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Sammeln Porsche 904 Carrera GTS 1964

Palatal-Porsche: Noch ’n Nachschlag!

Die Porsche-904-Präsentation vor vier Wochen ließ uns und unseren Lesern keine Ruhe. Alle haben weiter gekramt und Erstaunliches zutage gefördert. Das rechtfertigt schon wieder einen Beitrag unter dem Titel „Noch ’n Nachschlag!“

Als wir auf den damals zu erwartenden CMC-Bartoletti-Renntransporter Appetit machen wollten, titelten wir die Folgegeschichte mit „Noch ’n Nachschlag!“ Denn nach Veröffentlichung des Beitrags über die bereits vorhandenen Bartolettis wurden wir auf das Spark-1:87-Modell aufmerksam, das uns zuvor entgangen war, und das wollten wir den Lesern nicht vorenthalten. Deshalb der Nachschlag.

Gleiche Situation, gleiches Schicksal beim Porsche 904 Carrera GTS: Auch hier eine Geschichte über die existenten Modelle am Markt (siehe Caramini-online vom 11. Oktober 2024), ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Aber dies weckte den Ehrgeiz von Lesern, auch von unserem Mitarbeiter Kurt Richter, der sich auf die kleinen Autos in 1:87 spezialisiert: Da ist doch noch was! Und da ist wirklich noch was! Der Autor thematisierte damals, sein rotes Hongkong-Plastik-Modell von Roxy Toys nicht gefunden zu haben, Kurt Richter zog seine Faller-Modelle und deren Nachbauten von Kibi aus Griechenland sowie einen 1:87-High-Ender von Taxis aus dem Ärmel. Und unser Sammlerfreund Reinhard Veit tauchte tief in seine Rennsportsammlung ein und bescherte uns Modelle, die wir selbst nicht haben oder nicht bedacht haben oder nie zur Kenntnis genommen haben. Jedenfalls kam nun ein phantastisches Sammelsurium an Porsche-904-Miniaturen zusammen, das „Noch ’n Nachschlag!“ in Erwartung der CMC-Neuheit durchaus rechtfertigt.

Wir sind gewiss, dass wir immer noch nicht komplett sind. Aber einen zweiten Nachschlag wird es wohl nicht geben. Wir wollen die Zusatz-Neun-Null-Vierer nicht im Textblock besprechen, sondern anhand verlängerter Bildunterschriften, und letztlich sprechen die Fotos für sich. Wir beginnen bei H0, beschäftigen uns mit dem Matchbox-Maßstab und hierin sogar mit Slot-Cars, umgehen 1:43 und landen bei den Plastikautos in +/- 1:32 und größer. Und das nächste Mal, dass wir uns mit dem Porsche 904 beschäftigen wollen, dürfte dann die Präsentation des CMC-Achtzehners sein. Oder war da sonst noch was?

afs

In den 90ern top of the top im Modellbau: Die 1:87-Kleinserienmodelle von Martin Taxis unter dem Markennamen High Tech Modell aus Metall, Haube zu öffnen, Motornachbildung. Das Modell ist heute noch lieferbar (Nr. 87055), als Bausatz oder fertig handgebaut. Und es gibt auch eine Version Rallye Monte Carlo 1965 (Nr. 87056). Näheres unter www.hightech-modelle.de.
Modellfotos: kr
Wir bleiben bei 1:87, Wiking: Die blauen Modelle konnten wir jüngst nicht zeigen, nun können wir.
Modellfoto: Reinhard Veit
Graubeigeweiße Einfalt, sollte man meinen. Aber so einfältig ist das gar nicht. Links ein „normales“, zeitgenössisches Wiking-Modell, späte Variante mit formintegriertem Lenkrad, rechts seine schon im ersten Beitrag gezeigte, spanische Kopie von BVC Los Citos. Sie flankieren, und das zeigen wir hier erstmals, das Ferrero-Modell aus dem Überraschungsei, etwas kleiner als sein Wiking-Vorbild, also eindeutig eine heruntergezirkelte Kopie. Ferrero ist natürlich nicht der Hersteller (sondern legt die Eier aus Schokolade). Die kolportierten Herstellernamen dieser Wiking-Kopien für das und aus dem Ei lauten Toyfintoy und Crown Toys, aber so genau weiß das niemand – wie so oft bei Hongkong-Spielzeug.
Modellfoto: Reinhard Veit
Das Einfachste vom Einfachen: Billigst-Plastikmodell aus Spanien im Matchbox-Maßstab, einteilige Karosserie und zwei Radsätze. Der Hersteller ist unbekannt, in Sammlerkreisen spricht man von ESE-Detergente-Modellen, weil es sich um Werbebeigaben des spanischen Seifenherstellers ESE handelt. Die Miniaturen lehnen sich zumeist an Matchbox- und Wiking-Modellen an.
Modellfoto: kr
Faller-AMS ist eine Wissenschaft für sich, kleine Slotracer im Matchbox-Maßstab, aus denen später die Faller Hit Cars als Schiebemodelle mit schnell laufenden Rädern wurden. Das blaue Modell ist die erste Ausführung mit schmaler, das weiße die späte mit breiter Karosserie und Scheibenwischern. Es gibt noch weitere Zwischenvarianten.
Modellfoto: kr
Grün das Faller Hit Car-Modell. Beim Umbau vom Slotracer zum Hit Car verlor der Porsche 904 seine eingesetzten Scheinwerfer, die im Spielbetrieb bei den Slotracern ohnehin immer abhanden kamen. Links ein größengleicher Slotracer von Aurora.
Modellfoto: Reinhard Veit
Aurora Slotracer hübsch drapiert. Eindeutig: Das Heck ist zu lang. Aurora wurde 1950 von Joseph E. Giammarino in Brooklyn/New York gegründet, Plastikspielwaren, auch Miniaturautos (Bausätze, Slotcars). Die Slotracer wurden, das Thema „Matchbox“ zitierend, als „Cigarbox-Series“ verkauft. Der Gründer zog sich 1969 zurück, mehrere Besitzerwechsel, zuletzt Dunbee-Combex-Marx, und deren Ende 1979/80 war auch das Aurora-Ende.
Modellfoto: Reinhard Veit
Griechische Spezialität: Die Hit-Car-Formwerkzeuge gingen nach Auslaufen der Hit-Car-Serie nach Griechenland zu Kibi und wurden dort als Kibi Hit Car munter weiterproduziert. Kibi, aber auch KB, sind die Markennamen des griechischen Spielzeugproduzenten Basileades, der nahezu sein komplettes Programm mit dem Aufkauf ausgedienter Formwerkzeuge aus aller Welt bestritt.
Modellfoto: kr
Tootsietoy aus Chicago gehört zu den amerikanischen Diecast-Pionieren, erste Spielzeugautos 1909 und 1911. In den 60ern wurde die Produktion teilweise nach Hongkong ausgelagert, woher dieser sehr einfache 904 stammt, unverglast, mit einer Karton-Inneneinrichtung, Maßstab circa Matchbox-Größe, eher kleiner. Tootsietoy existiert noch immer mit Firmensitz in Chicago, aber die Spielsachen werden heute natürlich alle in Asien hergestellt.
Modellfoto: Reinhard Veit
Marx Toys war eine amerikanische Firma aus New York, und Louis Marx expandierte ins walisischen Swansea (gleiches Gewerbegebiet, wo auch Corgi Toys hergestellt wurden), nach Paris, Mexiko, Australien, Brasilien, Kanada und nach Hongkong. Letztere Produktionsstätte war so profitabel, dass die Fabriken in den USA und all over the world nach und nach geschlossen wurden. 1972 verkaufte Louis Marx sein Business altershalber, mehrere Eigentümerwechsel, zuletzt Dunbee-Combex-Marx (denen auch Dinky Toys gehörte). Deren Kollaps 1979/80 bedeutete das Aus für Marx Toys. Doch der Markenname lebt weiter, auch er wurde mehrmals weiterverkauft und liegt heute bei The Nacelle Co. (kennt niemand in der Miniaturautoszene, macht Action-Figuren und -Comics).
Modellfoto: Reinhard Veit
Monogram aus Chicago, bekannt für seine Plastikbausätze, machte auch Slotcars, und auf das genormte Chassis passten Plastikkarosserien, die als Bausätze im Maßstab 1:24 angeboten wurden – so auch der Porsche 904 Carrera GTS, komplett mit Verglasung, Chromteilen, Fahrer, Decals und Schauben.
Modellfoto: Reinhard Veit
Ein wunderschön gemachtes Plastikspielzeugauto aus Hongkong von Roxy Toys, das die 904-Linien bemerkenswert gut trifft, Maßstab circa 1:32, Schwungradmotor. Seine Besonderheit ist die abnehmbare Motorklappe, die eine recht gute Verkleinerung des Fuhrmann-Motors zeigt.
Modellfotos: Reinhard Veit/bat
Zwischen 1968/69 und 1996 existierte der Konzern Zyll Enterprises in Hongkong, deren Spielzeugautos unter den Marken Zee Toys (aus Plastik) und Zylmex (aus Zinkdruckguss) bekannt sind. Aus Plastik und somit ein Zee Toys ist der Porsche 904, dessen Verpackung eine charmante Rennszene zeigt und der mit einem Pokal und zwei Figuren geliefert wurde. Ziemlich wahrscheinlich ist, dass Zyll die 904-Formwerkzeuge von Roxy übernahm und leicht modifizierte (Rechts- vs. Linkssteuerung, andere Räder).
Modellfoto: Reinhard Veit
In Italien ein sehr reger Spielzeugproduzent war Agostino Marchesini aus Bologna, Blech- und Plastikautos in diversen Produktlinien, von billigem Groschenspielzeug zu hochwertigen Miniaturmodellen, diverse Markennamen, so A.M.B., Marchesini Toys, auch Marc Toys. Letzteres war der Name einer Produktlinie sehr gut gemachter Sportwagen aus Plastik mit Blechfahrgestell und Friktionsantrieb im (ungewöhnlichen und unrunden) Maßstab 1:21, darunter auch der Porsche 904 Carrera GTS. Zwar nicht vorbildgetreu, aber bemerkenswert schön gefertigt sind die Chromspeichenfelgen.
Modellfoto: Reinhard Veit