Sammeln

Sammeln: Welche Maßstäbe gibt es und warum? Teil 1

Warum Maßstäbe?

Warum eigentlich 1:43, 1:18 oder 1:87? Warum nicht 1:39, 1:21 oder 1:83? Woher kommen die internationalen Maßstäbe? Wer legt sie fest? Und welche gibt es überhaupt? Eine Erklärung hierfür kann (fast) nur an der Oberfläche kratzen, zu viele sehr unterschiedliche Einflüsse, Traditionen und nationale Eigenheiten spielen eine Rolle, und manches ist einfach so – ganz ohne Erklärung.

Dass ein Hersteller dasselbe Vorbild in gleicher Machart in vier Maßstäben miniaturisiert, ist selten. Renault Dauphine von Clé in Frankreich, die Firma von Clément Gaget aus Oyonnax, existent zwischen 1952 und 1986, der Dunkelrote hinten in 1:32, der Blaue links in 1:43, der Gelbe in 1:48 und die beiden Kleinen in 1:64.
Modellfotos: bat

Generell sind einheitliche Maßstäbe bei Miniaturen gut für die Vergleichbarkeit von Größenverhältnissen, dienen dem Sammler zu einer einheitlich strukturierten Sammlung und helfen dem spielenden Kind, die Größenrelationen der Vorbilder zu erlernen und dann zu erkennen. Einen Maßstab berechnet man durch seinen Verkleinerungsfaktor. Beispiel: 1:43 bedeutet, die Miniatur ist 43 Mal kleiner als das Vorbild. Mit anderen Worten: 43 Miniaturautos im Maßstab 1:43 hintereinander gestellt ergeben eine Linie, die der Länge des Originalautos entspricht. So weit, so gut und so bekannt.

Jenseits aller einheitlichen Maßstäblichkeit sind Miniaturautos, die sich nicht an einem gleichen, gegenseitigen Größenverhältnis orientieren, sondern an der Größe ihrer standardisierten Verpackung. Bestes Beispiel Matchbox: Die Verpackungsgröße ist genormt (und orientierte sich ursprünglich an einer englischen Matchbox, also einer Streichholzschachtel), was dem Handel dient, der besser lagern kann, wenn er lauter gleich große Schachteln ins Regal stapelt. Man nennt das so schön „fit the box“, also „es passt in die Schachtel“, und die Sammler haben dafür die Abkürzung „ftb“. Zwar sind mache Miniaturautoreihen im Größensegment der Matchbox-Autos maßstäblich einheitlich (Siku zum Beispiel früher 1:60, die kleinen Schucos in den 70er Jahren 1:66), aber die meisten Hersteller dieser Spielzeugautos wandten sich dem „fit the box“-System zu, weshalb Sammler gerne vom „Matchbox-Maßstab“ sprechen, wenn sie kleine Spielzeugautos meinen (wobei es „fit the box“ auch in anderen Maßstäben gibt, beispielsweise die vier Prämeta-Uhrwerkautos aus den 50ern, jedes in einem anderen Maßstab, aber in einheitlicher Schachtelgröße verpackt). Neuerdings gibt es einen Trend zu 1:64, der aus den USA in die Alte Welt geschwappt ist, und gelegentlich wird auch vom „three-inches-Maßstab“ gesprochen.

Matchbox in seinen besten Zeiten: Bedford SLC Autotransporter von 1957, beladen mit zeitgenössischen Personenwagen.

Zollrechnung versus metrisches System

Die meisten anderen Miniaturautos, vom Spielzeug bis zum Sammlerstück, sind maßstäblich einheitlich. Und der Begriff „three inches“ führt zum nächsten Thema, der Internationalität. In den englischsprachigen Ländern, allen voran Großbritannien und die USA, gilt das Zoll-Maßsystem. In den anderen Ländern, für uns von Interesse vor allem Kontinentaleuropa, gilt das metrische Maßsystem, ein Einheitssystem, das auf dem Meter basiert und alles durch Zehn teilt oder mit Zehn multipliziert. Das metrische System wurde erstmals in Frankreich im Zuge der Französischen Revolution 1793 eingeführt. Zuvor hatte man in Europa auch in Zoll gemessen (im englischen Sprachraum wird der Zoll Inch genannt („three inches“)), und der Zoll ist der zwölfte Teil eines Fußes. Damals, im Mittelalter und in früher Neuzeit, maß man körperlich (Daumen, Schritt, Klafter, Elle, Fuß), und noch heute gibt es archaische Ausdrücke wie „eine Handbreit Wasser unterm Kiel“ oder „ellenlang“, im Scherz sagt man „Pi mal Daumen“. Jedenfalls messen die Angelsachsen noch heute in Zoll und teilen und multiplizieren alles mit Zwölf, während die Kontinentaleuropäer ihr metrisches System haben und mit Zehn multiplizieren und durch Zehn teilen. Einheitlichkeit täte Not, seit Jahrhunderten, aber Traditionen lassen sich schlecht überwinden – vor allem in jenen Nationen nicht, die an ihren Traditionen eisern und stolz festhalten, wie vor allem die Briten.

Warum diese Ausführungen? Weil der Gegensatz Zoll versus metrisches System Auswirkungen auf die Nenngrößen der Modellbahnanlagen und, daraus resultierend, auf die Maßstäbe der Miniaturautos haben. Denn viele Miniaturautomaßstäbe basieren auf Modellbahn-Nenngrößen. Viele, aber lange nicht alle. Und deshalb sollen hier die einzelnen, tradierten Maßstabsgrößen aufgeführt und kurz erläutert werden. Trotzdem gibt es aber auch quere Maßstäbe, die sich in keinerlei System einordnen lassen, reine Phantasie, eine Entscheidung eines Einzelnen, mit oder ohne Grund. Es gibt Miniaturautos in 1:27 oder in 1:59. Niemand weiß, warum ausgerechnet 1:27 oder 1:59. Das ist dann eine Serie, die zu nichts anderem außer zu sich selber passt. Eidai Grip machte in den 70ern eine herrliche Serie aufwendig gearbeiteter Modelle im einheitlichen Maßstab 1:28. Warum 1:28? Nobody knows… Wir wollen den überlieferten und halbwegs einheitlichen Maßstäben deshalb die Bezeichnung „Traditionsmaßstäbe“ zubilligen.

Die japanische Firma Eidai begann 1975 mit einer Serie sehr schön gemachter Modelle, all open, gute Vorbildwiedergabe, schöne Lackierung, im ungewöhnlichen Maßstab 1:28. Diese Serie blieb ein Solitär, die Größe konnte sich nicht durchsetzen. Toyota 2000 GT Coupé 1967 und Honda Civic 1500 GTL 1975.

Die einzelnen „Traditionsmaßstäbe“

Die etablierten Maßstäbe, geordnet von klein nach groß, jeweils erläutert und, wenn möglich, in den Kontext eingeordnet, der zumeist die Modellbahn ist. Die Illustrationen sind willkürlich. Sie können natürlich nur exemplarisch sein und niemals die gesamte Bandbreite abdecken.

1:1200 Der Schiffserkennungsmaßstab:

Ursprünglich „hundred feet to the inch“, auch in metrischen Ländern anerkannt zur Erkennung von Schiffen. Bekannt sind die ab 1936 hergestellten Wiking Schiffsmodelle in 1:1250 („Wasserlinien-Modelle“). Bis heute ein Maßstab für Modellbauschiffe. Wird auch als taktischer „Militärsandkasten“ genutzt, um militärische Lagen darzustellen und durchzuspielen.

1:600 Der klassische Maßstab für Schiffs-Bausätze:

Ebenfalls britischen Ursprungs, „fifty feet to the inch“, in Kontinentaleuropa ebenfalls traditioneller Schiffsbausatzmaßstab, wird zunehmend von 1:700 abgelöst.

1:500 Der Flugzeug-Maßstab:

Zunehmend der Standard-Maßstab für Flugzeugmodelle, von Herpa seit 1987 propagiert, löst 1:600 als Flugzeug-Maßstab ab. Fast ähnlich ist die Modellbahn-Nenngröße T im Maßstab 1:480, eine rein japanische Angelegenheit seit 2007, sehr überschaubarer Markt in Kontinentaleuropa.

1:220 Kleinere Autos sind nicht denkbar:

Bei den Modellbahnern Nenngröße Z, 1972 von Märklin auf den Markt gebracht, kaum kindgeeignet. Die passenden Autos sind so winzig, dass sie fast immer nur stilisiert sind. Letztlich sind das die kleinsten Autos. Kleiner geht nicht, absolute Mikroplastik-Teilchen. In ähnlicher Größe arbeiten auch die Architekten ihre Modelle aus, aber sie bevorzugen eher 1:250 oder 1:200 für Vorentwurfpläne. Die Hausmodelle, mit denen Käufer Appetit gemacht wird, erstellen Architekten meist in 1:100 und garnieren sie mit H0-Autos oder in 1:50, dann verwenden sie 1:43-Autos.

Die Kleinsten von den Kleinen: Spielstein-Modelle, winzig, zumeist vorbildlos, wenngleich der Blaue vorne links eindeutig einen VW Käfer darstellt. Sie sind untereinander nicht maßstäblich, aber allesamt um 1:220 oder kleiner.

1:200 Ein weiterer Flugzeug-Maßstab:

Ursprünglich 1:192 in Großbritannien, nämlich „1/16 of an inch to one foot“, von den Kontinentaleuropäern in 1:200 geändert (weil sie eben metrisch rechnen!), auch in der Architekturbranche populär. Wiking-Flugzeugmodelle, schon 1939 aus Kunststoff, sind ebenso in 1:200 gehalten wie Wiking-Wehrmachtsmodelle aus Metall ab 1936. Es gibt auch Wiking-Schiffsmodelle in 1:200.

Ab 1936 gab es von Wiking die Wehrmachtsmodelle aus Vollguss. In schlechtem Zustand ein Halbkettenfahrzeug, ein dreiachsiger militärischer Geländewagen und ein Sanitätsfahrzeug.

1:160 Standfeste oder eiernde Autos:

Bei den Modellbahnern Nenngröße N, in Großbritannien Maßstab 1:148, Durchbruch in Westeuropa mit der Minitrix-Bahn ab 1959 und Arnold Rapido ab 1960. Die Miniaturautos als Modellbahn-Zubehör sind sehr klein. Friedrich Peltzer entschied für seine „Spur-N-Modelle“, dass guter Stand besser als eierndes Rollen sei und konstruierte sie nicht rollbar. Manche übernahmen diese Idee, andere wie Arnold nicht. Fast ausschließlich Kunststoffmodelle, denn Zinkdruckguss ist bei den hier erforderlichen Materialstärken heikel, sofern man nicht Vollguss wählt. Die Casting Machine Tools in England machte in ihrer DCMT Lone Star-Serie Ende der 50er Jahre zwei bemerkenswerte Metallmodelle in 1:160, Citroën DS19 und Land Rover 109 Pickup Serie II.

Ein breites Sammelsurium an Miniaturen zur Gestaltung von Modellbahnen der Nenngröße N, also 1:160, von Arnold, Fleischmann, Wiking und Rietze aus Deutschland sowie Bachmann aus Hongkong, seinerzeit von Busch nach Westdeutschland importiert.
1:160-Winzlinge von DCMT, was für Die Casting Machine Tools steht, einem britischen Zinkdruckgusswerk, das Miniaturautos unter dem Namen Lone Star produzierte: Citroën DS19 1956 und Land Rover 109 Pickup Serie II 1958, mit die kleinsten Metallautos mit durchbrochenen Fensteröffnungen und überdies rollfähig.

1:144 Die Hälfte von 1:72:

In der Nachkriegszeit aufgekommener Maßstab hauptsächlich für Militärflugzeug-Bausätze, auch Schiffmodelle, halbe Größe von 1:72.

1:120 Der DDR-Modellbahn-Maßstab:

Bei den Modellbahnern Nenngröße TT („Table Top“, meint: „passt auf einen Tisch“), eine USA-Entwicklung, in Westdeutschland von Rokal und in Ostdeutschland von Zeuke verbreitet, dort recht populär, und es gibt auch etliche DDR-1:120-Miniaturautos als Accessoire (von MK, Espewe etc.), auch Herpa und Epoche machen/machten 1:120-Miniaturautos.

Ein typischer DDR-Maßstab, und die passenden Modellbahn-Zubehörteile kamen auch aus der DDR: Škoda 110 R (Typ 718) Coupé 1970, Volga GAZ-24 1970 und VAZ-2101 Lada 1200 Kombi 1972 in bunten Farben von MK, dazu ein IFA W-50 L Pritschenlastwagen, der Wartburg P-311/0 von Zeuke sowie ein Tempo Matador von Epoche als gesamtdeutscher Vertreter dieses Maßstabs.

1:87 Der Wiking- und Herpa-Maßstab:

Bei den Modellbahnern Nenngröße H0 („Halb-Null“; wer „Hah-Oh“ statt „Hah-Null“ sagt, disqualifiziert sich in jeder Hinsicht!). Eine reine Nachkriegserscheinung und ursprünglich rein deutsch – wobei sich Wiking in Berlin anfangs erst an 1:87 herantastete. Die Maßstabseinheitlichkeit erreichte Wiking mit Personenwagen früher als mit Lastwagen. Bis weit in die 70er Jahre hinein war Wiking quasi der Platzhirsch. Wenige (ausländische) Mitbewerber hatten stets ein viel kleineres Programm (darunter Micro-Norev, Lego, Pilot, Tekno, Lemeco, Anguplas, Eko) oder fertigten lediglich als Zubehör für die eigenen Modellbahnen (Märklin, Jouef, Rivarossi, Pocher, Lima, Kleinbahn), andere reduzierten sich auf das Thema Militär (Roco, Roskopf). Qualitativ hochwertig waren die DDR-Erzeugnisse von Espewe, Permot, Herr, Haufe und Hruska. Groschenautos, teilweise auch in 1:87 gehalten, sprachen eine andere Klientel an, ebenso wie die in ca. 1:87 gehaltenen Vollgussbatzen von Schuco-Piccolo. Versuche aus Zinkdruckguss (beispielsweise Rex-Juwel, Mercury, Playart, AHI) konnten sich nicht durchsetzen. In den 80er Jahren emanzipierte sich das 1:87-Auto von der Modellbahn-Staffage und setzte sich als eigenes Sammelgebiet durch. Der Siegeszug begann, orchestriert durch eine Menge an Firmenneugründungen.

1:87 ist ein dermaßen breit aufgestelltes Thema, dass es unmöglich ist, typische Vertreter dieser Größe auf ein Foto zu konzentrieren. Deshalb haben wir völlig willkürlich ein paar THW-Modelle ausgewählt, fast alle von Wiking, zwei aus der zivilen Roco-Serie.

1:76 Very british:

Bei den britischen Modellbahnern Nenngröße 00 („Null Null“ oder „4 mm Scale“) mit demselben Stellenwert wie H0 in Kontinentaleuropa. Very british, auch die Miniaturautos. Heute werden Modelle im exakten Maßstab 1:76 produziert (beispielsweise von EFE oder Oxford Diecast), viele Matchbox-Modelle bis in die 60er Jahre hinein, vor allem Personenwagen, entsprachen ungefähr diesem Maßstab und dienten als Modellbahn-Accessoire. Bekannte 1:76-Plastikmodelle kommen von Rovex Scale Models, die Minix-Modelle zwischen 1965 und 1971, zeitgenössisch auch die Britain’s Lilliput-Modelle (1950 bis 1960) und die Dinky Dublo-Modelle (1958 bis 1964).

Mit der Dublo-Serie bediente Dinky Toys zwischen 1958 und 1964 die Freunde des Maßstab 1:76, sowohl Spielzeug als auch Modellbahnstaffage. Passend dazu zwei Sattelzüge im Hintergrund, Commer Q4 Superpoise von Chad Valley (beige) und Fordson von Horton für Britain’s Liliput World (rot).
EFE (Exclusive First Editions) ist die Marke der Gilbow Holdings Ltd in England, 1:76-Metallminiaturen seit 1989, vorwiegend Busse. Gilbow ging 2016 Pleite, EFE wurde von Bachmann Europe übernommen. Der beladene Atkinson Mk I Autotransporter von 1958 gehört zu den frühen EFE-Modellen, beladen mit Austin-Healey Sprite 1958 grün, MG B Roadster 1962 orange, Triumph Vitesse MK II Convertible 1968 weiß und Triumph 20TR 1800 Roadster 1946 rot.

1:72 Der „Stevens-Maßstab“:

Erneut ein Flugzeug-Maßstab, das Äquivalent zu 1:200 bei den Schiffen, also der Flugzeug-Erkennungsmaßstab. Erschaffen hat ihn der Flugzeug-Journalist und Pilot James Hay Stevens für die Skybirds-Serie, 1:72-Flugzeug-Plastikkits von Airfix in den 30er Jahren, wurde rasch sehr populär, und die Alliierten nutzten diese Flugzeuge während des Zweiten Weltkriegs zur Flugzeugerkennung. 1:72 breitete sich über fast die ganze Welt aus, nur in den USA mag man Flugzeug-Kits in 1:48 lieber. 1:72 flutete auch den Militär-Sektor. Einige besonders kleine Modelle in der „Matchbox-Größe“ sind in 1:72 gehalten, teilweise auch halbwegs aktuelle Nutzfahrzeuge in Partwork-Serien. Auch die hübschen, polnischen Miniaturen von ZP Ruch, produziert zwischen 1965 und 1972, sind in 1:72. Den Durchbruch in Sachen Spielzeugautos hatte 1:72 im Jahre 1997, als die Marke Hongwell extra dafür gegründet wurde.

Kleine Hongwell-Miniaturen in 1:72, ganz nett, aber keine Offenbarung: 1965er Käfer offen und geschlossen, Markennamen Cararama.

1:64 Der neue Maßstab für Platzproblem-Sammler:

Bei den Modellbahnern Nenngröße S oder HI („Halb-Eins“), in Westeuropa wenig verbreitet, nennenswert in der DDR produziert (VEB Metallwarenfabrik Stadtilm), in Westdeutschland von Karl Bub in Nürnberg, und die heute so sehr von Zinkpest geplagten Bub-Modelle waren als Zubehör für die Modellbahn-Nenngröße S gedacht. In den USA ist „Scale 64“ ziemlich populär; der Amerikaner traditioneller Modellauto-Maßstab ist 1:24/1:25, und wer dafür keinen Platz hat, weicht auf 1:64 aus. Ähnlich ist es in Europa, wo heute 1:18 populär, aber Platz fressend ist, und wer Platzprobleme hat und dennoch nicht genug bekommt vom Sammeln, weicht auf 1:64 aus. Zunehmend werden 1:64-Modelle qualitativ immer besser. Es gibt Stimmen, die besagen, 1:64 trete im Sektor aktueller Modellautos die Nachfolge der Traditionsgröße 1:43 an. Da mag aber eher der Wunsch der Vater des Gedankens sein.

Karl Bub aus Nürnberg, existent zwischen 1851 und 1966, machte Ende der 30er Jahre eine hübsche Serie mit Spielzeugautos in 1:64, die direkt nach dem Krieg kurzfristig erneut aufgelegt wurde. Buick Series 90 Four Door Sedan 1935 rot, der Dunkelgrüne ist ein nicht näher bezeichnetes „Luxus-Cabriolet“, der Braunrote im Vordergrund ist ein Hanomag 1,3 Liter 1938. Das blaue Cabriolet, ein 1936er Buick Roadster, läuft unter der Marke JaZi, die mit Bub irgendwie korreliert zu sein scheint.
Auch Minichamps machte einen Ausflug in den Maßstab 1:64, erkannte aber, dass für die Marke darin keine Zukunft liegt: hinten Aston Martin DBS 2007 und Bentley Continental GT 2008. TSM hingegen ist mit seiner Serie Mini-GT hierin sehr erfolgreich. Vorne Honda NSX (NC1) 2016, Bentley Continental GT III 2018 und Honda Civic Type R (FK8) 2017, jeweils Messemodelle aus Nürnberg.

1:48/1:50 Der ursprüngliche und der Lastwagen-Maßstab:

1:48 ist ein amerikanischer Maßstab, aus dem die Europäer 1:50 machten. US-Spielzeugautos waren anfangs in der Vor- und frühen Nachkriegszeit generell 1:48 (Tootsietoys), dem schlossen sich die Briten an (frühe Dinky Toys), auch Märklin setzte bei seiner 8000er-Serie in der ersten Hälfte der 50er Jahre eher auf 1:48. Aus Rationalisierungsgründen schwenkten die Europäer aber auf 1:50 um, das lässt sich besser rechnen. Als die Dinkys und Corgis im Pkw-Bereich wuchsen, verblieben die Nutzfahrzeuge bei 1:50. Heute ist 1:50 im Modellautobereich ein reiner Nischenmaßstab, man kann ihn getrost den „Speditionsmaßstab“ nennen. Auf Lastwagen und Baumaschinen spezialisierte Hersteller (NZG, Conrad, Tekno, WSI und andere) frönen weiterhin dieser Größe. Diejenigen Hersteller, die sich eher auf Personenwagen konzentrieren, wie beispielsweise Minichamps, machen ihre Nutzfahrzeuge dazu passend in 1:43.

Nach dem Tod von Andreas Siegumfeldt ging die dänische Traditionsmarke Tekno Pleite und wurde aufgesplittet. Einen Teil übernahm der niederländische Importeur Vamin BV in Delft und etablierte Speditionsmodelle im Maßstab 1:50. Stellvertretend für dessen riesiges Programm ein Daf XF 95 Koffersattelzug, den Herpa seinerzeit im eigenen Programm vertrieb.
Das Ausland hatte die Auswahl, Westdeutschland importierte, denn nur Gama und Märklin hatten in den 50er und 60er Jahren ein nennenswertes Programm an klassischen Miniaturautos im klassischen Maßstab. Märklin entschied sich bei seiner 8000er-Serie für circa 1:48. Die 1954er Borgward Isabella stellvertretend für die ganze Serie.

Fortsetzung morgen mit den Maßstäben ab 1:43 aufwärts bis 1:1.

afs