Lobet und preiset den Escort
Generationen von Briten wurden mit dem Ford Escort sozialisiert. Deshalb verehren und verklären sie ihn. Vanguards zollt dem Tribut und beschert (nicht nur) den Briten immer neue Escort-Varianten. Nun erscheinen der Hundeknochen als Twin-Cam-Präsentationsfahrzeug von Ford sowie der Escort II RS 2000 in Signalgrün und Schwarz.
Modellautos sind fast immer generisch – außer dann, wenn sie ein Einzelstück zum Vorbild haben, einen Prototyp, ein Filmauto, ein VIP-Fahrzeug, eine Staatslimousine oder ähnliches. Aber das stinknormale Modellauto (also zur Gattung des parvulus carrus trivialis gehörend) bildet ein Vorbild von Hunderten oder Tausenden ab. Nicht bei Vanguards. Dort nehmen sich die Produktmanager stets ein konkretes Fahrzeug vor, das miniaturisiert wird, und eine Begleitkarte in der Box erzählt dessen Geschichte. Es geht also nicht um irgendeinen grünen Ford Escort, sondern um jenen signalgrünen Ford Escort, der mit dem Kennzeichen LPX 393 R konkret existiert. Wir erfahren, dass er vom Ford-RS-Händler Hendy Lennox in Southhampton ausgeliefert und am 20. September 1976 erstzugelassen wurde. Der Sammler weiß durch das Kärtchen auch, wie der aktuelle Eigentümer heißt, wo und wie er den Wagen bekam und was er mit ihm (durch-)machte, bis er im aktuellen, schönen Zustand auf die Straße zurückkam. Und nicht ohne Stolz wird von einem Goldpokal bei einer Ausstellung 2017 berichtet. Das alles verstößt selbstverständlich nicht gegen den Datenschutz, denn der Eigentümer willigte ein – ist er doch sehr stolz darauf, dass sein ureigener Escort nun in 1200er-Auflage in 1:43 von Vanguards produziert wird. Solche Informationen zu wissen, ist zwar weder lehrreich noch hat es einen sittlichen Mehr- und Nährwert, aber es ist charmant und unterhaltsam. Denn Vanguards geht das Thema eben anders an als gewohnt.
Vorherrschende Verfordung bei Vanguards
Vanguards ist mittlerweile dermaßen verfordet, dass etwas anderes außer Ford bereits auffällt. Formneuheiten bei Vanguards sind Fordneuheiten. So ist das eben in Großbritannien. Dass die Engländer immer noch „car“ sagen, wenn sie ein Auto meinen, und nicht gleich „Ford“ als Genrebegriff verwenden, mag sogar verwundern („The Ford of Mister Smith is a Vauxhall“). Jedenfalls bringt Vanguards drei Escort in neuen Farben und mit neuer Erzählung, zweimal den Escort II RS 2000, Signalgrün und Schwarz, einmal den Escort I Twin Cam („Hundeknochen“) in Ermine White, das ehemalige Ford-Presse- und Testfahrzeug.
Der Escort Twin Cam war die erste hochsportliche Escort-Version, von 1968 bis 1971 in der Ford-Motorsportabteilung gebaut: Lotus-Doppelnockenwellenmotor, Cortina-Achsen. Ford lud Journalisten zur Präsentation nach Marokko, und der Testwagen unterschied sich optisch signifikant vom späteren Serienmodell: Rostyle-Sportstahlfelgen mit Weißring-Reifen und ein Streifen an der unteren Karosserieflanke à la Ford GT40 – darüber verfügte kein serienmäßiger Twin Cam. Nicht nur die Journalisten fotografierten diesen in Ermine White lackierten Wagen, Ford selbst machte auch Werksfotos. Gerade der Streifen und die ungewohnten Rostyle-Felgen stehen dem Modell superbe, und wie es sich für einen Sport-Escort gehört, trägt das Vanguards-Modell eine geteilte Vorderstoßstange.
Im Herbst 2022 erschien als Formneuheit der Escort II RS 2000, also jene Version mit der schräg gestellten Pulyurethan-Front, und zwar in zwei Versionen: schmal und mit ausgestellten Kotflügeln aus dem RS-Programm. Die breit aufgeblasenen Ford aus dem RS-Programm heißen in Großbritannien „X-Pack“, in Deutschland tragen sie das „RS-Paket“. Ford bot den RS-2000-Kunden nicht nur das optische X-Pack oder RS-Paket, sondern auch Techniktuning an (darunter 145 statt 110 PS für den 2-Liter-Vierzylinder) – alles in einzelnen Komponenten, je nach dem, was sie sich leisten konnten oder wollten. Und deshalb darf der Vanguards RS 2000 auch etwas hochbeinig daherkommen: Dieser Kunde entschied sich für so manches, aber eben nicht für den Tieferlegungskit. Vanguards bringt den Escort II RS 2000 als Signalgrünes 1976er Modell sowie in Schwarz mit sehr fein bedrucktem, silbernen Doppelstreifen an den Flanken, ein 1978er Jahrgang. Beide sind Briten, also rechtsgesteuert, und tragen die üblichen RS-Teile: Felgen, Sportsitze, Heckspoiler und natürlich die schräge Nase, die bei Vanguards nicht aus verformbarem Kunststoff, sondern karosserieintegriert aus Zinkdruckguss besteht.
afs
Modellfotos: bat
Steckbrief
Vanguards VA09532 Ford Escort I Twin Cam 1968 ‚Ford-Testwagen’ Ermine White. Auflage 1300 Exemplare.
Vanguards VA14906 Ford Escort II RS 2000 1976 Signalgrün und VA15907 dito 1978 schwarz (Auflage je 1200 Exemplare). Fertigmodelle Zinkdruckguss, Maßstab 1:43. UVP je 34,95 Euro.
