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News 1:87 Herpa Volkswagen 1303 in neuen Farben

Des Käfers neue Kleider

Ein VW 1303 ist die Basis etlicher attraktiver Sondermodelle. Nach dem Gelb-schwarzen Renner bringt Herpa nun einen City-Käfer von 1973 in Ibizarot, flankiert von zwei weiteren Farbneuheiten. Der City-Käfer war das erste deutsche Auto mit einer serienmäßigen Parkscheibe. Dieses winzige Detail hat das Herpa-Modell nicht aufzuweisen.

Der Trend zu Sondermodellen setzte Ende der 60er Jahre ein. Zuvor war eine Absatzförderung quasi unnötig gewesen. Ab dem Wirtschaftswunder in den 50er Jahren und in der ersten Hälfte der 60er, als die Wirtschaft weiter boomte und die Westdeutschen auf einem sehr hohen Niveau lebten, verkauften sich Autos in der Bundesrepublik Deutschland von selbst. Das jährliche Wirtschaftswachstum hatte damals um die neun Prozent betragen, es herrschte Vollbeschäftigung. Ausgerechnet in der Zeit, als der „Vater des Wirtschaftswunders“, Ludwig Erhard selbst, Kanzler war, 1966/67, erlebte die Bundesrepublik ihre erste Wirtschaftsdelle. 1967 gab es erstmals kein Wirtschaftswachstum, die Arbeitslosenquote stieg auf 2,2 Prozent, die Preise gingen in die Höhe, Kredite wurden teurer, Investitionen gingen deshalb zurück, die Bundesregierung beschloss ein Sparprogramm.

Die Autohersteller mussten reagieren. In den frühen 70ern setzte der Sondermodell-Boom ein. Besonders komplett oder besonders preiswert ausgestattete Fahrzeuge sollten den Absatz in Zeiten dümpelnder Konjunktur, aber auch im verkaufsschwachen zweiten Lebenszyklus eines Automodelllebens ankurbeln. Einen Höhepunkt erlebten die Sondermodelle in den Jahren 1973 und 1974, als der Automobilverkauf wegen der Ölkrise und, in deren Folge, der Benzinverteuerung, ideologischen Autoverdammung und autofreien Sonntage ins Bodenlose stürzte. Speziell beim VW 1303 sind die Sondermodelle noch unter einem anderen Aspekt zu sehen: Das Volkswagenwerk bemühte sich, den Käfer rund um die Golf-Markteinführung weiterhin attraktiv zu halten.

Der City-Käfer mit serienmäßiger Parkscheibe

Die populärsten 1303-Editionsmodelle liefen im Jahre 1973. Gleich im Januar startete die 3500 Exemplare umfassende Serie gelb-schwarzer Renner, von Herpa bereits miniaturisiert (Caramini-online vom 29. Oktober 2024). Auf der IAA im Herbst 1973 folgten der Big- und der City-Käfer, beider Verkauf startete am 15. September. Der Big-Käfer, ein 1303 LS mit 50 PS, war besonders fein ausgestattet. Parallel zu ihm erschien der City-Käfer, ein 1303 L, mit 44 PS für 7440 D-Mark, lieferbar in Ibizarot L31M, Ischiametallic L99M (grün) und Ontariometallic L95M (mittelblau) mit Seitenstreifen (Aufschrift „1303/City“) und Lemmerz-Sportstahlfelgen. Die Innenausstattung entsprach weitgehend dem Big-Käfer, Kopfstützen waren optional, und die in Deutschland ausgelieferten City-Käfer hatten eine in die Fahrer-Sonnenblende integrierte Parkscheibe.

Herpa hat (bisher) nur eine 1303-Felgenvariante, nämlich die Lemmerz-Sportstahlfelge, optional auf jedem Serien-1303, serienmäßig auf den Sondermodellen. Das passt also! Des Käfers rote Farbe entspricht ziemlich genau dem VW-Ton Ibizarot, und die umfangreiche Besilberung hebt sich schön vom leuchtenden Rot mit spiegelglatter Oberfläche ab. Stoßstangen, Scheinwerferringe und die Auspuffanlage sind verchromte, separat eingesetzte Teile. Die Flanken schmückt ein schwarzer Zierstreifen, korrekt mit „1303/City“ beschriftet. Die Felgen sind ein wenig zu silbrig glänzend, sie sollten eher matt sein. Das ist unser einziger Kritikpunkt. Auch die viel gescholtenen Vorderblinker auf den Kotflügeln, von Herpa nicht deutlich graviert, sondern nur durch einen „Höcker“ angedeutet, sehen durch die Bedruckung gar nicht mal schlecht aus. Was zu sagen bleibt, ist bereits bekannt: Herpa hat die schwierig zu modellierende VW-1303-Form sehr gut getroffen, der Herpa-03er ist ein schöner VW 1303. Und obendrein rollt er auf seinen Gummireifchen butterweich.

Parallel zum Ibizaroten City-Käfer erschienen zwei weitere Farbversionen des Serienmodells, in Leuchtorange und in jenem Moos Metallic, das auch eine der Farben für das Sondermodell 1303 Big war, aber das Herpa-Modell ist kein Big. Mister Big kommt wahrscheinlich noch irgendwann. Herpa wird sicherlich im Laufe der Zeit alle Sondermodelle abfeiern.

afs

Tankstellenszene mit den drei neuen Farbvarianten des Herpa Volkswagen 1303. Tankstellen sind immer schön, die automobile Infrastruktur. Sie beleben die Vitrinen, sind die Basis kleiner Dioramen, und Fotos von Tankstellenszenen sind unter Autofotosammlern besonders begehrt. Im Bild die Tankstelle im Cottage-Stil von Heljan aus Dänemark (Nr. 908).
Modellfotos: bat
Farbenspiele: Leuchtorangefarbener 1303 als Sympathieträger und als Symbol für die Buntheit der 70er Jahre, Moos Metallic macht den Käfer ungewöhnlich elegant. Erst 1971 zogen Metallictöne in die Käfer-Farbpalette ein, damals noch beim VW 1302. Die Metalliclackierung kostete 120 D-Mark Aufpreis.
Ibizarot: Der 1303 City begnügte sich mit dem 1,3-Liter-Boxer mit 44 PS, war aber besonders lecker ausgestattet.
Ein ziemlich neuer 1303 City in Ibizarot auf dem Händlerhof (und im Hintergrund ein ramponierter 411 und ein Ford Taunus 17m P5 Turnier). Nettes Detail: Die in Deutschland ausgelieferten City-Käfer hatten eine in die Beifahrer-Sonnenblende integrierte Parkscheibe. Die erste deutsche Parkscheibe gab es 1961 in Essen, und erst 1979 wurde die bundesweit einheitliche Parkscheibe, wie wir sie heute kennen, eingeführt.
Foto: Archiv afs
Unverspiegelt und unverzerrt dank ausgebauter Windschutzscheibe ist das spezielle Interieur des VW 1303 City zu sehen, ein schwarz/rotes Hahnenfußmuster auf den Sitzflächen. Ebenfalls gut zu sehen ist, dass die 1303 Superkäfer einen voll verkleideten Innenraum haben, lediglich an den Türen ist etwas lackiertes Blech zu sehen.
Foto: Archiv Volkswagen