McQueen wollte einen Buggy. So wurde ein Meyer Manx als Basis genommen, und Pete Condos und Frank Ferro bauten ihn in ihrer ebenfalls kalifornischen Firma Con-Ferr (spezialisiert auf Hot Rods und besonders offroad-taugliche Toyota Land Cruiser) nach Queens Wünschen um: eine um die Ecken gezogene Windschutzscheibe, modifizierte in die Front unter Glas integrierte Scheinwerfer, eine Gepäckbrücke im Heckbereich und spezielle Tiefbettfelgen mit Firestone-Rennreifen. Das Interieur wurde von Tony Nancy, ebenfalls einem bekannten Hot Rodder, überarbeitet, die Sitzgestelle steuerte ein Datsun Fairlady Z bei. Zur Steigerung der Powerslide-Dynamik verfügte der Film-Buggy über zwei Handbremshebel, je auf eine Hinterradbremse wirkend. Das Käfer-Chassis blieb Meyer-Standard, aber das Thomas-Crown-Fahrzeug wurde nicht von einem VW-Motor angetrieben, sondern von einem luftgekühlten Sechszylinder aus dem Chevrolet Corvair (McQueen wollte das so), von serienmäßigen 140 auf stattliche 230 PS getunt. Mit Faye Dunaway auf dem Beifahrersitz war der Con-Ferr Buggy mehrmals im Film zu sehen, Steve McQueen fuhr am Strand entlang, auch durch das seichte Meerwasser, jumpte über Dünen und (ver-)jagte Vögel.

Das war natürlich Publicity vom Feinsten für Con-Ferr und nach dem Film war der „Thomas-Crown-Buggy“ in aller Munde. Condos und Ferro boten unter Meyers-Lizenz ihren modifizierten Film-Buggy fortan als Bausatz an und verkauften ihn recht gut. Der Kit beinhaltete die GfK-Karosserie sowie ein modifiziertes und bereits verkürztes Käfer-Chassis, das dafür vorbereitet war, den Chevrolet-Corvair-Motor zu tragen. Für alles andere musste der Enthusiast selber sorgen, weshalb kaum ein Con-Ferr-Buggy dem anderen glich.

Zwischen Spielzeugauto und Modellauto

Ein solches Gerät, eigentlich extreme Nische, aber wegen der Film-Vergangenheit populär, bringt nun Norev in 1:43 in seiner Discount-Serie Jet-Car für 12,50 Euro. Die Zahl der existenten 1:43-Buggys hält sich in Grenzen. In ihrer Hochphase wurden sie Anfang der 70er Jahre von Spielzeugherstellern gemacht (Corgi Toys G.P. Buggy, Solido Bertone Shake Buggy, Pilen Phantasiebuggy, Politoys Honda Buggy und unvergessen ist der Buggy mit Rückzugmotor als Erstling von Darda), in den vergangenen 20 Jahren waren einzelne Buggys Bestandteil von Partwork-Serien von Ixo (Apal Muschang Buggy, G.P. Buggy von James Bond, Karmann GF Buggy). Neo machte einen Meyers Manx aus Resine und Laudoracing kündigt einen italienischen Puma Buggy an, auch Resine). Das ist ein kleines, nettes Nischenthema, das Norev nun bereichert. Das Modell ist nicht allzu aufwändig, aber hübsch detailliert und, fast schon spielzeughaft, es ist gefedert und rollt gut. Armaturenbrett und Lenkrad sind einfach gehalten, die Sitzflächen strukturiert, das undekorierte Interieur einteilig. Die Metallkarosserie ist sauber gegossen und ordentlich lackiert (das Orange will nicht so ganz decken, das Grün hat keine solche Befindlichkeiten). Hübsch sind die unter Glas versteckten Scheinwerfer. Eingesetzte Leuchten gibt es nicht für zwölf-fuffzich, verchromte Plastikteile auch nicht (sie sind silbern lackiert), dafür einen frei stehenden Motor, dem man ansieht, dass es nicht der bekannte VW-Boxer ist, sondern ein Sechszylinder, vorne ein Rammschutz, hinten eine Gepäckbrücke und sehr saubere, durchbrochene Plastikfelgen. Die Reifen sind, wieder sei das Wort „spielzeughaft“ erlaubt, aus Plastik, nicht aus Gummi. Aber erneut sei an zwölf-fuffzich erinnert. Man kann mit dem Erwerb nichts falsch machen, es ist ein take-away-Preis und man erhält dafür ein nettes Modellchen, das sich in die Reihe alter Spielzeugautos und halb moderner Kioskmodelle gut einreiht. Gegenüber einem Neo-Modell fällt er zwar ab. Aber als es ihn noch neu gab, war der Neo fünfmal so teuer wie der Norev Jet-Car heute.

afs

Im Prinzip ein Meyer Manx, aber nur im Prinzip: anderer Motor, um die Ecken gezogene Scheibe, unter Plexiglas versenkte Scheinwerfer. Der Con-Ferr-Buggy hat sein eigenes Erscheinungsbild.
Modellfotos: bat
Filmsignatur von „The Thomas Crown Affair“.
Foto: United Artists via dbcovers.com
Zeitgenössische Buggys aus den frühen 70ern: vorne zwei Mal der G.P. Buggy von Corgi Toys, auch als phantasievolles Feuerwehrfahrzeug, hinten der Shake-Buggy von Solido mit Bertone-Karosserie, ausnahmsweise nicht vom VW-Boxer befeuert, sondern vom Simca-1,2-Liter-Heckmotor mit satten 85 PS. Das Design stammt von Marcello Gandini, Präsentation auf dem Pariser Salon 1970.

Steckbrief:

Norev Jet-Car 841105 Con-Ferr Meyers Manx Dune Buggy 1967 orange und 841106 dito froschrün. Fertigmodelle Zinkdruckguss, Maßstab 1:43. UVP je 12,50 Euro.